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Wissen und Schauen

Völkerkunde

zeigten, daß diese Tiere hohe Kältegrate überstehen; befinden sie sich im Zustande des Trodenschlafes", dann können sie stundenlang die Kälte des flüssigen Heliums aushalten und nach dem Auftauen zu neuem Leben erwachen. Die Rädertiere vertragen fogar ein ganz Die religiöse Bedeutung des Namens. Der primitive Mensch plötzliches Einfrieren, wie sie auch eine hike von 150 Grad über­unterscheidet noch nicht zwischen Eein und Schein, zwischen dem stehen, ohne zugrunde zu gehen. Pflanzensamen sind noch viel wirklichen Ding und seinem Abbild. So ist ihm auch die Bezeich widerstandsfähiger. Der französische   Forscher Becquerel brachte nung eines Dinges, sein Name, die Sache selbst. Wer den Namen Samen von Luzerne, Weizen und weißen Genf   in einen luftleeren eines Dinges fennt, hat es in seiner Gewalt. Diese Borstellung, Raum, trocknete sie dort 6 Monate lang bei 40 Grad Wärme, hielt die heute noch bei Brimitiven allenthalben anzutreffen ist, wirft auch dann die luftleeren Verfuchsgläschen 3 Wochen lang in flüssiger Luft in den Märchen und Sagen, nicht minder im religiösen Denken und bei 190 Grad Kälte und dann noch 77 Stunden in flüssigem Wasser gelegentlich selbst im täglichen Leben der Kulturvölker noch nach. ftoff bei 250 Grad Kälte. Die Samen nahmen durch diese Behand Bekannt ist das deutsche Märchen von dem Zwerg, der unüberwind- lung feinen Schaden, sondern feimten später normal aus. Alle diefe lich ist, so lange niemand seine Namen weiß, als er in der Freude Experimente beweisen, daß die lebende Substanz, falls sie sehr barüber aber einmal selbst verrät, daß er Rumpelstielzchen heißt, wasserarm ist, die niedrigsten Temperaturen überstehen kann. Bet verliert er seine Macht und muß dem dienen, der den Namen so großer Kälte steht der Stoffwechsel sicher vollständig still, so daß erfahren hat. Auf den Glauben, daß die Kenntnis des Namens diese Temperaturen im Zustande des Scheintodes überstanden Macht verleibe, geht auch der bei den Australlern und zahlreichen werden. anderen Wildstämmen übliche Brauch zurüd, den wirtlichen" Namen ängstlich geheim zu halten und statt dessen sich im täglichen Verkehr mit einem Ded- oder Spitznamen nennen zu lassen. Nicht anders ist es auch aufzufassen, wenn die Schriftzeichen, die im persönlichen Namen eines Kaisers von China   vorfamen, nicht in ihrer vollen Form geschrieben, sondern mit kleinen Abänderungen versehen werden mußten; man hätte sonst mit ihnen Zauber treiben und den Regenten schädigen können. In lehter Linie dürfte auch das überall so häufige Schriftsteller- und Künstlerpseudonym einem selchen Glauben seinen Ursprung verdanten, wenn ihm auch später andere Motive zur Fortdauer verholfen haben. Auf den Glauben, daß der Genannte mit seinem Namen identisch sei, geht auch der tel Chinesen wie bei polnischen Juden sich findende Brauch zurück, einen unglücklichen Menschen, namentlich einem franken Rinde, durch Verleihung eines glückbedeutenden Namens zu helfen. Auf der anderen Seite geben manche Bölfer, wie die Siamesen, ihren Kindern mit Borliebe schlimme Namen, um sie für die Geister ab­schreckend zu machen und vor deren Nachstellungen zu schühen. Die fatholische Sitte, die Kinder nach Heiligen zu nennen, stellt einen mystischen Zusammenhang zwischen dem Kinde und seinem Schuß­patron her; man hofft, daß es diesem möglichst ähnlich werde und von ihm in dieser Hinsicht unterstützt würde. Ebenso geht die fatholische Gitte der Tauf- und Firmpatenschaft mit der daraus folgenden geiftlichen Berwandtschaft", auf die Vorstellung zurück, daß durch die Namensübertragung auch eine Seelenübertragung und daher ein mystischer Zusammenhang zwischen beiben Teilen hervor gerufen wird. Der Name eines Toten ist bei faft allen Primitiven tabu und darf nicht ausgesprochen werben, weil er sonst das Gespenst herbeizaubert.

