Wissen und SchauenEin Zlutoausfwg nach der Wüste Gobi. Die Wüst« Gobi in derMongolei, die sich zwischen den Städten Kalgan und Urg« aus-dehnt, ist Jahrhunderte hindurch«in« schwer passierbare öde Land-strecke gewesen, durch die wenige Karawänenstraßen führten. Es isteine Wildnis von zerklüfteten Felsen und steinigen Wegen, vonSchluchten, durch die reißende Gießbäche strömen, und zum Teil aus-getrockneten Flußbett««. Himderltansend« von Kamelen sind hierim Laufe der Zeit langsam ihres Weges gezogen, um Wolle undPelze nach Ehina zu tragen und andere Waren wieder zurückzu-führen. Die mühsame Wanderung über 12v<1 Kilometer zwischenKalgan und Urga dauerte für die Karawane mindestens 30 Tage;Reiter, die an b«stimmten Stationen frische Pferde nahmen, konntenden Weg in 12 Tag«n zurücklegen. Der Kraftwagen hat nunalles geändert. Auch die Wüste Gobi ist keine unwegsame Einödemehr, sondern ein Ausflugsort für Reis«nde, die der chitze von Pekingauf ein paar Tage entgehen wollen. Der Peking«? Korr«spondent d«r„Times" hat einen solchen Ausflug in die Mongolei unternommenund schildert seine Erlebnisse in einem Aufsatz, der noch dadurch be-sontwres Interesse erhält, daß er über die politischen Verhältnissedieses Lande» Licht verbreitet, die durch die kürzliche Ermordung derGattin des„Lebenden Buddha" die Aufmerksamkeit erregen.Das moderne Auto legt den Weg zwischen Kalgan und Urgatrotz des Fehlens guter Straßen innerhalb ä8 Stunden zurück.Freilich werden an die Kraftwagen die größten Anforderungen ge-stellt, und es ist fast«in Wunder, daß die Wagen, die über die stei-nigen Wege rasen, heil bleiben. Ein« ganz primitive Autostrahe istallerdings angelegt. Hat man die Wüste Gobi überwunden, fo ge-langt man innerhalb der eigentlichen Mongolei in eine Nomaden-k u l t u r, die noch an die Tage der biblischen Patriarchen gemahnt.Es ist«in Land mit niederen Hügeln und weiten Steppen, die imSommer von einer grünen mit Blumen besprenkelten Decke über-zogen sind. Ueber das weite Gebiet sind die„Hurten" der Mongolenin Abständen von einigen wenigen Kilometern verteilt. Immer einhalbes Dutzend dieser Hütten smd von den Nomaden aufgeschlagen,die von der Milch und dem Käse ihrer Herden und dem Fleisch ihrerfetten Schafe leben. Der kostbarst«-Besitz sind die Pferde. DieHurte ist«ine aus leicht abzubrechendem Holzwerk gebaute und mitFellen verkleidete runde Hütte, die oben an der Spitze ein Loch hat,durch das der Rauch herauszieht. Je nach dem Wetter werden dieFelle entweder„gelüftet" oder fest herumgelegt. Die mongolischenPonnys fressen nichts anderes als Gras und werden bei dieser mag«-rni Nahrung so ausdauernd, daß sie«inen Reiter 80 Kilometer denTag«ine Woche lang tragen. Die Chinesen, die diese slinüenmageren Tiere erwerben, füttern sie dann erst auf.Die Mongolei ist in den Jahren nach dem Krieg der Zankapfelder chinesischen und der Sowjetregierung gewesen.1919 eroberte der chinesische General„Klein-Hsu" Urga und haustemit«benfo großer Brutalität wie Dummheit: er wurde von demrussischen General Baron Ungern, dessen Heer zum großen Teil ausMongolen bestand, besiegt und seine Truppen wurden aufgerieben.Aber Ungern wurde wieder von einer roten Armee geschlagen, dieeine Sowjetreoierung unter der Leitung de»„lebendenBuddha" oder Hutuktu aufrichtete. Di« Bolschewisten liehen derroten mongolischen Regierung alle Freiheit. bildete sich«inMinisteriuni, dessen Kb cgsmimster«in früherer Fleischer wurde,während einen anderen Ministerposten einer der großen mongolischenKhans übernahm. Diese Regierung, die einem aus Vertretern allerKlaffen bestehenden Nationalkonvent verantwortlich ist, führte