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Staaten und zusammenhängende Kulturgebiete an Stelle der lokalen| nicht hätten beobachten fönnen, da fchoß aus der Luft ein Adler Maße, Gewichte und Münzen ein einheitliches teils na: tionales, größtenteils bereits internationales System geschaffen hatte, erfordert fie auch eine einheitliche 3 eitrechnung gleich gültig, ob dabei die Mittagsstunde allenthalben wirklich genau mit dem Zenitstand der Sonne zusammenfiel. So wurden vor einigen Jahrzehnten die großen 3onenzeiten eingeführt, die allent halben voneinander je um eine Stunde und von der Greenwicher Zeit um eine volle Stundenzahl differieren: in Europa die westeuropäische, mitteleuropäische, osteuropäische, in den USA die Eastern Time, Central Time, Mountain Time, Pacific Time und Bukan Time; ähnlich auch an der chinesischen Küste, in Japan und AustraTien.
Dieselbe Situation wie vor einem Menschenalter ist heute in erweitertem Maßstabe wiedergefehrt. Der enorme Aufschwung des Berkehrs läßt jeht die Zonenzeiten heute ebenso unzulänglich erscheinen, wie vor einem Menschenalter die Lokalzeiten. Warum zieht man also nicht die Konsequenz und schafft eine einheitliche Weltzeit?
Heute schreiben mir, wenn nach dem Meridian von Greenwich die Sonne im Zenit steht, in Deutschland 1 Uhr, in Rußland 2 Uhr, in Indien 1/25 Uhr, in Japan 8 Uhr, in Neuseeland 1/210 Uhr abends; umgekehrt in Brasilien erft 9 Uhr, in New York 7 Uhr, in Chicago 6 Uhr, in der Salzseestadt 5 Uhr, in San Francisco 4 Uhr, in Alaska 3 Uhr früh. Es ist aber grundsätzlich nicht einzusehen, warum nicht in der ganzen Welt die Stundenzahl einheitlich ange fchrieben werden foll nach der astronomischen Zeit eines bestimmten Meridians 3. B. des von Greenwich, der nun einmal die Priorität befigt. Dem widerspricht nichts als der rein äußerliche Umstand, daß wir gewöhnt sind, die Zeit, zu der wir uns aus dem Bette erheben, ungefähr mit 7-8 Uhr zu bezeichnen und die Zeit des Mittageffens mit 1-2 Uhr. Der Unterschied bei Weltzeitrechnung wäre also nur, daß man z. B. in New York nicht mehr um 8 Uhr aufStände, sondern rechnungsgemäß um 1 Uhr. Das flingt zwar auf den ersten Blick grotest, ist aber eine Aeußerlichkeit, an die man sich fehr schnell gewöhnen würde, genau so, wie man ja auch keinen Anstoß daran nimmt, daß die Schule im Sommer zu einer Zeit beginnt, wo man 7 Uhr schreibt, im Winter um 8 Uhr.
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Es kommt dazu, daß die heutige Stundenrechnung mit zweimalzählen von 1 bis 12 Uhr sich ohnehin nicht aufrecht erhalten läßt, fondern nur eine Frage furzer Zeit ist, daß man allenthalben das Durchzählen von 1 bis 24 Uhr einführen wird, wie es in franzöfifchen Sprachgebieten z. B. schon ganz üblich ist; denn die Wiederholung der gleichen Stundenziffern zu zwei verschiedenen Zeiten des Tages bringt namentlich wieder für den Nachrichtenverkehr allzuviele Mißverständnisse und sonstige Uebelstände mit sich. Führt man nun schon eine neue Stundenrechnung bis 24 ein, dann sollte man sie auch einheitlich für die ganze Welt ohne Rücksicht auf den jeweiligen Sonnenstand durchsetzen.
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Der Borteil, daß alsdann an allen Enden der Welt sämtliche Uhren, wenn es in Deutschland 5.47 ist, ebenfalls 5.47 zeigen, ist von derartigem praktischen Wert, daß die fleine Unbequemlichkeit einer einmaligen Umstellung der Gewohnheit sich wahrlich lohnen dürfte, zumal sie für das ganze Europa ja nur eine geringfügige Verschie= bung von 1 bis 2 Stunden mit sich bringen und hauptsächlich für den amerikanischen Kontinent und fernen Often in stärkerem Maße fühlbar sein würde.
Der Krieg der Tiere.
