und Blizz den Willensausdruck göttlicher Gewalten sahen und beim Rauschen heiliger Haine fromm erschauerten.
Bir nuhen heute die Wasserfräfte, auf die die ersten Dampf maschinenbauer geringfchäßig blickten, zur Energiegewinnung groß zügiger aus als frühere Jahrhunderte, und leiten Elektrizitätsströme über das Land, verwandeln Nacht in Tag und lassen eiserne Stlaven für uns arbeiten. Wir nutzen Wind und Sonnenschein und die Energie der Meereswellen und wissen, daß hier noch ungeahnte Möglichkeiten liegen. Darüber hinaus hoffen wir, daß es gelingen werde, den Atomzerfall der radioaktiven Substanzen zur Erzeugung gewaltiger Kräfte nutzbar zu machen, Alles das sind Dinge, die erst im Anfangsstadium ihrer Entwicklung stehen, und die Möglichkeiten, die sie für die Zukunft versprechen, laffen unsere heutige Technit, die uns so hoch entwickelt vorkommt, als völlig in den Kinderschuhen befindlich erscheinen. Oft ist die praktische Technik der wissenschaft lichen Forschung in ungeahnter Weise vorausgeeilt. Henri Poincaré , der hervorragende französische Physiker und Mathematiker, erklärte im Hinblick auf die praktische Anwerdung der wissenschaftlich ungenügend erforschten Elektrizität, daß man sich einer gewissen Ueber raschung nicht erwehren fönne, menn man bemerte, wie wenig der Mensch von der ihn umgebenden Welt zu wissen brauche, um fie zu bändigen und feinem Willen dienstbar zu machen.
Ganz unberechenbar ist auch der Einfluß der Technik auf unfere fulturelle Entwicklung. Durch das Eisenbahnwesen, die Buchdruckfunst und das Nachrichtenwesen ist die Erde flein geworden, unfaßbar flein, und doch wieder komplizierter, verwickelter, schwerer beherrschbar als früher. Die Politik hat ebenso wie die Wissenschaft bei der Verwirklichung ihrer Ziele mit den technischen Möglichkeiten zu rechnen. Der technische Fortschritt macht die Organisation der menschlichen Gesellschaft immer empfindlicher gegen jede Störung. Die Technik hat begonnen, uns von den Naturgewalten zu befreien und dabei wiederum neue zwingende Gewalten geschaffen. Sie zwingt dem Arbeiter das Arbeitstempo auf, sie zwingt den Menschen im allgemeinen, ihre Regeln und Gefeße sorgsam zu beachten, sonst versagt sie ihren Dienst. Unser Leben ist genau eingeteilt und doch wiederum so unübersichtlich, geradezu chaosartig geworden, weil es immer schwieriger wird, den feingegliederten technischen Organismus zu übersehen. Jede Wirkung erzeugt Gegenwirkung. Das Be rechenbare zeugt hier das Unberechenbare. Und das ist eine Er tenntnis, die eindringlich zur Bescheidenheit mahnt.
„ Nacheiszeit".
Bon R. Francé.
Selten hat sich ein Geschlecht so viel mit den Fragen der Zivili. fation beschäftigt wie das unfere. Allerorten schießen jeßt Bücher auf, bie bald die Ursachen unseres Unterganges" zerpflücken, der ihnen sicher scheint, bald Wiederaufbau lehren und in neue Morgenröten hinausweisen, die sie als Erste erbfiden. Nur eines ist ganz selten: baß einmal ein solches Werk den Menschen nimmt wie er eben ist, weder besser noch schlechter und sich endlich einmal dieses Wunder wesen" ansieht mit der Frage: warum bist du so, wie du eben geworden bijt?
Da gewährt es denn großes Vergnügen, daß nun endlich ein folches Wert erschienen ist und daß es so gemeinverständlich und anziehend gekleidet ist, daß wohl sicher Biele und mit Recht danach greifen werden. Dieses Wert stammt von einem Berliner Arzt Dr. Frizz Kahn. Es heißt: Das Leben des Menschen" und erscheint jetzt in erstaunlich billigen Lieferungen bei der bekannten Kosmos- Gesellschaft in Stuttgart . Man erweist ihm und jenen, die es noch nicht kennen, den besten Dienst, wenn man in seinen Geist einführt, wie es hier geschehen soll durch die Beantwortung der Frage: Warum ist der Mensch so, wie er sich zu seiner Freude, zu seinem Leid selbst erlebt?
danach Entschlüsse au faffen; er ist förperlich und geistig flint. Das braucht man nur in einer überaus mannigfaltigen Umwelt. Solche gibt es auf Erden nur als Wiese oder Wald; alle übrigen sind eine förmig. Die Wiese bietet nicht die mannigfaltige Nahrung, für die der Menschenleib eingerichtet ist. Wir geraten aljo auf cinen lichten, heiteren Wald als die Urheimatdes Menschen.
