Nummer 1/ Zrettag, den ö. Januar 1H22Zum Gruß!Zwischen die langen, übervollen Spalten hastenderTagespolitik stellt sich frisch und munter ein neuer StreiterDie Jugend will hier reden. Einmal im Monat wird sieS Wort kommen und Kunde geben von chrem Wollen undirken. Es ist gut so. dag sie hier eine Tribüne ihresKampfes gefunden hat, denn dadurch wird die innige 23er-bundenheit der Jugend mit der Gesamtarbeiterbewegungöffentlich und eindringlich dokumentiert. Die Arbeiterjugend-bewegung ist ein notwendiges Glied der deutschen Arbeiter-bewegung,' und sie ist darum auch mit ihr auf Gedeih undVerderb verbunden. Das muß den Jungen zum Bewußt-fein kommen, die sich erst nach und nach geistig in die. Bewe-gung eingliedern können, und das mögen auch die Teile derArbeiterschaft erkennen, die heute noch zuweilen geneigt sind.die Jugendbewegung als einen schönen Zeitvertreib für dieJugend und andere beschäftigungslose Leute anzusehen.Gewiß, es ist ein eigen Ding um unsere Jugend. Diesejungen Menschen schreiten frank und frei durch die graueGegenwart, als brächten sie den Sieg. Misten sie nichts vondem großen Geschehen, daß sie ihren Mut aus der Unbe-kümmertheit schöpfen, oder fühlen sie die Kraft, auch unserhartes, großes Schicksal zu meistern? Sie haben Kraft undstarken Glauben. Habt ihr Alten einmal in die Werk-statt dieser Jugendbewegung geschaut? Habt ihr schon einmalm ihrem Kreise gewellt, wenn sie sich mühten, in Diskussionenund Arbeitsgemeinschaften vorwärts zu kommen, durch Vor-träge einzudringen in das weite Reich des Wissens? Seidihr mit dieser Jugend schon einmal in Wind und Wetter hin-ausgezogen und habt erlebt, wie sie mit ihren Liedern undchrem Frohsinn den ärgsten Sturm und den grauesten Himmelbezwang? Oder seid ihr schon einmal dabei gewesen, wennsie im Elternkreise aus eigener Kraft frohe Stunden schuf?Da wird der Glauben an unsere sozialistisch« Sache ge-boren, der unsere Jugend so stark und froh macht, der somanchem Alten schon neuen Mut und neue Hoffnung gab.Letzt werden diese Spalten das reiche Schaffen widerspiegeln,damit es auch alle sehen kernen, die unsere neue Jugend ver-stehen und mit ihr leben wollen. Wir glauben, daß hier dieStätte sein wird, an der wir alle uns einmal loslösen könnenvon den Sorgen des Alltags, von den dringenden Verpflich-tungen der Gegenwart, um dann Ausschau zu halten in dasLand der Jugend. Wir brauchen in diesen Tagen dringenderals je Stunden, in denen wir uns aufrecken und sammeln.Bei der Jugend wollen wir sie suchen. Dann werden sich auchneue starke Bande knüpfen zwischen alt und jung, und diesesBlatt wird die Brücke gegenseitigen Berltehens fein.Für die Jugend sei es weiter ein Mittel, ihr« Bewegungzu vertiefen und vorwärts zu treiben, werbend und begeisterndzu wirken unter der breiten Mäste ihrer Allers» und Klassen-genossen.Und nun zu diesem neuen Dirken ein kräftige».FreiHeil"!publik aber braucht eine republikanische Erziehung oder st« wirdnicht mehr sein. Sie soll sein. Wir brauchen sie al» Etappe ausunserem Weg« ins Land der Zukunft. Die Friicht jahrzehntelangerArbeit darf nicht verlorengehen. Die Arbeiterjugend»bewegung ist eine Stätte der Erziehung zur Re-publik und zur Völkerversöhnung. Was brauchenw ir n ot w en vi g e r?Die Schule der Vergangenheit ist die Predigerin des Glau-b e n s an