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Tourist studierte eine Landkarte, nur Bubis Eltern wechseiten ab| vielerliste Feldmarken" gab, Landstreden, die nicht mehr angebaut und an ein paar Worte mit den beiden Damen.
Der Weg war fehr ausgefahren, das Auto stieß und ratterte, Ich hörte nur noch Brudstücke der Unterhaltung. Man war nach einigen philosophischen Betrachtungen über Krieg im allgemeinen, feine Noiwendigkeit, fein heiliges Recht, über gerechte Sache, Rache und göttlichen Segen, und wie diese Bokabeln alle heißen, schließlich bei dem Dolchstoß angelangt, der in gewissen Kreifen immer noch einen beliebten mehr eter weniger pointenreichen Gesprächsstoff bildet. Bubis Water schleß seine scharfsinnigen, mit großer Beredfamfeit vorgetragenen Ausführungen:
Sehen Sie, meine Damen, ich habe in den 4 Jahren da draußen auch viel mitgemacht und erlebt, aber das eine kann ich Ihnen fagen wenn's drauf ankommt, ich ginge gleich noch mal mit!"
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Waren Sie auch die ganze Zeit über draußen?" fragte teilnehmend das eine Fräulein.
„ Aber natürlich! d. h.- gewiß in Belgien wiffen Sie, da nicht weit von Brüssel man hatte bei den auffässigen Bewohnern cft nichts zu lachen; ist auch seinerzeit durch Berleihung
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des E. R. anerkannt worden."
Draußen zog die lieblichste Spätsommerlandschaft vorbei, aber im Wagen achtete niemand darauf; man schlief oder berauschte sich an der eigenen Begeisterung und glaubte in harmlosem Unverstand, Probleme, an denen das Wohl und Wehe von Millionen Menschen hängt, mit ein paar abgedroschenen Redensarten abtun zu können. Auf den Feldern wurde überall die Ernte eingebracht ais man vor 10 Jahren durch das Land ging, da mußten Frauenhände allein die schwere Arbeit tun, und wie eine drohende Welterwolfe hing die Angst faft über jedem Hause, diese namenlose, würgende Angst, die nur der allein kennen gelernt hat, der da draußen jemand wußte, der ihm über alles lieb war, die uns in schlaflosen Nächten heiß und qualvoll überfiel dahinwarten dahinbangen ließ von einem Tage zum andern bis der dunkele Bote auch über die eigene Schwelle trat. Und hier faßen Menschen, die sich nicht entblödeten, das für etwas Heiliges, Gottgewolltes zu erklären, was nur das unfäglichste Herzeleid über die Menschheit bringt und Werte vernichiet, die feine Zeit je wieder einbringen kann. Mir famen jene Worte in den Sinn, die Lilly Braun's Großmutter, jene Jenny von Gustedt , einst an ihre Tochter schrieb:„ Mir erscheint es wie Gotteslästerung, wenn mitten im Hurrafchreien und Toben der Vater aller Menschen wie ein alter Kriegsgöße von uns allein in Anspruch genommen wird. Er verhüllt sein Haupt bei diefer größten Sünde der Völker."
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Und doppelt dankbar genoß ich das friedliche Landschaftsbild, das da vorüberzog. All diefes jetzt schauen zu dürfen ohne das Gefühl, da draußen fließt Blut, und jetzt, in diesem Augenblic, laffen Hunderte, Tausende ihr Leben .-
Noch eine Wegbiegung, und das freundliche I. lag mit seinen schmucken Häuschen und Gärten unten im Tal; bläuliche Rauch wölkchen stiegen ferzengerade aus den Kaminen in die ruhige Luft. Wir waren am Ziel. Ein durchfichtig flarer Himmel wölbte fich über den in duftigem Blau eindunkelnden Bergrücken, und mit leisen Schritten stieg ein stiller, besinnlicher Abend aus den dämmerigen Wiefengründen durch den schweigenden Hochwald empor.
Alte märkische Schäfer- und Hirtenzünfte.
Bon Albin Miche 1.
