die notwendige Aufklärungsarbeit zu übernehmen. Um diese syfte wenn ich nur weiten däht, ob he dat is?" Also wußie er, daß matisch zu betreiben, wählten 1891 die Berliner eine Kommission ( die spätere Agitationsfommission für Brandenburg "), die die Berbindung mit den Genossen in der Provinz Brandenburg aufrecht erhielt. Als ein gutes Agitationsmaterial erwies sich der von der Kommission herausgegebene„ Märkische Kalender". Dieser war geschickt auf das Denken der Landbevölkerung abgestimmt und wurde gern von ihr genommen.
In einer Sigung des früheren 6. Kreises wurde eine Tour nach der Ost Priegnig besprochen. Zwei Vertrauensleute( E. und KI.) glaubten bei den Kosten sparen zu können. Freundlich lächelnd lud unfer Kommissionsmitglied R. die beiden ein, daran teilzunehmen, er hätte für sie so eine besonders leichte Tour, höchstens 15 Kilometer weit". Da beide in dem Kreis noch nicht tätig gewesen waren, gingen fie arglos auf das liebenswürdige Anerbieten ein. Meyenburg war das Endziel. Damit die einzelnen Kolonnen am Sonntag früh ihre Tour rechtzeitig antreten fonnten, mußten wir bereits am Sonnabend bis Wittstock fahren. Hier war einige Stunden Raft, doch die wenigsten Ich befen. Am Cangen Tisch wurde erzählt von den Kniffen und Pfiffen, die man anwenden muß, um in die Bauernhäufer zu tommen, und wie man dem Gentarmen am besten auswelcht. Denn damals mußte man zur Verbreitung von Druckschriften noch die behördliche Genehmigung haben, die wir natürlich nie oder wenigstens nicht rechtzeitig erhielten. Da hieß es aufpassen, denn nahm der Beamte einen Verbreiter fest, so mußte dieser die Nacht fiber in einem Sprigenhaus oder dergleichen zubringen was im Winter doch immerhin ein zweifelhaftes Vergnügen ist und dann fam noch ein Strafbefehl nach.
SLUTLO
Besonders drollig wußte der Genoffe Petermann( ein Spitzname!) feine vielen Erlebnisse darzustellen. Er kannte die Wohnungen der meisten Gendarmen und bezeichnete sie mit einem fo tharakteristischen Merkmal, daß auch die Neulinge Bescheid wußten und einen Bogen um sie machen fonnten. Rinder", sagte Betermann ermahnent, geht nie ohne derben Stod. Kommt Ihr auf ein Bauerngehöft, fo haltet ihn fofort vor Euch. Denn ist dort ein biffiger Hund, so beißt er sicher in den Stock und schont Eure Hofen. Der Rat erwies fich als gut. Und dann hütet Euch vor den Gänsen! Wenn die Euch ankommen sehen, machen fie einen Lärm, daß der Gendarm vom nächsten Dorf herangeholt wird." Das hielten wir denn doch für eine arge Beruffung und Worte wie„ Kohl" und Mumpit" fogen ihm an den Kopf. Petermann aber strich sich ruhig feinen schwarzen Vollbart und lächelte.
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Inzwischen waren die Stunden vergangen, jeder betam feine Anzahl Kalender und Flugblätter, und los ging es in den graven Morgen hinein. Wir fuhren mit der Bimmelbahn bis Voltwig. dann ging es zu Fuß von Dorf zu Dorf bis zum Städtchen Freyen stein und von dort wieder weiter bis nach Meyenburg , dem legten Treffpunkt. Ein Genosse aus Wittstock ging mit. Es wurde verabredet, daß wir beide in den Ortschaften die Kalender verbreiten und der Wittstocker Genosse uns am Ausgang mit dem Paket er warten soll. Erstens wurden wir so nicht behindert, und follten wir verhaftet werden, so wären wenigstens die Schriften gerettet.
