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Nummer 4t Oktober 1�23 Unterhaltungsbeilage öes Vorwärts -> <%> Hauernhumor. Bayerische Kuliurbilder von Oskar Maria Graf . Die alt«n Bauern sitzen Sonntags beim Lechlwirt in Helmerts- hausen oder beim Unterwirt in Furt. Ueber den Tisch weg geht mancher Handel. Man zählt das Geld bar auf den Tisch. Der Be- trag spielt keine Rolle. Aber di« Gemütlichkeit fehlt trotzdem nicht. Der Harpfernist-Jatl ist bekannt im ganzen Gau als eine Art Uralter". Er hat einen Appetit, der schon zu manchen Wetten An- laß gegeben hat. Er frißt dir seine fünfundzwanzig Leberknödl ohne weitere Mühen. Und weil er einer von denUralten" ist, drum macht er alles, wenn ihm was versprochen wird. Neulich ist man beieinandergehockt im Unterwirt. Der Lemm- linger, der Moosreiner, der Argelsberger und der Finger«? und der Bäcker Haunrieder von Furt. Und wenn der Bäcker Haunrieder und der Fingerer wo dabei sind, kommt meistens eine Lustbarkeit beson- derer Art heraus, d. h.besonderer Art" für Fremde. Für unsereins ist so was wetter nicht ausfällig. Auch der Harpfemist-Jakl ist dabei gewesen und Hai bei der vierten Maß Bier sein Geld gezählt. Und es hat nicht mehr gelangt. Und weil er eben gerade nicht gut bezahlt wird beim Fischer Straußeder in Ebering, der Iakl, so hat er zu jammern angefangen und sagt zum Fingerer:.Letzt langt? mir nimmer, Fingerer." Wehleidig kann er dreinschauen, der Iakl, wenn's ihm nicht mehr langt. Meistens fängt er dann mit einer herzzerreißenden Unnach- sichtlichkeit zu jammern an. Der Fingerer hebt seinen grauen Schädel und blinzt mit den Augen, wie er immer blinzt, wenn er wa» Lustiges im Sinn hat. Iakl," sagt der Fingerer und der Iakl schaut ihn an. Ja?... Fingerer...?" Iakl... Mich beißt meine Bratzen(Hand)... Was muaß i Dir gebn, wenn i Dir a richtige Watschen(Ohrfeige) gebn derf?" fragt der Fingerer und alle sind« i n Jnleresse. Der Harpfernist-Jokl besinnt sich und schaut den Fingerer un- gläubig an. Er brummt unschlüssig hin und her. Das Angebot machen lassen, denkt er, ist besser. Jatll?... Fünf Maß zahl ich!" sagt der Bäcker Haunrieder, um die Sache in Fluß zu bringen. Der Iakl lacht ein bisset und sagt nicht nein und nicht ja. Sieb'n Maß, Iakl...1? Geh her, ist gleich gescheh'nl" sagt der Fingerer und holt schon aus. Aber indem er denkt, so was könnte noch wa»«inbringen sagt der Iakl noch nichts. I moan..., i moan, zehn«...?" bringt er endlich heraus, "zehne. Fingerer...? Ich halt mich ganz still.. Zehne...? No ja!... Also zehne...t Heb dein Maul her, aber richtig!" gibt der Fingerer zur Antwort und patschl haut er dem Iakl ein« in» Gesicht, daß dessen Kopf sich buchstäblich auf die Seit« dreht wie abgeschlagen. Braool...» is oane gwesenl" schreien all«, während der Iakl das Blut au» dem Maul spuckt, wobei etliche Zähne mitgehen. Und während all« sich richtig auslachen, erholt sich der Getroffene wieder, richtet sich wehleidig auf und sauft gierig sein Bier. Bei der siebenten Maß hebt der Iakl seinen geschwollenen Kopf und jammert:Ich kann nimmer, Fingerert... I moan..., gib mir'» Geld dafür, Fingererl" Aber da kommt einer zum Fingerer recht! Wos?l... Wos?l... Du kannst nimmer?... Dann zahl' ich auch nix mehr, bastal... Weit' ist Wett'l... Entweder saufst Dein« zehn Maß'n, Iakl, od«r Du zahlst Dei Zech' selber...1" schreit er und erhebt sich schon. Bollends verzweifelt säuft der Iakl weiter, bis er stocksteif unter den Tisch fällt. Neun Maß hat er außer seinen vieren noch hinuntergebracht. Der Fingerer wollte nicht so sein, er hat in Gottes Namen die Zech bezahlt, obwohl di« Wette nicht genau eingehalten worden war. Sechs Wochen hat der Iakl im Krankenhaus gelegen. Aber ganz