tnblid;— waren Stunden oder Tag« vergangen— suhlte die Frau, daß die Schmerzen von ihr abglitten. Sie öffnete langsam die Augen und blinzelte ins sanfte Morgenlicht, das die Kammer zu tüllen begann. Dann sucht« sie zaghast den Blick ihre» Mannes, der die l)erabgeglitt«ne Decke um ihre Schultern zog. .Ist's denn vorbei?" tastete ängstlich ihre Stimme. Der Mann nickt«. Jetzt sah sie, wie bleich er war, und mit milder Ergebung murmelte st«:„s is wohl wieder nischt--?" Da beugte sich Wendland herab, und seine rauh« Stimme überschlug sich in den stammelnden Lauten unfaßbarer Freude. „A Mädele haben wir, Weib. A munteres Dingl. Das bleibt uns— das muß uns bleitxnl" Und er griff mit zitternden Händ«n»ach dem Tragebettchen, das ihm die weise Frau lächelnd reichte. Matt griffen die iiände der Mutter in die Höhe. Ein gesundes, wohlgebildetes Kindchen lag in den vergilbten Kiffen. Wortlos be- tastete Jule seine weichen Händchen, die kleinen Füße, das zarte Gesicht. Tann strich sie mit der Hand über die Aug«n und sah noch imm«r stumm auf ihre» Mann. Wendland nickte ihr strahlend zu:.Ja. ja,'s ts unser Kindt Du glaubst«s wohl noch gar nich—? Nu, Alte— jemerfch nee— ich gioobe, du weinst." Jule hatte die Hände über dem Aettchen gefaltet. Große Tränen sickerten über ihre eingefallenen Wangen. „Ich— ich gloobte.'s is wieder umsonst, und da— im Garten — halte ich schlechte Gedanken und sing an, wi« eine Borrickte zu schuften. War w«iß, was ich noch getan hätte— wenn nich das kleene Wickele plötzlich vor mir gestanden hätte. Wie«n Engelchen hat es mich angeschaut, und als ich es ans Herz drückte, da— da waren alle argen Gedanken weg, und ich fing an, een klein wenig zu hoffen—. Und nu ist's gut gegangen! Ree» wie een Wunder ist's mir. Mann, daß ich so a Kind habe, und ooch, daß du so— so freundlich auf mich blickst und mich anhörst." In ihr schmales Gesicht war feines Rot gestiegen Sie barg es in den Kissen. Aber ihre Hand tastete nach der d«s Mamxs. und über dem Kind hinweg fanden sich zwei harte Hände.... völternamen. Bon Bruno Sommer. Fast alle Böller glauben von einem Urvater abzustammen, der dann göMich verehrt wurde, so daß in vieler Völker Sagen Stammes- gottheit und erster Mensch sich decken. Di« Völker nennen sich selbst häufig nach diesem Gott-Urvater. Zuerst muß man>a an die bibli- schen Völker denken: die Iudäer, Ephraemiten, Edomiter, Ammo » nlt«r usw. Nach einem Stommgott T u i st o oder T e u t nannten sich auch die Teutonen und der altdeutsche Name diot: Menschen, Volk, wovon der Name Deutsch « stammt, hängt mit jenem Namen zu» sammen. Ein anderer deutscher Stammvater wird Mann»« genannt und danach nannte sich das Boll.Mannen" fAlemaanen usw.) sowi« das di« Herrschaft ausübende Geschlecht.Männer". Di« .M e n s ch e n" find die.Mannus'schen". Aber nicht allein deutsch , auch im Indischen ist Manuschta: der Mensch; die Zigeuner indischer Abstammung nennen sich als Volk Manusch, das ist eben Menschen schlechthin. Der in Deutschland in der Form Mannu» austretende Name ist, wenigstens innerhalb eines gewissen nicht unbedeutenden Bereichs, international. Als Gott, ersten König oder Menschen kennt ihn Indien