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Wissen und Schauen

Wilde Kamele in Spanien  . Daß wilde Kamele in Westeuropa  existieren, dürfte den meisten unbekannt sein. An der Tatsache ist indeffen nicht zu zweifeln, und jeder kann sich von ihr überzeugen, wenn er die Mündung des Guadalquivir  , des kürzesten aber wichtigsten der Hauptströme Spaniens  , eine Strede hinauffährt. Die Samele sind hier nicht etwa nur in einzelnen Exemplaren ver­treten, sondern bilden eine Herde, die in dem für Menschen unzu gänglichen weitgedehnten Morastgelände unbelästigt lebt. Um dieses Leven auszuhalten, mußten sich die hierher verschlagenen Kamele allerdings der heimischen Lebensgewohnheiten entäußern und sich auf neue Existenzbedingungen umstellen. Statt des gewohnten Sandes und der Trockenheit sahen sie sich in dem Sumpf- und Wassergelände genötigt, sich zum Halbwassertier umzuwandeln. Sie liegen bis zum Knie im Wasser und Sumpf und führen ein Leben, das für ein afrikanisches Kamel unmöglich wäre. Wer ein gutes Fernglas hat und das Fieber nicht fürchtet, fann die Tiere, wenn er eine Strecke des Guadalquivir hinauffährt, liegen sehen. Da sie in einer wahren Sumpfhölle haufen und durch Wälle von Moräften gegen jeden Eindringling geschützt sind, fann man sie freilich nur aus großer Entfernung beobachten. Hier unter den Riesen­fchwärmen von Möwen, Wildgänsen, Krickenten und anderem Sumpfgeflügel hausen die hierher verschlagenen und von der Welt abgeschnittenen Kamele, und hier können sie noch Jahrhunderte überdauern; denn das Sumpfgelände, das sich meilenweit ausdehnt, fichert sie gegen jeden Angriff von Mensch und Tier. In fünf Jahren fann die Kamelherde in Westeuropa   auf ein hundertjähriges Leben zurückblicken. Im Jahre 1829 führte der Marquis de Villafranca aus Afrifa einige Kamele ein, die er auf seinen Gütern an Stelle der Pferde für landwirtschaftliche Arbeiten verwenden wollte. Die Kanele erwiesen sich indessen für diesen Zweck nicht nur als un­geeignet, sondern stifteten statt Nuhen nur Schaden, so daß der Marquis angesichts der schlechten Erfahrungen, die er mit den Tieren machte, sich furzerhand entschloß, fie freizulassen. Einige der Tiere wurden erschossen, der Rest aber, von dem die heute lebenden Kamele abstammen, gelang es, in die Marisma" ge­nannten Sümpfe des Guadalquivir   zu entkommen.

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Die Ratten von New York  . Ratten gibt es in New York   einer Schätzung nach mindestens soviel wie menschliche Einwohner. Eine große Zahl der gefährlichen Nager scheint nicht durch natürliche Vers mehrung erklärlich. Und wirklich handelt es sich bei den in der amerikanischen   Hudson- Metropole lebenden Ratten meist um höchst unerwünschte Einwanderer ohne Baß und Visum. Sie kommen auf europäischen   Schiffen und schwimmen einfach an Land, wenn ihnen das Herabklettern an den Seilen durch daran befestigte große Metall­scheiben nicht unmöglich gemacht wird. Ihre größte Gefährlichkeit liegt jedoch weniger in ihrer zerstörenden Tätigkeit als Nager, als in der Tatsache, daß sie vielfach Träger ansteckender Krankheitsfeime find. Beulenpest, Trichinose usw. werden durch fie eingeschleppt. Der durch Ratten verursachte Schaden wird einschließlich dessen, was ihrer Zerstörungswut zum Opfer fällt, und was ihre Bekämpfung fostet, auf die ungeheure Summe von 180 Millionen Dollar jährlich be­ziffert. Das amerikanische   Gesundheitsamt hat eine besondere Ab­teilung eingerichtet, deren einzige Aufgabe die Bekämpfung dieser gefährlichen und lästigen Eindringlinge ist.

