was hat mir meine Schulzeit gegeben? Zluf unser Preisausschreiben sind ungefähr 50 Bei­träge aus allen Teilen Deutschlands   eingelaufen. Wir behalten uns vor, diese Beiträge, die ein sehr wertvolles Material für Päda- gogen bieten, in ihrer Gesamtheit von sachkundiger Seite würdigen »u lassen. Da sich die Redaktion über die Zuteilung des ersten Preises nicht einigen konnte, sind wir von unserm anfänglichen Plan inso­fern abgewichen, als wir die vier besten Einsendungen mit je einem Preise(Bücher nach Wahl für je IM M.) aus- gezeichnet haben. Es sind dies die folgenden. Aufgezwungene Weltanschauung. Wenn ich heute die Frage:Was gab mir meine Schulzeit?" zu beantworten oersuche, so prüfe ich:Welchen Einslutz hat die Echulcrziehung auf meine spätere Lebensausfassung gehabt?" Zu diesem Zweck mutzte ich mir einige Momente aus meiner Schulzeit wieder vor Augen führen. Im Stundenplan war das wichtigst«: Religion. Da waren die Weihnachtsgeschichten immer die schönsten. Sie erzeugten so eine traute Stimmung, in der für schlechte Gedanken kein Platz war. D«n tiefsten und nachhaltigsten Eindruck haben aber die Passions- und Ostergeschichten aus mich gemacht. Zunächst hielten sie mich in einer wirklich andächtigen, mitfühlenden Stimmung. Ich denke an die Geschichte von den Tränen über Jerusalem   oder den Einzug in Jerusalem  . Dann ober kam das Unfaßbare, allen kindlichen Emp- findungen Widerstreitende: Der tiefunglückliche, stehende Sohn im Garten Gethsemane   und ihm gegenüber der unbarmherzig kalte Bater. Diese und die folgenden Leidensgeschichten haben mein Den- ken und Fühlen gar sehr in Ausruhr gebracht. Die Auferstehungs- geschichte bis zur chimmelfahrt wirkte wohl beruhigend, hinterlictz aber ein um so quälenderes Fragezeichen. Manche schwere Stunde im späteren Leben danke ich diesem Religionsunterricht. Nun noch kurz einige andere Fächer. Zunächst vaterländische Geschichte mit der Tendenz:Nur was deutsch   ist, ist gut". Die Folge war eine große Selbstüberhebung anderen Nationalitäten ge» genüber. Man lernte Menschen hasten, ohne sie im geringsten zu kennen. Und wie viele Stunden wurden mit diesem Unterricht ver- geudetl Am liebsten war mir Geographie. Gor zu gerne lauschte ich den Erzählungen unseres alten Lehrers über fremde Länder und Völker. Leider blieben bier die wirtschaftlichen Fragen unberücksich- tigt, so daß der Erfolg nickst der war, der er hätte sein können. Der anderen Unterrichtsfächer: Rechnen, Schreiben lstw habe ich mich ziemlich leicht erledigt. Ich habe meine Aufgaben gelernt, weil ich mußte, dem Zwange dem Knüppel gehorchend. Ein Bedürfnis, «inen Trieb zum Lernen-habe ich bäum gespürt. Wenn ich mir darum jetzt die Frage vorlege:Was hat mir die Schulzeit gegeben?", so kann ich ein Gefühl der Bitterkeit nicht unterdrücken. Ich Hab« gerade so viel gelernt, um ein brauchbares Ausbeutungsobjekt zu werden. Was aber die kulturelle Seite an- belangt, fo ist die Schule ganz und gar nicht ihrer Aufgabe gerecht geworden. Menschen lassen sich eben nicht bilden, ihre natürlichen Anlagen nicht zur Entfaltung bringen, wenn die Methoden dazu fchematisch festgelegt sind. Ganz und gar mutzte diese Methode Schisfbruch erleiden, weil in der Frage der Weltanschauung, die doch wohl cm« der wichtigsten Erziehungsfragen ist, uns jungen Menschen ein feststehendes Dogma ausgezwungen wurde. So hat die Schul- erziehung den Keim großer Seelenkämpfe in mich gelegt, anstatt mich sittlich und moralisch zu festigen, wie es ihre Ausgabe gewesen wäre. Adolf Hanneforth, Rö�inghat�en b. Wanne, Westfalen  . vieles gab matt-- weniges ist geblieben. Wenn ich heute darüber nachdenke, was die Schulzelt mir ge- geben hat, so mutz ich beschämt eingestehen, daß von der ganzen ein- getrichterten Weisheit