als Manu. Aegypten als Mencs, Min und Aman, Phönikien und Syrien als Men, Meni, Mino und Manoss«, Kreta als Mino», Arabien als die Gottestochter Mana, das Lettenoolk als Mens. Das Altnordische kennt einen Mondgott Moni, und der Name.Mond " hängt damit sicher zusammen. Bei anderen arischen oder noch älteren Völkern heißen beide Men, M«ni und ähnlich. Der Mond Ist auch nachweislich die erste Himmelsgottheit. Rom hat seine Mania und Manen. Alle sind sie Geistwesen, die der Grieche mittels Mcmteia (Zauberei) beschwören kann. Darum ist«s auch verständlich, wenn der Geist de» Menschen indisch Monas, griechisch Menos, Mania, Mneme und Pneuma, lateinisch Mens beißt. Das altnordische Munin, gotisch Muns, ist:©«danke, Verstand, der In der Sage auch als Gottheit auftritt: als Odhins ratgebender Rabe Munin. Der Grund dieses anscheinend merkwürdigen Zusammentreffens innerhalb der indogermanischen(besser: arischen) Sprach- gruppe liegt darin, daß die Konsonanten M und N zu den ersten ge» hören, die der vorerst sprachlose Urmensch aussprechen konnte. Er wendcte sie zuerst auf das ihm nächslliegend«, auf die Mutter und die Mutterbrust an, die bei Hunderten von auch nichtarischen Völkern Amma, Anna, Mama, Nana und ähnlich heißt. Von hier ging der Name auch auf die Väter und deren Geister, schließlich auf die Menschen als Gesamtheit über.(Auch bei den gleichfalls sehr früh austretenden D- und T-Lauten läßt sich das nachweisen: vergleiche oben Teut.) Vorläufig freilich ging der Nam« nur erst auf die Genossen der eigenen kleinen Gemeinschaft über. Alle anderen menschlichen Wesen sind dem Naturmenschen keine.Menschen", sondern Tiere des Waldes, Wild, das er jagt, totei und in der Urzeit au�iahmslos ver-! zehrt. Aber bei den Völkern entstanden endlich Häuptlinge, Mächtige, „Herren ", und da besonders ihre fortlebenden Geister sich zu Göttern weiterbildeten, so sind diese die„Herren" in erster Linie. Wie be- retts der alte Babylonier seinen Gott Bel, das ist Herr nennt, so nennt der alte Syrier und Jude ihn Adon, der Christ Kyrios, Dominus, Seigneur, Lord . Herr. Jedoch auch die„Menschen", die sich in dem ewigen Kampfe be- haupteten, and«? Stämme besiegten, fühlten sich als Herren, und so gehen auch hier beide Begriffe ineinander über. Die Siegenden sind mit einem anderen Wort„E d l e", arisch A r j a— davon eben stammt die Bezeichnung„arisch" für unsere gesamte Rasse. Di« ölte- sten Arier, die wir kennen, sind die im zweiten vorchristlichen Jahr- tausend in schriftlich bezeugten Harri in Vorderasien, vielleicht Armenien . Ihr Name ist das Urwort für unsere Herren": im Indischen hat es sich zu Arja abgeschliffen. Merkwürdigerweise braucht der Schweizer für„Herr" auch noch die alte Form Muni. Auch die alten Germanen fühlten sich als ein Herrenvolk,— es wäre zu erwägen, ob der in seider Bedeutung immer noch strittige Name mit seiner Stammsilbe Ger — nicht eine bloße Variatton von Her— sei. Der Herr Mminus hat nach der Ueberlieferung drei Söhne: Irmin(Hirmin), Ingo, Ifta . Die Bedeutung der zwei ersten sst nachweislich„Herr", beim dritten ist es wahrscheinlich. Die Her- minmien, Ingwäonen und Jstägonen, die sich nach ihnen