Hummer?tz 2S.Hugust1H24 � �lnterhaltunHsbeilatze öss Vorwärts /lufstieg. Trotz der Tage Notgespiust llvd der Nächte dunklem Vogen, weitzl du Volk, dah du gewinnst,.. Zeder Tag mit Sturmeswogev, Jede Nacht, dl« du versinnst, Ist von Leuchten überflogen. Dröhnend fällt dein Hammerschlag Aus der Zelten Amboß nieder. Und was scheu und dunkel lag. Strahlt von deinem Wolleu wider. Und bald jauchzet dir dein Tag Stolzen Glückes Sonnenlieder. Bruno Schönlank . Die Klöppelöeckchen. Von C. Kirsten. „Sie müssen schon noch etwas warten," sagte der Hausdiener und schob d« blassen, kleinen Frau einen Stuhl hin,„der Herr®en«ial. direttor ist augenblicklich oerhindert."--- Sie kannte das behagliche Wartezimmer schon von früheren Ve- suchen her. Hier hatte sie manches Mal lang« geduldig gesessen und das Tapetenmuster wieder und wieder mit den Augen nachgezeichnet, wenn sich die Minuten zu Viertelstunden, und die Viertelstunden zu Stunden dehnten. Ob e, wohl heute etwa» schneller gehen würde? Behutsam wickelte sie da» mitgebrachte Päckchen aus dem weißen Seidenpapier und prüft« noch einmal kritisch die spinnwebseinen Spihendeckchen. Man hätte es den müden, zerarbeiteten Händen gar nicht zugetraut, daß sie solche hauchzarten Gebilde hervorzaubern könnten, jedes einzelne«in kleines Kunstwerk-- und ein« Mark für so«in Eisdeckchen war doch auch wirNich nicht zu viel. Sie rech- nete noch— das machte also zwölf Mark für das Dutzend, da behielt sie, wenn die Miete bezahlt war, noch einen kleinen Ueberfchuß, ober zum Stiefelbesohlen für den Aeltesten würde es wohl doch nicht reichen.— Sie seufzte— und dabei mußte man froh sein, daß man dieses Absatzgebiet. überhaupt hatte. Nachdenklich sah sie aus das zart«, zierlich verschlungen« Muster herab— es war«in« mühevoll« Arbeit gewesen. Der sein« Faden hatte oft tief in die wunden Finger«tngeschnitten, die Augen hatten so weh getan, denn da« Gaslicht war teuer und mußte gespart werden — aber noch mehr schmerzten die Gedanken, die bei der Arbeit durch- einander schwirrten wie die Klöppelhölzchen, irgendwo nach einem Zipfelchen Hoffnung zu haschen versuchten, um dann wieder trostlos müde zu dem einen Punktö zurückzukehren, den sie mit peinvoller Mo- notonie umkreisten— bis die Klöppel den kraftlosen Fingern ent- sanken, und sie auf der Tischplatte einschlief.— Da war es nun wieder, dos heiß«, würgend« Angstgefühl— wie sollt« sie mit den Kindern weiter durchkommen, die alle noch nicht» verdienten, bis auf d!« Aelteste, und die wurde jetzt zum Ersten ab- gebaut.— Da war die Hinterbliebenenunterstützung— sie lächelte trübe— ja, wenn der Vater noch wäre!— Eine Aujivartestelle konnte fie nicht annehmen, dazu war sie zu kränklich und schwächlich,— aber da hatte sie nun wieder ihr Klöppelkissen hervorgeholt, das sie«inst in ihrer Mädchenzeit aus ihrer schiesijchen Heimat mitgebracht hatte. Feitie Spitzen, Deckchen und Kragen wurden ja ab und an verlangt, wenn man nur ein wenig mehr dafür bekäme.— Aber mehr durfte sie nicht fordern, sonst verlor sie wohl gar die Kundschaft. Die Tür wurde geöffnet:„Der Herr Generaldlrektor läßt bitten." Sie rafft« eilig ihre Sachen zusammen und trat etwas ängstlich ln das elegante Privatkontor des Direktors. Er nickt« ihr jovial vom Schreibtisch aus zu:„Setzen Sie sich, liebe Frau— ich bin gleich soweit. Packen Sie man immer aus.' -ie legte die Deckchen vor ihn hin und wartete. Endlich sah er von seiner Zeitung auf.„Na ja, ist ja wieder ganz nett. Was macht die Geschichte?" Sie mußte erst einen kleinen Anlauf nehmen, ehe sie antworten konnte, aber dann sagte sie tapfer:.Zwölf Mark, Herr Direktor— wie die im vergangenen Monat." „So, so,— also noch kein Preisabbau, wie?" Sie wurde rot und verlegen.