Jugend- Vorwärts
Nummer 5/ Freitag, den 5. Mai 1922
Greift zur Feder!
Ein Preisausschreiben für die Arbeiterjugend.
durch die Krise hindurchzuführen, die heute seinen Bestand in geiftiger Beziehung bedroht.
Zum Schluß eine Frage: Steht der Mensch auf dem Boden der realen Tatsachen, welcher glaubt, durch materielle Versprechungen Es war die Absicht der Schriftleitung, im Jugend- die Maffen zu gewinnen, der durch seine Tätigkeit eine Atmosphäre Vorwärts" möglichst unmittelbar die arbeitende Jugend herbeiführt, deren Folgen sich auswirken in der Art, wie es beim selbst zum Wort kommen zu lassen. So wurden die Artikel begzten Eisenbahnerstreit und beim Streit der Berliner Gemeindein den vorhergegangenen Nummern meist von jugendlichen arbeiter der Fall war? Oder steht der Mensch auf dem Boden der Führern der Bewegung geschrieben und nun wollen realen Tatsachen, relcher bei aller Erkenntnis des wirtschaftlichen wir einen Schritt weiter gehen und einmal versuchen, inwieweit Rampfes nicht vergißt, daß eine höher entwickelte Wirtschaftsform die Jugend, der es bisher fernlag, für den Druck zu schreiben, auch einen höher entwickelten Menschen erfordert? ihre Gedanken schriftlich niederzulegen vermag.
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Wir sehen Euch jetzt vor uns, wie Ihr das Schriftstellern bekommt, Euch windet und nicht wißt, wie Ihr es anfangen follt. Lefen ist leichter als Schreiben. Es besteht die Gefahr, daß Ihr Euch in Allgemeinheiten verliert, daß Ihr Euch an Vorbilder haltet und was der Möglichkeiten noch viele sind, die wir vermeiden wollen. Darum stellen wir zuerst eine flare, festumrissene Aufgabe:
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„ Was hat mir meine Schulzeit gegeben?" Für die Niederschrift beachtet folgende Richtlinien: 1. Fast Euch kurz. Jeder Saß muß fnapp gehalten sein, darf keine überflüssigen oder großspurigen Redensarten enthalten.
Zeitungsstil"
2. Schreibt ehrlich. Bermeidet den oder angeflügelte Weisheiten; denkt ein Weilchen darüber nach, was Euch als günstig oder ungünstig aus Eurer Schulzeit in der Erinnerung blieb, und schreibt es frisch nieder, wie es Euch aus der Feder kommt. Dabei ist es nicht so wichtig, wenn Ihr im Sazbau oder der Rechtschreibung einmal daneben haut oder wenn die Schrift nicht so edel aussieht. Das bessern wir schon aus.
3. Der Schrieb darf nicht länger als vierzig dieser Zeilen fein; meßt Euch das aus. Auf eine Zeile mehr oder meniger kommt es nicht an, aber nochmals: in der Kürze liegt die Würze!
In den nächsten Nummern des Jugend- Borwärts" werden wir ein Dreiviertelduhend dieser Artikel abdrucken und die drei besten Arbeiten mit Preisen bedenken.
Erster Preis: Bücher nach Wahl für 200 m.
Alle abgedruckten Artikel werden mit dem Namen der Berfaffer oder Berfafferinnen veröffentlicht. Die Einsendungen sind mit der Stichmarke„ Preisausschreiben" auf dem Umschlag an die Feuilletonredaktion des Borwärts", Berlin SB. 68, Lindenstr. 3, zu richten, und zwar bis 1. Juni dieses Jahres.
Nun legt einmal los!
Wir Jungsozialisten.
Bon Otto Bach.
Man macht uns Jungfozialisten pielfach den Vorwurf, wir feien wirklichkeitsfremde Träumer und Schwärmer. und nicht selten wird uns die abgestandene Redensart serviert, wir hätten es perfernt, auf dem Boden der realen Tatsachen zu stehen. Das sind Dinge, die man eigentlich einem flassenbewußten Proletarier nicht sagen dürfte. Daher soll versucht werden, einige Irrtümer, die diese Auffaffung verschuldet haben, richtig zu stellen.
Kinderarbeit.
Der Kapitalismus erzeugte in seiner Frühzeit eine tiefgehende Berarmung und Berelendung der arbeitenden Bevölkerung. Die Erfindung des Kettenstuhls durch Richard Artwright im Jahre 1767 machte Tausende von englischen Webern brotlos, drüdte den Lohn Tausender von schlesischen Webern auf ein so niedriges Maß herab, daß der Erwerb des notdürftigsten Lebensunterhaltes nicht sicher gestellt war.„ Alles Elend kommt von der Fabrit" heißt es in den Webern".