den Stillstand, cm eine gerechte Weltordnung. Sie er-zog zur blinden Verehrung der auf den Besitz äußerer Gewalt ge-gründeten Autorität. Di« Arbeiterjugendbewegung lehrt dasDenken, das vor keiner Sonsequenz zurückbebt. Die Weltgeschichte ist ein Entwicklungsprozeß, bestimmt im wesentlichen durchdie Fortschritte der Produktion und die Art des Austauschs derProdukte. Sie kann nicht willkürlich gemacht werden. Aber ihreGesetze können gesunden, ihre Geheimnisse abgelauscht werden. Indiesem Sinne ist die Vefrciung der Arbeiterklasse da, Wert derArbeiterklasse selbst. Die Wcttgeschicht« mit dem Proletariat imBunde! Welche Schul« lehrt das? Freiheit des Geistes,Freiheit de�Sitte: was brauchen wir notwen-diger im Zeitalter der Brunnerei?Eine Zeitenwende zieht heraus: Der Sozialismus geht den Wegvon der Wissenschast zur Tat. Der selbstsüchtige Mensch des kapi-talistischen Zeitalters wandelt sich nicht plötzlich In den selbstlosendes sozialistischen. Mit der Wirtschoftsfroge zugleich muß die Per-sönlichkeitsfrag« gelöst werden. Die Arbeiterjugendbewegung willan ihrer Lösung mitarbeiten. Erziehung zum Sozialismus Ist ihr tieferer Sinn. Was brauchen wir not»wendiger?Der arbeitenden Jugend aber gelten die Worte Lassalles:.Euchziemen nicht mehr die Laster der Unterdrückten, noch die müßigenZerstreuungen der Gedankenlosen, noch selbst der harmlose Leicht-sinn der Unbedeutenden. Ihr seid der Fels, aus welchen die Kircheder Gegenwart gebaut werden soll!"Die Arbenterjugendbewegung agitiert nichtmehr, sie fordert!Aus alledem geht hervor, daß es— trotz der organisatorischenAnlehnung— ein Unding ist, der Jugendbewegung in der Vielheitproletarischer Organifationstypen ihren Platz neben der politischenPartei anzuweisen. Do wir auch die Nichtzufammengchörigkeit derJugendorganisation mit Genostenschaft oder Gewerkschaft erkannthaben,- bleibt offenbar nur übrig, sie unter die Gruppe zu zählen,die wir al»„s o z i a l i st i s ch e K u l t u r v e r b S n d e" zusammen-faßten. Und zu diesen ist sie auch ihrem inneren Wesen nach zurechnen: denn die Ausgaben der sozialistischen Jugendorganisationsind weniger auf staati- oder sozialpolitischem als vielmehr auf kul-t u r e l l e m Gebiet zu suchen.Silöer aus der ersten Zelt.von R. Timm.J'.:;Es war früher ein selbstverständliches Recht der Kirche, dieschulentlassene Jugend in die christlichen Jünglings- und Jungfrauen.�ugenöbewegung unü proletaristheOrganisation.von Rudolf Abraham.Die /lkbeiterjugenöbewegung—eine Zeitnottvenöigkeit.von Herber tHeiland.Di« Sozialdemokratie hat die proletarischeJugendbewegung nicht geschaffen. Deshalb fällt derVorwurf, sie habe die Politik in die Jugend hineingetragen, vonselbst. Arbeiterjugendbewegung und Sozialdemokratie habenmanchen hatten Strauß miteinander ausgefochten,«he sie zumgegenseitigen Verständnis ihrer verschiedenen Aüfgabenkreise ge-langt sind. Auf Politik und nicht zum wenigsten auf Parteipolitikeingestellt waren die feit l8SS bestehenden Windthorst-Bünde desZentrum» und die Jugendorganisationen der Rationalsiberalen.Freilich umfaßten sie meist' Mitglieder, die das 18. Lebensjahr de-reit» übettchritten hatten, während die erst später entstanden« pro.ketarische Jugendbewegung am ehesten die Altersstufen von 1< bis18 gewinnen wollte. Und feit sich die deutschnationalistische