Aus der Jugend- Internationale.

Skandinavischer Jugendtag in Stockholm  .

Die

Ende Juni fand in Stockholm   ein skandinavischer Jugendtag unserer skandinavischen sozialistischen   Jugendverbände statt. Tagung zeigte das typische Bild skandinavischer Veranstaltungen. Es nahmen einige Tausend Jugendlicher am Jugendtag teil, von denen aber die übergroße Mehrheit im Alter von zwanzig bis dreißig Jahren stand. Der Jugendtag begann mit einer Eröffnungsfeier am Donnerstag, dem 23. Juni, im Stadthaus von Stockholm  . Hier wurden die Teilnehmer durch den Stadtbevollmächtigten Knut Teng­dahl und durch den Vorsitzenden der schwedischen Organisation, Richard Lindström, begrüßt. Im Anschluß an die Feier ging es in geschlossenem Zug durch die Straßen der Stadt nach dem schwedischen Nationalpark, dem Skansen, wo eine Kundgebung für die skandi navische Zusammenarbeit stattfand, auf der der Genosse Engberg sprach. Damit war der offizielle Teil des Jugendtagsprogramms er= ledigt und die Teilnehmer fonnten sich an den allgemeinen Festlich­feiten beteiligen, die aus Anlaß des Mittsommertags, der ein hoher schwedischer Nationalfeiertag ist, im Stansen veranstaltet wurden.

Auch die folgenden Tage waren vormittags für Besichtigungen und Ausflüge freigeblieben, und von diesen Möglichkeiten wurde trotz des manchmal schlechten Wetters reichlich Gebrauch gemacht, da die Stadt und ihre Umgebung außerordentlich viel Sehenswertes bietet. Die offizielle Jugendtagsveranstaltung fand in der Regel nachmittags statt. So wurde am Nachmittag des 24. Juni eine öffentliche Kund­gebung in einem Volkspark veranstaltet, auf der je ein Vertreter der sozialistischen   Parteien in Schweden  , Dänemark   und Finnland  sprachen. Die Hauptveranstaltung war eine große internatio nale Kundgebung im Stockholmer Konzerthaus am 25. Juni. Hier sprachen nach Musik- und Gesangsvorträgen eine große Anzahl von ausländischen Vertretern. Eingeleitet wurden die Reden durch eine Ansprache des Bürgermeisters von Stockholm  , Genossen Lind­hagen. Dann kamen die ausländischen Vertreter, die Genossen Vorrink( Holland  ), Heinz( Oesterreich  ), Paul( Tschechoslowakei  ), Christiansen( Dänemark  ), Kajal( Tschechoslowakei  ), Bohmann ( Sozialistische Studenten), Sundström( Finnland  ), Ollenhauer ( Deutschland  ) zu Wort. Obwohl die Veranstaltung vier Stunden bauerte, hielten alle Teilnehmer bis zum Schluß aus und dankten jedem Redner durch stürmischen Beifall. Auch die Abschlußkund­gebung am Sonntag trug in hohem Maß internationalen Charakter. Begeisterte Zustimmung fand vor allem die Aufforderung des Ge noffen Kanik( Wien  ), im August 1929 das internationale Jugend­treffen in Wien   zu besuchen.

Nationalkonferenz des englischen Jugendverbandes.

