Aus der Jugend- Internationale
Sozialistische Jugendarbeit in Wien .
Kürzlich fand eine Kreistonferenz der Wiener Sozialistischen Arbeiterjugend statt. Trözmüller ergänzte den schriftlich vorliegen den Bericht über die Arbeit im abgelaufenen Jahre. Die Drgani fation hatte im Jahre 1927 5686 zahlende Mitglieber, was gegen über der Zahl der beitragsleistenden Mitglieder im vergangenen Bahre einen Zuwachs von fünf Prozent bedeutet. Der Aktionsradius der Jugendorganisation ist aber bedeutend größer, so daß wir angesichts der großen Arbeitslosigkeit annehmen können, daß bie Organisation Ende des Jahres 1927 10 000 Mitglieder er faßt hat.
Eine Fülle von Beranstaltungen gab Gelegenheit, die breiten Maffen der Wiener Arbeiterjugend zu erfassen. Der 15. Juli, der, wie Ranih in feiner Eröffnungsrede mitteilte, auch vier Mitglieder ber sozialistischen Jugendorganisation dahingerafft hat, fand bei den Wiener Jugendlichen naturgemäß den stärksten Widerhall. Bon besonderer Bedeutung ist die in dem Bericht erwähnte Entwicklung der Wiener Jugendheime. Ende 1926 verfügte die Wiener Arbeiterjugend über drei Jugendheime, Ende 1927 waren es bereits zehn und Ende 1928 werden es voraussichtlich fünfundzwanzig fein,
Offerfurfus in Prebelow.
Die Sozialistische Arbelterjugend Groß- Berlin veranstaltete Ostern 1928 einen Kursus. Die Wetteraussichten für Ostern standen schlecht, als sich die gewählten Kurjustellnehmer in Berlin trafen. Dieser Beffemismus wurde durch die gedrängte Eisenbahnfahrt bis Löwenberg und dann mit der Kleinbahn bis Rheinsberg gemildert. Die Kleinbahn fährt anscheinend noch mit den Achsen der ersten Bagen vor 20 Jahren. Wir atmeten auf, als wir im gefederten Postauto verfrachtet waren und durch die mondhelle Nacht unserer Tagungsstätte entgegenfuhren. Brebelow war unser Reiseziel.
Es gibt Orte, wo man sich gleich zu Hause" fühlt, obwohl man weder bort geboren ist, noch früher einmal dort war. So ging es uns in der Jugendherberge Brebelow, als wir um GründonnerstagMitternacht beim Lee zusammenjaßen. Jugend of hat man dieje Jugendherberge genannt. Auf einer fleinen Anhöhe liegt das fchmucke Häuschen, in einem Biered gebaut und so einen tieinen hof umschließend. Um den Innenhof läuft ein Gang, ber bie Jugendherbergsräume mit den Wirtschaftsräumen verbindet. Reven staubfreien Schlafjälen liegen gemütliche Tagesräume. Nette Sherbergseltern walten still und zuverlässig, befonders die gutmütige Herbergsmutter hatten wir alle in unjer Herz geschlossen. Ja, ja, rechter Kurfusort und da das Wetter sich doch gebessert hatte, war Liebe( ließ: Zuneigung) geht durch den Magen! Es war ein die Stimmung außerordentlich frisch und froh.
Wirtschaft und Politit" hieß das Gesamtthema, das uns in ben vier Lagen Kurjusarbeit beschäftigte. Eine furze Frist, und wenn schöpfend behandeln fonnten, jo mur, weil alle Teilnehmer außer forg- wir dennoch bis auf die fulturpolitischen Fragen das Thema erordentlich start mitgearbeitet haben. Nicht nur in den ArbeitsStunden, sondern auch in den tieinen Feierstunden führte der Geist der Gemeinschaft zum Erlebnis.
