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Guilelmo Marconi.

Bon Arnold Röllner.

Am 25. April wird Marconi   fünfzig Jahre alt. Es erscheint beinahe unglaublich, daß diefer Mann noch in jo jungen Jahren fteht; denn die Erfindung, die mit seinem Namen verknüpft ist, datiert in ihren ersten Anfängen ja noch aus dem Ende des vorigen Jahr.

hunderts. Aber es ist in der Tat richtig, daß Gulielmo Marconi noch

ein junger, schaffensrüftiger Mann ist, deffen Name schon zu einer Seit die Welt durcheilte, als sich der Erfinder noch in einem Alter befand, in dem andere noch ihren Studien obliegen.

Der junge Phyfiter, der 1874 in Griffone bei Ulologna geboren wurde und an der Universität feiner Baterstadt studierte, hörte dort bie Borlesungen Righis über die elektrischen Strahlungserscheinungen und über die Bersuche des Deutschen   Heinrich Herz  , dem es im Jahre 1888 gelungen war, den engen Zusammenhang in den Licht und elektrischen Schwingungen nachzuweisen und elektrische Wellen von bedeutender Länge zu erzeugen. Heinrich Herz, der schon am 1. Januar 1894 noch nicht 35 jährig gestorben ist, hatte an die Unter­Juchungen und die elektromagnetische Lichttheorie von Marwell an­geknüpft, aus der dieser große englische   Physiker die Einheitlichkeit der Licht mit den elektrischen Wellen gefolgert hatte. Nach Magwell mußte die rasche Schwingung in elektrischen Funken eine Fern wirkung haben, indem fle sich im Aether fortpflanzt. Den experi­mentellen Beweis dafür hatte er nicht mehr erlebt; er war schon 1879 gestorben, und erst neun Jahre später fonnte Heinrich Hertz   bie Probe auf das Erempel machen. Es gelang Hertz außerdem nach­zuweisen, daß die von der Funkenstrede, mit der er arbeitete, er zeugte Aetherbewegung Wellenform hat und sich mit derselben Ge­chwindigkeit ausbreitet wie das Licht, nämlich 300 000 Rilometer in der Sekunde. Diese Ergebnisse sollten bald ungeahnte Bedeutung als Grundlage der drahtlosen Telegraphie erlangen, Guilelmo Mar coni war durch die Herzschen Versuche, die er in Righis Labora forium fennengelernt hatte, zu eigenen Arbeiten angeregt worden, bei denen er sich auch auf die Arbeiten des Franzofen Branly und des Russen Popow stüßte. Branin war es 1890 gelungen, einen An zeiger für Aetherfchwingungen mit fehr viel stärkerer Wirfunestraft herzustellen; er hatte außerdem jene kleine Röhre mit Metallfeil fpänen tonftruiert, die zuerst unter dem Namen Rohärer bekannt war und fväter den Namen Fritter erhielt. Diefer für die drahiloſe Telegraphie fo wichtige Wellenanzeiger wurde von dem russischen Gelehrten Popow zum erstenmal praktisch nugbar gemacht. Er tam auf den Gedanken, daß der Fritter als Anzeiger elektrischer Wellen auch durch die elektrischen Entladungen in der Atmosphäre, die gleich­falls schwingender Natur find, angeregt werden müßte, wenn in der Nähe ein Blizz niederzuckte. Bald aber nahm er wahr, daß die Vor­richtung auch auf ferne Entladungen ansprach, wenn er die Frittröhre an der einen Seite mit dem Blizableiter, an der anderen mit der Erde verband. Dadurch fonnte Popom mit Hilfe eines gewöhnlichen Morfeschreibers alle Blige aufzeichnen laffen,