kaum ein Zehntel verblieben ist. Und warum? Doch wohl nur, weil der nüchterne Kathederstil der Lehrer wenig Verständnis in kindlicher Seele findet. Wie oft irrten mein« Augen und Sinne ab vom Unterricht. Don den trockenen Geschichts- zahlen und Erklärungen hinweg zu den Baumkronen des Schul- Hofe» und von dort in die Ferne. Gewiß legt« die Schule manchen Wistenskelm in mich, der später durch Eiqenstudium mühseliges Tasten sich weiter entwickelte. Und doch hätte es auch ohne Der- Mehrung des Lehrstoffs unendlich mehr fein können. Denn nicht was man lehrt, sondern w i e man es lehrt, scheint mir beim Kinde die Hauptaufgabe zu sein. Aber unauslöschlich wird meine dankbare Erinnerung an den Lehrer fein, der es verstand, uns alles scheinbar selbst suchen und finden zu lasten, und der gern darüber hinweg. sah, wenn im Aussatz eirimal allzu üppige Phantasteblüten wucherten. Wie aber glänzten unsere Augen, wenn es zum Ausflug hin- ausging in die Gottesnaturl Wie tollten wir in Feld und Wald um die Wette und vergaßen doch nicht, nach allem uns umgebenden Neuen zu forschen und zu fragen. Das warm herrliche Shindm, wie sie nur der Jugend geboten werden können, nur der Jugend gehörnt und ihr unvergeßlich bleiben I Bleies gab man weniges verblieb, aber dieses trägt reiche Früchte. Doch deren schönste ist die Erinnerung. S ch i r i n e z, Borgsdorf  (Nordbahn), Lindenstr. 13. Das proletarkerkknK in öer HSHeren Schule. Was mir die Schule gegeben hat? Darüber habe ich oft nach- gedacht und bin dabei immer zu dem Schlutz gekommen, daß gerade sie mich zuerst die tiefen sozialen Gegensätze zwischen den einzelnen Leoölkerunasschichten gelehrt hat. Ich habe bis zum 9. Lebensjahre die Gemeindeschule mit so gutem Erfolge besucht, daß meine Lehrer die Umschulung in eine höhere Lehranstalt empfahlen. Mein Vater als einfacher Hand- werter war aus finanziellen Gründen dagegen. Meiner Mutter schmeichelte es jedoch, aus ihrem Einzigen eventuell etwasBesseres" werden zu sehen. Beide kamen dann zu dem Kompromiß, in der Hoffnung auf Erfüllung eines gestellten Freifchulgefuches mich tat- fachlich umzuschulen. Ich selbst war natürlich erst recht Feuer und Flamm«, und so kam ich auf ein Berliner   Realgymnasium. Aber bald merkte ich Unterschiede In der Behandlung von arm und reich. Die Söhne der Reichen konnten sich allerlei erlauben, was mir versagt bleiben mußte. Geburtstage ich denke noch an den eines Grotzkaufmannsfohnes wurden in diesen Kreisen mit einem Pomp und unter Gesellschaftsformen, wie Üe bei Erwachsenen üblich, gefeiert, so datz ich mich bei dem bescheidenen elterlichen Hausstand auch nicht annähernd hätte revanchieren können.?ch konnte keine Einladungen größeren Stils ergehen lasten: aber selbst der kleinere Kreis von Schulkameraden, mit dem ich anfangs ver- kehrte, vermißte bei uns zu Haufe den bei sich gewohntenKam- fort", vor allem das als selbstverständlich geltende Vorhandensein eines Dienstmädchens. Die Folge war, daß mir meine Ellern  . um Nummsr H/ 5re!tag, Sen 23. Juni 1922 abfälligen Klatsch über unseren einfachen Haushalt aus dem Wege zu gehen, untersagten, das hochnäsige Pack weiterhin bei uns zu Haufe einzuführen und meinerseits Einladungen anzunehmen. So litt ich schon als Kind unter dem Klassengegensatz und mußte mir manches Naserümpfen gefallen lasten, was mir in meinem Lerneifer nicht hinderlich war, wohl aber in der Fortentwicklung meines Innenlebens, denn es raubte mir so manchesmal eine Harm- lose Freude, schuf an deren Stelle Verbitterung und Mißtrauen, die eigentlich einer Kindesseele unbedingt ferngehalten werden müssen. Bemerkenswert Ist noch eine mir schon damals aufgefallene Aeußerung eines Profestors, der mir und einem anderen Schul- kameraden gelegentlich eines vertraulichen