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Ein falter Winternebe verhüllte die Landschaft. Endlich nach 4 Rilometer Weg das erste Dorf. Wir freuten uns der Arbeit. Doch da nahte schon das Verhängnis. Am Eingang der übliche Dorfpfuh und darauf sich tummelnd mehr als fünfzig Gänse! Raum hatten diese uns entdeckt, als schon einige Gänferiche fauchend und zischend auf uns zugeschossen famen und hinter ihnen flatternd und schnatternd ihr weiblicher Anhang. Es half nichts, daß Kl. einem gar zu giftigen Gänferich eins auf den Schnabel gab. Nur noch lauter ließ dieser seine Stimme erschallen. Ein Höllenlärm! Doch ein Unglück fommt felten allein. Durch die laute Unterhaltung waren die Dorfköter aufmerksam geworden und laut bellend nahten fie. Boran ein Potpourri vom sogenannten Spitz, der förmlich Jubelte, daß endlich einmal in seinem Dorfe etwas los war, und hinter ihm die ganze Schar. Die Gänse begrüßten freudig den Suffurs und so heftig fich sonst vielleicht die beiden Parteien befehdeten, gegen die beiden Eindringlinge bildeten sie eine gefchloffene Einheitsfront. Unferen Stock vorsichtig wie eine Wünschelrute vor uns haltend, erreichten wir aber doch die ersten Häuser. Glücklicher weise Arbeiterwohnunger! Hier verweilten wir, bis sich draußen der Schwarm einigermaßen verlaufen hatte. Dann ging es eilig an die Berbreitung und dann weiter.
Draußen vor dem Dorf erwartete uns der Wittstocker Genosse und wollte sich immer noch ausschütten vor Lachen. Denn die Schadenfreude ist doch die reinste Freude. Ein Dorf nach dem anderen erhielt seine Kalender, wobei der Kleinfrieg nie ausblieb. Gegen Mittag erreichten wir Freyenstein . Ein fleines Landstädtchen. Mittendurch geht die Hauptstraße und rechts und Hints laufen Parallelstraßen. fo hieß es: die linke Straße runter, die rechte rauf und dann die Hauptstraße. Aber erst mußte unser Wittstocker für alle Fälle mit seinem Patet ans Ende der Stadt wandern. Und das war gut so. Schon hatten wir beide gemeinfom die linke Straße fertig, auch einige Häuser der rechten, da war Kl. plöglich verschwunden. E. wartete, aber kl. tauchte nicht wieder auf. Afo„ verschütt" gegangen. Und da fam auch schon schnuppernd der alte Stadtpolizist angehumpelt, fampfbereit feinen Krüdstod Schwinnend. Ein Ausweichen war nicht mehr möglich. Schnell entschloffen zog E. sein Notizbuch, stellte sich vor die alte Kirche und zeichnete! Er trug doma's einen fogenannten Hohenzollernmantel, unter dem die Kalender ja leicht zu verbergen waren. Der Stadtpoligist beäugte den neuen Maler", der ihm wohl zu anständig" aussah. Hm, sieht doch nicht so aus
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Kl. noch einen Komplicen hatte. E. 30g fich langsam aus dem Ort heraus, gefolgt von dem topfschüttelnden Boliziften. Da plötzlich pirscht sich hinter dessen Rücken der Wittstocker Genoffe mit seinem Paket vorbei und zwar etwas eilig! Ein derber Fluch, aber nun war es schon zu spät, denn beide Uebeltäter hatten bereits die freie Chaussee gewonnen und da getraute sich der alte Herr doch wohl nicht, ihnen allein zu folgen
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Nun ging es rüber zum nächsten Vorwerf. Am späten Nachmittag erreichten wir endlich Meyenburg . Kurz vorher trafen wir noch" Onkel" R., der die Tour an der medlenburgischen Grenze ent lang hinter sich hotte. Im verabredeten Lokal waren schon einige Genoffen anwesend, auch unser Kommissionsmitglied R. So recht gemüivoll fragt der nun E.: Was, Ihr seid durch Freyenstein ge fommen und nicht verhaftet worden? Das ist Glück, denn sonst ist fast jeder dort verhaftet. Aber bei Euch wäre es ja nicht so schlimm gewesen, Ihr fönnt auf Eurer Arbeitsstätte ruhig einen Lag fehlen!" Das fah E. notgedrungen ein, und auf seine etwas fnurrige Frage, wie er denn das mit den höchstens 15 Rilo. meter weit" gemeint hätte, antwortete R. feelenvergnügt:„ Luft. linie natürlich!" Der Teufel hole die Luftlinie, wenn man 11 Stunden stramm marschieren muß.
Nach und nach fanden sich alle Teilnehmer ein, zwar hunde. müde, aber luftig ihre Erlebnisse erzählend. Ein Aufruf, jeder erhielt für die Tour 2 M. Zehrgeld, die wir unseren Arbeitslosen überließen. Ein fleiner Imbiß, und dann ging es zurück nach Berlin , ein Teil schlafend, ein Teil fingend. Ach, schön war es doch!
