tellt ist, wird sich also ein reges Jugendleben entwickeln, das icher weite Kreise der Berliner   Bevölkerung anziehen wird. Geplant ist auch ein pon der Jugend getragenes Boltsfest, das die Festgestaltung der neuen Jugend zum Ausdruck brin­gen foll.

Die Vorbereitungen für diese bedeutsame Ausstellung, die die erste dieser Art ist, find in vollem Gang. Eine große Bahl von Mitarbeitern ist dabei, das große Material zu fichten und ausstellungsfertig zu machen. Es ist die Hoff nung berechtigt, daß diese Ausstellung ein wirksames Mittel fein wird, die breitesten Kreise der Deffentlichkeit aufzu tlären über die Lage der deutschen   Jugend, über ihre Nöte, aber auch über ihren Willen zu neuer Kulturgestaltung, der fchon jegt über die Kreise der Jugend hinaus das kulturelle und geistige Leben unseres Boltes start beeinflußt.

SAJ. und Erwerbslosigkeit.

Der Verband der Sozialistischen Arbeiterjugend Deutschlands  hat fürzlich eine Erhebung über die Zahl der erwerbslosen Mit glieder veranstaltet. Die bisherigen Ergebnisse laffen erkennen, daß bie Mitgliedschaft in den einzelnen Bezirken verschieden start von der Wirtschaftsfrise betroffen worden ist. Im allgemeinen fann ge­Jagt werden, daß etwa 10 Prozent der Mitgliedschaft arbeits­los sind.

Diese Bahl erscheint gegenüber dem großen Umfang der Er. werbslosigkeit überhaupt verhältnismäßig gering. Das ist vor allem darauf zurückzuführen, daß die große Mehrheit der Mitgliedschaft Im Lehrverhältnis steht und daher nicht ohne weiteres entlaffen werden kann. Außerdem finden die jungen Arbeitsburschen auch leichter wieder Beschäftigung als erwachsene Arbeitslose.

Die große Mehrzahl der Erwerbslosen   ist von der Erwerbs­losigkeit unmittelbar nach Beendigung der Lehrzeit betroffen worden. Ein anderer nicht unbeträchtlicher Teil wird von den Jugendlichen gestellt, die nach der Schulentlassung überhaupt noch kein Arbeits­oder Lehrverhältnis finden fonnten.

Die bedrohliche Lage der erwerbslosen Jugendlichen überhaupt hat den Verbandsvorstand der SAI. veranlaßt, sich mit der Durch führung von Hilfsmaßnahmen zu beschäftigen. Zunächst wurde be­schlossen, an alle Bezirksleitungen des Verbandes ein ausführliches bringendes Rundschreiben zu richten, das auf die besonderen Ge­fahren der Erwerbslosigkeit für die Jugend hinweist, dann eine ge­brängte Uebersicht über die jetzt geltenden Bestimmungen für die Unterstützung der erwerbslosen Jugendlichen und für die Durchfüh­rung besonderer Hilfsmaßnahmen und Veranstaltungen für die Jugendlichen gibt und die Bezirksleitungen auffordert, die Ortsver­eine ihres Bezirks zu einer energischen Aktion für die Durchführung Dieser Hilfsmaßnahmen durch die fommunalen Behörden zu ver­anlaffen. Diese wichtige Arbeit soll in engster Zusammenarbeit mit ben sozialdemokratischen Fraktionen der kommunalen Körperschaften erfolgen.

Damit auch die Parteiorganisationen erneut auf die Dringlichkeit dieser Aufgabe hingewiesen werden, beschloß die Sigung einstimmig, folgende Resolution an den Parteivorstand zu richten:

Die Kulturidee des Sozialismus.

Die nachfolgenden Gedanken entstammen einer Rede, die Genee Profeffor Radbruch fürzlich vor zweihundert fozialistischen St denten Süddeutschlands   in Frankfurt   a. M. hielt.

