r Es ist Merkwürdig, wie viele Eulalias, Adalberts und Aemils«s gibt! Sie laufen einem über die Füße, stehen an jeder Straßen-«k« und stolpern leicht simügerweise Elektrischen, Autos und Straßen-kehrmaschinen in die Räder. Stets halten sie den Börsenteil vordl« Nnsel Stets munneln sie Zahlen. Kurs«. Papiere... und sehenaus wie die künstlichen Ruinen bei Sanssouci!Reben Hungertyphus, Syphilis und Größenwahn grassiert in er-freulichster Blüte der Papierfetischismus! Man läuft Amok aufPapiere! Und freut sich kindisch, wenn man hat! Und hält! Undhält— selbst wenn man peu» peu dabei verhungertIm Brockhaus steht unter M: Mensch sapiens), gehörtin die Klasse der Säugetiere, unter denen ihm die Affen zunächststehen, ausgezeichnet und von allen Tieren unterschieden durch diebesondere Entwicklung seines Gehirns, die lückenlose Zahnreihe, dieeigentümliche Behaarung, den aufrechten Gang, den Gebrauch derHände, die Sprach«.Worauf ich mir von Aemil II. eine Ochringen Bergbau pumptelgegen Kaution!) und in den Zoo eilte. Bor dem Affenkäfig postierteich mich, in der Linken die Bergbau, in der Rechten eine Apfetsine,und rief laut:„Bergbau 700000!" Worauf die Beester mir dieApfelsine aus der Hand rissen und die Bergbau verunreinigten!Darauf ging ich zu Adalbert II und hielt ihm in der Linken dieverunreinigte Bergbau und in der Rechten ein« Teewurst vor mitden Worten„Bergbau 700 000!" Woraus Adalbert II stch auf dieBergbau stürzte und die Teewurst nicht beachtet«. Er kaufte mirdie Bergbau für 800 000 ab. Die 100 000 steckte ich ein und ließAemil II die Kaution gleich 700 000. Aemil wollt« mich erdolchen,weil sein« Bergbau futsch war. Wo sie doch steigt! Er wollt« mich,seinen besten Freund, wegen Unterschlagung belangen. Inzwischenhat er sich erhängt. Aus Schmerz über die entschwunden« Bergbau!Warum heißt das Beest von„Homo" nur„sapiens"?!?Kinüheitserinnerungen aus �lt-Serlin.Bon Henni Lehmann.Geboren bin ich im Osten Berlins, der damals— in der erstenHälft« der sechziger Jahre des vorigen Jahrhunderts— noch einebedeutsamere Rolle im Leben der Stadt spielte, als gegenwärtig. Derneue Westen war kaum im Entstehen begriffen, und im Osten hört«die Welt beim Frankfurter Bahnhof, dem späteren Schlesischen Bahn-Hof, auf. Dahinter lag freies Feld.— Mein Geburtshaus— Holzmarktstraße 53— gehört« dem Stadtrat Appelius(dessenName mit Borliebe französisch: Appel jus, ausgesprochen wurde), anden als einzige Erinnerung meiner Kinderphantasie die Borstellungeiner über Menschenmaß hinaus entwickelten ungeheuren roten Ras«hasten geblieben ist. Wer etwa den alten Herrn noch gekannt hat,wird das begreifen.— Das Haus wurde von Mitgliedern der städti-fchen Behörden bevorzugt. Der OberbürgermelsterSeydel,nach dem die Seydelstraße benannt wurde, hat darin gewohnt, danachder Stadtverordnetenvorsteher Kochhann, der Amts-Vorgänger meines eigenen Baters. Es bestand aus einem breiteneinstöckigen Borderhaus und zwei Seitenflügeln, zwischen denen sichder geräumige Hof hinzog bis zu einem großen Garten, der sich querhinter dem ganzen Gebäude her erstreckte. Der Garten war herrlichgepflegt und hatte in der Mitte ein Rosenbosquett, dessen Zentrumeine blanke Silberglaskugel bildete. Niemals kann ich an diesenblühenden Garten denken, an dessen Stelle sich seit langem einFabrikgebäude mit rauchenden Schloten erhebt, ohne daß mir einWort Paul de Lagardes einfällt:„Bis 