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Wissen und Schauen

Röntgenstrahlen und Mumien. Kürzlich hat man im Museum von Chicago   die Röntgenstrahlen auch auf Mumien angewendet. Die Mumien stammten aus Peru  , man hatte sie zu der großen Aus­fbellung 1893 nach Chicago   tommen lassen und sie waren dort ge= blieben. Man wollte gern wissen, ob in die Umhüllung der Mumien außer dem Körper des Toten noch andere Gegenstände eingewickelt wären. Das Auswickeln wollte man vermeiden, da man nicht wußte, ob man die Umhüllung nachher wieder in die ursprüngliche Ber­faffung bringen würde. So nahm man die Röntgenstrahlen zu Hilfe. Es ergab, daß dem Körper Gegenstände aus Metall, ferner auch Steintöpfe, Schüsseln mit Muscheln und Schnitzereien aus Knochen beigefügt waren. Einige Mumien waren ohne Beigaben. Berlegungen, welche die Menschen bei Lebzeiten erlitten hatten, tonnten nachgewiesen werden, ferner Folgen von Rheumatismus  , Tuberkulose, Zerfegung u. a. m. Dagegen fand fich fein Beispiel von einer Schädeltrepanation; es ist bekannt, daß die Südamerikaner diese Kunst schon verstanden haben. Man ging dann dazu über, auch Mumien aus Aegypten  , einbalfamierte Kazen, Krokodile, Schakale, Gazellen ebenso zu durchleuchten. Die erhaltenen Bilder waren recht lehrreich, und das Berfahren scheint fich für das Studium der alten Bölfer weiter zu empfehlen.

Eine Stiftung Benjamin Franklins  . Der berühmte Benjamin Franklin  , der den Blizableiter erfand, war nach dem Befreiungstriege längere Zeit, von 1757 bis 1762, diplomatischer Bertreter seines. amerikanischen Vaterlandes in London  . Er machte in dieser Beit eine Stiftung von 100 Pfund Sterling für medizinische, befon bers chirurgische Fortschritte. Das war nicht viel Gelb, aber, der Stifter bestimmte auch, daß die Summe erst einmal zinstragend angelegt werden sollte. Nach hundertfünfzig Jahren etwa sollte die erste Berteilung der Franklin- Breise" stattfinden. Diese Frist ist jetzt abgelaufen, und die Verwalter der Stiftung waren in der Bage, drei Preise für Arbeiten aus den angegebenen Gebieten zu vergeben. Einen von 2500 Pfund Sterling erhielt Banning in Los Angelos für ein medizinisches Lehrbuch. Den zweiten Preis in Höhe von 1000 Pfund betam Steinmetz   in Schenectady   für eine Arbeit über das menschliche Nervensystem. Der dritte Breis fiel nach Japan  ; eine noch ungedrudie Arbeit von Dr. Omori, der ein chirurgisches Thema behandelte, außerdem soll die Arbeit cuf Kosten der Stiftung gebruckt werden. Die 100 Pfund des alten Franklin haben reichlich insen getragen.

Erdkunde

Die schönsten Grotten. Die Grotten von Cacanhamilpa, die nicht weit von der Stabt Megito Hegen, find nach dem Urteil eines franzö sschen Reisenden die schönsten Grotten der Welt. Lange Zeit waren fie unbesucht, denn eine Sage umgab fie mit Grauen und Furcht. Man sagte, daß fie von dem Geist des Bösen bewohnt wären und baß jeder, der sich in diese Höhlen hinein wage, sofort sterben müsse. Im Jahre 1833 foll nun zuerst ein Berbrecher, der sich seinen Ber­folgern entziehen wollte, in die Grotten eingedrungen sein, und als er zurückkehrte, erzählte er von den Wundern, die er entdeckt hatte. Die Umwohnenden wollten nun auch diese Herrlichkeiten tennen fernen und brangen in die Grotten ein, ohne weiter von dem Geist des Bösen belästigt zu werden. Die Grotten enthalten zahllose Gänge, die eine Reihe von riesigen Sälen miteinander verbinden. Diese Räume haben nun nach den charakteristischen Formen ihrer Kristallbildungen Namen erhalten; so gibt es einen Fontänenfaal", einen Orgelsaal", einen, Saal der Kanzel" ufw. Gewaltige Säulen ragen empor und strahlen im Glanze tausendfach gebrochenen Lichtes, während der Boden mit bunten Edelsteinen gepflastert zu sein scheint. Wenn das Licht der Sonne die Grotten bereits verlassen hat, dann ruft es an den Felsen, Wänden amb Nischen noch die phantastischsten Farbenspiele hervor und taucht diefe einzigartigen Gesteinsbildungen in eine märchenhafte Stimmung von Schimmer und Glanz.