Die Jugendgilden der Unabhängigen Arbeiterpartei Englands veranstalteten fürzlich in Rivington bei Liverpool   eine Camp­Ronferenz". Die Belte waren am Abhang eines Hügels errichtet. Als Konferenzraum diente ein besonders umfangreiches Zelt. An den Beratungen der Konferenz nahmen 50 Delegierte und eine große Anzahl Gäste teil. Gleich zu Beginn der Konferenz gab es eine leb­hafte Debatte über die Zulassung der Kommunisten. Das National= fomitee empfahl ihre Ausschließung von den Beratungen, aber die Delegierten stimmten mit Mehrheit gegen diesen Antrag. Der Vor­fizende, Genosse Mac Gowan, entwarf in seiner Begrüßungsansprache ein Bild von der wirtschaftlichen Situation des Landes. Er forderte die Delegierten auf, eine Protestkundgebung gegen das Antigewerk­schaftsgesetz der englischen   Regierung zu veranstalten. Dann beschwor er die Teilnehmer, alle Kräfte einzufeßen für die Völkerverständigung, bie allein den Weltfrieden verbürge. Es folgte dann der Jahres­bericht über den Stand der Organisation und der Kaffenverhältnisse. Eine ausgiebige Debatte wurde über eine Resolution geführt, die die Leitung des Verbandes fritisierte, weil sie es abgelehnt hatte, mit anderen Jugendorganisationen gemeinsam eine Delegation nach Ruß­ land   zu entsenden. Die Resolution wurde schließlich mit der knappen Mehrheit von fünf Stimmen angenommen. Ohne lange Aussprache gelangte die Resolution über die wirtschaftliche Lage der Jugend zur Annahme. Sie fordert den Sechsstundentag, die Abschaffung der Akkord- und Nachtarbeit, die Weiterzahlung des Lohnes während Krankheit und einige andere Jugendschußbestimmungen.

Am Montag wurde die Frage der Kriegsdienstverweigerung be­handelt. Es wurde eine Resolution angenommen, die jedes Mitglied der Jugendgilden verpflichtet, im Kriegsfall den Waffendienst zu ver­welgern. Eine andere Resolution fordert den Vorstand der Gilden auf, die Möglichkeit eines Zusammengehens der Kommunistischen und Sozialistischen Jugend- Internationale zu erwägen.

Das wesentlichste Ergebnis der Konferenz war die abschließende Debatte über die Einheitsfront. Von einigen Rednern wurde das Zusammenarbeiten der proletarischen Jugendbewegung gefordert. Es wurde darauf hingewiesen, daß örtlich derartige Versuche bereits ge­macht seien und bisher ein gutes Ergebnis gehabt hätten. Für die Verbandsleitung sprach der Vorsitzende, der auseinanderseßte, daß die Methoden der Kommunistischen Jugend sehr unterschieden seien von denen der Jugendgilden, so daß eine Zusammenarbeit nicht in Frage tommen fönne. In großer Erregung wurde in namentlicher Ab­stimmung die Resolution, die die Zusammenarbeit forderte, mit 29 zu 24 Stimmen abgelehnt.

Zum Schluß wurden noch Entschließungen über Organisations­und Erziehungsfragen und Protestfundgebungen gegen die einge ferferten Sozialisten in Ungarn   und gegen den Bruch der englischen  Regierung mit Sowjetrußland angenommen.

Erster Jugendtag in Polen  .

In diesem Jahr hat auch die polnische Jugendorganisation ihren ersten Jugendtag veranstaltet. Es nahmen über 1500 junge Arbeiter aus etwa 80 Orten teil. Außerdem kamen ausländische Gäste aus der Tschechoslowakei  , aus Danzig  , aus Lettland   und der Sekretär der Sozialistischen Jugend- Internationale, Genosse Ollenhauer.

Auf dem Sportplatz des Warschauer Arbeitersportklubs Skra", wo ein Zeltlager errichtet worden war, fand die feierliche Eröffnung statt. Nach der Eröffnungsrede wurde mit den Klängen der Roten  Am Vormittag wurde die Stadt gruppenweise besichtigt, und im Lager Fahne" und des Liedes der Jungen Garde die rote Fahne gezogen. fanden leichtathletische Uebungen statt. Nachmittags zogen alle Teil­nehmer in einem bunten Zuge an das Weichselufer, wo ein großes Wettschwimmen veranstaltet wurde. Nachher versammelten sich alle zu einer feierlichen Akademie in den Redoutesälen, wo die Führer der Partei, mit dem Genossen Daszynski   an der Spize, Genosse Ollen­hauer im Namen der Internationale und der ausländischen Gäste und Genosse Garlicki im Namen der polnischen sozialistischen   Jugend Reden hielten. Nach der Rede des Genossen Ollenhauer fang man die Internationale. Im künstlerischen Teil des Programms sang der Arbeiterchor aus Katowice   und eine Gruppe der Arbeiterjugend aus Zakopane   führte in Bergvolfstrachten ihre Tänze auf. Nach der Rückkehr der Teilnehmer in das Lager wurde die Radfahrerstafette, welche den Weg durch die Hauptarbeiterbezirke Krakow  , Katowice  , Czestochowa, Lodz   und Warschau   gemacht hat, begrüßt.

