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Wissen und Schauen

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272 Grad unter Kull die Lösung des Kälteproblems. Die erstaunlichen Rältegrade, die durch Verflüssigung des Heliums von dem großen holländischen Naturforscher Kamerlingh Onnes erreicht wurden, haben bis zur Darstellung einer Temperatur von minus 272 Grad geführt, die also nur noch 1 Grad über dem absoluten Nullpunkt liegt. Damit ist die stärkste denkbare Th. Svedberg in einem demnächst erscheinenden Wert, aus dem die Kälte bis auf einen Grad erreicht. Wie der schwedische Forscher " Umschau" ein Kapitel wiedergibt, ausführt, ist damit das Kälte problem als gelöft zu betrachten, und dadurch sind eine Anzahl host wichtiger Untersuchungen möglich geworden. So hat man festgestellt, daß das Leben der am niedrigsten organisierten Wesen auch bei der größten Kälte nicht erlischt, sondern nur gehemmt wird. Es ist also ein temporärer Lod" ein. Die Keimfähigkeit wird nicht vernichtet. Samen von Weizen, Luzerne und weißem Genf , der wochenlang in flüssiger Luft bei ungefähr minus 190 Grad erhalten und dann noch in flüffigem Wasserstoff bis minus 250 Grad gefühlt wurde, feimte danach in ganz normaler Weise. Sodann hat Nernst die fehr auffällige Erscheinung gefunden, daß bei sehr Starter Rälte geringere Wärmemengen nötig sind, um die Temperatur von 1 Gramm eines Körpers um 1 Grad zu erhöhen, daß also die spezifische Wärme einer ganzen Anzahl von Stoffen schon lange, bevor der absolute Nullpuntt erreicht ist, gleich Null wird. Der elektrische Leitungswiderstand der Metalle finft mit der Abnahme der Temperatur; bei den allerniedrigsten Temperaturen aber treten gang merkwürdige Erscheinungen auf. In manchen Metallen ver schwand der Leitungswiderstand ganz plöhlich bei einigen Graden über dem absoluten Nullpunkt. So zeigte Qued silber noch bei minus 268,77 Grad einen deutlichen Widerstand, während man bei minus 268,80 Grad selbst mit den empfindlichsten Instrumenten feine Spur davon mehr nachweisen konnte. 3m 3inn verschwand der Widerstand bei minus 269,2 Grad, im Blei bei minus 267 Grad. Wenn auch der Widerstand nicht vollständig geschwunden ift, so war er doch jedesmal 20 Milliarden mal geringer als bei O Grad. Diese Beobachtungen find von umftürzender Bedeutung, weil sie uns eine reibungslose Bewegung innerhalb der Materie anzeigen. Da fein Widerstand vorhanden ist, so geht feine elektrische Energie verloren, und der Strom fann z. B. in einem elektrisch geladenen Bleiring in alle Ewigkeit herumlaufen. Onnes verwirklichte diefen Gedanken, indem er einen spiralförmigen Bleiring in ein Bad von flüssigem Helium, das auf einer Temperatur von minus 271,2 Grad gehalten wurde, versenkte. Durch einen großen Elektromagneten wurde ein Strom in dem Ringe erregt, ber mun stuntenlang in unverminderter Stärfe zirfutierte, während er sonst rasch verschwindet. Der Bleiring wurde also selbst zum Elettromagneten und brauchte feinerlei Energiezufuhren. Auf diese Weise bewahrheitet sich Onnes Ausspruch:" Versuche mit flüffigem Helium fönnen uns helfen, den Schleier zu lüften, der bei gewöhn­licher Temperatur über die Welt der Altome und Elektronen durch die Wärmebewegung gebreitet ist."

