Die Erfahrungen der Alten und die durch eine Erfahrungen gehemmte Leidenschaftlichkeit der Jungen sind für das Parteileben gleichwertige Triebfräfte. Wird diese Erkenntnis in den Mitglieder­versammlungen und Zahlabenden zu einer alt und jung verpflichten­den Toleranz gemacht, ist eine meines Erachtens sehr wesentliche Boraussetzung für den Gewinn jugendlicher Parteimitglieder erfüllt. Robert Keller.

DOO

Aus der Jugend- Internationale

Internationale Rundgebungen.

Die Aufrufe unseres internationalen Exekutivkomitees, den Tag des zwanzigjährigen Bestehens der Sozialistischen Jugend­internationale auch in den einzelnen Verbänden festlich zu begehen, haben auch im Ausland einen starken Widerhall gefunden.

In Wien fand eine große internationale Rundgebung statt; hier sprach der Borsigende der Sozialistischen Jugendinternationale, Genosse Karl Heinz.

In Amsterdam traf sich die sozialistische Jugend in über­füllten Stadttheater zu einer internationalen Kundgebung. Klaas Toornstra und Jan Oudegeest sprachen über die Bedeutung der inter­nationalen Zusammenarbeit.

In Frankreich fanden Kundgebungen in allen Teilen des Landes statt, vor allem in Paris , Bordeaug und im Marne­departement.

In England wurden ebenfalls örtliche internationale Feiern durchgeführt. Berichte über Einzelheiten liegen noch nicht vor.

In Spanien organifierte die Landeszentrale Beranstaltungen über das ganze Land. Es wurde ein besonderes Flugblatt heraus­gegeben, das in 25 000 Exemplaren verbreitet wurde.

In Belgien fanden ebenfalls zahlreiche Einzelveranstaltun gen statt, die besonders in den Dienst der antimilitaristischen Arbeit des belgischen Verbandes gestellt waren. In der Tschechoslowakei wurden sowohl von der deut. schen als auch von der tschechischen Organisation internationale Ber­anstaltungen durchgeführt; zum Teil tam es zu gemeinsamen Ber­anstaltungen. Im Riefengebirge fand ein internationales Treffen zwischen deutscher, deutschböhmischer und tschechischer Jugend statt. Die polnische Organisation hat die internationalen Veran­staltungen im Zusammenhang mit dem Werbetag durchgeführt, der Anfang Oktober abgehalten wurde.

Auch in den skandinavischen Ländern haben zahlreiche internationale Veranstaltungen stattgefunden, so daß wir mit gutem Recht sagen können, daß Ende August und Anfang Septe nber in der ganzen internationalen sozialistischen Jugendbewegung eindrucks­volle und gefchloffene Kundgebungen für die Ideen unserer Soziali­stischen Jugendinternationale durchgeführt wurden.

In Lettland fanden am 28. August in acht verschiedenen Orten festliche Beranstaltungen statt. Außerdem feierte der Arbeiter­jugendverband Lettlands am 4. September das Gedenken des Gründungstages von Stuttgart in der Landeshauptstadt Riga mit einer größeren Veranstaltung. Vor mehreren hundert jungen Ar­beitern, sozialistischen Studenten und Arbeiterkindern hielt der Ber­bandsvorsitzende Withel einen Lichtbildervortrag über die Geschichte und Entwicklung der Arbeiterjugendbewegung. Trotzdem gleich zeitig andere Beranstaltungen in den Vorstädten stattfanden, war der Besuch sehr gut.

Aus Palästina wird uns berichtet, daß die Aktion, die an läßlich des Internationalen Sozialistischen Jugendtages durchge führt wurde, als gelungen bezeichnet werden kann. In Tel- Aviv veranstaltete der Verband eine Jugendversammlung, an der 600 Ge­noffen( eine für Tel- Aviv überaus große Bahl) teilnahmen. In Jerufalem fand eine Feier und in Haifa , Nachlath- Jakob Borträge mit nachfolgenden Diskussionen statt. In Herzliah veranstalteten die Genossen vermittels der örtlichen Arbeiterkulturfom mission eine Feler mit mufitalischen Darbietungen. Alle Veranstaltungen wurden benutzt, um die jüdische Jugend im Lande über die Geschichte und das Wesen der Sozialistischen Jugendinternationale, sowie über Ziele und Wege der sozialistischen Bewegung aufzuffären.

Aus der Bewegung

Bodenseearbeitsgemeinschaft der sozialistischen Jugend! Bor furzem tagte in Konstanz eine Konferenz der sozialistischen Jugend in den Bodenseestaaten. Wohl 120 bis 150 Genoffen waren aus Desterreich, der Schweiz und von den deutschen SAJ.- Gruppen zum Treffen gekommen. Sonnabendabend fand im Burghoffaal eine Jugendwerbefeier statt. Im Rahmen des reichhaltigen, durchaus be­friedigenden Programms sprach der Kreisleiter Genoffe Wilte Singen. Für die Konstanzer Sozialdemokratische Partei sprach Landtagsabgeordneter Genosse Großhans. Am Sonntagmorgen fand im Waldheim der Arbeiterturner eine Führeraussprache über die Schaffung einer Bodenseearbeitsgemeinschaft der sozialistischen Jugend statt. Die Aussprache, die vom Genoffen Maner- Konstanz geleitet wurde, endete in voller Einmütigkeit. Es wurde ein Ar­beitsausschuß bestellt und Richtlinien für die Arbeit geschaffen. Die Arbeit bewegt sich im Rahmen der Beschlüsse der Sozialistischen Jugendinternationale. Neujahr 1928 findet in der Schweiz ( St. Gallen) eine Arbeitstagung statt.