Und diese ,, Urzüge" find allen Menschenraffen gemeinsam. Dazu tommt für uns weiße Menschen" jene Sonderausprägung, die nur mit der Eiszeit, welche über unser Geschlecht hinweggegangen ist, erklärt werden kann.
Wir Europäer find merkwürdig gebleicht" und ertragen die Einwirkungen und Folgen der Hize, als da find Durst oder Fieber oder die Stechmückenplage schlechter als andere Rassen. Dagegen bekommt uns Kälte überraschend gut. Man denke an den Winter sport. Sie macht uns frisch und geistig regiam. Es ist kein Zufall, daß der Isländer, der Skandinavier, der Norddeutsche geistig lebhafter ist als der Südspanier oder Süditaliener. Wir sind besser an das Fleisch- und Fetteffen angepaßt als die Südländer, sind audi weniger träumerisch, dafür aber arbeitsamer als jene. Wenn es auch nicht angenehm flingt, so bleibt es doch wahr: unser Charakter hat mehr Raubtierzüge, er ist eben durch ausgestandene Not geprägt, In unserer Seele wallen noch viele Erinnerungen aus einem Leben in Dunfel und Schreden. Aber auch Scharfsinn, Erfindungskraft, Mut, Energie, der Wilbe zur Macht. Die ganze, friegerische Welt" unserer Wappentiere", die alle, seien es nun Löwe, Adler, Wolf, Bär, Schlange oder Fuchs, prachtvolle Raubtiere sind.
Der Bater der europäischen Zivilisation heißt Eiszeit. Not lehrte arbeiten. Damit beginnt die abendländische Kulturgeschichte, Diese Eiszeit hatte Europa bis an die französischen und ungarle fchen Grenzen und im Herzen des Erdteils bis tief in die italienische Tiefebene hinein in eine Art Grönland verwandelt. Die Gebirgstäler waren Eisströme; auf den Ebenen standen blanke, viele hundert Meter hohe Eismauern; die mildesten Teile waren mit Zwergstraucha und Flechtenheiden bewachsen, ein Land der Renntiere und Renntier jäger. Und der Mensch mußte dem Waldleben, der Harmonie und der ausgeglichenen Lebensweise entsagen; er mußte Krieger werden, nicht mehr Lebensmittelfammler", sondern Jäger. Er mußte Höhlen bewohnen, mußte Feuer erfinden, dazu Waffen, Kleider, Kunftfertigkeiten, die hundert Ränke und Tugenden des Gei sellschaftslebens, denn allein fann man in der Eiswüste nicht leben, Er brauchte Zeitvertreib, mußte nachdenken, Mittel gegen die Furcht erfinnen, er mußte erfinderisch werden. Kurz, das harmlose Walb geschöpf wurde zwangsläufig zum Kulturmenschen. In den Höhlena funden und Gräbern der Eiszeiten und der ihnen folgenden Jahre tausende sind diese großen Schritte der Menschwerdung aufbewahrt, Der unglückliche, notleidende Bewohner der Höhlen wird zum Menschenfresser, schlägt fich Steine zurecht als Fauftfeil und Hammer, leidet fich in Renntierfelle, jagt, fifcht und führt Kriege. Das ist di erste Stufe. Dann lernt er zierlicher arbeiten. Fremde Steine aus fernen Ländern tauchen auf. Er treibt also Handel. Er beginnt an den Höhlenwänden zu zeichnen und man erforscht heute seine. ,, Elsa zeitkunst". Auf Knochenflöten macht er Mufit. Das war ein großer Schritt zum Menschen". Er wandert aus der Höhle aus und baut sich Pfahlhäuser; er treibt Biehzucht und hat schon etwas wię Getreidebau. Auf Webstühlen fertigt er Kleider. In Dörfern ents wickelt sich die Heimatidee. Der Bauer" war erfunden. Viel weiter sind die Bauern auch heute noch nicht gekommen.