fürdie Mongolei glückliche Zeiten herauf. Die alten Fürsten undAdligen schimpfen zwar, weil sie nach ihrem Reichtum Steuern zahlenmüssen? in einzelnen Teilen herrscht noch chinesisches Räuberivesen,aber im allgemeinen ist überall Sicherheit, reicher Handel und r«g«l-mähiger Eingang der Steuern. Als Münze gelten Silberdollars undrussisches Gold. Die Mongolen haben ein Heer aufgestellt, um irgend-welchen neuen Bedrohern ihrer Unabhängigkeit entgegenzutreten.Die Sowjetregierung hielt sich bisher sehr zurück: erst die neuen Um-trieb« am Hof« des lebenden Buddha lassen eine Gefahr von feitender Bolschewisten befürchten.Der Schöpfer der Briefmarke. Allenthalben wird Sir Row-land Hill, der bekannte Schöpfer des Pennyportos und der erfolg-reiche Reorgonisator des englischen Postwefens, als der Erfinderder Briefmarke angenommen. Jedoch neueste Forschungen habennun nachgewiesen, daß diese Annahme unrichtig ist. Der wirklicheSchöpfer und, wenn man so sagen darf, geistige Urheber der Brief-marke nannte sich vielmehr I. E h a l m e r s. Als Herausgeberdes„Dunde« Chronicle" inacht« er im Jahre 1881 den Borschlagder Einjührung einer ausklebfcaren Postmarke, um dadurch eineVereinfachung der Portovorauszahlung zu erzielen. Jahrelangblieb feine gut» Absicht unbeachtet. Endlich im Jahr« 1839 wurdeEn Vorschlag, gemeinsam mit der Pennyporto-Bill, vom Unter-us angenommen und, unmittelbar damit zusamnunhängend,verfügt««in Erlaß vom 26. Dezember 1839 die behördlich« An-fertig ii ng ausklebbarer Briefmarken sowie gestempelter Briefbogenund Umschläge. Dies war die Geburtsstuno« der Briesmark» undzwar war dies« Marke dle jedem Markensammlet wohlbekannt«rot« Mark» mlt dem Kops der damals noch jugendlichen KöniginViktoria- am oberen Markenra-rd steht„Postage", der unter« Mar-kenrand bringt die Wertbezeichnung„One Penny", beide Aus.schriften sind in einfacher Antiquaschrift ausgeführt.lVV�MZiWNaturwissenschaftWie ein Storch heranwächst. Ein eigenartiges Experiment, dasdie Entwicklung eines Störchleins vom ersten Tage ab in allenEinzelheiten zu beobachten gestattet, schildert Dr. O. Heinroth an derHand von eigenen Aufnahmen im neuesten Heft der Leipzigeri„Illustrierten Zeitung". Da man die Störche in ihrem Rest aufdem Dachfirst nicht gut beobelchten kann, so läßt man am besten einpaar Storcheier von einer Henne ausbrüten: zum Aufziehen gehörtnatürlich Erfahrung, aber man kann so die körperliche und geistig«Juaendentwicklung des Tieres völlig ungestört beobachten und auchfeststellen, da die Beeinflussung durch die Eltern fehlt, welche Hand-lungen und Aenßerungen dem Tier« angeboren sind und welch«erst durch Nachahmung gelernt werben müssen. Ein neugeborenerStorch wiegt ungefähr 70 bis 73 Gramm, zwei Drittel des Gewicht«des frischen Eies. Im Gegensatz zu den Singvögeln kommt er mitosfenen Augen zur Welt und trägt«in gleichmäßiges kurzes weißesDaunentleid. Schon nach wenigen Stunden pickt er nach dem vor-gehaltenen Futter, aber noch früher klappert er, er hat dies alsonicht von den Eltern erst erlernen müssen. Wenn er einen Tagalt ist, sitzt der klein« Storch bereits auf den Fersen, die Füßebleiben anfangs noch im Wachstum zurück, was wohl«in Schutzaegen das Herausfallen aus dem Nest« ist. In der ersten Wochesteigert sich das Gewicht auf 270 Gramm, in der zweiten auf800 Gramm, und nun bekommt der Nestling«in zweite», schnee-lveißes Daunenkleid, das viel länger ist wie das erst« und nicht ver-loren geht, sondern als Wärmeschutz zwischen den nun bald sprossen-den Federn stehen bleibt. Mit 88 Tagen sind die Umrisse de»fertigen Storches schon deutlicher, nur die Bein« fallen durch