1848 ist Berlin eine Stadt der Poesie und der Blumengewesen."Zumal der Osten war die Blumengegend Berlins, in der sich dieGärtnerfamilien oornehmlick der französischen Refugics ansässiggemacht hatten, die B o u ch e s auf deren Grundstück wir im Winteruns auf einer herrlichen gegossenen Eisbahn tummelten, die Lim-prechts und Andre. Ich erinnere mich, daß ich als Kind zwischenblühenden Hyazinthenfeldern spielte: seit dem Kriege sieht man kaumnoch Hyazinthen in Deutschland.Im Osten befanden sich damals auch zahlreiche Färbereien—der Name der Kuhnertschen ist mir in Erinnerung geblieben—, undsie ergossen ihre Abwässer zum Teil in die breiten, tiefen Rinnsteine,die sich vor der Kanalisation an beiden Seiten der Holzmarktstraßeentlangzogen. Die schönen heißen, blauen, grünen, roten, lila Ströme,die hindurchflossen, machten mir besondere Freude, und trotz allerVerbot« schlüpfte ich immer wieder aus dem Haufe, zog Schuh undStrümpfe aus und ließ meine Beine in das schöne warme Wasserhineinbaumeln. Man sprach damals noch nicht so viel von der Ber-rohung der Jugend wie jetzt. Dennoch war ein Gassenbube rohgenug, bei einer solchen Gelgenheit mit meinen neuen Stiefeln, dieich neben mich gestellt hattet davonzugehen.In der gegenüberliegenden, der Spreeseite der Holzmarktstraße,befanden sich die großen Schicklerschen Speicher, und anunsrer Seite weiter hinauf nach Osten die Eq er fchen Holz-Plätze. Die Egers waren eine alte Berliner Familie, und die da-maligen Besitzer, die Gebrüder Eger, pflegten, um ihre Berliner Tra-dition zu betonen, gern richtig zu berlinern mit„Nee" und„Ick" und„Det", was in Bürgcrkrcisen schon damals außer Mode gekommenwar. Dicht bei den Egerschen Holzplätzen lag die L i n k s ch e A p o-t h e k e, in der Ich als Doktorskind immer besonders gut behandeltwurde und Gersten- und Lederzucker geschenkt bekaw. Besondersder süße weiche Lederzucker, der sich ganz lang zog, wenn man hin-einbiß, schwebt mir vor als über die Maßen genußreich, und ichbedaure, daß ich heut nicht meinen Enkeln ein Stückchen Lederzuckerschenken kann. Der Gipfel solcher süßen Freuden indes war„Raute". Ich denke, es waren getrocknete gehärtete Siruptäfel«chen mit weißen Mohnkörnern bestreut, die wir mit Vorliebe für einen„Dreier" bei der alten Verkäuferin am Eckstand aus dem Alexander-platz kauften. Auch sie gehörte zu den Typen Berlins.— Ob es jetztnoch Raute in Berlin gibt?—Der eine der Gebrüder Eger heiratete, wenn ich nicht irre, dieberühmte Darstellerin des Wallnertheaters, Ernestine Wegncr.Nachdem wir noch einige Jahre in dem Nebenhause Holzmarktstr. 54,das auch einem Stadtrat— Kelch— gehörte, gewohnt hatten, zogenwir nach der Wallnertheaterstr. Nr. 39 an der Ecke der Raupach-stroße. Damals endete die Wallncrtheaterstraße an der Raupachstraße,an der«in Bretterzaun ihren wenig schönen Abschluß bildete. Die Ber-löngerung nach der Markusstraße bin wurde dann durchgebrochen. DieMarkusstraße war etwas abschüssig und hatte sehr schmale Rinnsteine.Bei Regengüssen sammelte sich das Wasser und stürzte als kleinerreißender Bach die Straße hinab: den wir kleineren Kinder zu durch-queren fürchteten. Geschäftsgewandte Jungen hotten deshalb dieErfindung gemacht, die Rinnsteinbohlen, die die Uebergänge vomTrottoir zum Fohrdamm bildeten, zu lösen. Wir bestiegen dies Fahr-zeug, das sie wie ein venetianischer Gondolier mit Stangen