Naturwissenschaft

Ein Bersuch über die Anlockung der Insekten durch Blüten. Wie die Befruchtung der Blüten durch die Insekten zustande tommt, bar­über bestehen wohl zahlreiche Hypothesen, aber egatte Bersuche sind bisher nur selten angestellt worden. Einen wichtigen Beitrag zu dieser Frage liefert Knoll in einem Verfuch, über den in den Naturwissen­fchaften berichtet wird. Er wollte feststellen, ob die Blüte der Mustathyazinthe einen für die Anlockung des Taubenschmanzes wirt. famen Schauapparat bildet. Die Blüte besteht aus einem glockigen, violetten Berigon, das an seiner Deffnung einen Kranz von weißen Zähnchen trägt, die nach der üblichen Annahme dem Infekt den Ein­gang zum Nektar zeigen. Knoll fonstruierte nun fünftliche Blüten, indem er auf einer violetten Scheibe fleine Berforationen anbrachte, in die eine mit Zuckerwaffer gespeiste Röhre führte. Der Eingang zu diesen Nektarien" war durch einen aufgeflebten weißen Ring bezeichnet, der dem weißen Bahnkranz der Blüte entsprach. Die Falter ließen sich im Flugfaften sehr leicht auf diese Futterquelle dressieren; es bildete sich augenscheinlich eine Assoziation zwischen Weiß und Violett" und" Futter" aus. Daß nicht etwa eine Ge­ruchsempfindung in Frage kommt, geht daraus hervor, daß der An­flug in derselben Weise stattfindet, wenn der Eingang zum Net tarium" mit einer Glasscheibe versperrt ist, die ein Abströmen des Duftes verhindert. Das Glas ist dann an der Stelle des Eingangs mit Rüffelspuren bedeckt, die den vergeblichen Anflügen der Tiere entsprechen, Optisch wirtfam ist nur Weiß auf Violett und Weiß auf Purpur, nie aber auf Grau oder Weiß auf Geib. Danach liegen dem Verhalten des Gdynetterlings zweifellos Farbenempfindungen zugrunde, wie dies auch schon für die Honigbiene und die Blumen­fliege nachgewiesen ist.

B.

Most und Sefezellen. Benn man irgendwo einen Bottich voll frischen füßen Traubensaftes sich selbst überläßt, so tritt nach furzer Zeit die alkoholische Gärung in der Flüssigkeit ein. Es siedeln fich Sproßpilze( Hefezellen) in dem füßen Traubensaft an und zersehen den Traubenzucker vorwiegend in Alfohol und Rohlensäure, die Kohlensäure entweicht in die Luft, und aus dem Traubensaft wird der alkoholische Moft. Dieser Prozeß fritt von selbst überall mit Regelmäßiateit ein: denn die Hefezellen finden sich im Herbst in

enormen Mengen am Boden und in der Luft. Die Dauerformen, gewissermaßen die Samen der Hefezellen, hatten den Winter über. standen. Sobald dann die ersten zuckerhaltigen süßen Früchte reifen und zu Boden fallen, nehmen die günstigen Bedingungen zur Aus­finden sich im Hochsommer überall in Wald und Feld, und ihre Ber feimung und zur Verbreitung der Hefezellen schnell zu. Die Hefepilze mehrung erreicht im Herbst zur Zeit der Traubenreise den Höhe. punkt. Daher ist die Hese überall, wo Früchte reifen, besonders aber in den meinbautreibenden Gegenden, stets am Blake, wenn irgendwo dann ist die Rolle der Hefezellen ausgespielt, und ihre Lebenstätig eine für sie brauchbare wafferreiche Zuckerlösung' offen der Luft ausgefekt ist. Wenn aber der Zuder in der Lösung aufgezehrt ist, feit erlischt; es treten die zur Erhaltung der Art notwendigen Dauer­formen auf und senten sich auf den Boden des Bottichs. Die Gärung ist abgelaufen: aus dem Most ist der Wein geworden.