Marconi  , der feiner ganzen Veranlagung nach weit mehr an genieur als Physiker war, verstand es, sich alle diese Versuche nubbar au machen, um feine Idee, mit Hilfe der Aussendung elektrischer Bellen drahtlos Nachrichten zu senden, praktisch zu verwirklichen. Er hat also feineswegs felbft neue physikalische Gesetze von grund­legender Bedeutung entdeckt, und der befruchtende Gebante feiner Erfindung stammt, wie er auch nie geleugnet hat, von Heinrich Herh. Aber es gehörte doch eine Fülle intuitiven Scharfsinns und geist vollster Kombinationen dazu, um mittels der bereits vorhandenen Hilfsmittel und der bekannten physikalischen Gefeße die drahtlose Telegraphie praktisch zu verwirklichen. Und das ist Marconi   meister­haft gelungen. Zugleich mit ihm haben auch andere an der Ber­wirklichung der drahtlosen Telegraphie erfolgreich gearbeitet, so ber Straßburger Phyfiter Ferdinand Braun  , vor allem aber Adolf Staby und Graf Georg von Arco  , die auf den gleichen Grundlagen, aber auf zum Teil anderen Wegen wie Marconi   bie Telegraphie ohne Draht praktisch nußbar gemacht haben. Doch das kann Marconis Weftruhm nicht erschüttern. Ein raftloser Arbeiter, von väterlicher Seite mit der vorwärtsstürmenden Phantasie des Romanen, von der englischen Mutter mit dem Sinn für die zähe und minutiöse Klein­arbeit begabt, ist es Marconi   in verhältnismäßig furzer Zeit ge Jungen, feine Erfindung nicht nur praktisch nußbar zu machen, fon bern sie auch ständig so zu verbessern und auszugestalten, daß das moderne Leben ohne die drahtlose Telegraphie und ihre Schwefter technik, die drahtlose Telephonie, gar nicht mehr denkbar ist.

Es war am 14. Mai 1897, als es Marconi   zum erstenmal ge lang, eine drahtlose Berständigung zu erzielen. Es war auf der etwa 20 Meter hohen Klippe von Lavernod Boint, eine Stunde von dem Badeort Penarth am Bristoltanal, wo dieser erste gelungene Bersuch stattfand. Als Antenne war ein durch Drahtseile gehaltener 30 Meter hoher Mast errichtet. Mitten im Bristolfanal, 5 Kilometer entfernt, liegt das kleine Eiland Flattholm, wo der Sendeort war.

Heute funkt die Menschheit mittels gewaltiger Kraftstationen und riefiger, bis zu 300 Metern in die Lüfte ragender Antennen rings um den Erdball bis zu den Antipoden. Kein Schiff durchfurcht mehr die Fluten des Weltmeeres, ohne Einrichtung der drahtlosen Tele­graphie, und in vielen Hunderten von Fällen schon hat der drahtlose, International vereinbarte Hilfsruf Schiffen in Seenot rechtzeitig Hilfe gebracht, Taufende von Menschenleben vor dem ficheren Tode ge­rettet. Seit Marconi   im Dezember 1901 zum erstenmal den Buch­ftaben s drahtlos über den Atlantischen Ozean   fandte, find nicht viel mehr als zwei Jahrzehnte vergangen und schon ist der drahtlose Nachrichtenaustausch von Kontinent au Rontinent so selbstverständ­lich, wie es bis dahin die Kabeltelegraphie allein war. Der Mann, I

der dazu den Grund gelegt, aber auch im Gegensatz zu vielen ane beren Erfindern das meiste zu der immer weitergehenden Vervolla fommnung feiner ersten Leistung getan hat, steht heute erst auf der Höhe des Lebens. Er verdient es, zu den großen technischen Bahn. brechern gerechnet zu werden, deren Genie die Menschheit bereichert, ihre Güter geehrt und ihre Beherrschung der Materie vertieft hat, Aus dem Leben eines Kannibalenhäuptlings

Aus: Andreas Reischer, Sterbende Welt. Zwölf Jahre Forscherleben auf Reuseeland. Reich Wuftriert. Gebunden 15 Gold mart.( Brockhaus, Leipzig  .)

Reischer, der sichere yuhrer in die Geheimnisse Reuseelands, war in feiner Jugend em armer Bäderlehrling aus Oberösterreid), der sich aus elgener Kraft fo emporgearbeitet hat, daß er von den großen Naturforschern als Fachmann hochgeschäßt wurde In Neuseeland  , im Machtbereich de Angelfachsen und unter fanmbalischen Bild n fand er den Boden fil feine Tätigkel, die ihm die herrschenden Kreise felnes Baterlandes verjagten Am 21, bei Tagesgrauen erhob fich nein Begleiter und fing unfere Pferde ein. Bir mußten noch am Frühstüc teilnehmen und ritten dann in südwestlicher Richtung weiter. Bon hier an beginnt das Gelände getirgiger zu werden; ab und zu erschweren Sümpfe das Bordringen. Wir passierten die Maoriansiedlungen Tahuahua und Te Mira und wollten auch durch Le Rumi, wurden hier aber von dem dort refidierenden Häuptling Le Mahuti, einem alten Kries ger und Europäerfeind, angehalten.

