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Aus den

des Kolorado  - und Gilafluffes verteilt und hunderttausende von in feiner Lebensweife, in feinen Kulturansprüchen fonderte fich der Acers in fruchtbares Land verwandelt, das Zitronen und Baum- Mann der Arbeiterklasse noch streng von dem Mann der Mittel wolle oder Trauben oder Viehfutter trägt. In etwas fernerer zu lasse und der Bourgeoisie ab. In blauem Arbeitskittel ohne Kragen funft taucht schon das Bild der Schiffbarmachung des Kolorado und ging der Arbeiter noch vielfach in die Fabrit. Er verfehrte in der eines Geehafens am Golf von Kalifornien   auf. Auch hier wieder" Destille" und Kellerfneipe. Die Vorstadtschmiere befriedigte sein Amerika   das Land der Zukunft, während Europa   an der erblichen ganz ungeläutertes Unterhaltungsbedürfnis. Zweideutige Couplets, Belastung seiner Bergangenheit zugrunde zu gehen droht. Heute die in großer Masse aus der liederlichen Gründerzeit" heraus zählt Juma 4000 Einwohner. Wer weiß, wieviel nach 10 oder geboren waren, zotige Leierfaftenlleder und blutige Rolportage 50 Jahren? Einst mündete hier der Kolorado in den Kalifornischen romane waren überall in Umlauf. Die derbsten Verse der Berliner  Golf, dann verschüttete der Fluß den nördlichen Golfteil. Jetzt will Gaffenhauer dieser Zeit haften bis zur Stunde noch in meinem Ge menschliche Energie ihm seine Beute wieder abringen. Das eine dächtnis. Der Schnapsgenuß war sehr im Schwunge, und bei der erhöhte Flußufer trug früher ein Fort, jezt steht dort oben eine schlechten Ernährung des Proletariats waren betrunkene, torfeinde Indianerschule mit Internat und allem sonstigen Zubehör. Ame- Arbeiter an den Sonnabenden ein häufiger Anblid. rifa will auch die Indianerfrage wie die Negerfrage mit den Mitteln Fenstern der Kellertneipen drang oft ein wüftes Geschimpfe, schwere der Erziehung zu lösen suchen. Die Anschläge am Verwaltungs- Schläge fausten nieder und zerschlugen die auf den Tischen stehenden gebäude, welches nicht nur für die Schule, sondern für die ganze Gläser und Teller. Laute Hilferufe zogen die Polizei herbei. Die hier angrenzende Indianerreservation den Regierungsfiz bedeutet, Schußmänner, die Blauen" wurden massenhaft in Prügeleien ver­Der sogenannte" Blautoller" tobte sich in den tiefsten warnen vor zu ausgedehnten Festlichkeiten, vor allzu wilden Län- widelt. aen, vor berauschenden Getränken, mahnen zur Arbeit und Spar Schichten der Arbeiterklasse noch ungezügelt aus. famkeit. Ein Stück recht patriarchalischen Regimentes inmitten Die Arbeiter wohnten vielfach in Hinterhäusern, die von den einer modernen Demokratie. Wird es auf diesem Wege gelingen? Fortschritten der Hygiene noch unberührt waren. Die Bewohner der Wird sich der rote Mann, der einst Herr dieses Landes war, fchließ- Hinterhäuser benutten oft die noch auf den Höfen gelegenen Aborte, lich noch als bescheidenes Glied in die neue Ordnung fügen? Oder da ihre Wohnungen noch nicht mit Wasserklosetts versehen waren. wird er doch an dem Widerspruch der Verhältnisse zugrunde gehen? Von diesen Aborten verbreitete sich ein den ganzen Hof verpestender Statt des friegerischen Federschmucks trägt er heute einen alten Geftant. Ueberdies lag auf den Höfen die Sentgrube", in die merikanischen Schlapphut. In dürftiger europäischer Kleidung die Klosetts der Borderhäuser ihren Inhalt ergoffen. Schon hygienisch fommt er vom Land in die Stadt hereingefahren, um die Pro- war also eine scharfe Grenze zwischen Vorder- und Hinterhäuser dukte seiner Farmerei abzusehen; aber hin und wieder auch Frauen gezogen, die der Hinterhäusler selbst bei sorgfältigster Reinlichkeits­in malerisch bunten Gewändern und Männer mit farbigem Band pflege nicht verwischen konnte. im glatten, schwarzen, langen Haar und mit scharf geschnittenen edlen Gefichtszügen, die alle Erinnerungen der Lederfirumpf- Lektüre wach werden lassen. Und diese Gestalten neben Negern, Japanern, Merikanern und Weißen! Was gibt auch diese fleire Stadt wieder für einen charakteristischen Auszug aus dem ungeheuer vielgestal tigen, zukunftsvollen, aber auch problemreichen Leben Ameritas!

