Einzelbild herunterladen
 

Berlinern geschah weiter nichts, fie fonnten in Ruhe ihre zerhauenen Schädel ausheilen lassen.

So ließen sich die Untertanen völlig grundlos, ohne jeden Sinn und Zweck, zur bloßen Beluftigung ihres Landesherrn in eine wüste Schlägerei hinein hetzen fast genau so, wie es bis in die letzte Beit hinein der Fall gewesen ist!

ländischen Bolte. Einige. Theaterunternehmer, wie Abjad Bei und Scheich Salama haben sich durchzusehen gewußt, wiewohl das Bolt doch die alten Schattenspiel- Harlekinaden vorzog. Auch diese werden nur zumeist im Ramadhanmona belucht, wobei eifrig getrunken und gespeist wird, da der Ramadhan die Fastenzeit ist, in welcher nur nach Sonnenuntergang bis Sonnenaufgang Nahrung eingenommen werden darf.

Der ländliche Morgenländer führt ein nach abendländischen Bes

Morgenländische Abendunterhaltungen. griffen mehr als folides Daſein! Ebenso wie die Arbeit meidet er

Bon Dorothea G. Schumacher.

Der alte Orient fannte feine außerhäuslichen, abendlichen Kunst­genüsse. Sänger, Tänzerinnen und Schattenspieler gingen jedoch in reiche Häuser und Harems, zu Hochzeiten oder Gastmählern, wo sie ihre Kunst gegen Bezahlung seitens des Gastgebers zum Besten gaben. Das erwähnte Schattenspiel haben aber erst die Türken aus ihrer Urheimat Hochasien mitgebracht, und es ist als erftes ,, Theater  " des Morgenlandes anzusehen. Die Araber des Kalifates von Bagdad  , Granada   und Kairo   waren große Freunde der häuslichen Mufif. Um diese sammelte sich das ganze Haus, auch die weiblichen Familien­mitglieder und deren Freundinnen, die hinter einem sie vor Männer­blicken schützenden Vorhange faßen. In noch früherer Zeit, schon vor Mohammed  , pflegten die Araber abendliche Versammlungen auf freien Plägen abzuhalten, bei denen Preislieder öffentlich vorgetragen wurden, deren Hauptanerkennung darin bestand, daß man sie, auf Seide geschrieben, an die Türen oder Säulen heftete, wovon sie ten Namen Mo'allakat", d. h. die Angehefteten, belamen. Diese ,, Mo'allakat" gehören zu den herrlichsten Dichtungen des älteren Morgenlandes.

Erst die europäische Kultur hat dem Orientalen auch außer häusliche Konzerte und Theater gebracht, nach wie vor aber scheut der wohlhabende Morgenländer sich oft, sein Haus zum Zwecke der Zerstreuung zu verlassen. Für den Armen aber gab es in Kairo  , Konstantinopel   und anderen Städten lange schon solche Unterhaltun gen, da seine Häuslichkeit" ja oft nichts als ein zerrissenes Zelt oder eine bröckelnde Lehmhütte ist, die ihm nur zum Schlafen dienen kann.

Sind es in Konstantinopel   die uralten, nun schon etwas moderni­fierten Schattenspieltheater oder Karagiös"( d. h. Schwarz- Auge), welche die Masse unterhalten, so hat Kairo   feine volkstümlichen Singhallen, in denen hier und da Araber mit sehr schönen Stimmen oder anmutige Tänzerinnen auftreten.

-

Der Grundzug, der arabischen Musik ist die Schwermut es ist immer, als klage das Volk um seine entschwundene glänzende Kultur.. Jussuf, der Josef der Bibel, dessen Geschichte sich auch im Koran   findet, der Sultan Salaheddin und der algerische Freiheits­tämpfer Abd el Kadir sind wohlbefungene Gestalten und Lieblings­helden des arabischen Volkes. Die Zuhörerschaft lauscht mit einer findlich frommen Begeisterung, der sie aber erst am Schluß durch zahllose Ausrufe freien Lauf läßt. Für den Fremden ist das Be­nehmen dieser Zuhörer( die immer nur Männer sind) ein Theater im Theater. Hier paßt das Zitat:

Sie geben sich und ihren Púk zum besten, Und spielen ohne Gage mit."