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Aus dem neuen Bande von Leo Frobenius ' verdienstvoller Sammlung Atlantis :„ Bolksdichtungen aus Oberguinea"( Verlag Eugen Diederichs , Jena ). Die Erzählung stammt von dem zu den Sudanvölkern gehörenden Stamme der Basfari. Ein Hahn kam zu einer Frau. Er sagte:„ Ich möchte dich heiraten. Willst du mit mir fommen?" Die Frau sagte:„ Ich bin wohl breit. Die Frau sprach mit dem Hahn. Beide hörten draußen den Elefanten kommen. Die Frau fagte zum Hahn: Schlüpfe schnell in einen Korb. So bist du gut geborgen und der Elefant tut dir nichts." Der Hahn schlüpfte in den Korb. Der Elefant kam herein. Der Elefant fagte zu der Frau:„ Ich möchte dich heiraten. Willst du mit mir tommen?" In dem Augenblick flatterte der Hahn im Korbe. Der Elefant sagte:„ Was ist das?" Die Frau sagte:„ Das ist der Wind, der vor dem Hahn herfährt, wenn er fommt!" Der Elefant sagt:„ Nun, das macht nichts, ich fürchte mich nicht vor dem Wind des Hahnes." Der Elefant wollte bleiben. Aber der Hahn flatterte wieder auf. Da befiel den Elefant ein Schrecken. Der Elefant schrie: " Ich will alle meine Leute zusammenrufen, um gegen den Hahn und feinen Wind Krieg zu führen." Dann lief der Elefant in wilder Angit von dannen.
Darauf versammelte der Elefant alle Löwen , Leoparden, Hyänen, Nilpferde, Affen, Antilopen, Razen, Ratten, Mäuse und alles, was auf der Erde läuft. Der Hahn aber versammelte alle Vögel, alle Adler, Weihen, Reiher, Marabus, Singvögel, dann aber auch alle Fledermäuse, Fliegen, Mücken, Bienen, Wespen, Motten und alles, was in der Luft fliegt. Alle laufenden Tiere versammelten fich auf der einen Seite um den Elefanten. Alle fliegenden Tiere versammelten sich auf der andern Seite um den Hahn.
Der Elefant sagte:„ Es muß jemand hingehen und sehen, wo die Feinde sind und was sie vorhaben." Der schwarze Affe fagte: Das will ich tum." Die andern sagten:„ Es ist gut." Der schwarze Affe machte sich darauf auf den Weg und fletterte heimlich durch die Bäume nach dem Lager der fliegenden Tiere hin. Kaum aber war er ein Stüd weit fort, noch nicht so weit, daß es die eigenen Freunde
herab und hackte ihm mit einem scharfen Schlage den Kopf ab. Die Tiere um den Elefanten sahen es. Der Elefant fagte:„ Es muß ein anderer gehen und sehen, wo die Feinde sind und was sie vorhaben." Der rote Affe fagte:„ Das will ich tun." Die anderen fagten:„ Es ist gut." Daraufhin machte sich der rote Affe auf den Weg und fletterte heimlich durch die Bäume nach dem Lager der fliegenden Tiere hin. Kaum aber war er ein Stück weit fort, noch nicht so weit, daß ihn die eigenen Freunde nicht hätten sehen können, da schoß aus der Luft eine Weihe herab und hackte ihm mit" einem scharfen Schlage den Kopf ab. Die Tiere um den Elefanten sahen das. Der
Der Elefant und feine Tiere befamen einen Schrecken. Elefant sagte:„ Ich fann meine Freunde nicht mehr einzeln dieser Gefahr aussehen. Wir wollen alle gemeinsam angreifen." Die laufenden Tiere versammelten sich. Inzwischen tat der Hahn alle Bienen in eine Ralebasse und schloß sie. Der Adler mußte sie mit in die Luft nehmen. Nach einiger Zeit famen alle Elefanten, Löwen , Leoparden, Hyänen, Flußpferde, Antilopen usw. angestürmt. Als fie aber ganz dicht beim Lager der fliegenden Tiere angekommen waren, ließ der Adler aus der Luft die mit Bienen angefüllte Rale basse herabfallen. Sie stürzte auf den Kopf des Elefanten herab und zerschelfte an ihm. Alle Bienen schwärmten in voller Wut aus und Wespen flogen um Augen, Ohren, Nasen und Mäuler der einander. Die Vögel frähten, freischten, schrien. Bienen, Mücken laufenden Tiere. Gie, stachen überall. Die Tiere wehrten sich eine Zeitlang, dann machten fie fehrt und jagten in wilder Flucht angst
voll von dannen.