Naturwissenschaft

Herenringe. Wer jetzt Pilze jammeln geht( in diefer Jahreszeit fommen hauptsächlich Grünlinge und Rehpilze in Betracht), dem fällt unwillkürlich auf, daß diese Pilze sehr oft in Linien, Bogen, ganzen Kreisen geordnet stehen. Besonders die großen weißen Pfeffermilchlinge, die einen scharfen weißen Saft enthalten und von manchen Leuten als Gewürz gebraucht werden, haben sich in ihrer freisförmigen Anordnung sehr wirksam aus den Waldboden heraus. Das Bolt spricht von Hegenringen. Noch schöner zeigt sich die Er scheinung bei Pilzen, die auf Wiefen wachsen, z. B. dem Marasmius, Da haben die Pilze das Gras überwuchert und zum Absterben gebracht, man ficht reise, die wie verbrannt aussehen. Die Heren haben dort in der Nacht getanzt, der Tiroler spricht von Alber- Ringe, der Schwede von Elfenringen. Oft ist der verbrannte Kreis von einem Ringe besonders faftigen Grafes umgeben, und dann wird er auf der Wiese besonders deutlich, die natürliche Erklärung ist sehr einfach. Der Wind hat Sporen des Pilzes angeweht, die an günstiger Stelle im Walde oder auf der Wiese austeimen. Es bildet fich ein unterirdisches Pilzgeschlecht, das der Botaniker Mycelium nennt. Diefes feine Gewebe von dünnen weißen Fäden verbreitet fich nach allen Seiten unter der Erde, es wird immer größer und bildet fich zu einer unterirdischen Scheibe aus. Es saugt die Nähr­stoffe des Bodens an sich, Gras fann da nicht wachsen. Wenn es so weit ist, bilden sich am Rande der Scheibe die Fruchtträger des Pilzgeschlechtes, bie neue Sporen erzeugen, und die wir gemeinhin Pilze nennen. Diese erscheinen bann ganz selbstverständlich in Kreifen geordnet, Die Pilze nehmen Stiftoff aus der Luft auf und teilen diese dem Erdboden mit, daher stellenweise üppiger Gras: muchs auftritt. Mit Heren hat die Sache nichts zu tun, und es ist für den Menschen durchaus ungefährlich, einen Herenring zu

betreten.

m.

Cebewesen und fieffte Temperatur. Geit es dem Holländer Onnes gelungen ist, Helium zu verflüffigen und damit eine Tempe. ratur von minus 272 Grad zu erzeugen, haben sich unsere Kennt nisse über die Temperaturgrenzen des Lebens sehr erweitert. Naturgemäß fönnen nur solche Organismen niedrigfte Temperaturen ohne Schaben ertragen, deren Wassergehalt sehr gering ist. Das trifft in erster Linie für Pflanzenfamen zu, dann für eine Anzahl fleiner Tiere, die im Moose leben und sich durch die Fähigkeit aus zeichnen, rollfommen einzutrodnen, ohne zu sterben. An solchen moosbewohnenden Rädertierchen, Fadenwürmern und Bärentier chen stellte der holländische Forscher G. Rahm Experimente an, die

Was wir Peru   verdanken. Das Land der Intas hat unsere Bhantafe stets lebhaft beschäftigt. Das Bedauern über die rohe Bernichtung einer hochstehenden Eingeborenentultur war stets groß und wir stellten uns vielleicht diese Kultur auch etwas höher vor als sie wirklich war. Aber Peru   darf uns noch in anderer Weise berühren. Der Däne Kornerupp, von Hause aus Maler, gibt in einem kürzlich erschienenen Buche eine schwärmerische Schilderung des Landes und fordert die Europamüden geradezu zur Ueber­fiedlung auf: Beru gab Europa   die Kartoffel, das Rofain, das Chinin, den Mais, den Tabat, die Schokolade und das Rizinusöl Das ist nicht wenig. Was wartet hier nicht alles noch des weißen Mannes! Welche Möglichkeiten liegen hier noch, schlummernd seit der Urzeit, und warten auf die Geschlechter, die, nervös und tränt­lich, bitter und verstockt, in dem morschen Europa   hängen bleiben und das Leben, das sie hier auf Erden nur einmal haben, vergeuden, vergeuden in Krieg und politischem Gezänt, statt hinauszustürmen und diese schöne große Welt zu erobern, das umzugestalten, was sie hier als Rohstoff vorfinden, und unsere Erde zu erweitern! Darauf, daß in Peru   noch allerlei zu holen sein wird, hat übrigens auch bereits der Berliner   Kulturforscher Eduard Hahn   vor vielen Jahren hingewiesen.