Dennoch schienen die Fabriken ein glücklicheres Los zu bieten. Aber die durch fortwährende neue Erfindungen begünstigte Konkurrenz der
Jugend heraus!
Sonntag, den 7. Mai, vormittags 10 Uhr:
Redner: Heinrich Bahlte, M. d. C. Für die Republik , für Jugendschutz und Jugendrecht! Arbeitereltern, macht Eure Söhne und Töchter auf die Veranstaltung aufmerksam!
Die Treffpunkte werden am Sonnabendmorgen unfer Jugendveranstaltungen bekanntgegeben. Verein Arbeiterjugend Groß- Berlin. Jungsozialistische Vereinigung Groß- Berlin.
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den gesundheitlichen Borteilen, die unserer Jugend durch das Ban dern in frischer Luft geboten werden. Für eine ganze lange Woche Kraft und Mut und Frische zur Arbeit in lärmenden, dumpfen, staubigen Fabrikräumen bringen wir mit.
die Erlaubnis geben, zum Ball zu gehen, die Nächte zu durchIch weiß viele Genossinnen, die ihren Mädeln ohne Bedenken tanzen. Da gibt's teinerlei moralische Bedenken! Und doch sind im Ballfaal sittliche Entgleisungen eher denkbar, besonders unter Einwirkung des lieben Freundes Alkohol. Und gesundheitlich? Sft's etwa gesund, im raucherfüllten Saal bei Bier und Schnaps die Lungen und das Blut zu vergiften? über Alkohol und Nikotin denken, wie man will: Tatsache ist, daß beide Gifte darstellen, und daß unser Körper einen Teil seiner Energien aufwenden muß, diese Gifte wieder auszuscheiden!
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? Man mag
Auf unseren Wanderungen wird weder geraucht noch Alkohol
getrunken. Das ist selbstverständliche gute Gitte aller ernſten WanDerer, erst recht also der proletarischen Arbeiterjugend.
Und unser Schlafen des Nachts auf dem Heuboden oder im Belt oder im Freien? Wo liegt da die sittliche Gefährdung? Wir fönnen keine finden. Und ist's nicht so wunderschön, schon bet Sonnenaufgang draußen zu sein in der herrlichen Natur? Meit, weit ab vom Dunst der Großstadt? Und ist's nicht etwas Wunder herrliches, wenn unsere Mädel und Jungen viel, viel Freude mit leuchtenden Augen heimbringen für den harten Kampf der kommen den Woche?
So möchte ich alle unsere Genossen. vor allem aber upfers oft noch ängstlichen Genossinnen bitten: Schickt Eure Kinder recht, recht oft mit uns auf die Wanderung. Innerhalb der Jugends bewegung hat der Verein Arbeiterjugend einen guten Ruf! Alle ernsten Broletarier müssen es sich zur Ehre rechnen, unsere Arbeiter jugend zu unterstützen, dadurch, daß sie uns die Jugend anders trauen.
Die liebenswürdige Obrigkeit.
Wie haben in diesen Spalten schon vor einigen Monaten in einer Betrachtung unserer Arbeiterjugendbewegung festgestellt, daß die Polizeiorganisation des alten Obrigkeitsstaates immer auf dem Posten war, wenn es galt, sich der proletarischen Jugendbewegung anzunehmen. Wer damals das rücksichtslose Borgehen der Polizeiorgane fennen gelernt hat, wird erstaunt sein, wenn er hört, daß es hinter den Kulissen häufig sehr liebenswürdig zuging. Es war im Jahre 1908. Das Reichsvereinsgeseh war in Kraft getreten und mit ihm tam vom Berliner Polizeipräsidium ein noch etwas schärferer Wind. Die Beamten verfolgten aufmerksam die Tattit unserer Berliner Organisation. Es ging um die Existenz des Vereins. Da betamen eines Tages die leitenden Genossen eine Einladung zu einer Besprechung, die im Polizeipräsidium stattfinden sollte. Im Präsidium angekommen, wurden fie in der höflichsten Weise empfangen und sofort dem leitenden Beamten vorgestellt. Nachdem die Genossen die angebotenen Bigarren abgelehnt hatten, ließ sich der Kommissar wie folgt vernehmen: Kinder, wir sind hier unter uns und können einmal ein offenes Wort miteinander reden. Ich habe euch immer für schlau gehalten, aber Kinder, daß ihr jegt folche Dummheiten machen wollt, fann ich nicht verstehen. Alls nach dieser Einleitung unsere Genossen sich erfundigten, um was es eigentlich ging, tamen von der anderen Seite nur dunkle Andeutungen. Nachdem eine gute Dreiviertelstunde hin und her geredet worden war und der Kommissar einfah, daß man nicht auf seine Leimrute friechen wollte, brach er ebenso liebenswürdig, wie er begonnen, die Unterhaltung ab.
haben würde.