Gesprächs glaubte fol- gende Mahnung fürs spätere Leben mit auf den Weg geben zu müssen:Haltet immer ordentlich den Kopf hoch, denn Ihr sollt einmal die Offiziere des Pöbels werden!" Aus der Gewährung von Freischule ist nichts geworden. Meine Eltern tonnten die immer mehr steigenden Kosten für Schulgeld und Sonnenwende Zeitenwende. Don Artur Zickler. Der Abend kam, durch Wipfel bmufend. Ein letzter Glanz im Himmel steht, Indes die Sonne weist und saufend Fern donnernd durch die Sphären gchk. Die Flamme loht. Die Funken stieben. Sonnwenden, Jungvolk Zeitenwende»! Durch uns, die wir die Erde lieben. Soll sie sich grost und schön vollenden! In uns ist aller Sinn lebendig, Der Sonne Auf- und Niedergleilen; Und was wir fühlen lief inwendig, Soll durch den Tag als Zukunft schreiten. Wir sind im festen Ring verbunden. Run hoch die Fahnen in den Wind, Bis wir die Heimat Welt gefunden Und frei von allen Röten sind! Bücher aber nicht bestreiten, und ich mußte schließlich nach erfolgter Konfirmation schweren Herzens die Schule ohne richtigen Abschluß verlassen, um ins praktische Leben zu treten und zu verdienen. Was hat mir nun meine Schulzeit gegeben?" Sie hat mir die Augen darüber geöffnet, daß der Bestich einerhöheren Schule" nur für die Söhne Desitzender erträglich und daß sie die Brutstätte des Standesdünkels ist. Meine Schulzeit hat mir den ersten Anlaß zum Nachdenken über die Lehren des Sozialismus gegeben und mich damit zum späteren überzeugten Sozialdemokraten gemacht. Und die Moral von der Geschicht' möchte ich deshalb allen Eltern laut zurufen:Wirkt und werbt für den Gedanken der weltlichen Ein- heitsfchule und damit für den gesicherten Aufstieg auch der begabten Proletarierkinderl" Alex Reichelt, Berlin   S. 61, llrbanstraße 6. ?ugenöfeuer. 5n der Nacht vom 24. zum 25. Juni wird die Groh-Verliner Arbeiterjugend gemeinsam mit der Jugend der Gewerkschaften die diesjährige Sommersonnenwende feiern. In den Goscner Sand- bergen wird der Holzstoß entzündet werden, prasselnd wird sich die Flamme im Nachtwind aufschwingen, rotleuchtend wird sie sich vom Firmament abheben. Die arbeitende Jugend aber wird sich die Hände reichen und, die Glut des Feuers im Gesicht, den Schwur zum gemeinsamen Kamps für den Sozialismus, für ein höheres, für ein Menschsein in Freiheit erneuern. Mit dem Sang der Flammen wird aus tausend Kehlen das alte Kampflied aufsteigen, gepackt von der Kraft des Liedes, werden Fahnen aufrauschen, und die Funken« sterne der Fackeln werden den Sternen am Firmament den Gruß, den Glauben der Jugend entgcgensprühen. Keine Demonstration und kein Fest der organisierten Arbeiter- jugend hat je eine fo ttefe Spur in den Herzen der Teilnehmer zurückgelassen als die Sonnenwendfeier. Ja, wer schon dreimal die altgermanische Bolksfeier der Sommersonnenwende als sozialistische Weihestunde im Kreis der Jugendgenosten und Jugendgenostinnen erlebt hat, den locken die Bilder der Erinnerung das vierte Mal hinaus. Immer wieder sind unter den Scharen, die am Sonnabend in der Nachmittagssonne zum Bahnhos eilen, um aus dem Lärm der Großstadttage in die feierliche Nacht zum Feuerfest der Jugend zu rollen, auch erwachsene Genosten und Genossinnen und mancher in fiebernden Jahrzehiuen ergraute Kämpfer. Es sind viele unter diesen Aeltcren, die in jedem Jahr mit den jungen Sonnenwend- fahrern feiern. In ihrem von der Erfahrungssülle des Allers be. stimmten» Wirken und ihrer trotz allen, auch allen bitteren Lebens- erfahrungen frischgebliebenen Glaubenssröhlichkeit schöpfen sie immer wieder im Gluthauch des Jugendfeuers neue Kraft und Begeisterung. Ihr Dasein verkörpert aber auch der feiernden Jugend sichtbar die Wahrheit, daß Kämpfen unermüdliches Schaffen heißt. So stellen diese älteren Genossen der Sonnenwendfeier den ernstmahnenden Hintergrund und geben den Worten der jungen Redner von Feuer- begeisterung»md Freiheitskampf lebendigen Sinn. Die Jugend aber verkörpert ihnen die andere Wahrheit,, die erhebende Tatsache, daß der Sozialismus weiter von den Herzen der Menschen und vor allem von den Herzen der Jungen, die die Zukunft tragen werden, Besitz ergreift, daß sie nach einem Sehnsuchtstakt, nach einem Wollen schlagen. Die diesjährige Sonnenwende wird nicht nur von der Arbeiter. jugend Deutschlands   im Schein von unzähligen Feuern gefeiert werden, sondern in derselben Nacht von der proletarischen Jugend in all den Ländern, deren Arbeiterjugendorganisatio- nen der Arbeiterjugendinternationale angeschlossen sind. So wird die Sonnenwendseier zum internationalen Jugend- aelöbnis aller in den Reihen der oedeutendsten Organisation der pro- letarischen Jugend stshenden jungen Streiter, zum Gelöbnis, die Fahne des gemeinsamen Kampfes für das Menschenrecht der Lehr- linge und imigen Arbeiter und Arbeiterinnen, für Jugendschutz, Sozialismus und Völkerfrieden zu enttollen und unermüdlich hock»- zuhalten....,__ »Nützliche GlkeSer öer menschlichen Gesellschaft." Hell schien die Sonne ins Schulzimmer, wo wir sonntäglich ge- putzt auf unseren Bänken saßen.Ihr ttetet jetzt ins Leben hin- aus. Di« Schule hat euch Wissen und BiTbung beigebracht, auf daß ihr»rützliche Glieder der menschlichen Gesellschaft werdet." Das waren die letzen Worte, die der Lehrer an uns richtete. Wir stürmten in die Welt hinein voller Begierde, zu sehen und zu lernen. Nicht nur in staubiger Fabrik wollten wir arbeiten, nein, auch geisttg wollten wir uns vertiefen. Wollten eindringen ins Reich der Kunst und Wissenschaft, und merkten bald, daß uns die Schule, die wir acht Jahre besucht hatten, nicht einmal den W e g gezeigt hatte, auf dem dieses Ziel zu erreichen ist. Wir hatten in der Schule Lesen, Schreiben»md Rechnen ge- lernt. Gewißl Aber es kam noch etwas anderes hinzu. Ich denke an den Geschichtsunterricht. Wir lernten da die Daten siegreicher Kriege und Schlachten unserer Armeen von der fernsten Vergangenheit bis zur Gegenwart. Blutströme erschlagener Feinde wurden uns vor Augen geführt und invaterländischen" Lieder:» wurden ivir ermahnt, später einmal desgleichen zu tun.Zum Wohl« der menschlichen Gesellschaft". Zur Erziehung des sittlichen Menschen in uns hatten wir Religionsunterricht. Da lernten wir seitenlange Psalmen auswendig und plapperten sie mechanisch her, ohne den Sinn und Inhalt zu verstehen. Wir lernten ein« Religion kennen, die seit dem Tode ihres Derkünders vollkommen mngedreht wurde und es schweigend mit ansieht, wie eine Menschenklafse im Ueberfluh lebt, während die andere in Ar- mut verkommt. Als Vorbilder menschlicher Vollkommenheit wurden uns die Hohenzollern   dargestellt. Von strahlender Höhe sahen wir sie herabblicken auf die übrige Menschheit. Boll ttefster Sitt- lichkeit und Erhabenheit. Immer nur auf das Wohl des Volkes bedacht. Biel   später erfuhren wir erst, daß man uns schändlich be- logen hatte und daß hier»mr die Schule das Mittel zum Zweck war. Es kam der Weltkrieg. An der Schule lag es, uns Jungen die» Völkermorden als verabscheuungswürdig hinzustellen und den Frieden zu preisen. Doch das Gegenteil war der Fall. Wir fei- erten siegreiche Schlachten und verfolgten auf Karten die Bewegung der Truppen in Feindesland. Wir wurden nicht daran erinnert, daß Tausende täglich ihr Leben lassen mußten. Indem man uns so den Krieg als unvermeidlich hinstellte, setzte man gleichzeitig in uns die Achtung vor der Menschheit herab. Das alles füllt mir ein, wenn ich mich meiner Schulzeit er­innere. Wir wurden alle nach einer Schablone unterrichtet. Es wurde keine Rücksicht auf die