Jugend-pflege bemüht, auf Zwölsiährlge Einfluss zu gewinnen, sind wirerhaben über den Vorwurf,.parteipolitische« Gezänk" in Schul«und Jugend hineingetragen zu haben.Wenn die proletarisch« Jugend politisiett worden ist, so hat da»die industriell« Entwicklung mit sich gebracht, so haben das die go-fetzg»berisch«n und polizeilichen Gewaltmaßnahmen des kapitalistischen Klassenstaate» gegen die arbeitende Jugend und ihre Or-ganisationen getan. Daß die proletarische Jugendbewegung, als sieentstand, entstehen mußte, daß sie eine bittere Zeitnotwendig-keit war, ist nicht Ihre.Schuld". Die Bewegung entsprangau« der unerträglichen wirtschaftlichen Rot desJungproletoriot». Der Beweis ihrer Lebensfähigkeit, denst« im Kampf mit Staat und Gesellschaft erbrachte, ist»ine schrei-ende Anflöge gegen do» Aussaugettum, nicht aber ein« Folge.so-»ialdemokratischer Hetze".Die proletarische Jugendbewegung war bald zu einem Schreck-gefpenst zu einem Alb auf der Brust jede»„Patrioten" geworden.Sie stellt« fünf Jahre nach ihrem Entstehen bereits einen geistigenMocknfaktor dar So konnte Kon�ad Haenisch im Mai ISIIim Preußischen Landtage ausrufen:„Weil Sie lehr richtig erkannthoben, daß die sunqen, zum Denken erwachten Arbeiter Ihnen denganzen Krempel Ihrer.göttlichen" Weltanschauung über den Hapfendenken würden, den ganzen Krempel dieser angeblich xwigen undrmumftößsichen Wahrheiten, darum bekamen Sie es mit der Angst.und darum wurden Ihnen plötzlich die Millionen so flüsstg, aufdenen der preußisch« Staat sonst so sehr sitzt, die er sonst nichtgern locker lößi!�Die Arbeit.« rsugendbewegung hat sich durch-gesetzt unter stetiger Erweiterung ihres Aufgabenlreises. Nicht,daß ihr« alten Ziele in verqanaenhett oder Gegenwatt gegenständ,-los geworden wären und sie stch, um nur die Oraonisotlon zu er-hatten. fernerNeqenden Dingen zugewandt hätte. Kann ste doch dieFüll« ihrer Aufgaben kaum noch bewältigen!Der Artikel 1Z8 der Derfossunq des Deutschen Reiches vom11. August 1919 stellt der Schule die Aufgabe, ein« Erziehung ImGeiste de» deutschen Dolk-tum, und der Pölkerversöhnung anzu-streben. Die Träger der Schulerzlehung lösen ste nicht, wollen siew der Mehrzahl der Fälle nicht lösen: dl« Schulen, namentlich dieHöharen, sind dt« Brutstätt«, da» gräbst«« Rationalismus. Di« Re-Das Prinzip der Arbeitsteilung hat auch in die sozialistischeOrganisation Einzug gehatten: die Fülle der Aufgaben hat eineVielheit von Organisationen an die Stelle de» einheitlichen Ver-bände» gesetzt, so daß wir heute mit vier sozialistischen Organisa-tionstypsn zu rechnen haben: Partei, Gewerkschoft, Ge-nolsenschaft und al» vtene« die Summ« der übrigen Per-bände sozialistischen Charakter», die wir als K u l t u r v« r b ä n d ezusammenfassen wollen und zu oenen zu zählen sind: Arbeiter-oildungsoereine, Volkshvchschul-, Voltsbühnen- und Schulreformbewegung. Arbettersport-, Gesangverein« usw.Es ist hier nicht der Ort, die Funktionen jener vier Organssation».typen im einzelnen gegen einander abzugrenzen. Worauf es unsankommt, da» ist ollein zu zeigen, wie die Jugendbewegung stch injene» Organssations�dfüg« einzuordnen hat und welche» ihre b«.sondere Funktion innerhalb der proletarischen Gesamtbewegung ist.Daß die Aufgab« der Jugendbewegung nicht aus genossen-sch östlichem Gebiet liegt, dürfte— trotz