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Nummer 33 16. folg, tm w NSj Unterhaltungsbeilage öes Vorwärts <i> Der weißblaue Herrgott lebt noch.. l Bon Oskar Maria Graf . L Laß dir nichts einreden, lieber Wanderer, der du unser Bayern « land und unsere BiKkerschoft liebst! Laß Dir nichts einreden von den Verleumdern, die jetzt allenthalben ausstehen und die alther- gebrachte Frömmigkeit unseres Bauernvolte» in Zweifel ziehen! Merk dir ein für allemal, der alte, weißblaue Herrgott lebt noch und wirkt noch wie ehedem in jedem echten Bauerngemüt. Willst du Beweise?! Hier sind einige: Ich nehme an, daß du die heiligeBruderschaft zum dritten Orden* kennst, die ja heute noch in katholischen Ländern ihren er« aiebigen Einfluß auf die Seelen der gläubigen Christen ausübt. Nicht» daran ist verblaßt. Heut« noch, wie ehedem, kannst du es erleben, wie man gerade bei uns Bauern mit einer geradezu muster- haften Pflichtbeflissenheit den Satzungen dies-s Ordens nochkommt. Achtzehn Vaterunser schreibt er vor, der dritte Orden. Ächtzehn Vaterunser müssen täglich gebetet werden. Das nimmt gewißlich Zeit. Das will bezwungen werden, wenn man in einem fort so arbeitet, wie wir arbeiten. Aber dennoch gehalten wird sie, diese Borschrift. Auf sinnigste Weife wird sie eingehalten. Frage nur einmal so ein Ordensmitqlied sagen wir zum Beispiel, die Rechreiterin von Atzing, die stets in der Früh um vier Uhr auf« steht und um zehn Uhr in der Nacht todmüde ins Bett hineinsteigt, der die Augen zufallen, wenn sie sich mittags zum Essen hinsetzt, und die deshalb nur so flüchtig, meist im Stehen, ißt frage sie: Rechreiterin! Jetzt sag mir doch einmal du arbeitest doch den ganzen Tag und hast überhaupt keine ruhige Viertelstund' jetzt sag' mir doch einmal aufrichtig, wie kommst denn jetzt du dazu, deine achtzehn Vaterunser zu beten, die dir der dritte Orden vor- schreibt...?" Frag sie, und antworten wird sie dir, so wie nur«in echtes, katholisch-frommes, bayerisches Gemüt antworten kann:Tja..?!.. Jetzt dös ist guat!.. Ich Hab' doch meiner Lebtag einen geregelten Stuhlgang g'habt..1* Aus einem unerfindlichen Grunde wirst du vielleicht weiter forschen, was denn die achtzehn Vaterunser mit einem geregelten Stuhlgang zu tun hätten und wirst mit jener Begriffsstutzigkeit des Uneingeweihten den Kopf schütteln. Und antworten wird sie dir, die Rechreiterin von Atzing, ant« worten wieder mit der gleichen echt bayerischen Sachlichkeit:Tja, mein', wo werd' ich denn bet'n..?... Aus'n Häus'L halt! Was soll ich denn da sunst mocha, wenn ich a so druck?... Da geht's doch am leichtesten und nimmt koa Zeit weg...!*------- Wo so frage ich dich triffst du auf der ganzen Welt jemats wieder eine solch durchgängige Frömmigkeit, die sich sogar bis in dieAbtritte" erstreckt..?! Nirgends! Nur in Bayern Die Armschusterin von Weblberg geht sogar mit dem Rosen. kränz auf's Häus'l und vielerorts verrichtet man nachts, wenn man zufällig aufwacht und feine volle Blase auslaufen läßt, fein Gebet... II. Hielt es jede Völkerschaft mit der Frömmigkeit so wie wir. weih Gott, wir würden vielleicht andere Zustände haben, zum min- besten hätten wir ein sittlicheres Zusammenleben, es gäbe nicht so viel Mißlichkeiten bei den verschiedenen Verheirateten. Was sind das überhaupt für Zustände, mit welchem Recht treibt man frage ich einfach Schindluder heutigen Tages mit der Ehe?! Mit dem heiligen Ehestand?! Da liaust er ihr davon, wenn's ihm nicht mehr paßt, und sie ihm, wenn's ihr gefällt! Grad als ob's kein Herrgott mehr gäb'I Ja christliche Bauernversammlung da. muß ich denn doch schon fragen weil man In einem fort's Maul aufreißt und gegen unfern Herrgott schimpft da muß ich denn erscht fragen: Wenn bei sowas der Staat, die Regierung und Gericht und Polizei nichts macht, wem steht's denn dann zu, daß er da sein Maul aufreißt und Ordnung schafft als ünserner römisch-katholischen Religion und ünsern Herrgott...?!" So hat neulich der Pfarrer Gotzinger auf der christlichen Bauern- Versammlung ausgeführt undGott sei dank", hat er gesagt,In ünserm Boarnlandl bei der ländlichen Bevölkerung ist noch wie ooreh ünserne Priesterschaft und ünser Herrgott beim Zeug und sagen gebieterisch zu die Verheirateten:Oes bieibts beieinand, MannbKder und Weibs­bilder, so