Kulturgeschichte

Wie die Schaltjahre entstanden. Im alten Aegypten und Babylonien   wurde ein Sonnenumlauf, also ein Jahr, ursprünglich zu 360 Tagen gerechnet. Dieses Jahr zerfiel in 12 Monate zu je 30 Tagen, jeder Monat in 3 X Tage( Dekaden!). Bereits in der ältesten Zeit fiel aber auf, daß sich diese Zeiteinteilung gegenüber der wirklichen Umlaufszeit nicht aufrechterhalten lasse. Man schaltete daher nach jedem Jahr von 360 Tagen zunächst 5 Tage ein, die man die übrigen Tage" nannte. Diese Verbesserung soll schon 3000 Jahre vor Chrifti Geburt zustande gekommen sein. Im Laufe der Zeit bemerkten die Aegypter dann, daß auch sie das Jahr noch zu furz bemesse und dadurch eine Verschiebung ihrer Feste eintrat. Es erschien dann im Jahre 238 v. Chr. eine Verordnung, nach der jedes 4. Jahr ein weiterer Tag einzuschalten sei, damit es nicht vorkomme, daß öffentliche Feste, die man zurzeit im Winter begeht, dereinst im Sommer gefeiert werden!" Im Jahre 238 v. Chr. ist also das Schaltjahr in unserem heutigen Sinne entstanden und seine Einrichtung den Aegyptern zu verdanken. Es ist sehr wahrscheinlich, meint Friedrich Dannemann in seinem Buch Die Naturwissen­fchaften in ihrer Entwicklung", daß Caesars astronomische Ratgeber, als fie 46 v. Chr. im Julianischen Kalender die Schaltjahre end­gültig festlegten, von der Einrichtung in Aegypten   Kenntnis gehabt haben. Das schmälert ihr Verdienst nicht; denn anno 46 war der römische Kalender bereits wieder so in Unordnung geraten, daß auf einmal 85 fehlende Lage eingeschaltet werden mußten.

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Die vierie Jahrhundertfeier des Kakao. Es sind jetzt genau vier Jahrhunderte seitdem der Ratao nach Europa   eingeführt wurde. Kolumbus fand das Getränk bei den Eingeborenen Westindiens  . Als Cortez nach Mexiko   kam, waren Kakaobohnen die gefeßliche Münze. Der König Montezuma war geradezu verrückt nach Ratao und trant persönlich nicht weniger als 50 Tassen täglich. Wieviel so eine Tasse fassen fonnte, ist nicht überliefert, aber daß der König ein mächtiger Trinfer war, weiß man ganz genau. Im Jahre 1524

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führten die Spanier den Kalao in ihr Land ein. Aber noch im Jahre 1657 war er eine Neuheit in London  . Ein französischer Kauf­mann aus Bishop- gate brachte ihn nach Großbritannien  , und bei ihm entdeckte ihn die Königin Anna, die daraus die große Mode machte. Im 18. Jahrhundert wurde der Klub Cocoa- Thea" ge­gründet, und hier geſellte sich bald zur füßen Gewohnheit des Kakao­trinkens die süße Gewohnheit des Hasardspieles. Es ist für uns unglaublich aber die Leute verloren wie der berühmte Walpole berichtet beim Katao oft 180 000 Pfund Sterling auf Kakaoproduzenten des britischen   Weltreiches eine Konferenz ab. einen Sazz. Jetzt haben in der Weltausstellung in Wembley   die gehalten. Es wurde dabei festgestellt, daß zu Beginn dieses Jahr­konsum zu decken. Im Jahre 1922 waren aber schon 400 000 Tonnen hunderts 100 000 Tonner Kakaobohnen genügten, um den Welt­notwendig. Es ist richtig, daß der Kaffee in Abessinien schon im Jahre vor Christi Geburt in China   befannt war 15. Jahrhundert benutzt wurde und daß der Tee schon dreitausend Europäer bleibt der Ratao ehrwürdig, weil er als erstes von diesen aber für uns belebenden Getränken zu uns gekommen ist.