Naturwissenschaft

Die Gnitzen, diese Meinen schwarzen Plagegeister, die uns be­sonders in den jetzigen warmen Nächten das Leben schwer machen, find zoologisch eine merkwürdige Gesellschaft. Wir würden sie in Die Berwandtschaft der Fliegen oder Müden stellen wollen, und die Art, wie sie sich am Menschen betätigen, gibt uns gewiß eine Be­rechtigung dazu. Nach ihrem Körperbau und ihrer Entwicklungsart ( vom Ei über die Made zum ausgebildeten Tier) aber gehören sie viel eher mit den Ohrwürmern, Schaben und Heuschrecken zusammen. Ihre Verwandlung ist nur unvollkommen, und sie zeichnen sich vor allem durch ihre zum Beißen eingerichteten Mundwerkzeuge aus. Unsere Gnißen, welche die Zoologen" Thrips" nennen, haben noch eine fonderliche Merkwürdigkeit. Ihre Füße tragen feine Krallen, fondern statt deffen blafenartige Hafticheiben; man nennt fie deshalb auch Physopoden oder Blasenfüßer. Diese Blafen, mit denen fie fich an der menschlichen Haut feftsaugen, bewirken das etelhaft tribbelnde Gefühl, das diese Tiere so unangenehm macht, weit mehr noch als die Tätigkeit der Mundwerkzeuge. Die meisten Thripse, Tiere von nur einem bis drei Millimetern Länge, leben auf Blättern und Blüten, und wenn sie, wie gewöhnlich, in großen Massen auf treten, tönnen Sie durch ihr Benagen ziemlich große Pflanzenteile gunn sterben bringen. Der Getreideblasenfuß und die sogenannte

Echwarze Fliege find die unangenehmsten Angehörigen dieser Sippe. Der Getreideblafenfuß richtet manchmal in den Wehren des Roggens, des Weizens und der Gerste bedeutenden Schaden an, die Schwarze Fliege ist ein ungern gesehener Gast der Gewächshäuser. Die Sorte, die sich am Menschen lästig macht, tritt plöglich aus wenig bekannten Gründen in folossalen Massen auf, und noch nach Jahren findet man manchmal ihre Heinen Leichen unter den Glasscheiben alter Familienbilder. Bei ihrer Kleinheit schlüpfen sie durch alle Rizzen, finden aber manchmal den Rückweg nicht.

Schmetterlinge auf Gletschern. Schon vielfach hat es das Er­staunen der Naturfreunde, selbst der Zoologen, hervorgerufen, daß in scheinbar vegetationslojen Eis- und Felswüsten, an fahlen Fels wänden manche Schmetterlinge ihre ganze Entwicklung durchmachen tönnen. Jetzt hat Dr. Eugen Wehrli, ein Schweizer  , einige Gegen­den seines Baterlandes daraufhin untersucht. Er teilt mit, daß an Stellen, die nach Süden liegen und gegen die Ost- und Nordwinde geschügt sind, z. B. im Kanton Wallis  , immer in Rihen   und auf Felsbändern fich fleine oder größere Kolonien von Blütenpflanzen finden, bis über 3500 Meter Höhe. Manche Kessel, z. B. die Süd­wand des Trifthorns, find in dieser Hinsicht außerordentlich be­günstigt. Auch das Matterhorn hat solche Stellen. Die Bedingungen für das Leben von Tieren, die sich von Pflanzen nähren, sind also durchaus gegeben, felbst über der Schneestufe. Dazu kommen dann noch die Flechten, für manche Schmetterlinge die ausschließliche weit über eine Höhe von 4000 Meter, wenn auch die Felsen bem un­Nahrung. Flechten wachsen beispielsweise auf dem Monte Roja tundigen Beschauer einen völlig nackten Eindruck machen.

