Wissen und Schauen
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Bereits am 6. Tage reagierte ein Tier auf diesen Schallreiz und fam aus seinem Bersted, einer Tonröhre, in der es gewöhnlich lag, her vor. Der Versuch wurde 30mal, an jedem Tag einmal, wiederholt, und jedesmal tam der Fisch hervor; das Verlassen der Röhre dauerte durchschnittlich nur 4,8 Gefunden. War der Wels auf das Pfeifen herausgekommen, so erhielt er auf einem Glasstäbchen sein Futter gereicht. Nach dem 6. Dressurtagé versagte das Lier in 30 Versuchen tam erst am 25. Versuchstage auf das Pfeifen, aber von diesem fein einziges Mal. Ein zweiter Wels, den Frisch dann dressierte, Lage an stellte er fich fofort jedesmal nach dem Ertönen des Signols ein. Gider ist also, daß die Zwergweise auf Töne reagieren. Db sie aber hören, ist demit, noch nicht entschieden, denn die Reaktion fönnte ebenso gut auf einem hochentwidelten Tastfinn wie auf echtem Gehör beruhen. Jedenfalls aber ist durch diese Dressur der Fische auf Töne die Frage nach dem Hören der Fische in eine Bahn gelenkt, die zur vollständigen Aufklärung führen wird.
Neues vom Blihschlag. Man glaubte bisher allgemein, wenn ein Mensch vom Blik getroffen werde, so wirte der elektrische Schlag in den Nervenbahnen fo schnell zerstörend, daß der Tod eher erfolge, ehe der Mensch zum Bewußtsein des Ereignisses tomme. Das heißt: man war überzeugt, daß der Tod durch den Blih durchaus schmerze los fein müsse. Tas scheint aber doch nicht immer zuzutreffen. Diesen Sommer trug sich in Amerika ein Fall zu, der das Gegenteil zeigt. Die beiden Inspektoren der Universität Wisconsin , Armenfreut und Mac Queen., wurden auf einem freien Platz innerhalb der Universitätsanlagen plötzlich vom Gewitter überrascht. Ein Blitz traf davon. Aber er hatte gräßliche Schmerzen auszustehen. Da er nicht einen Augenblick das Bewußifein verfor. fonnte er geraue Angaben machen. Mustelzuckungen und Krämpfe peinigten ihn, bazu große Hiße und Drud im Kopf. Die linte Schulter fonnte stundenlang nicht bewegt werden. Sie mar gelähmt, und es zeigte sich eine bedeutende Brandstelle, die zu ihrer Heilung mehrere Monate brauchte
Ein Land ohne Friedhöfe. China befigt eine ausgesprochene Ahnenverehrung und daher auch einen hochentwickelten Totenfult. Um fe merkwürdiger ist es, daß das Land der Mitte Friedhöfe in unferem Ginne als fünstlich geschaffene Anlagen nicht fennt. Es gibt hier nur Naturfriedhöfe, die bald aus einzelnen, bald aus mehreren Grabstätten bestehen und einen sehr merkwürdigen Eindruck machen. Im neuesten Heft der„ Garten- Schönheit" schildert Camillo Schneider blese chinesischen Friedhöfe, die eigentlich feine Friedhöfe find. Bei meinem Aufenthalt in Westchina," schreibt er, suchte ich die Begräbnisstätten der Chinesen fennenzulernen, aber während der ersten Zeit habe ich überhaupt feine Begräbnispläge gefunden. Ich suchte umsonst danach in der Umgebung der Dörfer und Städle. Dann plößlich begegnete ich an schönen landschaftlichen Punkten, wo ich bergleichen nicht erwartet hätte, Einzelgräbern oder großen Grabanfammlungen. Bevorzugte Bläße scheinen Berghänge oder hügelige Gelände zu sein, die Aussicht auf ein Fußtal bieden. Die Gräber finden ihre Stätte direkt in der Landschaft und werden in feiner Weise besonders umhegt oder gepf'egt. Sie sind sehr verschieden artig geformt und können hohen fünstlerischen Wert haben, wie etwa die berühmten Kaisergräber bei Ranking. Im fernen Westchina, das feine so hochentwidelte Kultur aufweist, sind die Grabstätten meist einfach. Gerade die ältesten, denen ich begegnete, zeigten die ein fachsten, und tabel schönsten Formen, sind