Ranig erstattete ein ausführliches Referat über den bevorstehenden Berbandstag und die nächsten Aufgaben der Wiener Arbeiterjugend. Der Referent faßte die Gegenwartsaufgaben in brei Punkten zufammen: Stärkste Werbearbeit, Intensivierung unserer politischen Erziehungs und Schulungsarbeit und möglichst innige Zusammenarbeit mit allen anderen Drganisationen, bie junge Arbeiter erfassen. Für die nächsten Monate ist das Hauptaugenmert auf die forg: fame Borbereitung der Feier des Vorabends des ersten Mai und auf bie Erfaffung der Bierzehnjährigen zu wenden. In Berbindung mit der Vorfeier des ersten Mai wird eine großzügige Werbeaktionstunden, burchgeführt. Im Herbst aber wird sich die Drganisation mit aller Kraft in den Dienst der Vorbereitung bes internationalen Jugendtages ftellen, der vom 12. bis 14. Juli 1929 in Wien stattfindet. Dabei ist nicht nur an die organisatorische und fünft lerische Vorbereitung des Jugendtages zu denken, sondern vor allem baran, daß die Wiener fozialistische Jugendorganisation, wenn sie im Suli 1929 Jugendgenossen aus allen Ländern empfängt, weitaus stärker fein muß als jetzt. Die Hauptparole für das fommmende Bereinsjahr ist: Am 1. Juli 1929 zehntausend zahlende Mitglieder!
Die polnische Jugend wählt sozialistisch.
Am 4. März gab es in Polen Gejmwahlen, die unter ungeheurem Terror der Regierungsbeamten abgelaufen sind. Die Wahlen brachten einen glänzenden Sieg der polnischen Sozialistischen Bartel, bie als zweitgrößte Bartel( nach dem Regierungsblod) aus den Mahlen hervorging. Das ftete Wachstum der sozialistischen Bewe gung unter den polnischen werftätigen Massen beweisen folgende Bahlen:
群
"
37
97
"
"
= 41 65
11
"
Bahlen 1919. 515 062 Stimmen für PPS.= 34 Abgeordnete Wahlen 1922. 906 537 Wahlen 1927. 1 481 279 Alle der Sozialistischen Jugendinternationale angeschloffenen Verbände in Bolen haben sich an dem Wahlkampf eifrig beteiligt, und zwar verhalfen alle diese Berbände der Liste Nr. 2 zum Sieg. Die Deutsche Sozialistische Arbeiterpartei in Bolen hat ihre Kandi baten auf der Lifte PPS. aufgestellt, und auch die jüdische Arbeiter partel Poale Zion- Rechte" zog ihre Liste zugunsten der PPS. zurück und gab ihre Stimmen für die Kandidaten der PPS. ab. In manchen Wahlkreisen unterstützte auch die jüdische fozialistische Partei„ Bund" die Liste der PPS., und im Bialystoker Kreis wurde ein sozialistischer Wahlblock gebildet, der auf einer gemeinsamen Liste die jüdischen, polnischen und beutschen Gozalisten pereinigte. Go waren diese Wahlen ein gewaltsamer Schritt vorwärts zur Schaffung einer wirtlich einheitlichen Front aller Werftätigen, ohne Unterschied der Nationalität und Konfession.
Es ist noch zu bemerken, baß zwei polnische Jugendführer als Sejmabgeordnete ber BBS. gerbählt wurden, und zwar Genoffe Stanislaw Dubois in Ostrow Comzynski und Genosse Adam Cibitosz in Tarnow . Beide Genossen sind seit Jahren in der fozialistischen Jugendbewegung tätig, beide sind 27 Jahre alt, beide fanden eine besondere opfervolle Hilfe in der Wahlkampagne bei ben Jugendgenossen. Der Erfolg ist nicht ausgeblieben, wie dies folgende Zahlen beweisen:
1922
Wahlkreis Ostrow Jamzynski 4048 Tarnow. 11940
群
.
1928
22868 fozialist. Stimmen 20-490
41
"
Auf diese Weise betam die sozialistische Arbeiter und Bauern. Jugend ihre zwei Vertreter in den polnischen Sejm. Genolje Ciolfoss hat schon in der zweiten Sitzung des neugewählten Sejm einen Amneßieantrag gestellt, nach dem alle politischen Gefangenen, unter benen sich besonders viel Jugendliche befinden, freigelassen werden follen.