Erdkunde

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Die Lösung des Atlantis- Rätsels. Die Ausgrabungen in Spa­ nien  , die jetzt der Erlanger   Profeffor A. Schulten   an der Mündung des Guadalquivir   unternimmt, werden uns die Lösung eines ge­schichtlichen Rätsels bringen, das seit mehr als 2 Jahrtausenden die Gemüter beschäftigt hat. Der Gelehrte glaubt nämlich, die Stätte des geheimnisvollen Erdteils des Altertums, der Atlantis, gefunden zu haben. Es gibt nur eine einzige Quelle von dieser untergegan genen Infel, nämlich in den Werken des Plato, und man neigte neuerdings zu der Ansicht, diesen ganzen Bericht für eine Erfindung des großen Philosophen zu halten. Es ist aber durchaus wahrschein lich, daß uns Plato eine echt hiftorische Ueberlieferung aufbewahrt hat. Atlantis   foll im Ozean nahe bei den Säulen des Herkules", der heutigen Straße von Gibraltar, gelegen haben; die Insel sei so groß gewesen, wie Kleinafien und Aegypten   zusammengenommen und habe eine überaus hohe Kultur, eine 6000 Jahre alte Geschichte, große Reichtümer und glückliche Verhältniffe gehabt, bis sie schließlich an einem einzigen Lage im Meere versant. Schulten hat nun die Stelle ermittelt, wo sich, von Dünensand verschüttet, die Ueberreste der uralten Stadt Tartessos   befinden, des biblischen Tarschisch, die vor 3000 Jahren die wichtigste Handelsstadt der Erde war. Vor dem Aufblühen von Tarteffos lag an derfelben Stelle der Guadal quivir- Mündung ein älterer hochwichtiger Handelsplay, den fretische Seefahrer besiedelt hatten und dessen Geschichte mindestens bis zum Jahre 2000 v. Chr. zurückgeht.

Wie Prof. Rich. Hennig in der Leipziger Illustrierten Zei tung" ausführt, dürfen wir von diesen Schultenschen Grabungen die sfung des Atlantis- Rätsels erwarten. Die Angaben Platos   lassen fich auf überraschend einfache Weise erklären. Was er über die ge waltige Größe der Insel fagt, bezieht sich auf das Handelsgebiet von Tartessos  , das nachweisbar einerseits bis zur Bernsteinküste vor der Glbmündung und bis zu den Zinnbergwerken von Cornwallis  , an dererseits bis zu den fernften Gegenden des Mittelmeers reichte. Im übrigen paßt die Erzählung Platos Wort für Wort auf das spanische Larteffos. Selbst der märchenhafteste Zua, das Verschwinden in einer Nacht und das Unschiffbarwerden des Meeres, trifft wortgetreu zu, wenn man es nicht buchstäblich, sondern politisch ausdeutet. Nach der Schlacht von Alalia, 1537 v. Chr., in der die Karthager die Tar teffier befiegten, verboten nämlich die Sieger allen nicht tarthagischen Schiffen die Fahrt auf den Meeren westlich von Gibraltar  , um den ganzen Handel an sich zu reißen. Auf diese Weise wurde für die Griechen, von deren Standpunkt Plato   spricht, das Meer jenseits der Säulen des Herkules wirklich an einem Lage unschiffbar", Atlantis  verschwand" aus dem griechischen Gesichtskreis und war in den Lagen Platos schon 150 Jahre den Hellenen unerreichbar. Bis zum Jahre 214 v. Chr., da die Römer den Karthagern Südspanien ent riffen, also über 300 Jahre, war die Straße von Gibraltar durch die Karthager völlig gesperrt, Atlantis   verschwunden.