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Zwei Weihnachtsfeiern.

Die Jugend von gestern.

Weihnachtsabend. Ein starker Wind weht von Norden und Berzauft Wolken, Bäume und Menschen. Die Erde ist mit einer bichten Schneedede überzogen. In Wald und Flur herrscht tiefe Stille, und in dem nahen Dörfchen, dessen Licht weithin leuchtet, Jeterliche Weihnachtsstimmung.

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Lauter,

Die beiden Freunde, Hans und Baul, stampfen durch den Inirschenden Schnee. Beide, noch Fortbildungsschüler, eilen dem Gasthaus des Dorfes zu. Froh, daß man ihnen heute den Eintritt ins Gasthaus nicht verwehren werde, treten sie nach einigen Minuten in den vom Rauch geschwängerten Raum ein. ohrenbetäubender Lärm schallt ihnen entgegen. Kinder schreien, Mädchen lachen, Burschen streiten heftig und über allem tönt die Stimme des unermüdlichen Gastwirtes, der heute die Ernte in feine Scheune bringt. Groß und Klein ist zur Weihnachtsfeier des Fußball- Vereins" versammelt, die jedes Jahr sehr schön war. Blöglich erklingen die lieblichen Töne einer Blaskapelle. Langjam legt sich der Lärm. Den Kindern, die sich heute an dem föstlichen Naß im Bierkrug laben dürfen, tränen die Augen von der rauchigen Luft.

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Beinen, als zum Schluß die gymnastischen Tänze zur Aufführung gelangen. Allmählich gehen die Kerzen aus und die schöne Feier findet mit einem gemeinsamen Lied ihr Ende. Durch die Stille des Winterabends geht es heimwärts, mit leuchtenden Augen und fröhlichen Herzen. Weihnachten uns zum Gelertag geworden. Arthur Schweiger.

Reifen am Winterabend.

fann, geht nicht hinaus. Das Sportgerät, das an den Sommer­Der Winter stürmt und rüttelt ums Haus. Wer es vermelden abenden und freien Nachmittagen Berwendung fand, Ball und Sell, Nur der Schlitten und die Stier stehen dauernd bereit und werden Speer und Kugel, liegt in einem Winkel verstaut und verstaubt. mal Schnee für uns Städter, und wann haben wir schon mal die ins Freie gezerrt, wenn Schneewetter eintritt. Wann aber liegt schon nötige Freizeit.

und erinnern uns endlich wieder der stillen Freunde, die uns während Meist figen wir doch an den langen Winterabenden zu Hause des Sommers refigniert den Rücken zugewandt haben, leht aber ohne Nachträglichkeit und Groll als wahre Freunde sofort bereit freuden, welche herrlichen Schäße unfer Bücherschrank birgt. Kaum find, uns zu helfen. Wieder entdecken wir und loften Entdecker. haben wir nach des Tages Arbeit dem Magen seinen Tribut ent richtet, so setzen wir uns schon zum Buch in eine Ede Nun verfintt diese Welt und eine schönere, lebendigere taucht um uns auf. Mag auch das holde Schwesterlein zum Halmafpiel einladen, wir achten ihrer nicht, wir gehören dieser Zeit nicht an, denn foeben stürzen wir mit aufständischen Bauern unter der Bundschuhfahne in den Kampf gegen ein eisenstarrendes Söldnerheer. Mag auch der liebe Bruder feiner Laute fanfte Klänge entlocken und die viellöpfige Famille fich dem Gesange widmen, wir hören und sehen nichts davon, denn foeben fliegen wir mit Fritjof Nansen im Hundeschlitten über das grön­