Eintausszentrale undWarenvertrieb— Nor sein. Ebenso verfehlt wäre e», die Jugend-bewegung al, gewerkschaftliche Organisation fassen zuwollen: nicht die Wahrnehmung der besonderen Interessen der ein-zelnen proletarischen Derufsgruppen. der jugendlichen Metoll- oderBergarbeiter, der jugendlichen Angestellten usw. ist unser« Aufgabe.Mr sind ganz außerstande,»ine solche Funktion auszuüben, ebenweil wir gar nicht an einzelne bestimmte Berujsgruppen appellieren,sondern an die gesamt« proletariscbe Jugend und olle, die stchmit ihr zusammengehörtg fühlen, ohne Unterschied des Beruf». Undauch darüber wollen wir uns klar fein, daß unser« Organisation fürdie Wahrnehmung wirtschaftlicher Interessen überhaupt kaum ernst-sich in Betracht kommt. Gewiß, wir proklamieren Iugendfchutz-forderungen, wir demonstrieren für sozialpolitisch« Ziele, wir suchendie juqendlichen Arbeiter darüber aufzuklären, daß der heutige Standder Wirtschaft und der Sozialpolitik ihrem Interesse noch nicht ent-spricht, daß st« in die Reihen de» schon zum Bewußssein seiner selbsterwachten Iungproletoriats hineingehören: ober mit dieser AusflS-rungsorbeit ist unsere Tätigkeit aus sozialpolitifchem Gebiet auch erschöpft. Di« verwirflichung dieser Forderungen in der sozialpoliti-scheu Tagesarbeit durchzusetzen, do« ist ein« Aufgabe, die über denRahmen dessen hinausgeht, wo» unsere Bewegung zu leisten vermag,ein« Aufgab«, die dem Wesen der Arbeiterjugendbewegung nicht ent-spricht. Soweifl der Arbeiterjugendbewegung aus rein sozialpoliti-schem Gebiet überhaupt ein« Betätigung zukommt, ist e» die R e v o-lutlonierung der Köpfe, nicht mehr. Alle» weitere wärevereine zu sammeln. Als nun im Jahre 1904 in Berlin. der„Der-ein der Lehrlinge und jugendlichen Arbeiter undArbeiterinnen" mit 24 Mitgliedern gegründet wurde, er-hoben sich die Pastoren, um dies« neue Bewegung zu unterdrücken.Man scheut« vor keinem Mittel zurück und macht« selbst denStaatsanwalt auf dieses oder jenes aufmerksam. Doch gerade imKampfe mit den„Christlichen" wurde die Arbeiterjugendbewegungstark und kräftig. Die vielen Auseinandersetzungen werden allen, diedabei waren, unvergeßlich bleiben. Auf christlicher Seite fübrtenden Kamps hauptsächlich der inzwischen verstorbene LgospredigerS t ö ck e r und sein Schwiegersohn, der Lizentiat Mumm.Die Gründung eines Lehrlingsvereins war aber auch den Hand-werksmeistern arg in den Kram gefahren. Ein Führer des Hand-werk», der damalige Obermeister Rc-hardt der BerlinerTischlennnung, tot steh besonders hervor. Er gab einen Erlaß her-aus, in dem den Meistern empfohlen wurde, den Lehrlingen denOrganisationsgedonken mit dem Ecock auszutreiben. Dieser HerrRahardt ist derselbe, der vor einigen Wochen unter dem dringendenVerdacht verhaftet worden ist. stch at» Präsident der Berliner Hand-werkskammer an Geschäften betelligt zu haben, die seinen Privat-beute! füllten.Nun setzten auch die Behörden lebhafter ein. Im Kreis«Teltow wurde jede Versammlung des Lehrlingsvereins verboten,angeblich well politische Dinge erörtert werden sollten. Auf ein«Beschwerde erflärte der damalige Londrot v. Stubenrauch:„Ich habe keine Neigung, mich mit einem Lehrlingzu unterholten." Haussuchungen bei den tätigen Mitgliedernwaren an der Tagesordnung. So wurde einmal bei einer solchenHaussuchung sehr wichtiges Material