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Wissen und Schauen

Verbreitung englischer Literatur in Deutschland  . Troß aller nordischen und russischen   Moden, die den Büchermarkt mit Werken dieser Literatur überschwemmen, stellt Arthur Luther   doch in einem Auffat des Literarischen Zentralblattes" fest. baß aus feiner Sprache so viel ins Deutsche übersetzt wird wie aus der englichen. Die Gesamtzahl der in den Jahren 1913-1923 in Deutschland   erschienenen Ueberlegungen von belletristischen Werken englicher und amerifonicher Autoren des 19. und 20. Jahrhunderts betrug etwa 760, eine Zahl, mit der die Ziffer der lleberlegungen aus feiner anderen Sprache tonfurrieren tann. Diese 760 Werte verteilen sich unter 248 Verfasser, und zwar sind es hauptsächlich Romane und Erzählungen, unter denen die reine Unterhaltungs fiteratur überwiegt. Besonders bie Kriminal- und Detektivgeschichten werden noch immer in Maffen aus angelsächsischen Ländern bezogen. Bn neuester Zeit liefert freilich auch Standinavien viele Kriminal romane; von den 563 erzählenden Schriften, die aus Norwegen  und Schweden   übersetzt wurden, gehörten nicht weniger als 136 biefer Gattung an. Ünter ben englischen Dichtern, die literarisch ernst genommen werden können, sind am häufigsten fibersezt Oscar Bilde, Charles Dickens   und Edgar Poe. Bon Wilde wurden 48 Werte übertragen, darunter bas Bildnis des Dorian Grey" achtmal. Bon Werfen Didens find 47 Ausgaben in deutscher Sprache erschienen, davon 12 von den Weihnachtsgeschichten und 8 von Oliver Twist Boe ist mit 3 Gesamtausgaben und 35 Einzel. ausgaben vertreten. Mehr als 10 beutsche Ausgaben erlebten Mart Twein mit 25, Bulwer   mit 20, barunter allein 10 von den Letzten Tagen von Pompeji  ", Gham mit 17, Scott mit 14, Ripling mit 13. Diese Statistit umfaßt nur die Werte des 19. und 20. Jahrhunderts. Sonst steht natürlich Shakespeare   an der Spize. Seine Werte erschienen in Neuausgaben und Neubruden 11 mal; Einzelausgaben Shakespearischer Dramen fonnten 66 festgestellt werden, ohne die Schulausgaben mitzuzählen. Darunter steht Hamlet mit 12 Aus­gaben an der Spike. Bemerkenswert ist die Borliebe für die Sonette, bie in 8 verschiedenen Auflagen erschienen; auch die beiden Epen Shakespeares find in je 2 Neuausgaben herausgekommen. Erdkunde

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口味

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Korallenfelfen in Europa  . Wenn man in Betracht zieht, daß die bie Riffe bildenden Korallen ausschließlich in den tropischen Meeren liegen, so mutet der Begriff eines europäischen   Korallenriffs etwas feltsam an. Und doch besigt, ebensogut wie die tropische Zone, auch Europa   feine Korallenbildungen. Ihre Entstehung reicht in vor geschichtliche Zeit zurüd. Nach Duncan entstanden Korallenriffe in größerer Zahl zu Anfang der ersten Juraperiode, und zwar ziemlich zu gleicher Zeit im heutigen Deutschland  , England und Frankreich  . Nur in den Gegenden unserer Alpen hatten sich schon in der vor. hergehenden Triasperiode einige Storallenriffe gebildet. Beranlaßt burch ungünstige Lemperaturverhältnisse, verschwanden bann fämt liche Korallenbildungen wieder, um jedoch in der zweiten Periode bes Jura, dem sogenannten braunen Jura, wieder aufzutreten. In dieser Zeit bauten nun die Korallen ganz mächtige Gebirge in Europa   auf, und Spuren ihrer Tätigkeit finden wir in den Gesteinen der Juragebirge Schwabens  , Frankens und der Schweiz  . Die auf bie Juraperiode folgende Kreidezeit bildete, wenigstens da, wo die Kreide anstand, feine neuen Rorallenriffe, wodurch der Beweis ge­liefert wird, daß, sa fich die Strelde nur in großen Meerestiefen ent­widelte, die Gebiete des heutigen Norddeutschland und England in Jener Zeit noch von gewaltigen Meeren überflutet waren. Die Alpengegenden und das heutige Frankreich  , die ihre Riffe weiter bildeten, müffen hingegen, da die Korallen in viel geringeren Tiefen leben, schon von bedeutend seichterem Wasser überdeckt gewesen sein. Das milde Klima der Tertiärzelt begünstigte in diesen Ländern die Bildung von Korallenfelsen auch weiterhin, und besonders in Spa nien, Frankreich   und Italien   entstanden in dieser Zeit noch zahl reiche Risse. Als sich nun aber in Europa   allmählich die Eiszeit vor­bereitete und die Temperatur immer tiefer und tiefer sant, ver Schwanden auch die Korallen aus den sich start abfühlenden Meeren. Sie wanderten in die wärmeren Meere aus und verließen Europa  endgültig. Gewaltige Zeugen ihrer viele Jahrhunderttausende um fassenden Bildung haben ble Korallen uns jedoch in den Dolomiten Südtirols   hinterlassen, die tatsächlich leberreste der zu allererst in der Triaszeit entstandenen, später wieder verschwundenen und fchließlich in der zweiten Juraperiode wieder aufgetauchten Korallen. tegel   darstellen. Diese über 3000 Meter hohen prachtvollen Felfen toloffe verbanten also ihre Entstehung fast ausschließlich dem Wachs. tum fleiner tierischer Lebewesen, die vor unausdenkbar langer Zeit einmal in den Fluten eines warmen blauen Meeres gelebt haben. ) Naturwissenschaft