Die Jugend hat auf Fensterbänken und in den Eden Blah genommen, damit sie den ganzen Saal übersehen kann. Getreu bem Borbild der Alten rauchen die Burichen heimlich ihre Ziga­retten und blasen den Mädchen den Rauch ins Geficht zum Beichen ihrer beginnenden Männlichkeit. In three Brust wechseln Gefühle der Luft und des Schmerzes. Sie freuen sich über das Fest und denken mit Trauer an seine furze Dauer. Denn noch war es das Fest der Alten", und jeder sehnte sich nach der Schul­entlaffung, um auch an den Vergünstigungen der Erwachsenen teil­nehmen zu können. Noch ein Jahr", flüstert Hans seinem Freund Paul ins Ohr, dann ist auch diese Qual überstanden. Paul nickte eifrig. Dem einleitenden Militärmarsch folgt eine humoristische Be- ländische Eis. grüßungsrede des Borsigenden, der die letzten Erfolge der Mann­chaften des Vereins aufzählt, den überlegenen Feinden Rache an fündigt und feine Rede mit einem hoch" auf den Berein beendet. Es folgen Couplets und andere Unterhaltungsstücke zweifelhaften Inhaltes. Doch dies ist alles nur Vorbereitung. Die Hauptsache st die Bersteigerung des bis an die Decke reichenden Christbaumes, der mit allen nur erdenkbaren Gegenständen behangen ist. Die einzelnen este werden nacheinander abgeschnitten, von einem humorvollen Mitglied angepriefen und unter Zoten und Wigen gum Verkauf gebracht, wobel die Preise in feinem Verhältnis zum Wert der Gegenstände stehen. Zulegt kommt der mit gefülltem Schweinsmagen und Sett behangene Gipfel des Baumes zur Bersteigerung. Nun entsteht eine Spielwut zwischen den einzelnen Freundestreifen, die fich gegenseitig den Preis in die Höhe treiben, bis der finanzkräftigste Freundeskreis feine Gegner aus dem Felde > geschlagen. Mit verbiffener Miene ziehen die Sieger den fauer­vordienten Lohn aus der Tasche, zahlen den Preis, und ver­Ichwinden mit ihrer Beute, von den bewunderten Blicken der Jugend und den Beschimpfungen der Besiegten begleitet, in ein Nebenlokal um dort zu leben. Bei Tagesgrauen fieht man einige fis Gestalten in Zid- zad- Bindungen die Straße entlang fchreiten... Währenddeffen träumt Baul von schönen, kommenden Tagen. Er sieht sich im Traum, als der Held des Tages, der unter dem Jubel feiner Freunde und dem Wutgeheul seiner Feinde, den Gipfel des Baumes gewinnt, um ihn dann allein zu verzehren.

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3d shitsid Die Jugend von heute.

Das ist aber das Wundervolle an den Büchern, daß wir mit Beiten. Wir wollen an Stätten, die nie ein Menschenjuh betrat, und ihnen reifen können, wohin wir wollen, in alle Länder, in alle Tagen, die Jahrtausende hinter uns und in Zelten, die noch in nebel­an Orte, die selten ein Mensch wieder lebend verließ wir leben in grauer Zukunft vor uns liegen. Wir fahren mit Sharleton zum Südpol , zlehen mit Sven Hedin durch Tibet und Sibirien , er fiimmen mit Pierre Loti die selfigen Hochebenen Berfiens, reifen mit Hotitscher durch das unruhige Asien . Wir faufen mit Jad London auf den Achsen der Bullman- Wagen über den Schienenftrang und rudern ein anderes Mal mit ihm durch die Koralleninfeln der glihern­den Südfee. Mit Stevenson fegeln wir zur Schatzinsel und kampfen gegen Meuterer und Piraten. Wir wandern mit Heinrich Heine durch den herrlichen Harz und haben auf all unferen sommerlichen Fahrten in der Heimat noch feinen liebenswerteren Fahrtgenossen gehabt. Wir pilgern mit Mag Barthel durch Italien und Deutschland und durcheilen mit Colin Roß alle Weltteile. Raftend, obgleich von den weiten Reifen gar nicht sehr ermüdet, weilen wir mit Fontane an den Seen der brandenburgischen Mart und mit Hermann Heffes Knulp" in den Kleinen, winkligen schwäbischen Dörfchen. her Wieder machen wir uns auf die Weltreise. Der Gewerkschafter Friz Kummer( Eines Arbeiters Weltreife") zeigt uns, wie ein wackerer Kerl ohne reiche Geldmittel und den ganzen Erdball fommt und manches Wiffen aus der Ferne mit nach Hause bringt. Wir arbeiten mit diesem Metallarbeiter in Amerifa und Japan , beob achten die soziale und wirtschaftliche Stellung der Arbeiter der Welt. Gleichfalls eine Weltreise mit leerem Geldbeutel schildert der ameri Artanische Student Halliburton ( Die Jagd nach dem Wunder"). Dann wieder fahren wir mit Costers Tyll Uilenspiegel auf alten Planwagen und reiten auf Maultieren durch die flandrischen Lande, dem Bolte Narrenpoffen spielend und es zum Kampf gegen die spanischen Unterdrücker rufend. Auch dem Kampf der Rothäute Nordamerikas gegen die Bivilisation" wohnen wir bei; mit Coopers Lederstrumpf streifen wir durch die Urwälder und über die Prärie und hegen die wärinsten Sympathien für die Wilden, die sich heldenhaft gegen ihre Berdränger wehren. Mit den Lofotenfischern( E Welle- Strand, Der Möwenjunge) ziehen wir auf den Heringsfang, mit den Robben­tägern bis hinauf ins rauhe Eismeer.