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Man
Zweiter und drifter Preis: Bücher nach Wahl für Unternehmer und die Konkurrenz der Arbeitnehmer denen gedenen geje 100 m. werkschaftliche Organisation noch fremd war unter sich überlieferten auch die industriellen Arbeiter dem Elend. Frauen und Kinder mußten bald zum Unterhalt der Familie beitragen. In ihrer großen Masse drückten sie das Lohnniveau nur noch tiefer herab. In den englischen Kohlen- und Eisenbergwerten arbeiteten Kinder von vier, fünf und sieben Jahren. Alle Industrien, in die die Maschinenarbeit eindrang, begannen Kinder zu beschäftigen. Waren die Kinder nicht direkter Lebensgefahr ausgefeht in den Schleifereien in Solingen mußten die Mädchen ihre flatternden Kleider ablegen und in Knabentracht arbeiten; daß Mädchen von Treibriemen erfaßt, mehrmals gegen die Decke des Fabrikraumes geschleudert wurden und nur als Krüppel oder Leichen aus dem Getriebe der Maschinerie gelöst werden konnten, berichtet Engels in seinem Buche über die Lage der arbeitenden Klasse in England so trat doch in der Regel langfame Körperverbildung und eine ungeheure Schwächung des jugendlichen Organismus ein, die diesen für KrankDa jede unserer Bersammlungen polizeilich überwacht wurde, heiten aller Art leicht empfänglich machte. In den Spizenklöppeleien fo bekam man als Versammlungsleiter eine ziemliche Personender Grafschaften Northampton , Orford, Bedford und Buckingham fenntnis, soweit es sich um die Polizeioffiziere handelte. Es war trugen die Mädchen eine Schnürbrust mit hölzernem Blankscheit. rührend, wenn man sich wie alte, liebe Bekannte begrüßte:„ Na," Engbrüftigkeit war die allgemeine Folge. Ein in England in da- lagte einmal ein Polizeileutnant zu mir, wir haben doch schon maliger Zeit viel gebrauchtes Sprichwort fagt, die Knaben würden so oft zusammen gearbeitet und es ist immer gut gegangen, ba alte Männer, noch ehe sie junge geworden seien. Die Berichte der werden wir ja hoffentlich auch heute teinen Aerger haben." Wir Jungfozialisten find Proletarier. Ohne irdische Güter steht Fabrifinspettoren und Regierungsfommissionen bestätigen seine fonnte meistens schon im voraus sagen, ob eine Bersammlung einen der größte Teil von uns mit den Gaben, die uns die Natur mit Richtigkeit, Unter der bergarbeitenden Bevölkerung fand ein solcher ruhigen Verlauf nehmen würde, wenn man wußte, welcher Polizeigegeben hat, als Kopf- und Handarbeiter im wirtschaftlichen und Kommiffar einen neunzehnjährigen Jüngling, der mit Ausnahme offizier die Ueberwachung übernahm. Ausnahmen gab es nur, fozialen Kampf, und es ist unmöglich, daß Menschen, die selbst im der Zähne in feinem Teile weiter entwickelt war als ein Knabe von möglich zu machen. Bei gewiffen Offizieren war man sich von vorn wenn von oben ein stritter Befehl vorlag, die Bersammlungen unRampf um materielle Güter, um wirtschaftliche Besserstellung 11 bis 12 Jahren. Die Mädchen erlebten in der Treibhaustempe stehen, an diesen Dingen verbeigehen. Aber die Erkenntnis, daß ratur der Fabriken oft eine schnelle Blüte, der dann ein ebenso herein flar, daß die Versammlung nur eine furze Lebensdauer der wirtschaftliche und soziale Kampf eine Notwendigkeit ist, darf schnelles Berwelten folgte. Ein anderer Kommissar erzählt nach nicht dazu verleiten, den Sozialismus als Kultur Engels Der überwachende Offizier wurde stets von einem Polizeia daß ihm ein elfjähriges Mädchen vorgekommen sei, das wachtmeister begleitet, der in einem Attendeckel eine Anzahl Folio bewegung zu verneinen oder dem Kulturgedanken des nicht nur ein vollkommen ausgebildetes Weib, sondern sogar bogen Schreibpapier mit sich führte, um gleich an Ort und Stelle Sozialismus nur fefurdäre Bedeutung beizumeffen. Es ist eine schwanger gewesen sei, und daß es gar nichts Seltenes in Manchester einen Bericht zu machen. Im Präsidium legte man über alle Beunbestrittene Wahrheit, daß da, wo der Materialist fertig zu sein sei, wenn Frauenzimmer von 15 Jahren niederfämen." Rein glaubt, für den tiefer Denkenden die Probleme erst anfangen. Hier Bunder also, wenn es in diesen Berichten immer wieder heißt, daß einem Polizeirevier bekam ich mal einen Einblick in den Umfang Durch eine