Gesundheitspflege

Bon der Befömmlichkeit des Obstes. Das Obst ist zweifellos eine der kostbarsten Gaben, die uns die Natur spendet, und eine ver. nunftgemäße Diät ist ohne Dbst laum zu denken. Bei vielen Er. nährungsstörungen und bei einer ganzen Reihe chronischer Erfran fungen des Berdauungsapparates und der Leber bildet die Obsidiät sogar das sicherste und bekömmlichste Heilmittel. Nur scheiden hier­bei alle Früchte aus, die reich an Tannin sind, da dieses das Obst unverdaulich macht. Je reicher eine Frucht an Gerbsäure ist, besto grüner erscheint sie und desto fauerer schmeckt sie auch. Als Folgen des Genusses solcher Früchte machen sich Sodbrennen und Koliten bemerkbar. Man fann tanninhaltiges Obst sofort daran erkennen, daß sich die Klinge des Meffers, mit dem man es zerschneidet, schwarz färbt. Robes Obst ist ferner allen denen zu verbieten, die zu ner­pöser Enteritis( Darmentzündung) neigen. Die geringste Reizung des Darms bewirkt in diesen Fällen Krämpfe, heftige Leibschmerzen und Durchfälle. Auch in Fällen von Magenerweiterung soll man fich des Genusses von rohem Obst unbedingt enthalten. Solche Patienten sehen sich durch den Genuß roher Aepfel und Birnen sowie von Bananen der Gefahr von Magendrud, Entzündungen des Darm­fanals und frampfhaftem Aufstoßen aus. Auch sollte man das Obst vor dem Genuß stets waschen. Man sieht es der samtenen, schim mernden Oberfläche einer Pflaume nicht an, welch ein Gewimmel von Keimen fich auf ihr breit macht. Der Brechdurchfall der Kinder ist nur zu oft auf Reime zurückzuführen, die das Kind mit einer vom Boden aufgelesenen Frucht mitverzehrt hat. Was nun das ge schmorte Obst anbetrifft, so ist an seiner Samadhaftigkeit und Be­tömmlichkeit fein Zweifel gestattet, wenn man sich auch der Tatsache nicht verschließen darf, daß das Obst durch Kochen einen großen Teil einer diätetischen Eigenschaften verliert. Durch das Kochen werden werden leider aber auch die wichtigen Vitamine zerstört. Allerdings freilich alle Krankheitsteime am sichersten abgetötet; mit ihnen ist gefochtes Obst ungleich leichter verdaulich als rohes und deshalb auch allen zu empfehlen, die an Berdauungsbeschwerden leiden.

Aus der Praxis

Die nahrhaftefte Feldfrucht. In den Ernährungsnöten der Kriegsjahre sowohl wie schon vorher hat man sich bei uns in land­wirtschaftlichen Fachkreisen häufig und gründlich mit einer Nut­pflanze beschäftigt, die in Ostafien eine außerordentlich wichtige Rolle spielt, bisher aber in Europa , obgleich fie sogar in den mitt leren Teilen unferes Erdteils Aussichten auf gutes Gedeihen befizt, noch nicht in größerem Umfange angebaut ist. Das ist die Soja. bohne, eine Gattung der Schmetterlingsblütler, deren Baterland wohl in China zu suchen ist. Neue chemische Untersuchungen haben den Nachweis erbracht, daß diefe Bohnenart an Nährwert allen übrigen Feldfrüchten überlegen ist. In China wird seit etwa zwei Jahrtausenden eine Art von weißem Käse daraus bereitet, der zum Boltsnahrungsmittel geworden ist. Borzugsweise aber wächst die Sojabohne in der Mandschurei , oder wenigstens wird dort der größte Ueberschuß dieser Feldfrucht erzeugt, so daß sich in letzter 3eit eine gewaltige Ausfuhr darin entwickelt hat. Außerdem wird aus dieser Bohne nech ein treffliches Del gepreßt, und der Rüd­stand fann als Bichfutter und als Düngemittel für Aecker, die feine besondere Sorgfalt verlangen, benutzt werden. Die Anbauversuche in Deutschland , Desterreich, Frankreich und Rußland haben gelehrt, daß die Sojabohre leicht anzubauen ist und weder eine besondere Geschicklichkeit oder Aufmerksamkeit feitens des Landwirts, noch eine bestimmte Gunst des Bodens oder Klirias verlangt. Die Vermeh rungsfraft der Bohne wird auf das 150fache angegeben. einem vegetarischen Lebenswandel huldigt, fann fein idealeres Nah­rungsmittel als die Sojabohne finden. Außerdem foll jie wegen von Buderfranken geeignet sein. Günftig ist auch der geringe Ge des geringen Stärtegehalts auch ganz besonders zur Ernährung halt an Holzstoff, der dem Bohnenkäse völlig fehlt. In China wird das Mehl der Sojabohne außerdem auch zur Herstellung eines Ge tränkes benutzt, indem es einfach mit Waffer gemischt wird. Daraus entsteht eine Art von Pflanzenmilch, die einen ausgezeichneten Ge schmack befißt und mancherlei Aehnlichkeit mit der Kuhmilch haben foll, die von der Mehrzahl der Chinesen nicht genoffen wird. Das Meht fann übrigens in mannigfachfter Weise hergerichtet werden, 3. B. für Suppenpulver, für Biskuit, für Kinderkraftmehl usw. In der Industrie benutzt man es fogar bei der Berfertigung von Kerzen und Seife. Endlich ist der Sojabohnenessig als Zufak von Saucen gefäßt,

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