Der Aether.
Von Willy Möbus.
Die Natur gibt den Menschen Rätsel über Rätsel zu lösen. Jede Lösung läßt neue Fragen erstehen, es ist wie im Rampf des Herakles mit der Hydra: für jeden abgeschlagenen Kopf wachsen zwei neue heraus und der Arbeit ist kein Ende. So ist es auf allen Wissensgebieten und das ist gut fo. Schritt um Schritt geht es aufwärts, immer größer wird der Gefichtsfreis und mit Staunen gewahrt der Mensch das weite Arbeitsfeld, das seines Fleißes harrt. leber unwegfames Gelände helfen Annahmen, Hypothesen, hinweg. Fast unheimlich erscheint die Phantasie, die auf manchen Gebieten aufgebracht wird, um Erklärungen für das fonft Unerklärbare zu finden Solche Annahmen bestehen dann so lange, bis sie durch untrügliche Versuchsergebnisse als falsch bewifen oder durch bessere ersetzt oder bis durch die flare Erkenntnis der Wirklichkeit die aus der inneren Schau herausgewachsene Annahme als etwas Tats fächlicher festgestellt wurde. So ist es immer gemelen und wir haben feinen Grund, auf die Menschen vergangener Jahrhunderte selbst. überheblich herabzusehen, weil ihre Annahmen von dem Wesen der Dinge uns so überaus findlich erscheinen Waren doch diese Hypo. thefen so fühn wie nur irgend eine, nicht minder fühn wie die, mit denen auch die moderne Physit arbeitet.
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Als Faraday , der große englische Physiker, der es vom Buchbindergesellen zum Professor gebracht hatte, die Frage aufwarf, ob es nicht möglich fei, einen Einfluß des Magneten auf das Licht nachzuweisen, standen seine hochaelahrten Fachgenoffen Kopf. Viele mögen über diese Frage gelächelt und dabei geflüstert haben: So etwas fann auch nur ein dabergelaufener Buchbinder gefelle fertig bringen." Aber 1845 weist Faraday den zu. fammenhang zwischen dem Magnetismus und dem Licht nach. Die Erötter verstummen. Nun reiht sich Entdeckung an Entdeckung, Hypothese an Hypothefe, eine immer fühner als die andere, eine Entwicklung, die augenblicklich bei der Relativitäts. theorie Einsteins angelangt ist. Es werden Zusammenhänge auf gedeckt, an die bisher nur wenige au denken wagten. Es wird auch mancher Jrrweg gegangen, aber trok alledem ging und geht es vorwärts. Dabei aber wird die Phnfit aus einer eratten Wissenschaft, in der das Erperiment den alleinigen Ausschlag gab, immer mehr zu einer rein bearifflichen Wissenschaft, die mit fo ab straften Annahmen arbeitet, daß die Rahl derer, die hier noch au folgen vermögen, immer geringer wird.
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Eine der schwierigften Fragen, deren Beantwortung, von der modernen Phyfit gefordert wurde, mar die, ob die fogenannten Fernträfte" durch irgendeinen Stoff vermittelt würden, oder ob fie wirkliche Fernfröfte feien. Golde rätfelhaften Kräfte find 3. B. die Anziehungskräfte von Massen aufeinander, die Kroft, die zwei Magnetvole aufeinander wirten läßt, die Kraft zwischen amel elektrisch geladenen Körnern und andere mehr. Dazu tom dann die Frane, wie die große Gefchwindigkeit des Lichtes zu erflären fei, die durch Bradley 1727, Fizeau 1849, Foucault 1854 und nach deffen Methode durch Michelson 1898 übereinstimmend auf 300 000 Rilometer pro Setunde in der Luft festoestellt wurde. Es gibt feinen befannten Stoff auf der Erde, Seffen Eigenschaften die Erzielung einer fo groken Geschwin diofeit erklärbar machten. Der Phrfifer Herk zeinte durch eine Reihe von gelungenen Verfuchen. daß auch die Elektrizität den Raum mit derfelben Geschwindigkeit durcheilt mie das Licht. Durch feine Versuche ist auch bemi fen worden, dok die fogerannten Fern fräfte in Wirklichkeit vermittelte Kräfte find. die auch im Iuft. leeren Raum aufeiranter wirken. Rur Erklärma diefer mer?. würdigen Erscheinurnen haben die Phnfifer den Begriff des
ethers in die Phyfit eingeführt. Diesem unsichtbaren, unfühl.