ho Heute ist die Weihnachtsfeler der Sozialistischen beiter Jugend. Schon seit etlichen Tagen haben einige Ge­noffen in Heim Borbereitungsarbeit geleistet. Das schlichte Heim ift faum wiederzuerkennen. An der Tür empfängt uns ein mit Tannengrün umrahmter Willkommensgruß. Die Wände find in bunkelrotes Tuch gekleidet, das nur vom frischen Grün der Lannen­ingweige unterbrochen ist. In der Mitte des Raumes und das st das Schönste hängt ein großer Kronz aus Tannenzweigen, mit vielen brennenden Kerzen. Eine felerliche Stimmung empfängt uns Langfam füllt sich der Raum. Noch einige Minuten und die harmonischen Klänge eines vierstimmigen Liedes erfüllen den Raum.

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Die Flamme lodert. Milder Schein Durchzleht den düstern Elchenhain Und Weihrauchdüfte wallen...

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Langfam verhallen die letzten Attorde Ruhig nimmt die Jugend ihre Plätze ein und lauscht den frischen Worten eines Ge­noffen, der einen Prolog zum Vortrag bringt. Dann spricht ein Genoffe von dem Weihnachtsfest der Christen, und erzählt dann von unferer Art, das Weihnachtsfest zu feiern. Bor einigen Jahren feierten wir die Winterfonnenwende" draußen auf dem Berg im Schnee. Es war sehr schön gewesen! Heute aber wollen wir hier tm elgenen Heim ein stilles Fest gestalten Unsere Zeit hat noch wenig Feste, die uns entsprechen; aber wir wollen deshalb nach neuen Formen suchen, unsere Feste mit neuem Inhalt erfüllen. So soll auch das Weihnachtsfest Ausdruck geben der Verbundenheit mit unferem Ideal, unferer Sehnsucht nach dem Sozialismus. So sprach der junge Genoffe. Dann folgte eine Baufe stien Befinnens; jeder ist noch mit sich selbst beschäftigt; mußte das Gehörte erst durchdenken. Alsbald erheiterten sich wieder die Ge­fichter. In bunter Reihenfolge tommen mun Jugendspiele, fuftige Gedichte und humorvolle Lleder. Und wie judt es allen in den

Mit Rudyard Kipling ziehen wir durch den indischen Dschungel auf die Tigerfagd, edle Maharadschas begleiten uns auf dem Naden reich geschmückter Elefanten. Mit Bret Harte arbeiten wir zusammen bei den Goldgräbern Kaliforniens , in harter Arbeit dem Boden feinen Reichtum entreißend. Bei Gerstäder geraten wir unter Fluß­piraten, entsprungene Sträflinge und sonstiges Gelichter. Wenn es auch wüste Gefellen sind, die uns da entgegentreten, so beobachten wir doch mit Interesse und Spanmung thr buntes Treiben. Traven zeigt uns Merito in feiner herben Schönheit und in feinem schmutzigen Elend. Wir können beobachten, wie in diefem wildromantschen Land sich das traurige Los der Arbeiterschaft unter der sozialistischen Re­gierung und durch die vorzügliche Arbeit der Gewerkschaften au beffern beginnt. Ein grausames Schicksal rollt aber derselbe Autor in Jeinem Totenschiff" vor uns auf, in dem ein staatenloser Seemann von Land zu Land gejagt und gehegt wird und am Ende auf einem dem Tod geweihten Gerecke von Schiff landet, wo erst recht entsetzliche Qualen für ihn beginnen, bis der Gepeinigte nach der Katastrophe auf einem Stück Holz im Weltmeer umhertreibt und keine Rettung sicht. Hier bricht das Buch ab, und wir müssen uns die weiteren Schicksale diefes bejammernswerten Proleten felbft ausmalen. Nur in ganz düsteren Farben wird dies allerdings möglich sein.

Ein wildbewegtes und farbenfrohes Abbild der Welt geben uns