abstießenund uns auf die andere Seite ruderten. Wir bezahlten mit einemPfennig, einer Stahlfeder oder einigen Stecknadeln,Im übrigen hatte ich ein Grauen vor diesen Rinnsteinbohlen,unter denen langschwänzig« Ratten hausten, die erschreckend in dasströmende Wasser Hinausschossen.Stecknadeln waren überhaupt ein beliebtes Zahlungsmittel, ins-besondere bei der Maikäserbörse, die. zwischen den Berliner Kindernim Frühjahr eine große Rolle spielte. Die Jungen hatten die Tier-chen in Zigarrenschachteln, damit gingen sie die Straßen auf undnieder und sangen ihr»» Bers:„Käfer Mai, Käfer Mal,Für esne Nadel gibt es drei."So billig war der Maikäfer aber nur in guten Iahren. Inschlechten hieß es:„Käser Mai, Käfer Mai,Eenen für der Nadeln drei."Es ist jetzt wieder Frühling, da ich diese Kindheitseninncrungenniederschreibe. Bielleicht lieft sie ein Berliner Kind und beantwortetmir die Frage, ob auch gegenwärtig in Berlin noch Maikäfer ge-handelt werden, und ob sich ihr Preis nach Stecknadeln bestimmt,oder ob er vielleicht auch zeitgemäß mit dem Dollar steigt und fällt.Ich vermute das Letztere, denn ich fürchte, die jetzigen Berliner Kin-der sind unendlich viel moderner und weltkundiqer als wir es warenin der Zeit des guten alten Berlin, in der Zeit der Rinnsteine, derDreierfchrippen, des Bkerdeomnibus als einzigen Massenvcrkehrs-mittel», der Blumen und Maikäfer.Ja, damals!— Aber damals war ich jung, und vielleicht erscheintden Berliner Kindern der Gegenwart das heutige Berlin ebenso schönwie mir das alte.— Vielleicht!—Das Unberechenbare öer Technik.Von Willy M ö b u s.Wir sind gewähnt, In der Technik«in« Angelegenheit zu sehen,die mit kaller, verstandesmäßig durchgeführter Rechenarbeit be-wältigt wird. Wenige nur wissen, daß dem Techniker auch In-tuition und Phantasie eignen müssen, wenn er Großes schaffen will.Darüber hinaus aber birgt die Entwicklung der modernen Technik,die mit der Erfindung der Dampfmaschine begann, soviel rechnerischUnfaßbares, daß bei einer eingehenden Betrachtung dieser Entwick-lung das sichere Gefühl schwindet, das eine sauber durchgeführteBerechnung mit einwandfreien Ergebnissen immer gewährt.Dies« Entwicklung, die vor fast 1'ch Jahrhunderten einsetzte,scheint ohne End« zu sein. Jeder Fortschritt erscheint nur als«in«Etappe zum nächsten Ziel, alles ist im Fluß, und was heute alsneueste Errungenschaft gepriesen wird, gilt morgen als überholt, umübermorgen wieder als neuer Fortschritt gepriesen zu werden. Ja»jede neu« Erfindung, jede Lösung irgendeines technischen Problemsläßt zahlreich« andeve entstehen: hier tritt das Unberechenbare derTechnik klar in die Erscheinung. Unübersehbar ist der weitere Gongdieser Entwicklung, die einen tiefgehenden Einfluß auf unsere allgc-meine Kultur ausübt.Unbekannt sind die Energiequellen, die uns zur Verfügungstehen. Unermeßlich schienen die Kohlenschätze in den Iugendtagender Dampfmaschine zu sein. Heut« sieht man ihr Ende voraus, aberman ist überzeugt, daß erst der kleinst« Teil der uns tatsächlichzur Verfügung stehenden Energien ausgenutzt wurde, und empfindetes wie ein unabweisbares Schicksal, daß es keine Formel gibt, nachder der Energiegehalt des Universums oder auch nur der Erde be-rechnet werden könnte. Wir glauben an unermeßliche Kräfte, ohnesie messen zu können. Das ist ein Zustand, der an den ver-gangener Jahrtausende erinnert, als die Menschen noch Im Donner