nennen, sind also„Herren"vLlker, flegende Stämme, die die Unterliegenden versklavten, soweit sie sie nicht ausrotteten.» Bei den nichtarischen Völkern hat zwar die' sprachliche Form- esttwicklung einen anderen Weg genommen— der geistige Weg ober ist derselbe geblieben. Immer wieder muhten die Völkerforscher fest- stellen, daß der Name, mit dem ein Volk sich benennt,„M e n s ch e n" schlechthin bedeutet. Schon aus der Bibel sst uns das Volk der Adami— Edomiter=„Menschen" bekannt. Dasselbe bedeuten der Eskimoname Inuit, die Namen der amerikanischen Stämme der Thlinkit, Karibona, Maja, Guarani , Waikena, der Panipas- Indianer Tschessche und Tsoneta: auch das brasilianische Tupi scheint diesen Begriff auszudrücken.„Menschen" allein sind auch nach ihrer Meinung die australischen Kurnai und Kanaken, Malaien und Tonga , die afrikanischen Bantu, Tinnee, Niam-niam, Koin-koin (Hottentotten), die asiatischen Oirad oder Oelad(Kalmücken), Maara oder Mari(Tscheremissen), Odulpa(Iukagiren), Ainu, Chasooo (Samojeden), vräwehat(Tschuksschen), Karenen, sodann die indischen Bhot, Bhudja, Bhudan usw. Auch Türke und Mongole, Slawe und Serbe bedeutet nur«Mensch", desgleichen Zichu, wie sich der Tscherkess«, und Haikh, wie sich der Armenier nennt. In gleichem Sinne nannten sich schon die alten Aegypter Rom — t. Auch der Spezialname.Männer" tritt vereinzelt als Volksnam» auf: Tungusen nennen sich demenssprechend Boja, Samojeden Njänätz, Djtjäken Thahe. Da aber Mann und Mensch fast überall gleichen Worsstammes ist— ein Zeichen für die ftühe Hintansetzung der Frau—, der Mann meist als der Mensch schlechthin gilt, so ist da» im Wesen dasselbe. Fühlen sich so selbst die tiefstehenden Stänunchen ihren Nach- barn gegenüber allein als Menschen und Herren, so geben sie diesen Nachbarn auch gar zu gern Spott« und Ekelnamen— meist nach Eigentümlichkeiten in Aussehen, Sitten oder Schicksalen. So hat auch der Westeuropäer die Namen der besiegten Slawen und Serben für seine Bezeichnungen Sklave und Servu»(auch Sklave, Knecht bezeichnend) benutzt. Diese schlimm« Sitte haben sich auch di« modernen Kulturvolker noch nicht abgewöhnt, und der Weltkrieg hat sie in verstärktem Maße wieder aufleben lassen. Wir Deusschen haben uns zum Glück weniger vorzuwerfen; wenn unsere Soldaten den polnischen Bauer etwas ironisch Pause nannten, so war da» eben doch der Herrenname. Hoffen wir, daß In Zukunft der Name „Menschen nicht mehr den Begriff der„Herren", sondern den der „Gleichen"»inschließt._ Arbeit. Wie ein gewaltiger Sealenfchlag. Entwächst meiner Hand Riesengroß: Arbeit. Endlos sich breitend Wi« ein gewaltiger Baum Fühlt sse sich vor zu den Grenzen der Welt Und hoch in den Himmel, Strotzend vor Sraft. Die sie sog Aus den Tiefen der Erde, Die der Mensch durchwühlt Mit zitternden Händen Und tränendem Blick. Aber stolz und erfüllt von endloser Freude, Dergeisend den Schmerz und die Mühe des Schassens. Oeffnet den Schoß er der reifenden Ernte. Und durch die ftuchlschweren Zweige Des spendenden Baumes Trifft ihn der Blick eines lieblich«, Mädchens, Lächelnd vor Glück. Erich Grisar (In seiner Gedichtsammlung ,351 orgcnrut*. Berlag R. Nuschke, Leipzig .)