ihreDick« auf und Schnabel und Flügel sind noch recht kurz. Stehenkann der jung« Storch schon für kurz« Zeit mit 2% Wochen. Mit0 Wochen ist das Endgewicht von etwa 3M, Kilogramm fast erreicht,aber die Jungen müssen noch im Nest« bleiben, da die Schwingenschwer von Blntkielen sind und den Körper noch nicht tragen können.Die längsten Federn des Flügels wachsen in der Hauptzeit täglichfast 1 Zentimeter. Di« Tier« bleiben solange im Nest, bis sie richtigfliegen können und üben in der letzten Zeit Schwingen und Brust-muskeln durch häufiges und kräftiges Flügelschlagen. Auch da»Stehen auf einem Bein ist rein triebhaft.völkerkunöeDlZ�UZDEin entdecktes Geheimnis. Zu den zahlreichen Rätseln, derendie Wissenschaft von velgangenen Menschen und Völkern voll ist,gehört das Geheimnis der Ouipu, der seltsamen Faden- und Knoten-fchrift, deren sich die alten Peruaner unter der Herrfchaft der Inka,vor der Ankunft der Spanier, bedienten. Die Eroberer des Landeshaben mit so vielem anderen auch die Kenntnis von dem Wesendieser Miiteilungsart vernichtet. Reste von Quipus gibt es in denMuseen, aber die Gelehrten haben sich fruchtlos die Köpf« darüberzerbrochen, was sie bedeuten. Meist neigten die deutschen Forscherzu der Ansicht, daß es sich überhaupt nicht um eine eigentliche SchriftHandel«, sondern eher um ein Rechnungsverfahren, eine Art vonkomplizierten Kerbstücken oder dergleichen. Dies« Vermutung scheintsich jetzt in der Tat zu bestätigen, denn au» Amerika kommt dieKunde, daß der Professor Leland Locke vom naturwissenschaftlichenMuseum zu New Park das Quipu-Rätsel gelöst Hobe. Er hat anOrt und Stelle Nachforschungen angestellt und dabei gefunden, daßmanch« Schäfer und Besitzer von Schafherden oder Lamaherden nochheute sich eines Systems von Schnüren, Fäden und Knoten bedienen,um gewissermaßen über ihr« Bestände, Zu- und Abgang, Lieferungen,Berkäuse usw. Buch zu führen. Auf Grund dieses Rechnungsver-fahren», das auf alt» Tradition zurückzugehen scheint, soll es nichtallzu schwer sein, die überkommenen peruanischen Quipu» der Inka-zeit zu oerstehen. E» ist nur merkwürdig, daß dies Hereinragen derKnotenschrist bis in unser« Tag« bisher noch von allen anderenForschern übersehen wurde.Himmelskunöe Wl�lfllinsWDie hihe der Fixsterne. Unsere Sonne hat ein« Temperatur,die von den Astronomen auf 3320 Grad angegeben wird. Es muhdabei dahingestellt bleiben, ob die Temperatur der Sonne überalldie gleiche ist, oder ob der Kern etwa noch heißer ist al» die Atmo-sphnre. Merkwürdigerweise bleibt die Temperatur zweier derhellsten Sterne unseres Nachthimmels, des Zlldebaran(ober Alphaim Stier) und des Beteigeuze(Alpha im Orion), hinter der derSonne zurück: sie hoben nur 3800 und 2880 Grad. Die Azetylen-flamme erreicht dieselbe.Hitze von 2880 Grad! Zum Vergleichmuß bemerkt werden, daß das Platin bei 1980 Grad schmilzt,während bekanntlich dos Blei schon bei 800 Grad flüssig wird. Di<Schmelzpunkte unserer übrigen Metalle, Kupfer, Eisen, Silber,Gold usw, liegen zwischen diesen Grenzen. Di« meisten großenund helleuchtenden Sterne unseres Himmels sind heißer al» dieSonn«. Als Beispiel soll eine klein« Auswahl aufoesührt werden:Alpha im Perseu; 8000 Grad, der Polarstern 8200 Grad. Alpbo inder Andromeda 10100 Grad, Bega in der Leier 12 000 Grad,Gamma in der Eassiopeja 13 800 Grad, Beta im Widder 17 800Grad, D«l:a im Perseus 18300 Grad. Gamma im Perfeus 22 800Grad und Zeta im Perseus sogar 28 800 Grad. Die» ist der heißest«Stern, den wir kennen. Natürlich sind bi« Weg«, die zur Fest-stellung solcher Temperaturen auf den Fixsternen führen, äußerstkompliziert und durchaus nicht ganz zuverlässig.