„Das Garn— ist auch nicht billiger geworden," wandt« st« schüchtern ein. „Na ja, schon gut, war ja auch nicht böse gemeint— dacht« nur, wo überall jetzt Aueoerkauf ist—*, er lächelte herablassend,— solche Leute verstanden auch gar keinen Spaß, verdarben einem nur die gute Laune, wenn man sich mal herbeiließ, so als Mensch zu Mensch mal «inen kleinen Scherz zu riskieren— spielten immer gleich die ge- kränkt, Unschuld— früher in der guten, alten Zeit, da war das anders gewesen, da könnt« man schärfer zufassen— eben belämmert jetzt! Da» Telephon klingelte. D»r Herr Generaldirektor legte die Zigarre weg.„Ah, guten Dag, mein Lieber!— Das paßt ja famos, habe den ganzen Tag ver- sucht. St« anzurufen. Wollen wir nicht noch mal gemütlich zusammen frühstücken, ehe ich abreise?--- Ja, übermorgen geht's los— Wohin?— Aber, Teuerster, Borkum, natürlich nach Borkum , wohin soll man denn sonst als anständiger Mensch gehen! Lauter gleich- gesinnt« Seelen— sozusagen ganz en famille— riesig angenehm so was.--- Me, was? wo wollen Sie hin?-- nach Rom ?I ja, Menfchenskind, was wollen Sie denn ausgerechnet in Rom ? Sie sind doch ein sonderbarer Heiliger!— Italien Ist ja aktuell und tot- schick,— aber Rom — nee, hören Sie mal— schließlich tut es doch Monte Tarlo und was da so in der Dreh« herumliegt, auch!— Sie haben es übrigens vernünftiger gemacht, mir hat man noch im Früh- jähr die 500 Mark Ausreisegebühr abgeknöpft— na kommt man über den Hund, kommt man über den Schwanz.— Also alles andere heut« abend— wieder bei Hiller, wie gewöhnlich, schön— Wiedersehn!— So, mein« liebe Frau, und nun zu Ihnen. Also Sie kriegen zwölf Mark. Können Sie rauegeben?" Er hielt ihr einen Zwanzigmarkschein hin. Nein, so viel besaß sie nicht. „Na, ich werde mal sehen, ob der Hausdiener noch da ist, sonst müßten Si« schlimmstenfalls noch mal wiederkommen." Sie antwortete nicht und dachte nur voll Unruhe an den weiten Heimweg und an die viele Arbeit, die zu Hause auf sie wartete. Während der Inflationszeit hatte fie auch einmal nach ein paar Tagen wiederkommen müssen, da war das Geld inzwischen so entwertet g«> wesen, daß sie sür ihre mühsame Arbeit gerade noch so viel bekam, daß sie ein Brot kaufet tonnte. Die enttäuschten Augen der Kinder da- mal»— das hatte sie nl« vergessen. Erleichtert atmet« sie auf, als der 5>ausdi«ner erschien, und zum Wechseln geschickt wurde. Während sich der Herr Generaldirektor wieder in seine Zeitung vertieft«, faßt« sie sich nach kurzem Kampf ein Herz und fragt« zögernd, ob der Herr Direktor wohl wieder einen neuen Auftrag für sie hätte. Er sah über seine Zeitung weg.„Liebe Frau, nun lassen Sie un« mal erst von der Reise zurück sein— dann wollen wer weiter sehen. Sowas sind schließlich klein« Luxussächelchen, die man nlcht unbedingt braucht. Wenn ich mal wieder ein paar Märker übrig habe, wollen wir mal wieder davon reden." Sie wollt« so gern« noch von ihrer Tochter erzähle», die nun jeden Tag mit immer hoffnungsloserem Gesicht von der Stellensuche helmkam, vielleicht könnte sie der Herr Direktor in seinem Betrieb unterbringen— aber nun wagte sie«s nicht recht. Es war ihr to» traurig ums Herz. Sie jagte nur tonlos:' „Meine Luise ist nun auch abgebaut worden-- „5o, ja, e» sind schlechte Zeiten," kam es hinter der Zeitung Hers vor,„unsereiner spürt ee auch am eigenen Leibe— sehr schlecht« Zeiten."-- Der Hausdiener brachte das Geld. Da ging doch ein schwache» Lächeln über das vergrämt« Glicht. Zwölf Mark—- kostbare, müh« fam verdiente zwölf Mark!—
Einzelbild herunterladen
verfügbare Breiten