beschlagnahmt. Dieses Mate-rial bestand au» einem Zettel, auf dem die Tagesordnung etnerVersammlung vermerk: war. Als viert«: Punkt war do zu lesen:„Wahlen" Natürlich dachte das Posizeigehirn an politische Wahlenund nicht an die Wahl eines Abttilungsleiter» im Lehrlingsverein.Besonderer Aufmerksamkeit erfreuten sich unser« alljährlichenMassenausfiüge. Hier war die Gendarmerie au» der gayzenUmgegend von Berlin auf«inen Punkt konzentriert. Die Massen»ausflugler, die in geordneten Gruppen ruhig und friedlich des Wegesdahin gingen wurden auseinandergesprengt. Wehe,«er ein rote»Banner bei sich führte! Selbst ein roter Schlips konnte schon zumfVerhängnis werden. Ein besonder» eifriger Beamter schrie:„E u c..._, MW„LuchLa usebonde z,ehe ich mitsamt Eurem Bebel undangesichts des großen Aüfgabenkreise» der Jugendbewegung ausanderen Gebieten unwirksam, Kurpfuscherei und daher vom Uevel.Gegenüber den gewerkschafflichen JugenMekttonen spricht manhäufig unser« Organisation ol»„politische" Jugendbewegung an.Dies« Bezeichnung erweckt leicht den Anschein, als hätten wir unsdie hohe Politik zum Betätigungsfeld oewählt, als fühlten wir unsol» eine politische Parte! oder als Anhängsel einer solchen. Wirwollen keine Vogel-Strauß-Politik treiben, wollen uns nicht selbstbelügen. Wir wollen nicht leugnen, daß zwsschen der Sozialdemo«kratischen Partei Deutschlands und unserem verbände recht nahe Le-Ziehungen bestehen. Da» zu bestreiten, wäre, gelinde gesagt, lächer-sich, doppelt lächerlich heute angesichts der erfreulichen Tassach«,daß dos Zenttaloroan dieser Pattei sich eine Iugendbeilage an-gsiedert. die im Geiste unseres Verbandes geleittt töird. Zu betonen ist aber, daß diese Zusammengehörigkeit von Pattei undJugendbewegung mehr organisatorischer als geistiger Natur ist, eindurch äußere Umstand« erheischtes. Zusammengehen, das aber keines-weg, gleichbedeutend ist mit unbedingtem inneren Zusammen-gehörigkeitsgefühl. Man mißverstehe mich nicht: ich betrachte diesesnotwendige Zusammengehen nicht etwa als ein Uebel, als eineZwangslage, der man lieber heut« als morgen Ade sogen soll. Ichrede auch keineswegs einer„Palastrevolution" der Jugend gegen diePartei dos Wort. Wogegen ich unser« Jugendorganisationen ver-wahren will, ist vielmehr ihre Kennzeichnung al»„politische" odergar al,„parteipolitische" Jugendbeweoung, die dem Wesen derJugendbeweaung widerspricht. Di« Verkuppelung von Iugendbewe-gung und Parteipolitik ist unjuqendlich, unnatürlich und daher«iderwärsiq. Die Idee der Iuoendbewegunq kann e» nicht sein,«inAnhängsel der Pattei darzustellen— das überlassen wir getrost derdemokratischen..Jugend"-Bewegung und ähnlichen Produkten derneuesten Entwicklung— j die proletarische Jugendbewegung hathöher«, nur au» ihrem Wel«n. nicht au» dem der Partei herauszu verstehend« Aufgäbet». Oder will«cm mit VierzehnjährigenParteipolitik treib—--- 7Zubell den Säbel durch die Schnauze!" Derjelbe Be-omte erklärte den weiblichen Teilnehmern, daß er sse„g a n z g e n a uau» der Fried richstraht kenne". Bei dieser Schlacy» er-eignete stch folgend«: Einige Genossen hotten sich Pappblosinstrii.ment« angeschafft und dazu ein großes Schild„M u s i k v« r e i nPappe". Da diese Genossen extta marschierten und taten, als obsie gor nicht» mit uns zu tun hätten, konnten sie