Das
Wie unsere Großgrundbefizer zum größten Teil noch heute Gegner des Koalitionsrechtes der Landarbeiter sind, so war dies auch schon in früheren Jahrhunderten der Fall. Besonders deutlich trift dies in der Mark Brandenburg hervor, wo sich bereits seit der Mitte des 16. Jahrhunderts Zünfte der Schäfer und Hirten nachweisen laffen. Die Geschichte dieser Zünfte ist auch deshalb von Intereffe, weil man daraus einen Einblid gewinnt in so manche Zustände der Mark während der vergangenen Jahrhunderte. Im 16. und 17. Jahr hundert lassen sich in der Hauptfache zwei Kategorien der Schäfer unterscheiden, die Mengeschäfer und die Hälftschäfer. Zahlenmäßig am stärksten waren die sogenannten Mengeschäfer vertreten. waren Schäfer, die für ihre Arbeit neben freier Wohnung und einem bestimmten Deputat noch eine bestimmte Menge der Schaffchur und der Lämmer erhielten, zu manchen Zeiten den fünften, zu anderen Zeiten den vierten Teil. Der Hälftschäfer übernahm eine leere Schäferei mit seiner eigenen Schafherde und hatte dem Grundbefizer für Benutzung der Schäferei und der Weide je die Hälfte der gewonnenen Wolle und der jungen Lämmer abzugeben. Beide SchäferPategorien hatten gewöhnlich nur einen einjährigen Kontrakt. HälftSchäfer wurden aber fast immer nur auf solchen Gütern angestellt, die 1fo heruntergewirtschaftet waren, daß sich die Besitzer feine eigenen Schafherden mehr anschaffen konnten.
Im Verhältnis zu der übrigen Landbevölkerung hatten besonders die märk schen Schäfer eine ziemlich freie Stellung. Dazu haben vor allem zwei Umstände beigetragen, zunächst der, daß die Schäfer in Bünften zusammengeschlossen waren und weiter noch der andere, daß es im 16. und 17. Sahrhundert in der Mark Brandenburg sehr
wurden. Die Zünfte der Schäfer und Hirten haben sich sicher auch mit den Arbeits- und Pachtbedingungen ihrer Angehörigen befast, und es mochte den Grundbefizern faum gelingen, Schäfer zu anderen Bedingungen zu finden als die waren, die von den Zünften festgesetzt wurden. Bielleicht war auch bie Tatsache, daß die Kontrakte fast immer nur ein Jahr liefen, auf den Einfluß der Schäfer- und Hirten zünfte zurückzuführen. Der andere Umstand, daß so viele Strecken Land unbebaut dalagen, ließ die Schäfer leicht und zu billigem Preise Land finden, auf dem sie ihre Schafe weiden fonnten, wenn ein Teil der Großgrundbesitzer auf die von den Schäferzünften festgesetzten Bedingungen nicht eingehen wollte.
großes Lamento über die Begehrlichkeit und über die UnbotmäßigBald erhob sich unter den großen märkischen Grundbesizern ein feit der Schäfer und Hirten Diese Klagen gehen vom Ausgang des 16. Jahrhunderts bis in das 18. Jahrhundert hinein. Die Regierung nahm sich auch bald dieser Klagen an. Schon in der Märkischen Schäfer- und Hirtenordnung vom Jahre 1620 verkündete die Regierung:„ Biel mehrer und schwerer Klage ist auch über die Hirten und Schäfer geführet worden, deren Stolz, Trotz und Uebermuth sich so sehr und überflüssig gehäuffet, daß es zu verwundern." Allzu sehr haben sich aber die Schäfer durch diese neue Ordnung nicht einschüchtern laffen, denn bereits im Jahre 1635 fam wieder eine der. artige Ordnung heraus, in der den Schäfern und Hirten verboten wurde: Waffentragen, Bündniß, Verknüpfunge und Innunge. Die neue Ordnung ging also auf nichts anderes hinaus, als auf das Verbot der Schäfer und Hirtenzünfte.dest, mus sept
Die Schäfer scheinen sich aber auch an dieses Verbot sehr wenig gefehrt zu haben, denn bis in das 18. Jahrhundert hinein wurden die Schäfer- und Hirtenordnungen noch verschiedene Male umgeändert. Auch nach dem Verbot tamen immer noch Klagen, daß die Echäfer durch einen Eid vor dem Gildenmeister der Schäferzunft verpflichtet würden und daß sie sich( wohl sicher nur in ihren Berufs ten, als vor dem Gildemeister ihrer Zunft. Was von den Handwerksangelegenheiten) vor feinem anderen stellten und rechtfertigen wollgesellen in früheren Jahrhunderten so oft getan wurde, daß sie Streitbrecher nach Handwerksort abstraften". durchbeutelten und vertrieben, das scheint auch von den märkischen Schäfern vorgenom men worden zu fein. Wenigstens laffen gewisse Klagen der Grundbefizer darauf schließen. Aber die Schäferzünfte gingen noch weiter. Sie schickten fogar Großgrundbesitzern Fehdebriefe zu, fingen mit ihnen einen Kleinfrieg an. Auch wird berichtet, daß die Schäfer- und Hirtenzünfte an besonders verhaßte Grundherren Brandzeichen" geIn der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts scheinen aber die Großfandt hätten, das heißt Drohungen, die Gebäude niederzubrennen. grundbesitzer doch so start geworden zu sein, daß sie die Schäfer- und Hirtenzünfte unterdrücken und die Lebensbedingungen der Schäfer wesentlich verschlechtern fonnten.