Heimertshausen und ganz Furt hat gelacht über den Fingerer seinen Witz. «- Der Maunzinger-Feschl von Argelsried hat die Gewohnheit, jedesmal, wenn er nach Wachelberg zum Viehmarkt fährt, beim Untcrwirt oder beim Moderbräu gehörig einzukehren, bis er so dir richtige Bettschwer« hat. Sein Weib ist eine Beißzang, mit Respekt gesagt. Aber mag sie auch noch so narrisch schimpfen wenn der Feschl in einem solchen Zustand heimkommt, es macht ihm nichts aus.Na na, sei still, Alte..., ganz gwiß tua ichs nimmer, t sauf keine Halbe mehr, sei still... Da Hab ich Dir auch ein schöne» Stück Leberkas mitbracht. Alte..., schaug an," brummt er jede»- mal, wenn er zur Tür hereinkommt, der Feschl. Und dann zieht er au» seiner Brusttasche so ein Pfund Lcberkä» heraus und gibt's ihr. A Sauhammel bist, daß es woaßt..., a bsoffnes Wagscheitel bist...t" zetert dt« Gcnov«v schließlich noch, aber, wie gesagt, der Leberkäs beruhigt sie. Sie ißt ihn für ihr Leben gern. Daß der Feschl allemal, wenn er beim Unterwirt oder beim Moderbräu einkehrt, in seiner Ueberziehertasch« sein Pfund Leberkii» hat, weiß jeder. Luftige Leut kommen da immer zusammen, wenn Btehmarkt ist tn Wachelberg. fidel« Leut. Und da hat jeder so seine Finessen im Kopf. Gern macht man einen saftige,, Witz unter un» Bauersleut. Also kurz und gut, wie der Feschl einmal wieder so sauft und sauft und langsam ganz gläserige Augen kriegt und zu plappern und zu rülpsen anfängt, kommt dem Fingerer der Uebermut ins Hirn. Also, Feschl, Du haltst auch schon gar nix mehr aus..., bet der fünften Maß läßt das Maul hängen," ermunterte er den Maun« zinger:Ich weiß net...,«in rechter Krauterer wirst jetzt. Schau mich an..., jetzt Hab ich mein« zwölf Mahl Merkst mir was an? ... Ich mach Dir noch, so wie ich bin, den Parademarsch vor." Und das half. Der Maunzinger-Feschl betrank sich ärger denn je. Und bei dieser Gelegenheit haben ihm der Fingerer und der Lennnfinger den Leberkäs aufgefressen, und al» er weg war, stand der Fingerer auf, nahm das Papier und sagt« zum Moderbräu-Wirt und zu den anderen Bauern:Jetzt paßt auf,... jetzt füll ich ihn wieder auf, den Leberkäs," und ist in den Abtritt hinaus... Hinausheben hat man ihn diesmal müssen auf sein Sauwägerl, den Feschl, so viechmüßig hatte er gesoffen. Und nun ja, setn Rapp findet ja den Weg auch ohne ihn heimgekommen ist er wi« immer. Ja, jetzt Himmiherrgottsatrament... Du Saukerl, Du bsuffnerl ... Ja ja, jetzt da hört sich doch alles auf!... Schämst Dich denn gar nicht, Pfundhammell" hat ihn di« Genooev empfangen, al» er schwer und plumsig vom Wagen heruntectappte, der Maunzinger- Feschl. Und wenn er seine Alte so keifen hört, wird er jedesmal nüchtern. Schnell griff er in seine Ueberziehertasch« und zog da» Pakt heraus.Da schau. Alt«... Sei still. Alte.. Da schau... üjiipp jüpp.... da schau, ganz warm ist er noch, der Leberkas," sagte er stotternd und reichte der Genoveo da» Mitgebrachte. Wenn Du ihn heute noch fragst, was denn dabei alles passiert ist, er kann slch's noch nicht erklären, der Feschl. Er weiß bloß, daß ihm sein« Alte den Leberkäs ins Gesicht geschmissen hat und daß er gestunken hat wie ein ganzer Misthaufen. Seitdem kauft er keinen Leberkäs mehr. Unerfindlich ist ihm bloß, warum der Fingcrer und der Moderbräu-Wirt stet», wenn er einkehrt, so verschmitzt fragen, ob er denn der Genoveo jetzt gar nichts mehr mitbringt... Lustig« Leut' sind bei uns, wirklich lustig« Leut'.-- Schätze im herbstwalö. Das langsam« Herabqleiten der Blätter von den Bäumen, dies« müde und doch majestätische Gebärde des Herbstes, hat wieder in der Natur begonnen, lind wir bewundern die» schwermütige Schauspiel im klaren Sonnenglanz, ohne uns Rechenschaft davon zu geben, daß