Wie
Erinnerst du dich jenes heißen Sommertages, als wir auf dem Kunersdorfer Schleifstein" im Grafe lagen und„ Gelände besprachen"? Du warst vor Müdigkeit eingenickt. Er hatte die Frage gestellt, nach welchem Stern der Soldat sich nachts orientiert. heißt der Stern?" fragte er dich unvermittelt. Statt Polarstern antwortetest du erschreckt:„ Die Venus."„ Der Kert schläft hier und träumt von seinen Weibern," schrie jener mit hochrotem Kopf. ,, Dich werde ich munter machen!" und du wurdest„ munter gemacht" am Samstag beim Strafererzieren. Ich sehe dich noch, wie bu mit bleibeschwerten Munitionstäften durch die Pfützen des Kasernenhofes triechen mußteft. Hinlegen- Auf- Stellung- Sprung auf... marsch, marsch." Eine Stunde lang. Du tamst, vom Kopf bis zum Fuß mit Dreck befudelt, auf die Stube und fielft erschöpft auf deinem Bett zufammen. Tränen standen in deinen Augen. Am Abend machte ich mit dir einen Spaziergang. Du sprachst mir Verse von Heine, Freiligrath und Herwegh vor. Wir plauderten von sozialistischen Idealen und waren uns einig in der Verdammung des menschen und seelenmordenden Militarismus.
Solche Erinnerungen an meine Soldatenzeit beseelten mich noch, als ich längst meine Wohnung erreicht hatte. Ich stand im dunklen Zimmer am offenen Fenster. In dem Nachtwind, der leise die Gardinen bewegte, wob ein frischer Erdgeruch. Duft von Blüten, neues Werden. Eine Melodie flang in meinen Ohren, erst gedämpft, dann immer stärker anschwellend: Brüder, zur Sonne, zur Freiheit," das Lied unserer proletarischen Jugend.
,, Uns fehlt die Militärdienstpflicht?" Nein und tausendmal nein! Wir brauchen teine Feldwebel als Jugenderzieher. Keine Kasernen, wo junge Menschen zu blindem Kadavergehorsam gezwungen werden. Die proletarische Jugend kräftigt den Körper im Wandern, in den Arbeitersportvereinen und erwirbt sich in den Bildungsabenden geistiges Rüstzeug. Sie weiß, daß sich hinter der Militärdienstpflicht", hinter der Wehrhaftigkeit" das Schredgespenst eines neuen Krieges erhebt. Sie steht Schulter an Schulter mit ihren Führern und Erziehern, in Partei und Gewerkschaft, im Kampfe für die Menschlichkeit, für eine bessere Zukunft. Heilige Feuer lodern in ihren jungen Herzen, Begeisterung, Kampfeswille. Sie stimmen mit Ernst Toller ein:
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,, Das Reich des Friedens wollen wir zur Erde tragen, Den Unterdrückten aller Länder Freiheit bringen." Das ist unser Weg. Er führt nicht über Kasernenhöfe Eine Sternschnuppe fiel vom Himmel. Sieg" wünschte ich im stillen, Sieg den Schaffenden; denn er verbürgt der Menschheit Glück und Frieden.
Neue Tage.
Wo fommt ihr her? Aus dunklem Grunde. Wo geht ihr hin? In grane Nacht. Juzwischen aber schlägt die Stunde, Die euch gebiert zu Tat und Macht.
Mit Glut den Himmel zu umfäumen, Erhebt sein kühnes Flammenhaupt Der Tag lebendig aus den Träumen, Zu fünden, was er jubelnd glaubt:
Dem Gestern Fluch! Es gab euch Schmerzen ed Und grabverschworne finstre Not;
Jch aber fülle eure Herzen
Mit meiner Sonne goldnem Rot.
Ich schreite über Trümmerstätten
Und über euer Golgatha;
Ich schmelze eure letzten Retten,
Euch zu befreien bin ich da.
Ich leuchte mit der Fackel Klarheit
Dem Haß ins stiere Augesicht.
An meinem Himmel loht die Wahrheit, Die allen Gögentrug zerbricht.
Ich hebe an das Licht der Stunden Die Schmach der Menschheit, gran und alt, Den Wahn, darin sie tief gebunden: Die tierisch rasende Gewalt.
Ich rättle an dem stärksten Riegel Der Knechtschaft: blinder Toren Zwift, Und ruf: Erkenne dich im Spiegel, Der du dein eigner Sklave bist! So will ich dich vom Gestern trennen. Und finkt mein Sonnenauge zu, Soll noch sein letztes Leuchten brennen: Die Zeit erlöst!... Die Zeit bist du. Ernst Preczang.
Rundschau
Kommunistische„ Gegnerarbeit".
Bisher haben die Kommunisten immer furchtbaren Lärm gefchlagen, wenn wir die Behauptung aufstellten, daß sie in unseren tit zu gewinnen. Für uns war die Entrüstung der sichere Beweis Reihen mit Spigeln arbeiten, um einzelne Gruppen für ihre Boltfür die Richtigkeit unserer Behauptungen.