Bernehmung auf gebenheiten gewissenhaft Atten an. beginnt der Aufgabenkreis der Jungsozialisten. früher regellofer Geschlechtsverkehr üblich und jugendliche Prosti- solcher Artenstüde. Das tam so. Unsere Berliner Jugendorgani Der Sozialismus ist ein Kuiturproblem. Wenn man die Massen tution bei 14- und 15jährigen feine Seltenheit sei. Das Verbrecher- fation war der polizeilichen Auflösung verfallen und durfte als für den Sozialismus erziehen und gewinnen will, muß man ihnen tum refrutierte sich in vielen Fällen aus jugendlichen Fabritarbeitern. folche nicht mehr in die Erscheinung treten. Daher wurden alle in erster Linie die kulturelle Bedeutung des Gozialismus vor Augen In Birmingham wurden in einem Jahre 90 zehnjährige Verbrecher Beranstaltungen von einzelnen Genossen arrangiert. Da wir trog führen und darf sich nicht damit begnügen, auf Grund mate= davon 44 Kriminalfälle- verurteilt, und die Hälfte aller Verrieller Versprechungen Kräfte zu sammeln, die beim ersten brecher war unter 15 Jahre alt. 1834 endlich verbot ein Fabril- Auflösung jedes Jahr im September unser Stiftungsfest feiern Fehlschlag auseinanderfallen. Wenn man den Sozialismus von jeber gefeß in England die Arbeit von Kindern unter 9 Jahren und die wollten, mieteten wir im Jahre 1912 die Neue Welt". Es dauerte gar nicht lange und ich wurde aufgefordert, über eine Vereins als eine Kulturbewegung gewertet hat, so deshalb, weil man sich Nachtarbeit von Jugendlichen unter 18 Jahren. der Einsicht nicht verschließen fonnte, daß jede Idee, die ein Zufestlichkeit, die in der" Neuen Welt" stattfinden sollte, Auskunft zu kunftsideal verficht, erst feelisch erlebt und durchlebt geben. Der vernehmende Polizeioffizier sah mich scharf an und werden muß, bevor sie in die Wirklichkeit umgefeßt werden ftellte zunächst die Personalien fest. Dann begann die Fragerei. Welcher Verein ist der Veranstalter?"" Der Beranstalter bin ich fann, daß also die Darstellung der zu erkämpfenden Weltordnung, und fein, Berein." Wer besucht diese Feier?" Meine Freunde, des Zukunftsstaates, ein seelisches Verlangen auslösen muß, das dem Bekannte, Verwandte usw." Da plagte der Beamte los:„ Das Menschen die pinchische und physische Kraft gibt, im Kampf um diese fönnen Sie einem Menschen erzählen, der feine Krempe am Hut Ideale äußere Widerstände jeder Art zu besiegen. Es ist einleuch hat, aber nicht mir!" Als ich trozdem bei meiner Behauptung blieb, tend, daß bei dem Gedanken einer Verwirklichung des Sozialismus fagte der Beamte: Wissen Sie, wieviel Bersonen der große Saal in erster Linie materielle Widerstände überwunden werden müffen. der Neuen Welt" faßt?" Jawohl, 4000 Personen." Na und da Es ist gleichzeitig notwendig, daß der Sozialismus aleichzeitig fich wollen Sie einem Menschen erzählen, daß Sie soviel Bekannte ufw. mit sozialen gesellschaftlichen Fragen beschäftigt und für eine wirt haben? Laut Gerichtsentscheidung so und so gehören alle Veran schaftliche Besserstellung des wirtschaftlich Schwachen eintritt. Aber staltungen über 200 Personen zu den öffentlichen. Was wollen es ist dies nur ein Teil der Aufaaben, die er zu lösen hat, und wenn Sie denn den ganzen Abend beginnen?" ,, Ein Männergesangman über dem Mittel des Klaffentampfes den Zweck und das Ziel verein und eine Anzahl bekannter Berliner Bühnenfünstler haber des Sozialismus vergißt, nämlich die Menschheit auch aus ihre Mitwirtung zugefagt." Wer bezahlt denn diese Leute?" geistiger Knechtschaft zu befreien, so ist die ganze BeDas ist wohl meine Sorge!" Da hielt mir der Beamte eine wegung zur Unfruchtbarkeit verdammt. Eintrittskarte zu der bewußten Feier unter die Nase und sagte: „ Na, hier steht doch drauf: 30 Pfg. Eintritt." Bei dieser Gelegen heit sah ich wohlgeheftet alte gute Bekannte, nämlich die Eina frittstarten zu unseren sämtlichen Stiftungs festen früherer Jahre und die dazu gehörigen Berichte! Das tollste war, daß wir noch nicht einmal mit der Ausgabe der Karten begonnen hatten. Sie mußten also schon aus der Druckerei von einem Spigel übergeben sein. Die Veranstal tung fonnte tatsächlich nicht stattfinden, da ein Einschreiten der Bolizei zu befürchten war. In anderer Form stieg dann die Feier am 14. Dezember 1912.