In den Grundzügen der heute noch herrschenden kapitalistischen  Kultur laffen sich die Grundzüge der fapitalistischen Wirtschaft er fennen. Dem Gegensatz von Kapital und Arbeit entspricht ber Gegensah Gebildeter und Ungebildeter, das Widerspiel der fapita listischen Arbeitsteilung ist die Verselbständigung der Kulturgebiete: das Werden eines Kulturspezialistentums. Auch der quantitative Sug der Profitwirtschaft kehrt in der ihr entsprechenden Kultur wieder: zu denen nur die bare Zahlung Sufritt schafft. Und schließlich Riesige Wissensmassen werden angehäuft, in Speichern allerdings, schwebt wie über den Produzenten der fapitalistischen Wirtschaft auch über den Produzenten der kapitalistschen Kultur die Geisel des Wett­bewerbs: Erstrebt wird der Vorsprung, das Neue, Niedagewesene, die Pest der Originalität" ist ausgebrochen. Nicht die Geduld. das Fieber, schnell fertig zu werden, nicht die Freude am Werk der Wille, fich einen Namen zu machen, find für heutiges Kunstschaffen bezeichnend geworden. Die Kunst tommt in Gefahr, ein Jahrmarkt der Eitelkeiten zu werden. Der Kunstgenuß selbst wird Mode, Sache des Snobismus. Wo die Unterklasse eine Mode der Oberklasse auf genommen hat, muß die obere Klasse ein neues Unterscheidungsa merkmal haben.. Kunstrichtungen werden wie Kleider gewechselt Die letzte Kunstrichtung im Kapitalismus  , die noch eine wahr hafte Kulturbewegung auslöfte, war der Naturalismus. Lange hat diese Kunst im Arbeiterherzen weitergelebt und lebt noch jetzt weiter. Doch sie war deshalb nicht der Beginn einer neuen sozialistischen  Kultur. Noch hatte die Arbeiterschaft sich nicht selbst entdeckt; ge tragen wurde der Naturalismus von in ihrem Gewissen wachen Bürgern, genau wie der Kathedersozialismus.

Der Sozialismus war im alten Gemeinwefen eine Sette, und alles, was von ihm ausging, trug Seftencharakter. Durch Krieg, Umwälzung und schließliche Erhebung der Sozialdemokratie von der reinen Oppositions- zur Regierungspartei wurde das anders. Die Arbeiterschaft, besonders aber die Arbeiterjugend wurde kuf turoffen und kulturoffensiv.

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Fabrit, Mietstaserne, Bolksversammlung, Sport, Kino das sind die Erscheinungen, von denen sozialistisches Kultursuchen aus. zugehen hat. Alle haben sie ein Gemeinsames: Untrennbar steht in ihnen der einzelne in der Masse. Im Gegensatz zum bürgerlichen ist der proletarische Mensch genötigt, immer mit anderen zusammen zu sein. Der Proletarier ist nie allein. Die Kultur komint an den einzelnen als einzelnen darum auch gar nicht heran. Proletarische Kultur tann nur Massenkultur sein, Kultur, die von der Masse ge­tragen ist und sich zur Masse wendet mit dem Ziel, sie zu veredeln. Veredelte Masse aber ist Gemeinschaft.

Die Jugendbewegung aller Klassen fegte sich zuerst bewußt die Gemeinschaft zum Ziel. Die geschaffene Form zu füllen vermochte die bürgerliche Jugend indessen nicht. Im Suchen nach einem Inhalt diskutierte sie sich entzwei. Und so wirkt heute innerhalb der Jugend bewegung nur die Arbeiterjugend weiter im Verfolgen des aufgezeich neten 3iels. Neben der Arbeiterjugend sehen wir heute in Jung sozialisten, Kinderfreunden, Arbeiterfängern, Arbeitersportlern und Sprechchören Förderer der neuen Kultur. Sie alle haben eine große Aufgabe: Formung der Masse. Es ist die Aufgabe des Sozialismus.

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Man sagt, wir feierten zuviel: Feiern ist für eine junge Demo " Der Hauptvorstand der Sozialistischen Arbeiterjugend nahm fratie Lebensnotwendigkeit. Feiern gewinnen. Bei Bebels Be in feiner Sigung am 5. Februar zur Notlage der erwerbslosen stattungsfeier in Zürich   wurde ich Sozialist. Als die ganze Stadt Jugendlichen Stellung. Der Hauptvorstand ist der Auffassung, daß still stand, als ich im Zuge ging, der beseelt war von einem großen, im Hinblick auf die Gefahren, die der Jugend durch die lang- einmütigen Gedanken, da hatte ich zum erstenmal das Gefühl Wir andauernde Erwerbslosigkeit drohen, energische Schritte unter- sagen zu dürfen, Genosse zu sein. Solch eine gesammelte Maffe nommen werden müssen, um die auf Grund der gefeßlichen Ber  - schreit nun auch förmlich nach Ausdruck, sie ist trächtig von Kunst. ordnungen und ministeriellen Erlasse möglichen besonderen Für Sie wartet auf den Geburtshelfer. Sie verlangt zunächst, daß sich forgemaßnahmen für erwerbslose Jugendliche im weitesten Aus­eine weite Halle über ihr wölbe, nach architektonischer Gestaltung. maße zur Durchführung zu bringen. In ihr finden sich bereits auch Ansatzpunkte neuer Kunst( Buch druckerhaus, Chilehaus, Turmbauten usw.).