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Birinojen des Winterschlafes. Er schläft wie ein Murmeltier," fagt man in der Rebensart und will damit die Meisterschaft dieses Tieres andeuten, die es bei seinem Winterschlaf zeigt. Es gibt aber andere Geschöpfe, die das Murmeltier an Tiefe und Länge des Schlafes noch weit übertreffen. Meister des Winterschlafes sind hauptsächlich einige Bertreter der Familien der Nagetiere und In­fettenfresser, und im neuesten Bande der jetzt bei Reklam erscheinen. ben Ausgabe von Brehms Tierleben", der diese Familien behandelt, mird uns viel Interessantes vom Winterschlaf der Liere berichtet.

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Am tiefsten schläft nicht das Murmeltier, sondern wohl der Siebenschläfer, den ja der Volksmund nach dieser Birtuoſität getauft hat. Der Siebenschläfer frißt sich im Herbst ganz dick und macht sich baan in tiefen Erblöchern, Rissen und Spallen, in Helsen  und altem Gemäuer, wohl auch in Baumhöhlen ein Rest von zartem Moose zurecht; dann rollt er sich, gewöhnlich in Gemeinschaft mit mehreren Genossen, zusammen und fällt schon lange, ehe der Wärme. meffer auf dem Nullpunkt steht, in einen tiefen, tiefen Schlaf. Brehm nennt ihn dasjenige Tier, das am tiefsten schläft. Man fann ihn ruhig aus feinem Lager nehmen und wegtragen; er bleibt talt unb bewegungslos. Auch die Haselmaus ist eine Meisterin im Schlafen. Um Mitte Oktober zieht sie sich in ihr Nest zurüd, bereitet sich aus Reifera, Laub, Moos und Gras eine fugelige Hülle, in die fie fich gänzlich einwickelt. Man tann fie in die Hand nehmen und herumfugelb, ohne daß sie ein Lebenszeichen von sich gibt. Je nach der Milde oder Strenge des Winters durchschläft fie 6 bis 7 Monate, fast ununterbrochen, bis sie dann die warme Frühlingssonne zu neuem Leben wachruft. Das Murmeltier rüstet sich etwas später zum Winterschlaf; es verstopft den engen Zugang zu feiner Höhle bis auf eine Strede von 1 bis 2 Metern von innen aus mit Erbe und Steinen, zwischen die Lehm, Gras und Heu eingeschoben werden. Durch diese Bermauerung wird die äußere Luft abgeschlossen. Das Tierchen selbst dient fich als Ofen, indem es eine Körperwärme aus. strahlt, die etwa 8 bis 9° R beträgt. Während des Winterschlafes ist die Lebenstätigkeit beim Murmeltier wie bei seinen Verwandten aufs äußerste herabgestimmt. Die Tiere liegen regungslos und kalt in tobesähnlicher Erstarrung, die Blutwärme ist auf die Wärme der Höhlenluft herabgefunten, die Atemzüge erfolgen nur 13mal in ber Stunde. Im Frühjahr erscheint dann das im Herbst so fette Murmel tier ganz abgemagert vor der Deffnung feiner Winterwohnung und hält sehnsüchtig nach etwas Eßbarem Umschau. Zunächst muß es fich noch von dem Gras nähren, das es mit in seine Höhle gebracht hat. Nicht so feft wie bei diesen Winterschläfern ist der Schlummer des Gartenschläfers, der auch Große Hafelmaus" heißt. Unter den Infektenfressern ist der Igel der größte Schläfer. Die Fühl­lofigkeit dieses Tieres, die schon, wenn es sich am regften bewegt, bedeutend ist, steigert sich jet in merkwürdiger Weife" sagt Brehm. Nur wenn man ihm sehr arg mitspielt, ermacht es, wanft ein wenig hin und her und fällt dann augenblicklich wieder in Schlum mer. Der Winterschlaf des Igels währt gewöhnlich bis in den März."