jedoch fast immer vom Bahn der Zeit zernagt und burch darauf angesiedelte Pflanzen verbetde. Armentrout blieb tot. Mac Queen tam mit dem Leben beckt oder zersprengt. Auch die neuen Gräber tragen feinen lebenden Blumenschmud. Nur künstliche Blumen findet man mehl gelegent lich, Baplerfahnen und dergleichen; die Grabstätten der kaiserlichen Fons lie allein sollen auch mit lebenden Blumen geschmückt werden." Trotzdem die landschaftliche Lage dieser überall cerstreuten Gräber manchmal sehr schön ist, erfolgt die Auswahl doch feineswegs nach ästhetischen Gesichtspunkten. Der Platz wird vielmehr durch fogen. Zauberer ausgesucht, die eft lange Zeit, mindestens drei Wochen, brauchen, um zu ermitteln, an welchem Drie der Tote vor dem Einfluß von Geistern und anderen unholden Wesen sicher ist Die Zauberer gehen dabei nach uralten geheimnisvollen Regen zu Werfe, und unterdessen steht der Sarg des Dahingeschiehenen im Haufes der im Tempel. Mit den Särgen wird ein großer Lurus ge trieben; sie werden aus dem tostbarsten Holz hergestellt, und Kinder schenken dem Bater als schönste Gabe einen Gara, domit er ein statt. liches Haus für das zufünftige Leben befize. Die Begräbnisse voll glehen sich in ganz anderen Formen als bei uns. Es geht dabei nicht ruhig und ernst zu, sondern die Trauerzüge tommen mit viel Lärm und höchst eigenartiger Musil dahergezogen, die Teilnehmer tragen helle Kleidung, und das Ganze macht einen sehr luftigen Eintrud. Die Hauptrolle splot ber Leichenschmaus. bei dem selbst arme Familien 1 bis 2 Wochen offenes Haus halten für jeden, der tommt."
Kulturgeschichte
DOXOO
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Erdkunde
Der Berjuv. Obwohl der Verso der nächste tätige Bulkan ist, sind wir doch über vieles, was ihn betrifft, gar nicht unterrichtet. Es scheint, daß das ganze Altertum von seiner vulkanischen Natur nichts mußte. bis im Jahre 79 der große Ausbruch erfolate. Vielleicht ist damals auch der jekige Vulkankegel des Vesuv erst entstanden, so baß man in älterer Zeit bloß die Somma, den alten Kraterrand aus der lirzeit, gefannt hätte. Merkwürdigerwelfe geben die Wandgemälde in dem verschütteten Pompeji über diese Frage feine Auskunft, obwohl sie den Berg verschiedenemal darstellen. Auf den Ausbruch von 79 folgte dann wieder eine lange Ruhezeit, bis zu dem reuen Ausbruch von 1631, der wohl noch bedeutender war als jener, wenigstens was die Menge der Lavamassen und Bavaströme betrifft. Seit jener Zeit haben wir viele Zeichnungen und Gemälde des Vefuv. aber alle sind so phantastisch gehalten, daß man auf ihre Zuverlässigkeit nicht bauen fann. Es scheint sicher, daß der Besuptegel damals höher war als die ihn umgebende Somma, aber die Größe der Differenz schwanft, wenn man messen will. zwifchen 150 bis 450 Metern. Allerdings mag der Kegel auch nicht immer gleich hoch gewesen sein. So ein tätiger Vultan ändert sein Aus feben ständig und die aus lockerer Lava bestehende Kuppe stürzt leicht ein. Auch bei den späteren Ausbrüchen, 1794, 1822, 1870, 1906 usw., hat der Vesuv Form und Höhe vielfach gewechselt. Noch 1906 mar die Höhe des ganzen Berges über dem Meeresspiegel etwa 1330 Meter, aber schon 1910 ergaben neue Messungen bloß noch 1182 Meter. Zeitweise überragie der Berfunkegel die Somma, zeit
Gesundheitspflege