Er fragte meinen Begleiter, warum er diesen Weißen hierhere bringe. Auf die Antwort, daß ich von Zawhiao und Wahanui Ere laubnis habe, das Land zu erforschen, fagte er, es sei bedauerlich, daß gerade die, die als die ersten jeden Europäer von der Grenze weifen follten, jenem Vertrage und Schwure zuwiderhandelten, des nach dem Maorifrieg von den freien Stämen beschlossen worden mar. So wie die Weißen den Maori feinen Schuß zuteil werden ließen, gebe es auch in seinem Lande feinen Schuß für die Weißen, Ich sprach zum Häuptling:

Gut, ich bin ein Europäer, aber ein Freund der Maori, der ihre Befehe achtet. Der König und feine Berater haben mich langs beobachtet und verhört, ehe sie mich als ihren Freund erkannt und zum Häuptling gemacht haben. Wenn du aber doch Mißtrauen gegen mich hegst, magst du mir einen deiner Leute als Begleiter mitgeben."

Darauf fah mich der Häuptling durchdringend an und sagtes Je schneller du von hier fortkommst, desto besser für dich!" Wir ritten also weiter, pafflerten den Mangapufluß und famen nach Ruiti  , dem Dorfe des berühmten und noch mehr berüchtigten Häuptlings Te Kuti.

Ich will hier die Geschichte dieses merkwürdigen und froß seiner Mordtaten bedeutenden Maori einflechten.

Le Ruti wurde im Maorifrieg mit 200 feiner Krieger von den Engländern gefangen und auf die Chathaminsel deportiert. Die Gee fangenen erhielten gute Verpflegung und waren nur von einem Meinen Detachement bewacht. Die Maori legten jo gute Manieren an den Tag, daß die feine englische   Besatzung nie eine Ueberrumpe lung befürchtete, felbft bann nicht, als sie gewarnt wurde.

Am 3. Juli 1868 anterie der Schoner Rifleman" mit Proviant vor der Chathaminfel. Auf ein von Le Ruti gegebenes Zeichen wurde die Wache überwältigt, und die Maori bemächtigten sich aller Waffen und Munition. Obwohl Te Kuti ftrengen Auftrag gegeben hatte, niemand etwas zuleibe zu tun, wurde ein Engländer getötet. Nun ruderten die Macri, gut bewaffnet, in einem start bes mannten Boote zum Schoner, überwältigten die Bemannung des Schiffes und zwangen, als alle Maori   an Bord waren, die enge fifchen Offiziere und Matrojen, sie nach Poverty Bay zu fegeln.

Die ersten Tage herrschte stürmisches Wetter und Gegenwind. Deshalb gab Te Kuti Befehl, allen Nephritschmud zu bringen; er warf ihn über Bord, um dadurch den Meeresgott Tangaroa zu be fänftigen. Aber es half nichts. Le Ruti befahl daher, einen alten Maori zu binden und als Opfer ins Meer zu werfen,

Die Maori   landeten schließlich in Bhareongaonga, südlich von der Poverty Bay. Sie schifften alle Waffen, Munition und den ganzen Proviant aus; den Echoner mit der Befagung ließen fe frei, ohne jemand etwas zu leide zu tun,

Major Biggs zog den Maori entgegen und forderte Te Kutt auf, sich zu ergeben. Te Kuti antwortete:

Gott hat mir Freiheit und Waffen gefchentt, ich führe nur feinen Willen aus, wenn ich nach Wallato ziehe und den König abe fetze. Ich werde euch nichts zuleide tum, wenn ihr mich an meinem Vorhaben nicht hindert."

Die englische Truppe und eine Schar engländerfreundlicher Maori verfolgten Te Kuti und seine Leute. Nun kannte Te Kutt feine Rücksicht mehr, und das Kriegsglück war ihm hold; in allen Gefechten, in Paparota, Le Ronati und Ruafitui, fchlug er feine Gegner, und fem Anhang wuchs.

Dainit stieg auch seine Kühnheit; er schritt zur Offensive, tötete den Aravahäuptling Te Mutu und überfiel die Ansiedler in der Poverty Bay, wo er 33 Europäer, Männer, Frauen und Kinder, aufs grausamfte ermordete. Auch 37 europäerfreundliche Eingeborene erschlug Te Kuti mit der Keule.

Später fegte er feine Kriegszüge mit wechlelnden Erfolgen fort, bis er auf der Anhöhe Te Boronga unterlag.

Diefe Niederlage war für ihn entscheidend. Die meisten Stämme fielen von ihm ab; er wurde weiter verfolgt und unterlag in allen Gefechten. Einmal wurde er wieder gefangen, es gelang ihm aber, zu entkommen. Schließlich flüchtete er nach Waikato, wo ihm Tawhiao im Urmaorilande zu bleiben erlaubte, wenn er sich friedlich verhalte. Seitdem lebte er her, fiefften haß gegen alle Europäer hegend.-