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Vom Menschen

Die menschliche Nase. Der Geruchsfinn ist beim Menschen lange nicht so ausgebildet wie bei den übrigen Säugetieren. Der Hund übertrifft uns hierin bedeutend, und die Witterung des Wildes reicht auf Entfernungen, die uns ganz unbegreiflich sind. Das war vielleicht nicht immer so, aber mit dem aufrechten Gang ist dem Menschen die feinere Riechfähigkeit abhanden gekommen. Solange der Mensch, wie seine Verwandten, alle vier Extremitäten zur Fort bewegung benutzte, hatte er die Naje dicht am Erdboden und konnte am Gebüsch, Gras, am Erdboden, an Steinen durch den Geruch feststellen, ob da ein anderes Geschöpft sich bewegt hatte. Je mehr aber der Mensch den aufrechten Gang annahm, verlor der Geruch an Bedeutung. Das Auge wurde wichtiger, die Nase wurde weniger geübt, der Geruchssinn verfümmerte. In Abessinien soll es aber jetzt noch junge Leute geben, die sich durch hervorragenden Geruchs. finn auszeichnen, und die dann eigens ausgebildet werden, um beim Aufspüren von Flüchtigen Dienste zu tun. Sie dienen also als Er­fag für die Spürhunde, die man in früherer Zeit in Amerika   ver­wendete, um flüchtige Negersklaven einzufangen, und leisten zum Während der Hund Teil auch die Dienste unserer Polizeihunde. mehr am Erdboden spürt, fängt das Wild den Geruch auf, der ihm durch die Luft zugetragen wird und leistet darin Erstaunliches. Er. leichtert wird ihm allerdings das Wittern dadurch, daß der Geruch des Jägers sich in seinen Kleidern aufspeichert und verstärkt. Der Wilde, der sein Opfer nackt beschleicht, hat es viel leichter. scheinen verschiedene Indianerstämmer auch gewußt zu haben, denn auf Ihren primitiven Zeichnungen wird der Jäger stets nackt dar. gestellt, auch wenn sonst eine ziemlich vollständige Bekleidung üblich ist.

口味

Urgeschichte

Prähistorische Knobelbrüder. Im Tal des Rio Mimbres im Staate Neu- Merito entdeckte ein gewisser H. D. Osborn fürzlich alte Töpferwaren. Auf einen Bericht schichte das Smithsonian Institute  , das in Amerika   die Funktionen einer Akademie versieht, einen Ge­lehrten, Dr. Fewles, an Ort und Stelle. Dieser stellte fest, daß die Topffcherben von einem längst untergegangenen Volte herrühren müssen, dessen Namen und Art verschollen ist. Aber diese Leute tannten schon die Würfel und Spiele offenbar nach festen Regeln. Ein Scherben von einemt größeren Gefäß, das leider nicht vollständig erhalten ist, zeigt drei Männer beim Würfelspiel. Die Würfel mit thren unterscheidenden Buntten auf den Flächen sind ganz deutlich zu sehen. Gespielt wurde entweder um Pfeile, oder die Pfeile dienten als Marken, um Gewinn und Verluft zu späterer Abrechnung einst­weilen zu martieren. Der eine der drei abgebildeten Männer hat gerade feinen letzten Pfeil verschossen". Auf anderen dort ge fundenen Gefäßen sieht man eingebrannte Zeichnungen von allerlei Jagdfzenen, und die abgebildeten Tiere, Antilopen, Bögel, Fische, Frösche, Insekten, weisen darauf hin, daß die Leute gute Natur beobachter und nicht ungeschickte Beichner gewesen sind.