fcg ln einem besonderen Rundschreiben an alle achtzehnjährigen Mitglieder der Jugendorganisation gewandt, sie aus die Notwendig- fett der polltischen Organisation hingewiesen und sie zur Teilnahme M der Parteiweihe eingeladen, die Mitte Mai stattgefunden hat. Die Feiern haben allgemein eine große Bereitwilligkeit der Bugend zur politischen Organisation gezeigt. In Lübeck wurden Aber 70 Parteimitglieder gewonnen, in Hamburg waren es an- Nähernd 100, in Barmen sind jetzt fast alle achtzehnjährigen Mit- Bber der Arbeiterjugendorganisation auch politisch organisiert. In neren Ortsvereinen, in denen ebenfalls zahlreiche Parteiweihen pattgefunden haben, waren die Zahlen natürlich entsprechend kleiner, Aber das Ergebnis Ist verhältnismäßig gleich günstig. Daß es sich hier nicht nur um einebestellte Arbeit" handelt, P daraus zu ersehen, daß unter dem Eindruck der lebhaften De- Patten über die Notwendigkeit der politischen Organisation überall die Organisierung der älteren Jugendlichen der Jugendbewegung in ha Partei gut vorangeht. In München wurden im Jahre 1920 100 Mitglieder der Sozia- Kstischen Arbeiterjugend in die Partei aufgenommen. In Gera organisierten sich während der Werbewoche der Partei 40 Mit- gliedcr der dortigen Jugendgruppe in der Partei. In Rostock tonnte eine Patteiweihe nicht stattfinden, da alle allere Jugend- sichen der Sozialistischen Arbeiterjugend bereits politisch organisiert pnd. Wenn der Parteitag nun das freundschaftliche Verhältnis Dwischen Partei und Jugend weiter festigt, wird sicher die hier be- tzonnene erfreuliche Entwicklung weitere Fortschritte machen. Selgisthe Jugenübewegung. Wenn man von einer belgischen Jugendorganisation sprechen will, dann kann man darunter entweder eine sehr jung« oder «der zugleich eine verhältnismäßig alte Bewegung verstehen. Der- hälmismäßig alt insofern, als die.Lungen Garden", die noch heute «nen der drei Hauptfaktoren der Bewegung bilden, sich schon im letzten Viertel des vorigen Jahrhundert» zusammenschlössen. Sehr neu, weil erst seit einigen Jahren eine einheitliche belgische Kugendorganisation besteht. Außen derJungen Garde" stnd daran beteiligt alle sportlichen Jugendverbände sozialistischer Richtung sowie ilejemgen Gruppen, die in dem Stil unserer deutschen Arbeiter- igendbcwegung ausgebaut sind. Diese scheinen allerdings nur in llandern«ine Existepzmöglichkeit zu haben; während dieJungen iarden" im ganzen Reich ihre Gruppen haben, ihr Stützunkt ledoch im wallonischen Gebiete liegt. Da sie der älteste Teil der heutigen Jugendorganisation sind, wird es interessant sein, kurz ihre Entwicklung zu verfolgen. Wie schon gesagt, wurden sie im letzten Viertel des vorigen Vahrhunderts gegründet. Der wesentlichste Teil ihres Programms war der Kampf gegen den Militarismus. Nicht eigentlich ein Kampf gegen den Krieg, vielmehr gegen das Kasernentum, gegen all die sozialen Ungerechtigkeiten im damaligen belgischen Heeres- Wesen. Es gab keine allgemeine Wehrpflicht, sondern gegen Stel- tung einer bestimmten Kaution war die Befreiung vom Heeres­dienst zu erwirken. Selbstverständlich war das«ine große Härte gegen die ärmeren Bevölkerungskieise, da schließlich nur sie zur Stellung von Soldatenverpflichtet" waren. Im Kampf gegen diese Ungerechtigkeit, f ü r eine allgemein« Wehrpslicht bestand die Hauptaufgabe derJungen Garden". Daneben leisteten sie wert- volle erzieherische Arbeit in ihren Gruppen, so daß sie tatsächlich als der geistige Vortrupp der Partei gelten