anstandslospassieren. Wir, die wir mit diesem Klimbim nicht ausgerüstet waren,durften dagegen nur aus Umwegen unser gemeinsames Lokal er-reichen. Beim Berliner Polizeipräsidenten wurde ein besondere»Dezernat eingerichtet, das die Aufgabe hatte, unsere Bewegungständig zu überwachen. Viel Ruhm hat diese Abteilung nicht ge-erntet, dafür aber ein paar ganz empfindliche Niederlagen. ZweiPolizeibeamte, die sich bei uns als Spitzel betätigten, wurdenentlarvt. Einer von ihnen wurde in e,ner Mitgliederversammlungvorgestellt. Da stch zufällig auch Mitglieder des Arbeiter-Athleton-bundes eingefunden hatten, kann man sich denken, daß es beim Ab-schiednehmen etwas„Herzsich" zuging. Einige Iugendgenossenstellten noch in der Rocht fest, daß di« Schlummermutter dieses Herrn,Ieine Fr�i Polizeiwochtmeister, tüchtig zu kühlen hatte.So waren die Lorbeeren, die die Polizei erntete, häufig äußerstblamabel. Folgendes Erlebnis, dos mir 191Z passierte, erregte di«lebhaftest« Heiterkeit, vor einer Fortbildungsschule in der SkalitzerStraße waren Flugblätter verbreitet worden, di« dazu aus-fordetten, eine Versammlung der.Freien Jugendorganisation" zubesuchen. Kriminalbeamte nahmen die Verteiler, junge Genossenvon 17 Jahren, fest. Ein peinliches verhör folgte, und es wurdefestgestellt, daß die Flugblätter von«lnem gewissen. T I m m. derin der Straße do und da wohnte, verausgabt worden seien. Diesugendlichen vetteller wurden entlassen und ein Strafverfahrengegen Timm eingeleitet. Die Vorladung zu einer kommissarischenVernehmung bekam aber nicht ich, sondern mein alter Vater.Der alte Herr hatte noch nie etwa» mit dem Gericht zu tun ge-habt und war nun ziemlich erregt. Er beteuette dem Kommissar.daß er wirflich von nicht» wüßte. Es nützte ober alles nichts, ermüßte nach Moabit. Der Vater tat mir leid, als er ziemlich barschaufgefordert wurde, hinter dem Gitter auf der Anflagebank Platzzu nehmen. Ich saß im Zuhörerraum. Auf die Frage des vor-sitzenden erklärte mein Vater nochmals, von Flugblättern keineAhnung zu haben. Der Vorsitzende bemerkte:„Dos kennen wirschon." Die Zeugen wurden ausgerufen und nun folgte die Gegen-Überstellung. Die Kriminalbeamten erflgrten, den Timm auch nichtzu kennen. Di« Detteiler hätten den Namen angegeben. Diejugendlichen Zeugen wurden nicht vereidigt, well sie der Mittäter,schaft verdächtig waren. Sie erklärten ebenfalls, den Herrn aufder Anflagebank nicht zu kennen. Nun ging der Vorsitzende insFeuer:„Wohnen in dem Haus« noch mehr Leute gleichen Namens*Wie att war der Timm, der die Flugblätter verausgabt hat?"Zeugen:„Ungefähr 20 Jahre."„Wie alt sind Sie. Angeflagter*"„55 Jahre".„.Haben Sie Söhne?"„Ja."„Wie alt sind die?"„IS und 19 Jahre." Vorsitzender:„Herr Amtsanwalt.haben Sie noch etwas zu bemerken 7"„Nein." vor-sitzender:„Ich schließe die Sitzung." Ein Verfahren gegenmich konnte nicht mehr eingeleitet werden, da die Verjährungsfristum Z Tage überschritten war!'Heute brauchen wir diese Art Komps nicht mehr ,u führen.Wir können un» mehr praktischer Arbeit hingeben und das ist qut.Unsere Jugendarbeit hat deshalb auch heute einen anderen Cha.rakter, als früher. War früher mich manche» lustig im Kampfemit der Pottzei und erinnert man sich gerne cm diesen oder senenStreich, so wünscht man doch diese Zeit nicht zurück. Heute istdie»ah« stet!— Nützet die Zeitk