Heute liegt uns nun ein neuer schriftlicher Beweis für die fauberen Arbeitsmethoden der Kommunistischen Jugend vor. Int unserem Besitz befindet sich das folgende Originalschreiben der Bezirksleitung Württemberg der Kommunistischen Jugend. Streng vertraulich! Nur für pol, und Gegner- Leiter! An den Bezirk Hessen Frankfurt
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Frankfurt a. M. Betrifft: Gen. Justus Weicker, Mitglied der KP., des KIBD., ehemaliges Mitglied der BL. Hessen- Frankfurt, geb. 26. 6. 06. Wie Euch bekannt sein dürfte, ist der Genosse J. Weider vor einiger Zeit nach Württemberg abgereift. Hier stellten wir feſt, daß er durch den RFB.- Gauleiter in das RB. und die SAI. dirigiert wurde. Vor etwa 6 Wochen wurde W. zum Leiter der SAJ. Eßlingen gewählt.
Angesichts dieser Sachlage ist es unerläßlich, daß Ihr uns schnellstens genaue Auskunft über den Genossen W. gebt. Wir greifen nur die wichtigsten Fragen heraus und hoffen, daß Ihr fie entsprechend ergänzt.
1. Seit wann ist W. Mitglied im KIV.? 2. Welche Funktionen bekleidete er? - zuverlässig?
3. Wie arbeitete er-
4. Wann reiste er von Hessen- Frankfurt ab?
5. Ist er Euren Erfahrungen entsprechend für die Arbeit in der SAJ. verwendbar?
Wir brauchen Eure Antwort sofort, damit wir weitere Dispofitionen treffen können. Eure Genossen, die nach Stuttgart kommen, müssen informiert werden über ihr Verhalten gegenüber W. Er darf nicht als„ Renegat" usw. betrachtet werden, denn er hat einen Ausweis, der besagt, daß er seit 1920 Mitglied der SAI. ist.
In Darmstadt ist sofort festzustellen, ob die SAJ. DarmStadt nach Stuttgart fährt. Ist dies der Fall, dann muß W. verschwinden, das ist aber insofern nicht gut, als er ja seine Leute führen sollte. Doch hängt unser Borgehen ebenfalls von Euren Auskünften ab. Mit tomm. Gruß!
BL. Württemberg. Die Bost geht an die Abr.: Maria Weilbacher, Stuttgart- Botnang. Westheim 34.( Innenkuvert BL.)
So werden also Beauftragte der Kommunistischen Jugend in unsere Ortsgruppen dirigiert. Es stimmt zwar nach unseren Ermittlungen nicht, daß er Leiter unserer Ortsgruppe Eßlingen ist, er hat sich aber als Mitglied dort aufnehmen lassen und hat auch sicher seine Tätigkeit im stillen schon aufgenommen. Es ist selbstverständlich, daß er jegt keine Gelegenheit mehr dazu finden wird.
Aus der katholischen Jugendarbeit. Der Verband der fatholischen Jugend- und Jungmännervereine Deutschlands hielt fürzlich eine Tagung seines Verbandsausschusses ab. Einige auf der Tagung behandelle Fragen sind von allgemeiner Wichtigkeit. So sprach B. Noppel über Wachsende Entschiedenheit in unserer sozialen Brägung". Er sprach von der tiefen Berpflichtung der katholischen Jugend gegenüber dem Werkvolt und der Arbeiterschaft und der attiven Mitarbeit an der Rettung, Erneuerung und Entproletarisierung des Industrievolles. Bei der Behandlung des Verbandsberichts wurde beschlossen, die Jungwacht" als illustrierte Zeitschrift herauszugeben. Mit allen Mitteln soll danach gestrebt werden, daß die Zeitschriften in jeder Beziehung auf der Höhe find. Bor allem die Mitgliederzeitschriften find so zu gestalten, daß die Jungen und Jungmänner gerne nach ihnen greifen. Alle Kräfte sollen auch dafür eingesetzt werden, daß die gewaltige Zahl von Vereinen und Mitgliedern, die feine Zeitschrift beziehen, fleiner wird. Es soll erwogen werden, für die Landjugend eine besondere Zeitschrift herauszugeben. Die Wanderbewegung soll im ganzen Lande gefördert werden, es wurde ein besonderer Reichswanderwart angestellt. Zwischen dem Arbeiterverband, den christlichen Gewerkschaften und dem Jungmännerverband wurde ein Abkommen über eine engere Zusammenarbeit und über die Bildung eines sozialen Aktionsausschusses getroffen. Die Bezirksorganisationen sollen ähnliche Arbeitsgemeinschaften anbahnen. Zum Schluß wurde über Fragen der Berufsausbildung berichtet. Vor allem verlangte man die Einführung des Religionsunterrichts in den Berufsschulen. In der Zentrale des Verbandes arbeiten 55 hauptamtliche Kräfte. Dem Verband gehören 6000 Quadratmeter Grundfläche mit drei Häusern in Düsseldorf und das Jugenderholungsheim Altenberg .
Ohne Leidenschaft wird in der Geschichte fein Stein vom anderen gerüdi! Ohne Leidenschaft ist feine einzige jener gewaltigen Befreiungen ausgeführt worden, deren Aufeinanderfolge die Weltgeschichte bildet. Lassalle.