In erster Linie erfordert der Kampf um ein Kulturideal, ganz besonders dann, wenn er mit wirtschaftlichen Fragen verbunden ist, ein starkes Geschlecht, Menschen, die bereit sind, persönlich auf das zu verzichten, was sie von einer zufünftigen Gesellschaftsform erhoffen. Unter den heutigen Borausseßungen wirtschaftlicher und geiftiger Beziehung heißt Sozialist sein: Kämpfer sein für etwas Werdendes.
Es ist klar, daß nach einer derartigen ungeheuren geistigen Um wälzung und Verschiebuna der materiellen Voraussetzungen, wie sie der Krieg in der ganzen Welt herbeigeführt hat, auch der Sozialis mus fich nicht mehr in den Bahnen bewegen kann, die vor Jahr zehnten gezeichnet wurden. Die Geschichte geht über Dogmen hinweg, und es ift Aufgcbe der Jungfozialisten, die Zeichen der Zeit zu berstehen, ihre ganze Kraft dafür einzusehen, den Sozialismus
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In Deutschland kamen die ersten Notschreie aus dem industriell am weitesten fortgeschrittenen Rheinland . Hier beschäftigte ein Fabrikant in einer Spinnerei am Tage 96, bei Nacht 65, in einer anderen bei Tage 95, bei Nacht 80 Kinder. Die Arbeitszeit betrug bei Tage 13, bei Nacht 11 Stunden. Die Behörde fand diese Kinder kräftig und blühend". Andere Beamte waren gewissenhafter. In einem in Mehrings Geschichte der deutschen Sozialdemokratie" mit geteilten Bericht heißt es: Bleiche Gesichter. matte und entzündete Augen, geschwollene Leiber, aufgedunsene Backen, aufgeschwollene Lippen und Nasenflügel, Drüsenanschwellungen am Halse, böse Hautausschläge und asthmatische Zufälle unterscheiden diese unglück lichen Geschöpfe in gesundheitlicher Beziehung von anderen Kindern derselben Bolksklaffe, die nicht in Fabriten arbeiten. Nicht weniger verwahrloft ist ihre sittliche und geistige Bildung." Erst als der rheinische Provinziallandtag energische Maßnahmen verlangte, ließ fich die preußische Regierung 1839 gur Anordnung einiger Beschränfungen der Fabritarbeit von Kindern herbei.
Ein Wort an die Eltern.
Bon Werner Schüße.
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Unsere Mädel berichten uns so oft, daß die Eltern ihnen Schwierigkeiten machten bei der Teilnahme an unseren Sonntags. wanderungen, besonders aber dann, wenn es sich darum handelt, schon Sonnabendabend hinauszuziehen, draußen irgendwo über Nacht zu bleiben und Sonntag abend wieder heimzukommen. Es ist doch selbstverständlich, daß alle Befürchtungen sittlicher Art überflüssig sind. Die Art und Weise, wie die Wanderungen unserer Arbeiter jugend geleitet werden, geben die vollste Garantie für das Wohl ergehen unserer Jungen und Mädel. Gar nicht erst zu reden pon
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Wenn die Geschichte unserer Bewegung geschrieben wird, darf an den Atten im Polizeipräsidium nicht vorbeigegangen werden. Genauere Unterlagen fann sich ein gewissenhafter Geschichtsforscher nicht besorgen.