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Vom Menschen

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Elternberuf und Kindersterblichkeit. Die englische Revue Medical Magazine" hat eine umfassende Umfrage veranstaltet zum Zweck der Feststellung, ob zwischen der Berufstätigkeit der Eltern und der Kindersterblichkeit ein Zusammenhang besteht. Danach weisen die Familien der Werftarbeiter größte Kindersterblichkeit auf. Die Quote beträgt hier 239 pro Tausend. Es folgen die Metall­arbeiter mit einer Todesquote von 218 und die Bergarbeiter mit einer solchen von 213. Von der verhängnisvollen Höhe dieser drei Sonderkategorien der Arbeiter fenkt sich die Ziffer rasch unter 100 pro Tausend, wenn man von den Handarbeitern zu den anderen Berufen übergeht. So sterben in den Familien der Beamten nur 85 von tausend Kindern, in denen der Bankiers 82 und bei den freien Berufen des mittleren und reichen Bürgertums knapp 69 von tausend. Zwischen der Sterblichkeit der Kinder der Arbeiterfamilien und denen des Bürgertums besteht in England demnach ein Verhältnis von 3: 1, mit anderen Worten: der Tod trilt in das Haus der Arbeiter dreimal gegen einmal in jenes der anderen Bevölkerungsschichten. Als Ursache dieses Mißverhältnisses ist die geringere Sorgfalt an­zusehen, die die Mütter der Arbeiter der Pflege ihrer Kinder an gedeihen lassen können. Diese Bernachlässigung bedingt ferner auch Mütter, die selbst zur Arbeit gehen, um den Lebensunterhalt mit­den Verzicht auf die notwendigen hygienischen Maßnahmen. Die zuverdienen, müssen gezwungenermaßen die Kinder stundenlang sich selbst überlassen.

Erdkunde

Wie fief   dringen die Sonnenstrahlen in das Meer? Im Mittel­ländischen Meer vorgenommene photographische Aufnahmen haben ergeben, daß das Sonnenlicht das Meerwasser bis zu einer Liefe von 200 Meter zu durchdringen vermag. Ja, felbst in einer Tiefe von 485 Meter lassen sich bei südlichen Gewässern und besonders flaren Wasserverhältnissen noch Lichtspuren nachweisen. In nörd­licheren Gewässern ist bereits in einer Tiefe von 50 Metern das Sonnenlicht so abgeschwächt, daß es sich an Stärke höchstens mit dem Mondschein zu messen vermag, während im Indischen Ozean und im Karibischen  , Meer in gleicher Tiefe Korallen und anderes deutlich zu erkennen sind. Bei einer Tiefe von 100 Metern ist das Licht der Sonne in den nördlichen Meeren nur noch als schwacher Schimmer nachzuweisen, und in einer Tiefe von 200 Metern herricht ewige Nacht.

Gesundheitspflege

Bom gefunden Schlaf. Die Lage, die man beim Schlafen dem Kopf gibt, ist von großer Bedeutung. Der gesündeste und er­quickendste Schlummer stellt sich ein, wenn der Kopf nur wenig höher ruht als der übrige Körper. Denn diese Lage läßt den un­gehinderten Blutumlauf zu. Sich so viele Kissen unter den Kopf zu betten, daß man halb siht, ist höchst nachteilig für den Schlaf eines gefunden Menschen, weil dadurch die Schultern in erhöhte Lage kommen und das Kinn auf die Bruſt ſinkt, wodurch der Brustkorb zusammengedrückt wird. Bei Krankheitszuständen hingegen, muß die Kopflage ganz der Art der Erkrankung angepakt werden. Bersonen, die an Blutmangel im Gehirn leiden, sollten überhaupt kein Kopf­fissen benußen; wer andererseits Neigung zu Blutüberfüllung hat, soll sich hoch lagern. Auch Herzleidende tun gut, sich mehrere Kissen unter den Kopf zu legen. Immer wieder muß ferner darauf hin­gewiesen werden, daß es nur ſtörend für den Schlaf und für das förperliche Befinden schädlich ist, unmittelbar nach einer Mahlzeit sich schlafen zu legen, besonders nach einem ausgiebigen Abendessen. Man sollte stets eine bis anderthalb Stunden nach dem Essen ver­gehen lassen, ehe man sich zur Ruhe begibt, damit der Magen Zeit hat, feine hauptsächlichste Verdauungsarbeit vorher zu verrichten; denn während des Schlafes ist die Tätigkeit vieler Körperorgane vermindert, und auch mit dem Magen ist dies der Fall. Eine kurz vorher eingenommene Mahlzeit wird aus diesem Grunde während des Schlafes nur unvollständig verdaut, und es tommt unfehlbar dazu, daß die übriggebliebenen unverdauten Stoffe Gärungsprozeffe bedorrufen, die ihrerseits nachteilig auf das Wohlbefinden und den algemeinen Gesundheitszustand einwirken.