Die bürgerlichen Wizzblätter der Zeit stellten den Sozialdemo traten der siebziger Jahre durchweg als einen schmutzigen, betrunke nen Faulenzer dar, aus dessen Tasche eine Schnapsflasche schaute. Natürlich darf, als Symbol gewalttätiger Roheit, dem Sozialdemo fraten nicht der mächtige Lölfefnüppel" fehlen. Alle die Mängel der Zeit, die der von der Arbeiterbewegung noch nicht ergriffene Prole tarier an sich trug, wurden von der bürgerlichen Breffe dem Sozial­demokraten angeheftet. Und aus dieser Presse bildete sich das

Eindrücke aus dem Attentatsjahr 1878. Bürgertum feine Begriffe von der sozialdemokratischen Bewegung.

Bon Paul Kampffmeyer  .

Seit der Begründung des Allgemeinen Deutschen Arbeiter vereins waren fast fünfzehn Jahre verfloffen, als der 21jährige Max Hödel- Lehmann am 11. Mai 1878 auf den deutschen   Kaiser schoß. Kaum war die Meldung von diesem Attentat" an das Ohr Bismards gedrungen, so telegraphierte er schon in die Welt hinaus: Ausnahmegeset gegen die Sozialdemokratie". Einen Tag nach dem 15. Geburtstag der Sozialdemokratie, am 23. Mai 1878, wurde der in fliegender Haft hergestellte ausnahme­gefeßliche Entwurf mit 243 gegen 60 Stimmen vom Deutschen  Reichstage abgelehnt.

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Der Hödel  - Schuß hatte das Bürgertum in eine nervöfe, zu ge­walttätigen Ausschreitungen neigende Erregung verfeßt, die nach dem Anschlag Nobilings am 2. Juni 1878 in wirklich gemein gefährliche Tollwutanfälle ausartete. Schwere Schuld an den epilep­fifchen Krämpfen, in denen nun die Bourgeoisie wie wild um fich Ichlug, trug allerdings wieder die Bismarcsche Regierung, die wahre Delirien im Haß- und Verfolgungswahn durch folgendes Wolff Telegramm entfesselt hatte:" Berlin  , 2 Uhr nachts. Bei der späte ren gerichtlichen Vernehmung hat der Attentäter Nobiling bekannt, daß er sozialistischen Tendenzen huldige, daß er auch wiederholt hier fozialistischen Bersammlungen beigewohnt und daß er schon seit acht Tagen die Absicht gehabt habe, Seine Majestät den Kaiser zu erschießen, weil er es für das Staatswohl erfprießlich gehalten habe, tas Stadtoberhaupt zu beseitigen."

Ich selbst war höchlichst erstaunt, als ich den ersten Sozialdemokraten, den ich persönlich im Jahre 1878 tennen lernte, den Schneider Scharfenort, in einem feinen Gesellschaftsanzug fah, als er eifrig für den sozialdemokratischen Kandidaten Fr. W. Fritsche agitierte. Ueberhaupt fielen mir die Verbreiter der sozialdemokratischen Stimmzettel vor den Wahllokalen wegen ihrer ordentlichen, an ständigen Kleidung auf. Diese gut gekleideten Männer hatten doch gar nichts mit den Schreckbiltern gemein, die die bürgerliche Bresse von den Sozialdemokraten zeichnete.

Das Attentatsjahr 1878 vermittelte mir einen unvergeßlichen, mein Leben in mancher Hinsicht bestimmenden Eindruck: den Ein­drud der Sozialdemokratie als einer allgewalti gen Maffenbewegung. Im März 1878 an einem Sonntage formierten sich auf dem Mariannenplag vor meinen Augen die Armeen der sozialdemokratischen Arbeiterschaft, die hinter dem Earg des sozialdemokratischen Agitators August Heinsch schritten. Da erflang der Schritt der Arbeiterbatalllone, von denen einst Ferdinand Laffalle prophetisch gesprochen hatte, da triumphierte gleichsam in der Deffentlichkeit eine neue, auf eine ungeheure organisierte Armee fich ftüßende Gesellschaftsklaffe.