Am Karfreitag sprach Genoffe Rudolf Abraham- Berlin über: Die Zusammenhänge von Wirtschaft und Politit. Das Referat begann mit einer Klärung des Begriffs Wirtschaft und Politik und mit der Darstellung ihres Berhältnisses zueinander unter Zugrundelegung der materialistischen Geschichtsauffassung von Karl Marg. Die von ihr erfaßten Faltoren wie Technit, Wirtschaft, Recht unb beologie wurden in ihrem Berhältnis zueinander aufgezeigt, Klaffenbildung und Klaffenlampi wurden als Auswirkungen der ge Schichtlichen Entwicklung dargestellt. Der wirtschaftliche und politijhe Kampf der Arbeiterschaft wurde eingehend behandelt. Dabet berücksichtigte der Referent in erster Reihe bie tapitalistische Wirt schaft, ihre Entstehung und Entwicklung als den Kampfboben bes Proletariats und die Sozialisierung, ihr Wesen und ihre Mög lichkeiten als Ziel des Kampfes. Der übrige Teil des Referats, bec rung der Staatsgewalt durch bas Proletariat und ihren Methoden, eine lebhafte Aussprache hervorrief, beschäftigte fich mit der Erobewobei insbesonders Wesen und Auswirkung der Demetralle und ber Diktatur berücksichtigt wurden.
„ Die wirtschafts- und sozialpolitischen Kräfte in Deutschland war das Thema des zweiten Tages. In eindrucksvollen Darlegungen zeigte uns die Genoffin Käthe Kern Berlin die Organisationen im tapitalistischen Wirtschaftsgebäude auf. Schon die Bielgestaltigkeit der Unternehmerorganisationen erschwert eine fyftematische Ber gliederung. So stehen neben den freien Unternehmerorganisationen, wie Arbeigeberverband und wirtschaftspolitischer Fachverband die amtlichen Interessenvertretungen: die Kammern. Sind die sozial politischen Organisationen, die Arbeitgeberverbände, Kampforganisa tionen gegen die Gewerkschaften mit dem Ziel der Beherrschung des Arbeitsvertrages, so sehen die wirtschaftspolitischen Unternehmerverbände( z. B. der Reichsverband der deutschen Industrie ), ihr Ziel in der Beeinflussung der Gesetzgebung, der Berwaltung und der öffentlichen Meinung. Die Kammern stellen ein Berbindungsorgan zwischen staatlicher Wirtschaftspolitik und wirtschaftlichen Bedürf nissen der Unternehmer dar. Lebhafte Debatten riefen die Fragen der Betriebs- und der Wirtschaftsdemokratie hervor.
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Am ersten und zweiten Ditertag sprach Genosse Gerd Bothur Berlin über: Die allgemein- politischen Kräfte in Deutschland . Ausgehend von den bestimmenden Tendenzen der politischen Gruppen bildung wurden die politischen Anschauungstreife der Gegenwart wie: Konservatismus Faschismus, Kleritalismus, Liberalismus, Sozialismus Kommunismus, dargestellt. Ist das Verfassungs leben der feste Mechanimus in der politischen Willensbildung, so das Parteileben der bewegliche Mechanismus. Die Ziele und Forde rungen werden entscheidend bestimmt von den Klasseninteressen und teien stehen Verbände mit politischen Charakter, z. B. Stahlhelm, den Klassenideologien ihrer Mitglieder. Neben den politischen Bar Jungbo, Reichsbauner. Die profetarische Jugend erkennt aus den großen Kämpfen der Vergangenheit und der Gegenwart die macht. politische Motwendigkeit der Bartel. Ihr Aufgabe wird es sein, zu dieser Partei zu stoßen, ben Apparat zu verlebendigen, die gemeinschaftsbildenden Kräfte in der Bartei zu suchen und zu weden und dadurch die Intensität des großen Kampfes zu steigern.
Der Kurjus war ein voller Erfolg der Aelterenarbeit in ber S23. linter dem Eindruck der Wahlen stand das Gesamtthema. Schon die nächsten Wochen werden eine Auswertung der gewon nenen Kenntnisse im Wahlkampf bringen. In fünf großen Jungwählerverfamunfungen wird die Sozialistische Arbelter- Jugend Groß- Berlins" an die Deffentlichkeit treten.