Am zweiten Tag fand nach den sportlichen Darbietungen im Lager im Theater" Polski" eine Aufführung des Stückes von Den Nachmittag füllten Slonimski Der Turm Babel" statt. Propagandanummern einzelner Gruppen wie Tänze, Spiele, Gesang, beendet. Alle Teilnehmer stellten sich mit ihren Fahnen in ein Bier­Turnübungen usw. aus. Um 8 Uhr abends wurde der Jugendtag ed, und es hielten Ansprachen der Vertreter der Partei, der Bertreter des deutschen   sozialistischen   Jugendbundes in Polen  , der mit 70 Jugendlichen auf dem Jugendtag vertreten war, sowie der Kom­mandant des Lagers, der über den Verlauf des Jugendtages rapportierte.

Nachdem die Preise den siegreichen Gruppen, die an der Rad­fahrerstafette und den Sportturnieren teilgenommen hatten, verteilt waren, wurde der Jugendtag mit dem Gesang der Internationale geschlossen.

Rundschau

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Auch ein Beitrag zur Erinnerung an den Weltkrieg. Im August wird auf der Freusburg   ein Weltjugendtreffen stattfinden, zu dem vorwiegend die Führer der linksgerichteten, friedensfreundlichen Jugendbewegung aller Länder eingeladen worden sind. Durch irgend einen Zufall ist zu dieser Tagung nun auch Frau Guida Diehl  , die Führerin des evangelischen Neulandbundes, eingeladen worden. Frau Diehl ist bekannt durch ihre extrem nationalistische Gesinnung, und sie hat nach der Jungen Gemeinde" die Einladung mit folgen. dem liebenswürdigen Brief beantwortet:

,, Deutschen   Gruß zuvor! Eure internationale Jugendtagung müssen wir ablehnen. Durch schöne Reden jugendlicher Vertreter der Vorträgen, Wandern und Singen werden die schweren Probleme im verschiedenen Völker und durch liebenswürdiges Zusammensein mit Zusammenleben der Bölfer nicht im geringsten gelöst. Dagegen wird wohl deutsche Jugend vermirrt, weil sie zu dem Glauben ge­bracht wird, das deutsche Ehrgefühl sei eine unnötige Sache. Mit gesundem deutschen   Ehrgefühl aber kann man jetzt nicht den Ab­Feinden trennt, die uns nicht mit ehrlichen Mitteln, sondern mit grund überspringen wollen, der uns im Augenblick von unsern teuflifchen Lügen, insonderheit der Schuldlüge, niedergerungen Wir sind zu Sklaven der andern Völker geworden und müssen erst und uns um unsere Freiheit und Selbstbestimmung gebracht haben. einmal wieder die Würde der Selbstbestimmung gewinnen, ehe wir die Hände nach andern Völkern ausstreden können. Es steht dem zertretenen Sklaven schlecht an, um die Freundschaft seiner Herren zu winseln. Wenn ihr einmal wieder freie Männer geworden seid, dann könnt ihr klaren Auges und mit edelstolzer Stirn die Jugend der andern Länder zu einer internationalen Jugendtagung einladen. Wir verlangen von euch Jünglingen, daß ihr die Schande des deutschen   Mannestums fühlt, das um seine Freiheit gebracht worden ist, und daß ihr die deutsche Freiheit für uns Frauen miterkämpft, wenn auch durch freundliche Mittel. Wir können daher eurer Tagung nur mit Schmerz und innerem Widerstand zusehen und unsere Führerin Guida Diehl   wird sich keinesfalls an dem sogenannten überbündischen Führerrat beteiligen. Alle Ziele, die ihr für eine internationale Jugendtagung aufstellt, können erst dann erfaßt werden, wenn Deutschland   frei ist."

Der Brief hat trotz aller Unverschämtheit ein gutes. Er zeigt uns, was wir im eigenen Land noch für die Völkerversöhnung zu leisten haben.