konnten. Sie waren an die Partei angeschlossen und hatten das Recht, als absolut gleich- dereibtigt« Mitglieder an all ihren Veranstaltungen teilzunehmen. Jnr Jahre 1909 kam ein neues Militärgesetz, das einen etwas verichärsten Dienstzwang brachte, jedoch noch Immer genug Mög- stchkeiten für die Befreiung ossen ließ. DieJungen Garden" mußte» also ihren Kamps gegen den ausgesprochenen Klassen- charakter des Heereswcfcns weiterführen, bis zum Jahre 1912, wo ei» Gesetz die allgemeine Wehrpflicht bestimmte und eine Dienst- zeit von zwei Jahren vorschrieb. Damit war eine der wesentlichsten Proqrammforderungen derJungen Garden" erfüllt und man be- schäftigte sich nunmehr fast ausschließlich mit Bildungsfragen und selbstverständlich mit allem, was innerhalb der Partei vor sich ging und unternommen wurde. Während des Krieges lockerte sich jedoch das gegenseitige Ver- hältuis immer mehr. Und lvas nach dem Kriege sich als Gruppen derJungen Garde" bezeichnete, war recht verschieden von dem, was vor dem Kriege bestand. Waren es damals junge Menschen gewesen, die durch die Bewegung eine ganz systematische, festgefügte Bildung erfahren hatten, so waren es nunmehr junge Menschen von etwa IS Jahren, die, im Kriege groß geworden, eigentlich nicht recht wußten, was sie mit sich selber anfangen sollten. Der antimilitaristische Kampf war gänzlich überflüssig geworden, nach- dem während des Krieges die Militärdienstzeit auf ein Jahr reduziert worden war. Also ei» Kampf gegen den Krieg? Wie sollte mau ihn ernst genug mit Menschen führen können, denen es an jeder tieferen Bildung mangelte? Das war unmöglich. Hinzu kam, daß die Partei dieJungen Garden" jetzt als absolut selbständige Organisation betrachtete und ihnen bei ihren Der- anstaltungen nicht mehr die gleichen Rechte wie ihren Mitgliedern einräumte. So suchte man also nach einem neuen Programm und hat bis heute noch keines finden können, was der geistigen Mentalität der Jugendlichen entspräche. Denn inzwischen hatte sich in den einzelnen Gruppen«in Zustand herausgebildet, der als ein- slges Ziel der gemeinsamen Zusammenkünfte Zerstreuung und Unterhaltung ansah. Man hat kein Bedürfnis mehr nach tieferer geistiger Bildungsarbeit. Sicherlich wird sich dos mit der Zeit wieder ändern; aber solange man kein Spezialgebiet findet, was die jungen Menschen wirklich interessiert und zusammenhält, wird es sehr schwer sein, die ganze Bewegung wieder zumVottrupp" der Partei zu machen. Etwas anders steht es mit den Gruppen nach dem Muster der deutschen Arbeiterjugend. Die erste wurde 1923 in Antwerpen ge- gründet und war schon auf dem Amsterdamer internationalen Jugendtag recht zahlreich vertreten. Aber, wie gesagt, diese Art der Jugendbewegung scheint nur in Flandern von Erfolg zu sein. Es Ist dort eben ein ganz anderer Menschenschlag, der den Hol- ländern verwandt ist, aber gar keine innere Beziehungen zu den Wallonen hat. Für eine Bewegung, die in Holland möglich war, war es von Anfang an ziemlich sicher, daß sie sich auch in Flandern durchsetzen würde. Ich holte es eben für unmöglich, daß ihre Ideen jemals in gleicher Weise in Wallonien Boden fassen können. Als drittes bleibt dieEducalion Physique". Sie hat, wie bei uns, natürlich wieder ihre besonderen Turn-, Schwimm-, Fußball- und sonstigen Verbände. Diese Bewegung ist sehr stark, konnte sich aber, wie auch die flandrischen Iungsozialistengruppen, nicht «ntschließen, sich einfach in denJungen Garden" aufzulösen. Da aber irgendwie