1 ends Die Muschikisten.
anschauungen. Die Revolution vollzieht sich in der Literatur, wenn Die Entwicklung der Literatur liegt in der Ablösung von Weltein Schriftsteller auftritt, der in die alten Töpfe neue Inhalte gießt. Daß neue Formen dazu kommen, ist weder wichtig noch unumgänglich notwendig; für den geistigen Gehalt eines Wertes ist die Form belangtos und nur vom Zweckmäßigkeitsstandpunkt von Interesse. Ein Drama tann aufpeitschender wirken als ein Roman oder eine Erzählung, und manchmal fann ein als Flugblatt verbreitetes Ge dicht( z. B. Liffauers" Haßgefang") eine Waffenpsychose hervorrufen, die 100 000 Exemplaren eines Romans nicht gelingt.
Der
Nehmen wir den letzten paradigmatischen Fall: Ibsen. fraffeste Ausdruck individualistischer Weltanschauung in der Literatur find Ibsens Dramen. Sie werden immer noch gespielt, meil sie Rollen" enthalten, weil man hier noch Starmöglichkeiten für das Theater der Innerlichkeit findet. Dieses Theater der Innerlichkeit abfen hat es uns erst gezeigt. Man möchte vor seine sämtlichen Werke das Motto fezen: Was wisset Ihr denn von meinem Seelenleben?"
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bis zum Problem der unverstandenen Frau, an dem sich heute noch In Ibsens Dramen find vom Kohlhaas- Motiv im„ Bolksfeind" Brovinzbackfische wollüftig schmerzhaft ergötzen sollen, sämtliche Sorgen und Leiden der bourgeoisen Seele abgewandelt. Krassester Individualismus, der durch ein soziales Mäntelden hier und da ein Maffenproblem vortäuschen mag!
Die Ablösung dieser individualistischen Weltanschauung erfolgte durch den Expressionismus, die größte Steigerung des zu Ende gehenden Individualismus, und den Kollektivismus in der Kunst. Die Ursachen dieser Wandlungen lagen tiefer, die Veranlassung zur Bildung der lettgenannten Richtung( fie ist mehr als eine folche!) bot die Reaktion auf das Kriegserlebnis. Der Mensch in der Masse fühlte sich inspiriert, die Menschenmaffe zu gestalten. Eine tassenfämpferische Kunst ist im Begriff zu entstehen eine Klassentunst. Es gibt Anzeichen, die vermuten lassen, daß sich aus ihr eine fozialistische Kunst entwickeln wird.( Unsere Enkel werden sie vielleicht fchon erleben.)
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Die Zukunft dieser Kunst liegt in Rußland . Hier entsteht jetzt eine Literatur, die das Volk zum Thema hat. Das Ereignis dieser Literatur ist die Revolution und ihre Kämpfe. In den Büchern, die ich zu lefen Gelegenheit hatte, wird nur dieses Thema behandelt. ( Diese Bücher find alle im Verlag für Literatur und Politit" in wien erschienen.) Ich las Pawel Dorochow: Bolgatha";