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Wieland, der Schmidt, bestimmt danach die Zivilisation, Berge werfe werden eröffnet, Bronze waffen und Geräte werden ant gefertigt, auch Schmud. Das verhängnisvolle Gold taucht auf. Eine fremde ferne Kultur schlägt ihr dunkles Auge auf. Eine andere, auch törperlich verschiedene Menschenraffe ist schon seit längerem int Das ist der Werden und verschmilzt mit den Menschenfressern. vierte Schritt.
Eiswirkung ist fast alles, was wir um uns und in uns erleben, Die heimische Natur hat die Eiszeit noch nicht vergessen. Berjagt und vertrieben aus ihr sind die milden, schönen Kinder des einstigen Südhimmels. Ab und zu sagt irgendeine mißachtete Blume wie die Hafelwurz mit 3arter Stimme: ich stamme noch aus eurem Paradiese. Aber herrschend geworden sind in unserer Natur jetzt die rauhen und träftigen Einwanderer aus dem Norden. Wir leben immer noch im Schatten der Eiszeit.
Und nun tritt flirrend das Eisen auf die Weltbühne. Auch der Pfahlbau wird verlassen. Die Bauernhöfe befiedein das Land. Bor Da ist zunächst die Tatsache, daß der Menschenkörper und seine geschichtliche Städte und Straßen hat es damals gegeben. Eine Schrift Fähigkeiten überaus wohl ausgeglichen sind. Gerade der Mensch ist schon länger erfunden. Und eines Tges werden Heldennamen auf ist eines der wenigen Lebewesen, das nicht so scharf einseitig angezeichnet. Mit einer Kriegsgeschichte beginnt die Gegenwart, in der gepaßt ist wie etwa der Adler an das Fliegen, die Fische an die von jeder Vergangenheit ein wenig nachlebt zu ihrem Unheil und die Lebensweise im Wasser, die Insekten an das Leben auf Pflanzen noch immer eine Nacheiszeit" ist und eine Schar Menschen, oder der Regenwurm an jenes in der Erde. Seine Arme und Beine durch Kälte und Not erfindungsreich. find das Spiegelbild einer Lebensweise, die sich teils auf Bäumen, teils auf freiem Lande abgespielt hat, wo man umherzog und laufen mußte. Sein Gebiß ist für gemischte Nahrung, also nicht einseitige Lebensführung eingerichtet. Er hat Dämmerungsaugen, die nur bis 300 Meter Entfernung plastisch sehen, und die in der Lichtfülle geblendet, in der Dunkelheit überhaupt blind find. Seine Lebensbefriedigung fand er also ursprünglich in einem Kreis von 600 Meter Durchmesser, im gemäßigten, zerstreuten Licht, wie es nur der Urwald bietet. Er geht in der prallen Sonne an Higschlag zugrunde, friert aber wenn es schneit. Sein natürlicher Aufenthalt war also nach allen diesen körperlichen Beweisen eine warme, reiche, von Wiesen und Lichtungen durchbrochene Waldlandschaft. An die ,, Welt", die in einer solchen lebt und webt, ist auch seine Geistigkeit angepaßt. Benn irgend was beweist, daß alle Dinge, auch die gröbsten und Der Mensch sieht gerade in der Nähe gut und die kleinen Dinge sieht greifbaren und die feinsten und faum faßbaren miteinander und von er besonders trefflich; er riecht dagegen nur mittelmäßig, hört auch einander abhängen, dann ist es die kleine Tatsache, daß es in Europa das nicht so scharf wie die Raubtiere, fastet dagegen auf das feinste und eine Zeit lang" um etwa drei Grad fälter war als jetzt Die Folge ift auf Greifen und Erfassen eingerichtet. Dementsprechend ist auch genügte, um eine neue Eiszeit heraufzubeschwören fein Geift beweglich. Er ist zwar eng; mehr als fieben Dinge kommen wirkungen dieser Tatsache wurden hier in einem einfachen Umri ihm schon viel" vor, und er fann sie nicht mit einem Blick übersehen. gezeichnet und damit die vollständige Abhängigkeit auch des geistigen Ueber sieben muß man schon zählen. Aber er ist imstande, unendlich Menschen von der Natur, die ihn herverbrachte, als Antwort auf die viele der verschiedensten Eindrücke zu verknüpfen und blißschnell| Frage: Warum sind wir so, wie wir eben geworden sind?
Schöner und ärmer wurde die Heimat durch das Schicksal, das eisig über sie hinwegging.
Schöner und ärmer wurde der Menschengeist durch die Not- und Schreckensjahrtausende, in denen er sich formte.
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