Das ist der Grund dafür, daß der Hahn im Hause bei den Frauen, Elefant und Antilope aber im Busch leben.
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Wer eine in Farben ausgeführte und durch die Farbentönung die Wassertiefe anzeigende Karte des Atlantischen Ozeans vor sich hat ( wie sie z. B. sich in der Jubiläumsausgabe von Brockhaus Konver fationslegifon vorfindet), wird fast genau in der Mitte zwischen Europa - Afrika einerfeits und Nord- und Südamerika anderseits die hellste Tönung wahrnehmen. Dies zeigt an, daß dort die Wassertiefe des Ozeans die fleinste ist. d. h. daß sich fozusagen als Längsachse des Ozeans eine Bedenerhebung hinzieht, der man bestimmte Namen gegeben hat. Ten nördlichen Teil dieses in feiner Gesamtheit als Atlantische Schwelle" bezeichneten jub. marinen Rückens nennt man den Azorenrücken oder Dolphin- Rife ( Dolphin- Rücken), den südlichen das Challenger- Plateau. Innerhalb dieser Gebiete beträgt die Wassertiefe meniger als 3000 Meters während zu beiden Seiten die Tiefe der in treffender Weise als West und Ostatlantische Mulden bezeichneten Gebiete sich auf 5000 Meter und mehr( 8340 Meter) beläuft. In diesem der Form nach etwa einem Fragezeichen ähnlichen Höhenrüden erblickt man nun den untergegangenen Erdteil Atlantis", von dem schon der Grieche Blato nach Mitteilungen ägyptischer Priester berichtet. Infolge eines Erdbebens sei das Land untergegangen. Da andere Schrift steller des Altertums von solcher fagenhaften Umwälzung nichts be richten, hai man die Angaben Platos darauf zurückzuführen ver fucht, daß phönizische oder farthagische Schiffer nach Amerifa ver fchlagen worden aber glücklich zurückgekehrt feien, während später fich hinauswagende Seefahrer begreiflicherweise, da sie nicht so weit fuhren, fein Land gesichtet hätten.
Die moderne Wissenschaft muß natürlich die Vorstellung, daß Atlantis zur Zeit der Anfänge der Menschheit existiert habe, zurüdweisen, noch aber fetzt sie eine Landmasse, die womöglich als Ber bindung der Alten und der Neuen Welt zu denken fei, in die ron amerikanischen Pflanzentypen in der Miozänflora Europas zu Tertiärzeit. Und zwar führt die Beobachtung einer großen Anzahl diesem Schlusse.
Was nun den Untergang von Atlantis betrifft, so ist dieser auf fubmarine Erdbeben( Seebeben) zurückzuführen, die in jenen früheren Zeiten begreiflicherweise noch ganz anders katastrophal auftraten als heutigen Tages. Wir haben vor kurzem an dem Geschick Japans gefehen, welche zerstörenden Wirkungen folche Beben haben, bei denen nicht nur ungeheure Springfluten sich erheben, sondern auch neue Inseln geboren werden und schon be stehende untergehen. Im Atlantischen Ozean gibt es nun den Antillen - Seebebenherd, und wir wissen, daß die auf der Linie Lissabon - New York im Atlantischen Ozean legenden Inseln der Azoren - Gruppe nicht nur vulkanischen Ursprungs find, sondern auch seit der Zeit der Besizergreifung durch Portugal ( 1444) sehr häufig von vulkanischen Ausbrüchen und Erschütterungen heimgesucht sind. Und auch hier hat sich die Bildung neuen Landes gezeigt: 1811 tauchte eine Insel aus dem Meere auf, stieg 80 Meter über dem Wasser, verschwand dann aber noch im felben Jahre.
Daß aber nicht nur d'efes Azoren- Plateau" unruhig geblieben ist, sondern daß auch an anderen Stellen des Untergrundes des Atlantischen Ozeans vulkanische Kräfte tätig sind, beweist die erst letzten Winter erfolgte Beobachtung eines Kabelschiffes, das das Kabel von St. Helena nad) Kapstadt behufs Reparaturen untersuchte. Es fand an einer bei der Kabellegung 1899 als drei engl. Meilen tief bezeichneten Stelle nur eine Tiefe von% engl. Meilen. Der Boden war zweifellos durch vulkanische Tätigkeit gehoben worden. St. Helena liegt aber, wie ein Blick auf die eingangs genannte Karte zeigt, ganz nahe dem Challenger- Rüden, und die reinen vulkanischen Charakter tragende nördlich von St. Helena gelegene Insel Ascarsien liegt in ihm.