wie enk ünser Herrgott und die Kirch' z'samm'bunden hat bei der Eheschließung...1" Und recht hat er gehabt, der Pfarrer Gotzingerl Bei uns bleibt man beieinander, wenn man einmal geheiratet hat, basta! Wenn du von Argelsried über Allkirchen gehst, kommst du nach Asamhausen.. Dort steht, gleich wenn du in dasAchthäuserdorf" trittst, schroff an der Riegetberger Landstraße, der weitläufig« Luffl- fingerhof. Du erkennst ihn daran, daß er in der Giebelmiste ein ungefähr meterlange» Kreuz herunterhängen hat, aus dem Hohl- räum, den der gebogene Rücken unseres Heilandes hat, hängen zwei weißblaue Fahnen links und rechts herunter. Der Lufflfwger ist einmal absolut für das Zieren. Cr hat seinerzeit bei den Manen gedient und liebt nichts mehr als unsere Landessarb«. Gewiß an die vierzig oder fünfzig weißblaue Fahnen und noch so an die zwei Dutzend weißblau karierte Wimpel hat er, die er zu jeder Gelegenheit hinaushängt, ohne dabei gerade einer zu fein, der sich sehr viel um die Politck kümmert. Er hat eben wie man Hierzuland sagtso seine Sekten". Er mag ganz ein- fach sowas Landesfarbiges. Kommt Ihm ein Kind, ein Kalb, ein Füllen oder ein Wurf Ferkel zur Welt sofort merkst du es am Aeußeren des Hauses, da wimpelt's und flattert's, daß es«in« wahre Freude ist Und besonders zu heiligen Zeiten, z. B. Ostern, Christi Himmelfahrt , Pfingsten, Fronleichnam usw., kurzum, über- Haupt zu Zeiten des religiösen Hochgefühls ich sage dir, du machst dir keinen Begriff, auf welch sinnig« Weise der Lufflfinger von Asamhausen Religion und weißblaue Farbe vermengt. Kürzlich hat er sogar den Heiland weißblau angestrichen, erst den, der vom Giebel herunterhängt, und dann all« Hauskreuze. Aber davon ist ja eigentlich gar nicht di<. Rede. Es soll viele mehr an Hand des Peter Lufflfinger vor allem dargelegt werden, was ich eingangs über die Rede vom Pfarrer Gotzinger berichtet habe. An Hand des Peter Lufflfwger jawohl! soll dir be­wiesen werden, sieber Leser, daß nun ja, hör' dir die Geschichte selber an und mach dir selber«inen Schluß daraus.... Der Lufflfwger, überhaupt beim Lufflfinger, da» sind echt fromme Leute. Der Peter hat vor zirka fünf Jahren, nach dem Kriege, die Monika Reblechner geheiratet. Zwei ledige Kinder waren schon da bei der Moni, ober daran hat sich der Peter nie gestoßen. Di« Moni war Magd auf dem Hof und hat sich felt- samerweise von Anfang an für religiöse Uebungen in einem solchen Maße interessiert, daß der Peter sie nach dem zweiten Wall- fahrtengehen nach Bennoberg geheiratet hat. Kurz darauf hat die Moni ihr erstes eheliches Kind bekommen. Und sinnigerweis« l)at der Peter zu ihr gesagt:Heißt ma'n Ben!" Und auf Benno Luffl- finger hat ihn alsdann der Pfarrer Gotzinqer getauft. Die Lufflfingerin nun ist ein gar lustiges Ding. Sie versteht viel Spaß, sie lacht dir den ganzen Tag, seitdem sie verheiratet ist. Sie ist nicht etwa eine von denen, die, wenn sie einmal eine gut» Partie gemacht haben, von ihren Schwestern nichts mehr wissen will. Peter.... Ich meinert.... ist doch bester, mir nehmen mein« Schwestern als Dirna(Mägde)..., nachher ist man doch mehr unter sich und weiß, wenn man hat," hat sie gesagt, die Moni, und hat ihre zwei Schwestern ins Haus genommen. Und der Peter war zu. frieden, er ist ein grundguter Mensch, man lebt überhaupt beim Lufflfinger zusammen du hörst die ganze Woche kein unrechte» Wort. Lustig ist man und fromm. Die Schwestern von der Moni- eine heißt Mari«, die andere Vev hoben von Anfang an mit den Knechten Spaß gemacht und dabei ist auch der Peter manchmal zwstchenhinein gekommen. Sie sind Zwanzigerinnen, die beiden Schwestern, stramm gewachsen. Es verging schiedlich und friedlich ein Jahr und noch ein halbes, da ist der Peter seltsam kleinlaut geworden. Er hat sich wieder recht viel um die Religion gekümmert und ist weil die Moni eben im Kindbett gewesen ist, einmal mit der Marie nach Benno- berg gefahren und dann hat er die Deo einmal ins Schützenfest in die Stadt mit hineingenommcn. Einmal in der Nacht hat ihn die Moni auch so um die Magd� tammer herum gesehen, und seltsam gelacht bat er. Und seltsamerweise haben die zwei Dirnen an Umfang zu� genommen mit jedem Monat. Resolut, wie nun einmal die Moni Ist, hat sie eines Tages zum ersten Knecht gesagt: