Jugend- Vorwärts

Nummer 11/ Donnerstag, den 21. November 1922

Jugend und Achtstundentag.

Bon Otto Lamm.

Der Jugend- Vorwärts" ist ein Diskussionsorgan der| Auf unseren Heimabenden sprechen wir über die Ursachen unserer| heuren Schwierigkeiten zu fämpfen hat. Die Burschen im Alter von Arbeiter- Jugend und der Jungsozialisten. Es können hier ge- Bedrückung durch den Kapitalismus. Gut ausgebaute Vorträge und 14 bis 21 Jahren haben tagsüber zu arbeiten, meist auf den zur legentlich auch Meinungen zum Ausdrud kommen, die dem Kurse tragen dazu bei, unser Wissen und Denken zu fördern. Durch Anstalt gehörenden 200 bis 300 Morgen Land; sie haben ihre Woh­Standpunkt der Partei nicht vollkommen entsprechen. Die ausdauernde Schulung werden wir uns zu tatbewußten Kämpfern nung in der Anstalt, aus der sie nur zuweilen beurlaubt werden Redaktion trägt daher für den Inhalt dieser Beilage nur die im Befreiungstampfe des Proletariats ausbilden. fönnen. Nach einigen Jahren gibt man sie versuchsweise in irgend­preßgesetzliche Verantwortung. Es gibt heute teine größere Schmach, als wenn ein Arbeiter einen landwirtschaftlichen Betrieb in eine Lehrstelle oder Fabrik, Redaktion des Borwärts". oder Jungarbeiter ohne Interesse an politischen Dingen in den Tag und nur wenn sie sich wieder etwas zufchulden kommen lassen, hinein lebt und keine Ahnung von dem hat, was um ihn herum vor- werden sie zurückgebracht und müssen dann unter Umständen bis zu geht. Wir müssen uns um die politischen Gescheh ihrer Großjährigkeit in der Anstalt verbleiben. Es soll dort übrigens niffe fümmern. Auch die Gewertschaftspreffe im allgemeinen eine gewiffe Großzügigkeit und ziemliche Freiheit müssen wir genau studieren. Nur dann, wenn wir in herrschen, soweit dies eben möglich ist. allem auf dem laufenden bleiben, werden wir unserem Gegner ge­Der Kampf um den Achtstundentag steht heute in dem Mittel- wachsen sein, vor allen Dingen dann, wenn er uns unvermutet über­punkt des öffentlichen Interesses. Während auf der einen Seite rascht. Unsere Pflichten gegenüber der Arbeiterbewegung sind groß. fast alle bürgerlichen Politiker und vor allen Dingen auch die in Der Kampf ist auf allen Fronten aufs schärfste entbrannt. Die Er­tapitalistischem Solde stehende Presse zum Generalfturm gegen wachsenen fönnen sich um uns weniger denn je fümmern. Helfen den Achtstundentag übergehen, indem man versucht, dem deutschen wir uns selbst, so helfen wir der gesamten Arbeiterfache. Bolte weis zu machen, daß einzig und allein der Achtstundentag Von dem Erfolge des jetzigen Kampfes wird alles Spätere ab­an unserer heutigen elenden wirtschaftlichen Lage schuld sei, ist auf hängen. Entweder werden wir unterliegen und uns wird auf Jahre der anderen Seite die organisierte Arbeiterschaft fest entschlossen, hinaus ein unwürdiges Sklavenjoch aufgebürdet oder wir halten den Achtstundentag mit allen ihr zu Gebote stehenden Mitteln zu den Sieg in Händen und sichern dadurch unsere politische Freiheit. verteidigen in der flaren Erkenntnis, daß zur Gesundung unserer Von dieser politischen Freiheit hängt dann jede weitere Entwicklung Wirtschaft nicht die Abschaffung des Achtstundentages, sondern eine ab. Unsere Menschenrechte sind bedroht! Wir verteidigen sie Hand Berbesserung der Produktionstechnik und eine vernünftige Preis- in Hand mit den Alten und gilt es unfer Herzblut! Und ist der politif durchaus notwendig sind. Sieg unser, dann werden wir jauchzend fingen: Heller Morgenröte Glänzen

АЯ

Zieht durch rauchgeschwärztes Him, Und mit goldnen Sonnenfränzen Schmücken wir die ruß'ge Stirn. Menschenstirn wie ein Firn Trage Frühling in die Lande!

Deutschland über alles"?

Bon Franz Lepinski.

Angesichts einer derartigen Situation ist es an der Zeit, ein­mal darauf hinzuweisen, welch hohes Interesse gerade die Jugend, vor allen Dingen die arbeitende Jugend, an der Erhaltung des Achtstundentages hat. Untersuchen wir diese Frage, so müssen wir uns dabei vor Augen halten, daß ohne die in den letzten Jahr­zehnten dank der Arbeit der Gewerkschaften eingetretene allge­meine Arbeitszeitverfürzung eine so starte Jugendbewegung, mie wir sie erlebt haben, wohl nicht möglich gewesen wäre. Es ist jedenfalls kaum denkbar, daß die arbeitende Jugend in demselben Maße, wie es heute der Fall ist, abends zu Spiel und Sport und auch zu bildenden Veranstaltungen zusammen­tommen fönnte, wenn sie, wie vor Jahrzehnten, zehn, elf und gar Seit Monaten bemühen fich Sozialisten und Demokraten, das noch mehr Stunden arbeiten müßte. Es dürfte ohne weiteres ein- Deutschland - Lied aus dem Lager der Hakenkreuzler" zu annet­leuchten, daß auch das fonntägliche Wandern in der fieren. Das ist nicht verwunderlich dort, wo das Bekenntnis zur Natur, das erfreulicherweise heute von unserer Jugend gepflegt Republik stets nur ein Lippenbekenntnis war. Sonderbar aber bei wird, faum so start verbreitet sein könnte, wenn der jugendliche denen, die mit dem Herzen zum neuen Staat stehen. Am seltsam Lehrling und Arbeiter wochentags 10 bis 12 Stunden in den Fron- ften aber ist, daß auch ein Teil der Jungen um dieses Lied zu dienst der Arbeit eingespannt und deshalb am Ende der Woche buhlen beginnt. Seltfam deswegen, weil die Jugend ein feineres vollkommen ermüdet wäre. Ein wichtiger Fortschritt liegt ferner Gefühl für das Faulende und das Keimende hat. auch darin, daß der Fach- und Fortbildungsschul­besuch heute innerhalb der Arbeitszeit und nicht nach Schluß derselben stattfindet.

Betrachtet man das Problem des Achtstundentages für die Jugend einmal von dieser Seite, so wird man bei Berücksichtigung der eben angeführten Tatsachen zu der Erkenntnis gelangen, daß der Achtstundentag geradezu eine Voraussetzung für die menschen­würdige Existenz der Jugendlichen und zugleich unserer Arbeiter­jugendbewegung ist. Dabei muß berücksichtigt werden, daß unsere heutige Jugend, die die Entbehrungen und Leiden des Krieges und der Nachkriegszeit mitgemacht hat, die jahrelang gebarbt und gehungert hat und deren Ernährung auch heute noch vollkommen unzureichend ist, in ihrer großen Mehrheit gar nicht in der Lage ist, täglich regelmäßig mehr als acht Stunden zu arbeiten, ohne dabei Schaden an Leib und Seele zu nehmen.

Die Schönheit des äußeren Eindrucks findet sich auch im Innern wieder. Es herrscht größte Sauberkeit: in den freundlichen Ar­beits- und Eßzimmern, den größeren Schlafsälen, den Wasch, Bade­und Buträumen. Und überall ist spürbar die Einstellung auf die Psyche der Zöglinge. Wir konnten den jungen Lehrer schon ver­stehen, der zwar erst seit einem Jahre dort ist, aber gar nicht mehr fort möchte. Den einzigen dunklen Punkt der Anstalt bildet der fogenannte Birkenhof", derjenige Teil, der für die verhältnismäßig fleine Zahl der schweren Jungen" bestimmt ist, bei denen man fo ziemlich alle Hoffnung auf Besserung hat aufgeben müssen. Machen sonst alle Einrichtungen einen wirklich schönen, fast heiteren Ein­brud, so tritt in diesem, mit hohen Mauern umgebenen und mit schweren, eifenvergitterten Türen versehenen Teil das Zwangs­mäßige, Finstere der Fürsorgeerziehung deutlich hervor. Schon diese Menschen in ihrer grauen Anstaltskleidung machen mit ihrem ver droffenen, mürrischen Wefen einen ganz anderen, unheimlichen Ein­druck, und man ist recht froh, wenn man aus diesem Haufe der vielen Gitter und festen Einzelzellen glücklich wieder heraus ist. Hier ist die schwerste und hoffnungsloseste erzieherische Arbeit zu leisten.

Mittlerweile war die Zeit herangekommen, da wir beginnen mußten. Kolonnenweise waren die einzelnen Familien" heran. gerückt und hatten die Festhalle gefüllt. Und nun sangen wir unsere ernsten und heiteren Lieder, tanzten unfere alten schönen Bollstänze, versuchte einer in einer fleinen Erzählung die Sehnsucht nach einem schöneren, freieren Leben zu wecken... Der reichlich gespendete freudige Beifall unserer großen und fleinen Zuhörer hat uns sicher. lich weit mehr gegeben an innerem, als sonst manchmal vor anderem Bublifum ein flingender oder doch nur äußerlicher Lohn.

Als wir uns noch den vortrefflichen Sportplag angesehen, auf dem an jedem Sonntag nachmittags eine Berliner Fußballmann­schaft spielt, wobei die Böglinge zusehen dürfen, und uns dann von unserem freundlichen Führer, dem ehemaligen Wandervogel, mit herzlichem Heil"-Gruß verabschiedet hatten und nun durch den schönen Herbstnachmittag zurück zum Bahnhof pilgerten, da hatten wir alle das frohe Gefühl, starfe und wertvolle Erlebnisse gehabt zu haben und anderen, ärmeren Menschen von unserem, demgegenüber noch so großen Reichtum etwas haben geben dürfen.

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Warum nur die Jagd auf dieses schwerbelastete Lied? Es ist richtig, daß sein Schöpfer ein echter Republikaner ge­wesen ist. Er foll fogar für seine Ueberzeugung gebrummt" haben. Es ist auch zutreffend, daß es das Streitlied der ersten Republikaner war. Und es stimmt fogar, daß es ein finnvolles Aber neben diefer auf ganz besonderer Höhe stehenden Anstalt Lied ist. Mancher mag es mit Begeisterung gesungen haben. Ater gibt es viele andere, die schon in ihrem Aeußeren so ziemlich das dieses Lied ist unheilbar kompromittiert, Jeder Bers ist mit übel- brette Gegenteil von der Schönheit und Vollkommenheit des sten Begleitgefühlen behängt, jede Etrophe mit peinlichsten Erinne- Struweshofes" barstellen und wogegen man diesen faft als einen rungen belastet. Garten Eden bezeichnen fönnte. Keine solche schönen Räume sind da zu finden, feine schönen Veranstaltungen werden da geboten, auch nicht einmal eine einigermaßen annehmbare fleine Bibliother, die doch so notwendig und so wertvoll ist. Ich denke an Erziehungs. anstalten wie das Mädchenschußbeim in Bankow , aber besonders auch an Waisen, Armen- und Sicchenhäuser. Geht hinein in folche Häer! Bringt Sonne hinein in die fahlen, traurigen Räume und in die Herzen der dort Wohnenden, erfreut sie durch eure Lieder und Tänze und sammelt und bringt ihnen gute Bücher und schöne Bilder zur Ausschmückung der Wände!

Es war das Lieb der vermodernden Zeit. Es flebt daran noch ein Geruch wie von Rafernen und Paraben, ein Geräusch wie von Leutnantsgeplärr und Kaisergeburtstagsrummel. Spuren bitterster Erlebnisse haben dies Lied verschandelt und verhunzt.

Und denkt nur an die ersten Jahre der jungen Republit! Wo erscholl es? Da, wo ihre Todfeinde beisammen waren, wo. Reat­tionäre Umsturz schwuren. So ist das Lied das Zeichen der Reat­tion selbst geworden.

Es ist deshalb notwendig, immer wieder zu betonen, daß die Frage des Achtstundentages für die Arbeiterschaft von großer fultureller und fittlicher Bedeutung ist. Schafft der Achtstundentag überhaupt erst für die Arbeiterschaft in ihrer großen Masse die nicht mehr brauchen. Wir ertragen den Größenwahn des deutschen Ater nehmt das Lied, wie es ist. Wir Jungen können es Gerade wir Arbeiterj gend, die wir den vielen großen Nöten Möglichkei, fich zu bilden, sei es durch Besuch von Bolkshochschulen, Kleinbürgers nicht. Wir verfchmähen die Aufgeblasenheit groß allerorts am nächsten stehen, gerade auch wir müffen zeigen, daß sei es durch Studium von Büchern, so ist der achtstündige Arbeits- mäuliger Patrioten. Auch wir hängen mit Liebe an Heimat und unser soziales Empfinden echt ist, daß wir es in die praktische Tat tag für die Jugend die Vorausseßung, sich in gemeinsamer Arbeit Bolt. Aber wir haben größere Merte erlebt, weitere Ziele geschaut. umsetzen und unsere Liebe hineintragen in die äußere Welt, und sei zu Menschen heranzubilden, die den Anforderungen genügen, die dermaleinst in der sozialistischen Gesellschaft an den Menschen ge. Mögen es die Schiffbrüchigen noch im Untergehen fingen. Mag das Lied untergehen mit dem Wrack der alten Zeit. es vorerst auch noch so wenig, was wir zu geben haben. Weth­stellt werden. Es ist eine schon des öfteren ausgesprochene Wahr - tan menschliche Größe darin liegen Es nachten steht wieder vor der Türe, und alles tommt heute heit: Ohne sozialistische Menschen feine sozialistische Gemeinwirt ihr die Achtung nicht versagen. tiefe Tragit. Wir werden an auf den einigen guten Willen zur bejahenden Tat! schaft. Kein Zweifel, daß, bevor wir diese sozialistischen Menschen Aber in unseren Mund gehört das Deutschland - Lied micht. haben, noch ein gewaltiges Stück Bildungs- und Erziehungsarbeit Laßt es begraben sein! Schafft Raum! Die neue Zeit will neue zu leisten ist, die vor allen Dingen bei der Jugend einzusehen hat. Gefänge erblühen lassen. Aber auch die Jugend wird für diese Arbeit nur empfänglich sein, menn sie nicht ohne jede Arbeitszeitbeschränkung Frondienste für das Kapital zu leisten hat. Die Erhaltung des Achtstundentages ist deshalb eine der wesentlichsten Boraussetzungen für die Bil­dungs- und Erziehungsarbeit der arbeitenden Jugend. -

Das Gebot der Stunde.

Von Ludwig Diederich.

Die Macht, die ohne Maß und Ende

Uns niederzwingt in Rot und Fron, Sie nahm das Schaffen unserer Hände Und baute ihrer Herrschsucht Thron. Wo Räder faufen, Defen Todern, Ragt, was wir darbend aufgeführt. Nun tommen wir es heimzufordern, Und fordern nur, was uns gebührt.

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Struweshof.

Von Kurt Unruh.

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Aus deutschen Gauen.

Bon Walter Spengler .

I.

Borsichtig schuckert der Zug durch das Gewirr der Gleise. Tasten finden tasten. Und dann auf einmal frei. Und al! die fleinen Haltestellen überfahren dürfen. Die Räder jauchzen und brausen. Wandervögel fingen ein dumpfes, weiches Lied. Und es ist heller, glühender Herbstmorgen.

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II.

Es war an einem schönen Herbstsonntage, an dem wir Bertreter unferer Gruppe mit dem Jugendring Schöneberg hinausgefahren maren nach Großbeeren , um auch einmal den Zöglingen der Erein ziehungsanstalt Struweshof" eine fleine Freude zu Potsdam . Noch ein kleiner Marsch in Reih und Glied und bereiten. Vom Bahnhof hatte uns ein Wagen abgeholt, der uns Schritt und Tritt.. Sie tut so wohl diese selbstgewählte Straff zur Anstalt führte, und als der nun plötzlich hielt und wir aus heit. Dann sind wir im Park von Sanssouci. Und nun schlendern steigen sollten, fragten wir ganz verwundert: Nanu, eine Billen wir durch die Alleen, die im Licht des lekten Herbstes träumen. kolonie? Wo ist denn nun eigentlich die Anstalt?" ,, Na hier, Sanssouci . Friedrich ist tot. Sein Zerrbild lebt in nationalisti­wir stehen ja eben davor!" antworteten einige andere, die schon schen Zeitungen und möchte gern sterben. früher mal dagewesen waren. Und da tritt auch schon ein jüngerer Herr aus der Gartenpforte, der uns namens des ertranften Di­rettors freundlich begrüßt und eintreten heist. Staunend über den Cuxhaven . Die gefchleifte Feste hat ihren drohenden Cha schönen Anblick dieser zahlreichen feinen Häuser, de wie größere rafter noch nicht verloren. Stolz einer Zeit, die nicht mehr ist, webt herrschaftliche Villen aussehen, treten wir ein und folgen unserem noch immer seine Fäden. An der Alten Liebe" hissen die Matrosen Führer, der sich als ein dort angestellter Hilfslehrer und ehemaliger jeden Morgen die deutsche Flagge. Und dann winkt sie und weht Wandervogel erweist, in eines der Gebäude, in dem sich eine Ra- und weht, bis in der Dämmerung der Leuchtturm erste Strahlen­pelle und die Turnhalle befinden. In letzterer, die auch eine kleine bündel in das Weltmeer sendet. Bühne hat und zugleich als Festhalle dient, wollen wir am Nach- Ein Dampfer gleitet vorüber. Wir schauen ihm lange nach, mittag vor den Böglingen der Anstalt unsere Boltstänze tanzen, bis er am Horizont verraucht. Tag für Tag haben wir auf der fingen und mufizieren. Wir werden uns erst noch schnell über unser Mole gesessen und den Schiffen nachgeschaut. Den großen und den Programm flar und beginnen dann gleich die Besichtigung der ver- fleinen, den ernſten und den luftigen. schiedenen Gebäude.

Und wir sind nicht froh gewesen. Ein unbegreifliches Bangen hält das Herz fest und will es nicht jubeln lassen. Denn hier fühlt man sein ganzes Nichts, fein Sandförnchendasein in der Unendlichkeit.

III.

Wo Räder sausen, Defen lodern..." Eine wuchtige und eindringliche Sprache sprechen diese Worte. Die schaffende Menschheit kämpft, kämpft um ihr nacktes Leben. Von jung und alt wird ein Verzweiflungskampf gegen Hunger und Entrech tung geführt. Von uns, der Arbeiterjuaend, wird Hohes und Schönes verlangt. Aber um Freude und Frohsinn zu verbreiten, um harter Arbeit Klang und Farbe zu verleihen, ist Kampf notwendig. Ein Rampf, der uns unser Dasein sichert. Biel tausend Jungarbeiter find in unsere Kampfreihe eingetreten. Allen Fährnissen zum Troze schreiten wir vereint machtvoll vor wärts. Lohende Begeisterung erfüllt uns mit Siegeswillen. Man Der junge Lehrer führt uns und zeigt uns zuerst die Rapelle, hat uns so oft vorgeworfen, wir feien eine Spiel und Wander- die in ihrer einfachen Holzausstattung und bunten Mannigfaltigkeit jugend. Der vergangene Sommer hat die Haltlosigkeit dieser Be- ganz eingestellt ist auf das einfach, naive Empfinden der Böglinge. hauptung erwiesen. Als zu den riesigen Demonstrationen für die Hier werden alle zwei Wochen fonntägliche Andachten abgehalten, Demokratie aufgerufen wurde, ist die Arbeiterjugend geschloffen auf nur bestehend aus Orgelvorspiel, gemeinsamen Liedern und kurzer Wenn wir uns anstrengen, sind wir noch vor Einbruch der den Plan getreten. Als die Verfassungsfeier begangen wurde, hat Ansprache des Direktors der Anstalt, der selber Bastor ist. Darauf Dunkelheit auf dem Broden, Herta." Herta lächelt und ver die arbeitende Jugend ihr politisches Bekenntnis abgelegt. Bei vielen tommen wir in das erste Haus einer Knaben-, Familie". Es muß spricht, fich anzuftrengen. Und wir haben's geschafft. Schimpft nur anderen Gelegenheiten haben wir bewiesen, daß es uns ernst ist mit vorerst bemerkt werden, daß die Knaben und Burschen eingeteilt sind über uns Kilometerfresser, wir machen uns nichts daraus, weil wir bem, was wir gelobt haben. zu je 20 oder 30 in eine Familie", mit einem verheirateten Erzieher es eben doch geschafft haben. Es sind jezt aber Tage hereingebrochen, die schärfstes Wachsein als Familienvater" an der Spitze, dessen Frau die Familien- Dann schauen wir auf die kleinen Städtchen im Tale und die und Bekennermut verlangen. Reine jubelnden Feste sollen gefeiert mutter" darstellt: eine allerdings ziemlich zahlreiche Familie. In vielen Berge, die es alle nicht zu einem Brocken gebracht haben. werden, sondern es gilt Rampf. einem ganz modern eingerichteten besonderen Schulgebäude, durch Im Ruhstall schlafen wir eine felige Nacht tief und traumlos. Es gibt noch viele Alterskameraden, die nichts von uns missen deffen einzelne Klassenzimmer und für den Handfertigkeitsunterricht In aller Dämmerfrühe weckt eine Glocke. Wer den Sonnenauf­wollen, weil wir politisch eingestellt sind. Diesen müssen wir bestimmte Werkstätten für Tischlerei und Schlosserei mir hindurch- gang sehen will, aufstehen!" flarmachen, daß fie durch ihre Gleichgültigkeit politischen Dingen gehen turften, wobei der freundliche junge Lehrer auf unsere Fragen gegenüber einen Teil ihrer jezigen zwangslage verschuldet haben. uns vieles erzählte aus seiner interessanten Tätigkeit, erhalten die Jeder Jugendliche, Mädel oder Bursche, muß durch uns eine gewisse Knaben vormittags ihren regelrechten Unterricht und werden im Schulung erhalten, so daß er bewußt in allen politischen Dingen, übrigen je nach Bedarf und Fähigkeiten beschäftigt. Es ist hier die ihn irgendwie berühren, handelt. Unsere Arbeitsbrüder müssen allerdings zu berücksichtigen, daß etwa 80 Broz. der Böglinge als durch uns zum Nachdenken gezwungen werden. schwachsinnig anzusehen sind, bei denen dann der Lehrer mit unge.

Da stehen wir nun, fröftelnd, wartend. Hand in Hand. Und dann beginnt die Natur hr ungeheures Wert. Da schweigen die Menschen, die kleinen Menschen. Die aus weißen Betten mürrisch erstandenen und die fahrenden Gesellen vom Heuboden. Im Osten über den schwarzen Bergen glüht der Feuerball. Die Sonne, die herrliche Mutter der schönen Erde.