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Wissen und Schauen

Vererbung der Talente. Gute wie schlimme Eigenschaften können sich vererben. Während die Trinkerfamilie Zero 70 minderwertige Nachkommen hatte, die dem Staate viele Millionen geloftet haben, gibt es andere Familien, deren Stammbaum uns die fröftliche Gewiß heit gibt, daß auch die guten und genialen Eigenschaften sich ver­erben, ja fich bei einer nach rassehygienischen Grundsähen betriebenen Zuchtwahl wahrscheinlich nach wesentlich auffälliger und für die Menschheit gewinnbringender fortpflanzen würden als heute, wo die Ehen nur selten vom Standpunkt der Zuchtwahl und der Züch tung geistiger Anlagen geschlossen werden. Besonders lehrreich ist der Stammbaum der Musikerfamilie Bach. In fünf Generationen brachte diese Familie, deren Beispiel in der Kunstgeschichte durchaus nicht vereinzelt dasteht, unter 73 Nachkommen nicht weniger els 30 als musikalisch bekannte Menschen hervor, unter denen in der vierten Generation Johann Sebastian Bach als eines der größten musika lischen Genies der Menschheit hervorragt; weiterhin waren in der fünften Generation unter seinen 21 Kindern aus zwei Chen fechs hervorragene musikalisch begabt, unter ihnen der auch durch den aleichnamigen Roman von Brachvogel bekannte Friedemann Bach . Auffällig ist der geringe Anteil des weiblichen Geschlechts, das nur durch ein einziges musikalisches Talent gegenüber 29 männlichen Musikern vertreten ist.

Kulturgeschichte

DOXOO Pferdefleisch

. Da infolge der unerschwinglichen Fleischpreise bei uns der Genuß von Pferdefleisch, tas immerhin etwas billiger ist, immer mehr zunimmt, dürfte es von Interesse sein, zu erfahren, welche Wölfer überhaupt Pferdefleisch essen. Den Juden war der Genuß von Pferdefieisch verboten, ohne daß ein Grund angegeben war. Ueberhaupt man im griechisch- römischen Altertum fein Pferdefleisch, ebschon das Pferde durchaus nicht verachtet war. Nach dem hl. Hieronymus aßen Quaden, Bandalen und Sarmaten wilde Pferde. Auch die alten Germanen aßen Pferdefleisch. Man sieht also, daß wir in dieser Hinsicht wie in so manchen anderen Be­ziehungen wieder auf den Kulturzustand unserer Vorfahren zurüd­gefunten find. Die christliche Kirche suchte den Germanen den Genuß des Pferdefleisches abzugewöhnen, doch dauerte es lange, bis fie das Berbot durchsehen konnte. Im allgemeinen ist man das Pferd auch in den Ländern des Islam nicht, aber in der Nachbarschaft der Ursprungsstätte dieser Religion essen die Assyraraber, die höchstens äußerlich den neuen Glauben angenommen haben, Pferdefleisch. Burdhartt berichtet in seinem Werke über die Beduinen und Wahaby, daß ein Scheich, der nichts für seine Gäste hatte, feine eigene Stute schlachten wollte; diese konnte also nicht als eine ver­botene und unreine Speise angesehen werden. Wenn 1588 die nach Polen verfekten Tataren Pferdefleisch aßen, so hatte das bei diesen von ihren Glaubensgenossen getrennten und verkommenen Leuten nicht viel zu bedeuten, aber die Tataren an der Wolga aßen es 1715 auch. Auf Java wurde früher Pferdefleisch gegessen( vielleicht jetzt noch). Auch in China wird es gegessen, und wilde Stuten find dort fogar sehr geschäßt. Bei den Pampas- Indianern ift Pferder fleisch sogar die Haupt- und Lieblingsspeise. In Paris ist der Ber brauch von Pferdefleisch ven jeher sehr start gewesen, wenn es auch dem Ruhl hm nicht unter dem richtigen Momen vorgeseht wird.