Verschiedenheiten der Charaktere ge­nommen. Ging's Lernen nicht schnell genug, tanzte der Stock. Ich war ein Knirps von 11 Jahren und lernte gut. Auf An- raten meines Lehrers machten meine Eltern ein« Eingabe an die Schulbehörde mit der Bitte um eine Freistelle in einer höheren Lehranstalt. Das Gesuch wurde abgelehnt. Ich habe Schlosser ge- lernt. Manchmal lege ich mir die Frage vor, was aus mir geworden wäre, wenn ich eine Freisteve bekommen hätte. Artur Starke, Berlin-Weißensee  , Max-Schinte-Str. 27. Ms öer guten alten Zeit. Es ist manchmal erbauend und lehrreich, in älteren Jahrgängen bürgerlicher Zeitschriften zu blättern. Bor uns liegt eine vergilbte Nummer derGartenlaube" aus dem Jahre 1888. Unter der idyllischen RubrikBlätter und Blüten" wird da von einem.Lehrlingshort" berichte� den edeldenkende Männer in München   gegründet haben.In ihm" heißt esfinden die jungen Leute für den Sonntagnachmittag einen gemütlichen Aufenthalt, Geselligkeit und geistige Anregung, also mit einem Wort: Bewahrung vor den elenden Sonntagsver- gnügcn der Großstadt, welche so viele Arbeiter schon in der ersten Jugend dem moralischen Ruin zuführen.... Die Mittel sind die allereinfachsten: ein geräumiges helles Lokal, ein Stück Brot und ein Glas Bier um die Vesperzeit. Aber hierher drängen sich die armen Jungen, um in dem Winters gutgeheizten und beleuchteten Räume, unter den Augenihres Herrn Rats Jung", den alle wie einen Bater lieben, im herzlichen Verkehr mit Ihm und feinen Ge- Hilfen so frohe Stunden zu verleben, wie ihre glücklicher situierten Altersgenossen in der eigenen Familie." Sollte der Leser, der bis hierher gelangt Ist, von Rührung übermannt»Verden  , so bitten wir ihn, seine Tränen noch einen Augenblick zurückzuhalten und erst den Schluß der idyllischen Schil- derung zu lesen. Er lautet folgendermaßen:Bei meinem neulichen Besuche erklärte den Knaben eben ein junger Militär- beamter ihre künftige Dienstpflicht, indem er ihnen be- wies, wie die Forderungen von Gehorsam, Pünktlichkeit und Rein- lichkeit nicht eine Plage, sondern ein Gewinn fürs Leben feien. An einem späteren Sonntag wurdeDie Glocke" von Schiller   vorgelesen und erklärt, aber immer auf die Gemüts Wirkung berechnet, indem alles von den Leitern der Anstalt vermieden wird, was die Lehrlinge geistig zu sehr herauf- schrauben und mit ihrem Stand unzufrieden machen könnte." Nun mag, wer da will, seinen Tränen freien Lauf lassen. Dieser patriarchalisch«.Lehrlingshort", den edeldenkende Männer gegründet haben, um jugendlichen Proletariern ein Stück Brot, ein Glas Bier und eineGemütswirkung" zuteil werden zu lassen, die Ihr geistiges Heraufschrauben verhindert und sie zu brauchbaren? Kanonenfutter für de» allerhöchsten Kriegsherrn und zu geduldigen Bähschafen ihrer ausbeutenden Lehrherren erzieht diese duftige Blüte kapitalistischen Wohltätigkeitsstnnes geht zu Herzen. Und wenn etwas geeignet ist, den aufgelegten Schwindel noch besonders widerwärtig erscheinen zu lassen, so ist es der süßlich-pfäsfischc Ton, in dem er vorgetragen wird." Wer kann gut zeichnen! Für die Teilnehmerkarte zum Mitteldeut- schenJugendtag in Halle wird für die Titelseite der vier Seiten umfassenden Karte noch eine hübsche T i t e l z e i ch- n u n g gebraucht. Die Kart« soll die Größe einer gewöhn- lichen Postkarte haben und neben der Zeichnung die Worte Mitteldeutscher Iugendtag in Halle   1922" aufweisen. Es ist beschlossen worden, zu diesem Zweck ein Preis- avsfchreiben zu veranstalten. Für die bis zum 22. Juli eingehenden drei besten Entwürfe sind 3 Bücherpreise ausge- setzt. Selbstangefertigte Entwürfe von Mitgliedern der Är- beiterjugend sind an Paul Wort, Halle, Harz 42/44, Zimmer 14, zu richten. Die Angabe des Alters des Ein- senders ist erwünscht.,