Auch ersteres trifft zu, denn der Morgenländer zeigt sich gern in einem neuen, buntgestreiften Seidenkaftan und kleidjam geschlun­genen Turban, unter dem wohl gar eine Blume hervorlugt.

Mit verliebter Aufmerksamkeit folgt man jeder Bewegung, jedem Mienenwechsel der Tänzerin, ruft ihr Schmeichelworte zu, wirft ihr Goldstücke oder Blumen auf das Podium, die sie dann, falls sie biegsam genug ist, sich zurückbeugend mit den Zähnen aufhebt, was donnernden Beifall hervorruft!

Vor einigen dreißig Jahren noch mögen solche Abendunter­haltungen in Kairo   gang und gäbe gewesen sein. Im Gegenfag zum Heute war früher noch kein Alkoholgenuß gestattet, ebenso wie auch anrüchige Personen ausgeschlossen blieben. Die damaligen Zuhörer waren gewiß auch sittsamer und gingen nicht in die Singhallen, um Abenteuer und Streit zu suchen, sondern sich zu erholen. Die jetzt mehr und mehr vergessenen Gesänge hießen ,, Neschid und Maual". Der Neschid" war meist von geschichtlich- romantischem Inhalt, der Maual" aber eine Art nächtlichen Klageljedes oder eine Serenade, off von großer Schönheit. Einzelne Sänger haben heute noch Be­rühmtheit im Bolte, so der Scheich Salam und die Tänzerin Magrebia  . In diesen Gesängen; vorgetragen von fammetweichen, glodenfloren, melancholischen, etwas vibrierenden Stimmen, offen bart sich dem Zuhörer das alte Morgenland in all seiner Größe und Schwermut. Viele dieser Lieder, aus alten, fehr alten Tagen stammend, waren nie aufgezeichnet worden, sondern vererbten sich von Sänger zu Sänger, von denen jeder wohl etwas Eigenes hinzu­fügte, nach Ausdruck und Inhalt.

Seit furzer Zeit besteht nun eine arabische Nationalbühne, und zwar in Kairo   und Damaskus  . Ausgeschlossen von ihrem Besuch find die mohammedanischen Frauen, die heutzutage jedoch Erjah im Besuch von Kinotheatern und europäischen   Bühnen suchen, die in den größten Städten des Drients häufig sind. Die Bühnen kommen der Furcht des Morgenländers, seine Frau öffentlich zu zeigen, durch Anlage von vergitterten Logen entgegen, aus denen man zwar heraus, in die man aber nicht hineinsehen kann. Auch der Schau­spielerberuf ist der mohammedanischen Frau verschlossen; an ihre Stelle treten verkleidete Jünglinge mit möglichst hoher Stimme. Erst in allerlegter Zeit erschienen auch weibliche Darstellerinnen. Diese aber waren Armenierinnen und chriftliche Syrerinnen.

-

Großer Beliebtheit erfreute sich dieses moderne arabische Theater nur, solange es groteste und derbkomische Sachen darstellte. Ver­feinerte, ernstere Darstellungen finden kein Verständnis beim morgen.

auch das Vergnügen nach Sonnenuntergang und geht mit seinen Hühnern und Lämmern zugleich zu Bette, während er beim ersten Morgenstrahl auch schon auf ift, fein Gebet in erstaunlicher, gewissen. hafter Weise verrichtet, seine weichgekochten Bohnen zum Frühstück genießt und sich dann zu gemächlicher Arbeit auf seinen Acker begibt. Ihm ist es schon eine Erholung, wenn er am Abend, d. h. zwischen sechs und sieben Uhr, wenn im düsteren Rot und Biolett der Abend­himmel über Kairo   steht, noch ein Stündchen in einem Kaffeehaus fizzen kann, wo er bei einigen Läßchen schaumigen arabischen   Trunkes ( zu zwei Pfennigen die Tasse) oder bei einer gurgelnden Wasserpfeife den Vorträgen eines Greifes lauscht, der, sich auf einem höchst primi tiven Streichinstrument selbst begleitend, halb durch die Nase sprechend, dichterische Vorträge zum Besten gibt.

Aus der Geschichte des Buches.

Von Ottfried.