Naturwissenschaft

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Blumen als Schmetterlingsfänger. Die Blüten der Seiden­pflanzengewächse oder Asklepiadazeen bezeichnet die Wissenschaft als Klammfallensblumen, und zwar wegen des in ihnen enthaltenen Fangapparates, mit dem sie Insekten, besonders Fliegen, ein­flemmen, so daß die Tiere sich nicht mehr befreien fönnen und in der Blüte zu Grunde gehen müssen. Bisher glaubte man jedoch, daß nur fleine Insekten von den Blüten festgeklemmt werden könn­ten; nun aber hat man, wie Stephan neuerdings nachweist, die Be­obachtung gemacht, daß der Fangapparat einer füdamerikanischen Astlepia- Art so träftig entwickelt ist, daß sogar große Schwärmer eingeklemmt und nicht mehr losgelassen werden. Die Funktion des Fangapparats geht hier in folgender Weise vor sich. Je zwei Staub­gefäße haben zwischen sich einen Raum, der sich nach oben hin ver­schmälert, während er unten. in einen fleinen Spalt ausläuft. Befliegt nun ein Schmetterling eine in der Entfaltung begriffene Blüte und taucht mit dem Rüffel in die Nektarien hinunter, so wird der Rüssel alsbald in den nach oben sehr engen Raum zwischen den zwei Staubgefäßen so fest eingeklemmt, daß er nicht mehr heraus­gezogen werden kann. Und da in der Blüte 10 Staubgefäße, also fünf Fangapparate vorhanden sind, so droht dem eindringenden Tier von allen Seiten Gefahr, aber wohlbemerkt nur solange, wie die Blüte nicht völlig reif ist. Denn sobald sie ihre Reife erlangt hat, kann der Rüssel des Insekts ebenso leicht wieder herausgezogen werden, wie er eingetaucht wurde. Merkwürdigerweise werden nun aber gerade diese Asklepiablüten vor ihrer Reife häufiger von den Schmetterlingen besucht als später, wenn feine Gefahr mehr für die Tiere vorliegt. Die bekannteste Asklepia- Art der deutschen Flora, die Schwalbenwurz, besigt einen ähnlich funktionierenden Fangapparai, der die Rüffel oder Füße der Insekten einflemmi, je doch so schwach ist, daß sich größere Insekten leicht losreißen können und nur eine Fliegen z. B. stecken bleiben. Ein ganz eigenartiger

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Bestäubungsvorgang läßt sich bei einer brasilianischen Rubiazee be. obachten, indem den anfliegenden Insekten durch eine Federkraft der Staubfäden ganz unvermutet der Pollen auf den Rüssel ges schleudert wird, worauf die Blüte sich schließt, so daß die erschreckten Tiere unverrichteter Dinge wieder abziehen müssen. Natürlich fliegt das Insekt gleich zu einer anderen Blüte, um sein Glück nochmals zu versuchen, wobei es aber gleichzeitig die Bestäubung vollzieht. Ganz ungaftlich sind diese Blüten aber doch nicht; denn nach zwölf Stunden öffnen sie sich wieder und spenden den Insekten reichlich Honig. Die Bestäubung hat aber dann bereits stattgefunden.

Erdkunde

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Flüffe, die Fluß heißen. Eine größere Anzahl unserer Fluß­namen bedeuten nichts anderes als Fluß. Darauf macht Dr. Ernst Wasserzieher in der Leipziger Illustrierten Zeitung" aufmerffam. Elbe zum Beispiel bedeutet nichts anderes als Fließendes. Bel folchen großen Flüssen ist der Gattungsname, der erst später zum Eigennamen wird, begreiflicher als bei fleinen, denn ein Fluß wie die Elbe hat eine so überragende Bedeutung, daß er eben der Fluß schlechthin wird. In Schweden , wo so viele Flüsse nebenein­ander der Ostsee zuströmen, ist der Name Elbe oder Eli sehr ver­breitet. Aber um die einzelnen Flüsse voneinander zu unterscheiden, muß man Bestimmungswörter hinzufehen, wie: Daleli, Torneels, Uneelf usw. Im Rheinland gibt es zwei Flüßchen, die Alf heißen, und in Griechenland strömt der fagenberühmte Afpheios; diese Wörter sind mit Elbe urverwandt und bedeuten nichts anderes als " Fluß". Ebenso ist es mit Rhein und Rhone ; beide Namen bezeichnen nur einen Fluß, und das Gleiche ist der Fall beim Ebro, Indus, Ganges , Ornofo u. a., die eigentlich alle Gattungsnamen und feine Eigennamen find. Anders liegt es z. B. bei der Saale , die Salzwasser bedeutet, und bei der Lahn , die aus Loganaha verkürzt ist, was wahrscheinlich Laugenwasser heißt nach der grauen Farbe des Fluffes, tie noch einige Zeit nach feiner Mündung in den Rhein deutlich erkennbar ist. Ein Ortsname, der Fluß bedeutet, ist der des jetzt so vielgenannten Fiume . Der Ort liegt in der Nordostecke des Adriatischen Meeres und hat seinen Namen von einem Rüftenflüßchen, das einfach Fiume, d. h. Fluß, genannt murde und auch feinen anderen unterscheidenden Namen brauchte, weil man eben feinen anderen Fluß fannte.

Die blutige Internationale.

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RLORATA

B.

Die Nationalisten aller Zänder haben nur eine einzige geistige Waffe"