Wie Winden und Ranken flettern. Man hat bisher zwischen zwei Gruppen von Kletterpflanzen, den Winden und Ranten  , sehr genau unterschieden. In neuester Zeit hat mun Löffler in einer Arbeit, über die in den Naturwissenschaften" berichtet wird, den Klettervorgang bei diesen Pflanzen genau untersucht und gezeigt, daß zwischen ihnen fein so großer Gegenfaß besteht, wie man bisher annahm. Die Reizbarkeit durch Berührung, bie man bei den Sproffen der Ranke für ausschlaggebend hielt, spielt auch beim Anlegen der Winde an die Süße eine Rolle, Andererseits findet man die trei­senden Bewegungen nicht nur bei Winden, sondern auch tei Ranten  ; diese Bewegungen dienen auch den Ranten   dazu, eine Stütze zu fuchen, und äußern sich später beim Greifen darin, daß die Ranten fich in einer Spirale aufrollen. Gemeinsam ist beiden Pflanzen­gruppen auch die Tatsache, daß sie in ihrem Gedeihen sehr start davon abhängig sind, ob es ihnen gelingt, eine solche Stüße zu er­faffen oder nicht. Windepflanzen verfümmern, wenn fie feine Stütze finden oder über diese hinauswachsen. Das tann dazu führen, daß die Spike der Pflanze abstirbt, während häufig aus den Achsein tiefer stehender Blätter neue Seitensproffen entstehen, an denen fich das Spiel wiederholt. Man kann aber solche verfümmerten Sprossen jederzeit zu neuem Aufleben bringen, wenn man ihnen eine Stühe darbietet. Ganz ebenso liegen die Dinge bei den Rantepflanzen. Je mehr Gelegenheit sie zum Greifen haben, eine desto bessere Ent faltung tritt bei ihnen ein. Daraus läßt sich schließen, daß der Be­rührungsreiz bei diesen Pflanzen zugleich einen Entwicklungsreiz bar­stellt, der ihr Wachstum beeinflußt. Darauf deutet auch die Tatsache, baß, wenn man den Endsproß der Windepflanzen abschneidet, die­jenigen Achselfnospen austreiben, die mit der Stütze in Berührung stehen. Die Winden und Ranken müßten also danach aus derselben Pflanzenart entstanden sein; sie haben sich nur nach verschiedenen Richtungen entwickelt. Bei den Sprossen der Winden hat die Be­rührungsempfindlichkeit nicht denselben hohen Grad erreicht, wie bei den Ranken, bei denen sich der Greifvorgang stärker ausbildete. Die Windesproffe hat nämlich neben dem Festhalten an der Stüße gleich zeitig noch die Funktion, die Blätter zum Licht emporzutragen; diese Aufgabe würde aber gehemmt werden, wenn hier dieselben Greif­bewegungen aufträten, wie bei den Ranten  .

Vom Menschen

Bom Hungerfob. Der Hungartob tritt deshalb ein, weil iroh Aufhörens der Nahrungszufuhr bie Atmung anhält, also Nährstoffe oxybiert und immer weitere Teile des Drganismus eingeschmolzen werben. Daneben ist der Hungertod noch als eine besondere Art von Bergiftung anzufehen, weil infolge des eigenartigen Stoff wechsels besonders schädliche Stoffwechselprobufte gebildet werden, die der Körper nicht mehr auszuscheiden vermag. Der Hunger macht fich äußerlich in verschiedener Weise bemerkbar: Tiere mit einem feften Stelett zeigen außer der omagerung feine Gestaltsverände rung, besonders auch deshalb, weil an Stelle der verbrauchten Körperfubstanzen größere Wassermengen treten. Bei niederen Tieren ohne Skelettbildungen fann sich dagegen das Gesamtvolumen be trächtlich verkleinern. So schmilzt es beim hungernden Süßwaffer­polypen auf 1/200 und bei den Strudelwürmern sogar auf 1/300 eint Dieser so gewaltig verkleinerte Organismus zeigt dann auch einen viel einfacheren Bau, da ja der größte Teil des Körpers aufgebraucht worden ist unter Schonung der lebenswichtigen Organe, besonders des Nervensystems.

Die Dauer des Hungerns ist eaturgemäß recht verschieden und hängt vor allem von der Größe und der Stoffwechselintensität der Tiere o6. Eine Taube hungert 10-11 Tage, ein Kondor 40 Tage, eine Maus eine Woche, ein Hund von 20 Kilogramm etwa zwet Monate. Beim Menschen sind Hungerzeiten von 30-50 Tagen ohne schlimme Schädigungen beobachtet worden; der Tob tritt erst später ein. Bekannt ist wohl noch, baß der Bürgermeister von Cort erst esach 75 Tagen den Hungartod starbl