Der Hauptvorstand hat deswegen an alle Bezirksvorstände der SAJ. ein Rundschreiben gerichtet und sie darin aufgefordert, die Leitungen aller größeren Ortsgruppen zu veranlassen, sofort die Arbeit auf diesem Gebiete aufzunehmen.

Um dieses Vorgehen zu fördern und ihm zu Erfolgen zu ver­helfen, bittet der Hauptvorstand der SAJ. den Parteivorstand, durch die Bezirksvorstände der Partei die sozialdemokratischen Fraktionen in den Kommunalverwaltungen zu ersuchen, ihre be­fondere Aufmerksamkeit den durch die Kommune zu treffenden Fürsorgemaßnahmen für die erwerbslosen Jugendlichen( Spei­fungen, Offenhaltung von Jugendheimen, Beranstaltung von Fort­bildungs- und Berufsausbildungskursen, Berschickung in Erholungs­heime) zu widmen.

Die Bezirksleitungen der SAJ. werden die Ortsleitungen der Jugendgruppen auffordern, bei ihrem Vorgehen mit den Partei inflanzen Hand in Hand zu arbeiten.

Der Hauptvorstand bittet den Parteivorstand, den vorstehend unterbreiteten Wunsch zu erfüllen.

Es wurde weiter beschlossen, mit dem ADGB  . die Aufstellung eines Programms zu erörtern, das gegeignet ist, über die augen­blicklich möglichen Hilfsmaßnahmen hinaus der Erwerbslosigkeit der Jugend entgegenzuwirken. Die Beratungen werden sich vor allem mit der Frage des neunten Schuljahres, mit dem Ausbau der Be­rufsschule und mit der Schaffung ausreichender Ausbildungsmög lichkeiten für schulentlassene Jugendliche, die keine Lehrstelle oder Beschäftigung finden können, sowie mit der Durchführung unserer Freizeitforderungen überhaupt beschäftigen.

Es gibt Formen individuellen und follektiven Kunstgenusfest In einer Gemäldegalerie freuen wir uns, wenn mir fie leer an treffen, im Theater ärgern wir uns im gleichen Falle. Die Ent­wicklung geht von einer literarischen( individualistischen) Kultur zu einer architektonischen( kollektivistischen). Immer weniger Bücher werden gelesen, immer mehr Menschen gehen zu Menschen ins Theater, zur Mujit, zum Kino, zum Sport.

Das alles aber ist nicht der Hauptinhalt des Arbeiterlebens. ft nun auch eine neue Arbeitskultur möglich, eine neue Arbeits­freude? Das alte Arbeitsideal ein ganzer Mensch, ein ganzes Wert" ist mit dem Aufkommen der Arbeitsteilung wohl unrettbar Die schwierige Wahl zwischen Arbeitskultur oder Arbeitsverkürzung, Kultur innerhalb oder außerhalb des Be­triebes, dürfte so ziemlich zugunsten der letzteren entschieden sein

verloren gegangen.

Der Sozialismus hat sich zu einer Weltanschauung gerundet. Sie wird fich nur halten, wenn sie über die Formen der UeberHefe rung, über Schulen verfügt. Die Schule des Sozialismus ist Arbeitsschule, Gemeinschaftsschule und weltliche Schule. Das Wesen der weltlichen Schule liegt nicht darin, daß sie etwas nicht hat, was die anderen haben, nämlich die Religion, sondern daß sie etwas hat, was die anderen nicht haben: eine Weltanschauung. Wir for dern damit nicht eine besondere Schule für Sozialisten. Eine Schule für alle foll diese weltliche Schule fein; fie fann es freilich erst, wenn der Geist dieser weltlichen Schule der Geist aller geworden ist, also im fozialistischen Staat. Da fie heute noch Sonderschule sein müßte, werden wir sie überall, wo nur möglich, unterzuordnen haben der Simultanschule, der Schule demokratischer Toleranz. S. L.