Seif wann man Steinfohlen brennt. Daß ein Zimmermann ben Ländern des Nordens als ein zweiter Prometheus das Feuer der Steinkohle gebracht hätte, gehört in das Reich der Fabel. Es Ist historisch erwiesen, daß Kohlen als Brennmaterial zuerst in Eng, lond benutzt wurden. Schon die Römer haben, als sie als Eroberer Britannien betraten, die Kohlen, die sie an den Austritten der Flöze auf die Erdoberfläche fanden, gebrannt, wie durch Funde auf dem Herde eines römischen Bates bewiesen wird. Die erste Urkunde, in der die Kohle als Brennmaterial erwähnt wird, stammt aus dem 13. Jahrhundert Im Jahre 1239 erteilte nämlich Heinrich II. den Einwohnern von Newcastle am Tyne eine Konzession zur Ausweise blieb er auch darunter. beutung der in der Gegend schon damals zahlreich bekannten Kohlengruben. Es dauerte indessen noch viele Jahrhunderte, bis die Kohle auch auf dem Kontinent als Brennstoff bekannt wurde. Erst in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts famen die Partfer, bennruhigt wegen der rafchen Abnahme ihrer Holzvorräte, auf den Gebanken, sich aus England Koblen fommen zu lassen. Die erste Ladung des neune Brennmaterials fam im Jahre 1769 aus New castle in Frankreich an. Die guten Erfahrungen, die man mit bem Heizmaterial machte, trugen in der Folge hauptsächlich dazu bei, daß man den Kohlenschäßen, die sich im Boden Nordfrankreichs bargen, Aufmerksamkeit zuwandte und mit deren Abbau begann. • Viel früher verwandte man die Kohle in Deutschland . Hler begann bte erste Benukung der Steinkohle durch das Kloster Klosterode in ber Gemeinde Kirchrath schon im Jahre 1113. Und im Jahre 1429 findet sich die erste urkundliche Erwähnung der Steinkohle auch im Gaargebiet.
Naturwissenschaft
DOO O
Zwergwelte, die auf Pfeifen tommen. Die vief umstrittene Frage, ob die Fische hören, wird durch die Untersuchungen bes bekannten Biologen von Frisch in ein neites Stadium gerüdt, Über die Albert Hafe in den Naturwissenschaften" berichtet. Frisch experimentierte mit Zwergmelsen und versuchte diese Fische auf Löne zu dressieren. Er stellte Versuchsbedingungen her, unter denen ein zunächst belangloser Ton für den Fisch von Bedeutung wurde. Um ble optischen Reize vollständig auszuschalten, wurden den Tieren vor dem Verfuche die Augen erstirpiert. Kurz vor jeder Fütterung Der Zwergirelle wurde dann ein Pfiff in mittlerer Lage ausgestoßen.
R
m.
Was Fingernägel erzählen. Biele ernsthafte Krankheiten sind auf unseren Fingernägeln verzeichnet. Diefe merkwürdige Tatsache behandelt ein englischer Arzt und zeigt, wie man die Krankengeschichte des Menschen von den Spitzen seiner Finger ablesen tann. hat man eine gefährliche Krankheit durchgemacht, so soll sich eine beutliche gerade Rille on allen Fingernägeln zeigen. Es dauert einige Wochen, bever diese Zeichen sichtbar werden, weil das Wachs. tum des Nagels bestimmt wird durch die nicht sichtbare Wurzel. Zunächst kann inan nur schwache Spuren der Rille bemerken, und es dauert mehrere Monate, bevor sie sich ganz über den Nagel ausgebreitet hat. Diese Zeichen können fahrelang bleiben, und je plökficher die Krankheit auftritt, je rascher und schwerer sie verläuft, desto deutlicher sind die Rillen. Wenn man sich jetzt das Armgelent bricht, so werden die dadurch an den Fingernägeln hervorgerufenen Rillen frühestens 1925 wieder von den Nägeln verschwunden fein. In diesem Falle werden aber nur die Nägel des gebrochenen Arms beeinflußt; die andere Hand bleibt von den Zeichen unberührt. Blögliche Erkrankungen fönnen jedes Wachstum der Nägel verhindern, wie sie auch häufig den Haarwuchs beeinflussen. Manchmal werden die Nägel brüchig und fallen ab, so dah die Finger aussehen, wie wenn die Nägel mit der Schere ganz furz geschnitten wären. Heftige nervöse Erscheinungen bringen tiefe Gruben in den Nägeln hervor; fle fönnen auch Fleden verursachen. Sind die Nägel durch Krankheit abgebrochen, dann sind die neuen zunächst sehr dünn und die Fingerspitzen sind sehr empfindlich.