Kaum einer, der noch nicht ehrfurchtsvoll ein altes Buch in der Hand gehalten hat! Kaum einer, der, wenn seltsam- geheimnisvoll lockender Stockgeruch aus den vergilbten Blättern dringt, ahnt, daß die Vorläufer des Buches auf ein Alter von ungefähr 4000 Jahren zurückschauen. Allerdings hat das Buch die Form, die es seit einigen hundert Jahren hat, nicht immer gehabt. Man kennt auch nicht genau die Geschichte der Entwicklung zu seiner heutigen Gestalt. Im zweiten Jahrtausend vor Chrifti gab es in Aegypten   Papyrusrollen, die durch das Zusammenkleben dünner, aus den entrindeten Schäften der Papyrusstaude geschnittener Blätter hergestellt wurden. Diese Rollen versah man mit Holzstäben, um sie leicht auf und abwickeln zu fönnen. Neben den Papyrus- wurden auch Bergamentrollen ver­wandt, die man aus den Häuten der Kälber gewann. Dann mag irgendein findiger Kopf auf den Gedanken gekommen sein, da das Rollen unbequem war, den langen Papierstreifen zu falten. Dadurch wurden die Holzstäbe erspart. Der zusammengefaltete Streifen war auch leichter zu handhaben als der gerollte. Konnte man doch nun irgendeine gesuchte Stelle aufschlagen, ohne erst den ganzen Streifen abrollen zu müssen. Mit diesem zusammengefalteten Streifen war man unserer heutigen Buchform einen bedeutenden Schritt näher gefommen. Unsere Kleinen haben heute noch unzerreißbare Bilder. bücher, die sich genau dieser Form anpassen, die Leporellobilderbücher. Man beobachte die Kleinen, wie sie in diesen Leporellobilderbüchern blättern und dabei nie fertig werden. Wenn sie es einmal durch geschlagen haben und am Schlußdeckel angelangt sind, beginnen sie auf der anderen Seite. Nachweislich haben die Japaner diese ge= falteten Bücher zuerst gehabt. Später hat man die eine Seite des so gefalteten Blocks geheftet und damit einen Buchblock gewonnen. Es fei erinnert, daß heute noch aus dem fernen Osten Bücher zu uns tommen, die diesem eben geschilderten Buchblock durchaus gleichen. Sie sind nur oben und unten geschnitten und haften an der Seite zusammen. Man weiß nun nicht, wann und wie sich der Schritt zum heutigen Buch vollzogen hat. Bermuten darf man, daß diese eben geschilderten Blockbücher durch den Gebrauch beschädigt und aufgerissen wurden. Jedoch ist diese Entwicklung durchaus nicht ficher.

Früher waren die Bücher viel kostbarer als heute; denn es war Arbeit der Gelehrten, die Bücher mit eigener Hand zu schreiben. Irgendein anderes Hilfsmittel zur Herstellung und Vervielfältigung gab es ja nicht. Im Mittelalter fertigten schreibende Mönche viel fach wahre Kunstwerke an; noch heute sind uns solche handgeschrie benen Bücher erhalten. Erst die Erfindung der Buchdruckerkunst verbilligte das Buch im Laufe der Jahrhunderte wesentlich. Im späten Mittelalter hatten sich bald Laienschreiber gefunden, die auf eigene Rechnung Bücher schrieben und sie dann verkauften und fo ihren Lebensunterhalt zu bestreiten versuchten. Das mögen die ersten Anfänge des Buchhandels gewesen sein. Später wurden die ersten gedruckten Bücher auf offener Straße feilgehalten. Doch bald fanden fich Buchhändler, die in Läden ihr Domizil aufschlugen.

Sommerlied.

Das Kornfeld wogt als gelbes Meer; Sommerblut verblüht in unseren Händen. Jezt, o endlich! wird das gefüllte Leben: Die große Reife und eine Ernte. Das Kornfeld steigt als Hochchoral: Gott, der Undenkbare, will zu uns Und unsere Seele zum Mittag

Alles ist voll und ein Dank: groß und in Demut. Das Kornfeld brennt, gelbheiß und unsere Fahne! Ein Schrei aus Katen und Fabriken geht. Ein harter Klang. Ein fordernd Sang: Für alle Völker Brot!

Walther G. Dschilewski,