Hinter dem Sara August Heinschs gruppierten sich die ersten organisierten Arbeiterfrauen. Auch das war für Berlin   ein uner hört neues Ereignis. Frauen in politischen Organisationszügen, Frauen in öffentlichen Bersammlungen, Frauen auf der Redner­tribüne! Ich erinnere mich noch des Gespötts der guten Tanten auf die Präsidentinnen" Hahn und Stegemann. Natürlich gaben fie nur das Zeitungsgeschwät aus der Tante Voß und dem Ber Die fozialdemokratischen Frauen des liner Tageblatt" wieder.

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Diefe telegraphische Meldung war grunderlogen; denn Nobiling hatte überhaupt nichts mit der Sozialdemokratie gemein, und er war in den Stunden nach dem Attentat gar nicht ver- Jahres 1878, die vielverhöhnten Frauen Hahn und Stegemann, haben durch ihre politische Betätigung auch den bürgerlichen Frauen nehmungsfähig. den Zugang zu dem politischen Wahlrecht und zu den politischen Aemtern eröffnen helfen.

Am Attentatstage befand ich mich Unter den Linden  , und ich erinnere mich noch der Ansammlungen erregt diskutierender Men Ichen. In diesen Diskussionen wurde unter anderem auch Nobiling mit den Ultramontanen" in Verbindung gebracht. Es hieß: er Als sozial­märe ein fleißiger Lefer der Germania  " gewesen. bemokratischen Mordanschlag" gab erst später die von offiziösen Söldlingen bediente Preffe das Nobilingsche Attentat aus.

Wenige Tage nach dem Attentat des größenwahnsinnigen Idioten Nobiling löste Bismard den Reichstag auf; und nun fetzte ein überhigter, mit allen Waffen der Lüge und Demagogie gegen die Sozialdemokratie geführter Wahlkampf ein, der, in seinen Aeußerlichkeiten in den höheren Schulen nachgeäfft, dort zu einem lustigen Frosch- Mäusefrieg wurde. Die wenig beneidenswerte Rolle des königsmörderischen" Sozialdemokraten wollte in diesem Kriege allerdings feiner fpielen. Wir prügelten uns in der Quarta nur als Fortschrittler, Nationalliberale und Konservative. Ich er­wähne diese Wahlraufereien im Benale nur, weil sie im wahren Sinne des Wortes handgreiflich zeigen, bis zu welchem Grade die aufgeregte Attentatsperiode groß und flein politisiert hatte. Die politische Parteibildung" auf den höheren Schulen setzte aber erst fiefer mit der antisemitischen Propaganda der Stöcker, Henrici und Förster ein, denn ihre berbe Radaufprache redete gar verständlich zu einer Jugend, die vielfach noch dem rückständigen Beamtentum entstammte.

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Die sozialdemokratische Bewegung war 1878 felbst dem gebil­deten freifinnigen Bürgertum ein völlig unbekanntes Land, zu dem ihn keine verbindende Brücke hinüberführte. In seiner Kleidung,

Industrie.

Früh um sechs Uhr heulen die Sirenen. Dann lösen wir Tags schicht die Nachtschicht ab. An die Stelle der Höchstermüdeten treten die Wenigerermüdeten. Ganz ausgeruht find wir niemals. Der Jr.duftriearbeiter hat keine Zeit zum Ausruhen. Das Ausruhen besorgen die Geldhaber der Industrie.

Unser Tagwerk beginnt polternd und schwarzrollend. Unser Tagwerf tritt uns als Nichtfreund entgegen. Unser Tagwerk: das ist die teuflische Sirene, deren Wechstimme uns her- rief.

Räder schwirren. Rolben ächzen. Triefendes Del bedeutets triefende Tränen unserer freifeinwollenden Seelen.

Feuer fauchen. Hämmer dröhnen wie Erdbebenstimmen. Spindeln tanzen giftig. Webstühle. zerreißen den Rhythmus heller junger Mädchenherzen. Schönheit des weiblichen Körpers wird erbarmungslos breitgetreten. Und Ruinen heißen wir die Seelen der alten Industriearbeiterinnen.

Industrie! Der Bürger weiß nicht, was hinter dem Worte Steckt Aber wir: die Broleten: wir fennen und fürchten und hassen die teuflischen Heren: die gelbäugigen Sirenen: die Herrscherinnen Mar Dortu. im Reiche der Schlote.