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DDD

Rundschau

Kirchlich- fozialer Kongreß für die Freizeit der Jugend.

Anfang Oktober fand in Düsseldorf der Kirchlich- soziale Kongreß statt, der sich mit den Themen Die Rationalisierung der Wirtschaft" und Leben und Arbeit" beschäftigte. Es fprachen zu diesen Fra gen Professor Sombart und Profeffor Rosenstod. Eine Spezialversammlung beschäftigte sich mit der Forderung des Urlaubs der erwerbstätigen Jugend. In der lebhaften Aussprache fam u. a. auch Dr. Temmer von der Bereinigung der deutschen Arbeit­geberverbände zu Worte. Er hielt das Verlangen der Jugendbünde nach angemessener Freiheit für berechtigt, wünschte jedoch im In­teresse der Wirtschaft ein langfames Tempo der Durchführung". Die Aussprache endete mit der einstimmigen Annahme folgender Ent­schließung:

Der Kirchlich- loziale Bund begrüßt im Anschluß an den Bericht von Herrn Pfarrer Hammerschmidt- Bielefeld, daß die mit der gesamten deutschen Jugend erhobene Forderung der evan­gelischen Jugendverbände in wachsendem Maße Verständnis und Billigung findet und erwartet im Einklang mit dem Deutschen Evangelischen Kirchenausschuß, daß diese Forderung mit allem Nachdruck weitervertreten und im Rahmen des Möglichen fraft­voll der Berwirklichung zugeführt werde."

Generalsekretär des Kirchlich- jozialen Bundes ist der deutsch­nationale Reichstagsabgeordnete D. G. Mumm.

Ratholisches aus Desterreich.

Ereignisse des 15. Juli. Das brutale Borgehen der Polizei gegen Desterreich steht noch immer unter dem Eindruck der schrecklichen demonstrierende Arbeiter, dem mehr als 80 Menschen, darunter ein 15jähriger Junge und ein 16jähriges Mädel, zum Opfer fielen, hat in den Kreisen der Arbeiterschaft und der gerecht empfindenden Be­pölkerung überhaupt eine große Erbitterung hervorgerufen. In chen deutschen Jugend Desterreichs fertig, an den dieser Situation bringt es der Reichsbund der katholi­Bundeskanzler Seipel folgendes Schreiben zu richten:

„ Die Leitung des Reichsbundes der katholischen deutschen Ju­gend Desterreichs hat zu den Vorfällen vom 15. Juli Stellung ge­nommen und spricht Eurer Exzellenz( 1) für die zielsichere Führung auch in den Schredenstagen das vollste Vertrauen aus und bittet Eure Exzellenz, auch weiterhin mit der gleichen Festigkeit und Zielsicherheit die Schicksale unseres Baterlandes zu leiten.

Die traurigen Borfälle haben uns im Bekenntnis zur Auto­rität des Staates noch mehr bestärkt und angespornt, die Er­ziehungsarbeit in dieser Hinsicht in unserem Bunde in verstärktem Maße zu leisten.

Wollen Eure Exzellenz diese Kundgebung des Ver­trauens entgegennehmen und versichert sein, daß die katholische Jugend zum ersten Führer unseres Staates mit Freude und Stolz emporblidt."

Daraufhin hat Bundeskanzler Dr. Seipel dem Reichsbund ge­antwortet:

Meine lieben Freundel Bon Herzen danke ich Euch für die Huldigung, die mir die Leitung des Reichsbundes der katholischen deutschen Jugend Desterreichs in ihrem Schreiben vom 22. Juli zum Ausdruck gebracht hat. Bleibet weiter unseren Idealen treu, zum Nugen unseres Staates und zum Wohle der Allgemeinheit! Stets Euer Seipel."

Krasser und offensichtlicher fonnte wirklich nicht bargetan mer­den, daß die katholische Jugenderziehung nur ein Mittel der brutalen Machtpolitik der Christlichsozialen Desterreichs ift.

Die Stärke der evangelijchen Jugendverbände. In der Pflug schar", der Zeitschrift der Chriftlichen Bereine junger Männer Deutschlands , Heft 4, 1927, wird über die Stärke der evangelischen Jugendverbände berichtet: Auf evangelischer Seite wird die Maffe der bündischen Jugend zusammengefaßt in zwei großen Reichs verbänden: dem Reichsverband der evangelischen Jungmänner bünde Deutschiands und verwandter Bestrebungen( Siz Kaffel, Wilhelmshöhe ), der nach seiner neuesten Statistit in 5465 Bereinen und Gruppen 217 712 Mitglieder( bzw. nach Ausscheidung einiger organisatorisch bedingter Doppelzählungen etwa 200 000) ausweist, darunter auch die Schüler- Bibeltreile mit 17 500 Mitgliedern. Ihm zur Seite steht der Evangelische Verband für die weibliche Jugend Deutschlands mit rund 6000 Bereinen und Kreisen und 175 936 Mit­gliedern. In beträchtlichem Abstand von den Verbänden reiht sich dann der Jugendbund für EC. mit 32 077( 9511 männliche), der Bund deutscher Jugendvereine mit 16 332( 7400 männliche), der Jugendbund der Methodisten mit 10 244( 3840 männliche) und die Mädchen- Bibeltreise mit 7700 Jugendlichen an. Auf evangelischer Seite find noch einige fleine Gruppen zu nennen, deren Mitglieder­zahlen wie folgt angegeben feien: Neuland" 2000, Soziale Jugendgruppen 2740, Chriftbeutsche Jugend 1000 und Jugend­gruppen der Arbeiterinnenvereine 1350 Mitglieder.( Busammen 449 557 Jugendliche beiderler Befchlechts.)"