eine Einigung unumgänglich schien, schloß man sich vor wenigen Jahren zu einem Zentralkomitee zusammen, das im vorigen Jahre in Brüssel ein Sekretariat mit je ein«m Sekretär der drei verschiedenen Gruppen einrichtete. Von dort oersucht man nun, die Bewegung möglichst zu vereinfachen, das heißt zu zentrali- sieren und zu vertiefen. Man kann nur wünschen, daß dies Be- mühen von Erfolg ist, um unseren jungen belgischen Genossen schließlich die Möglichkeit«ine» besieren, festeren Zusammen- schlusses zu geben. Klara Maria Schuch. Lustiges aus ernster Zeit. Unsere Kölner Jugendorganisation feiert« kürzlich ihr zwanzig- jährige» Bestehen. Aus diesem Anlaß veröffentlicht die Junlnummer derArbeiter-Jugend" einige Auszüge aus den Akten der Kölner Polizei über die sozialistische Jugendbewegung in der Vorkriegszeit. Das Material bringt erneut den Beweis, daß die Polizei mit allen Mitteln bestrebt war, der sozialistischen Jugendbewegung das Leben unmöglich zu machen. Es zeigt aber andererseits auch, von welchem geistigen Format die Spitzel waren, die die Veranstaltungen der Arbeiterjugend überwachten. Zwei Berichte seien hier Im Wortlaut wiedergegeben. Ein Beamter schreibt über seine Teilnalme an einer Veranstaltung folgendes: Da weiter keine erwachsenen Personen als ich anwesend waren, erregte ich gleich Ausseben; ich nahm jedoch Platz. Nach einer Weile wurde ich von einem jungen Manne in freundlichem Ton darauf aufmerksam gemacht, daß die Versammlung nur für die Jugend sei und ich mich wohl Im Versammlungszimmer geirrt habe. Um weiteres Auflehen zu vermeiden, verließ ich das Zimmer." E, Ist auf der Akte leider nicht angegeben, welche Belohnung dieser Beamte für seine hervorragende Vertretung der Königlich Preußischen Interessen erhielt. Ein anderes Mal ist einer der Polizeiaufpafler in eine Ver- fammlung geraten, w der Genofle Echack einen Vorttag über die Entstehung der Erde und Lebewesen und des Menschen" hielt. Er hat seine Empfindungen In folgendem Bericht niedergelegt: .Hierbei stützte er sich auf die Forschungen unserer Gelehrten und gebrauchte eine Unmenge lateinischer und griechischer Wörter, teilweise ohne dieselben zu übersetzen, so daß wohl nicht anzunehmen flt, daß auch nur einer der Zuhörer dem gelehrten Vortrag hätte folgen können. Anscheinend hatte der Vortragend« den Stoff selbst auswendig gelernt. Sein Vortrag gipfelte in dem Punkt, daß die Menschen und die übrigen Lebewesen nicht, wie es in der Bibel beißt, wie durch ein Wunder von einem übernatürlichen Wesen er- sthassen wurden, sondern daß sie nach vielen Hunderttausenden von Jahren, nach Abkühlung der Erde, auf natürlichem Wege entstanden seien." Die Kölner Polizei kann von Glück sagen, daß diese Akten erst nach der Revolution bekannt geworden sind, denn sonst wäre es wohl auch dem bravsten Staatsbürger nicht mehr möglich gewesen, mit der notwendigen Ehrerbietung der Königlich Preußischen Polizei gegenüberzutreten. Die Gewerkschaften sind die Schulen für den Sozialismus. 2n den Gewerkschaslen werden die Arbeiter zu Soziakisten herangebildet. weil ihnen da täglich der Kamps mit dem Kapital vor Augen ge- führt wird. Alle politischen Parteien, mögen sie sein, welche sie wollen, begeistern die Massen der Arbeiter nur eine Zeitlang vor- übergehend: die Gewerkschaften hingegen sesseln die Masse der Ar- beiter aus die Dauer, nur sie sind imstande, eine wirkliche Arbeiter- parte! zu repräsentieren und der Kapitalmacht ein Dollwerk enkgegen- zusehen. Marx.