Jugend- Vorwärts

Nr. 9

Beilage zum Vorwärts 29. Geptember 1928

Sozialistische Einheitsfront.

Wenn wir also die neuere Entwicklung der sozialistischen  Jugendarbeit durchaus positiv bewerten müssen, so ist auf der anderen Seite der heutige Zustand des Nebeneinander­arbeitens und Gegeneinanderarbeitens nicht befriedigend. Der Zustand darf nicht fortbestehen, daß sich die verschiedenen Organisationen als Konkurrenzunternehmungen betrachten und daß sich die gegenseitigen Beziehungen, wie es örtlich manchmal noch der Fall ist, darauf beschränken, daß man sich gegenseitig der Ueberschreitung des Arbeitsgebietes beschui digt. Notwendig ist, daß sich alle Teile einig wissen im gemeinsamen 3iel, und baß sie auch nach außen hin als eine Einheit die Forderungen und Interessen ber sozialistischen Jugend vertreten.

Die Erziehungsarbeit der sozialistischen   Arbeiterbewegung| 3ahlen ist die Stärke der großen Gruppen katholischer und hat in der Nachkriegszeit einen großen Umfang angenommen. evangelischer Jugendverbände erreicht. Schon dem außenstehenden Beobachter fällt die große Zahl von Organisationen auf, die sich innerhalb der Arbeiter bewegung die Aufgabe der Erfassung ber Jugend zum Ziel gesezt haben. Während früher bie Jugend ausschüsse der Partei und der freien Gewerkschaften im wesentlichen die einzigen Träger der Jugendarbeit waren, hat sich in den Jahren seit der Revolution eine große Anzahl von selbständigen Jugendorganisationen entwickelt. Die gemeinsame Jugendarbeit von Partei und Gewerkschaften ist burch die Spaltung der Arbeiterbewegung unmöglich ge worden, und neben den Verband der Sozialistischen Arbeiter jugend Deutschlands   sind seit Kriegsende die Jugendfektionen des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes   getreten. Außerdem haben die Jugendgruppen der Arbeitersport­bewegung, insbesondere die des Arbeiter- Turn- und Sport bundes und der Naturfreunde" einen starten Aufschwung

genommen.

Dieses Nebeneinander von sozialistischen   Jugend­verbänden hat vor allem in der örtlichen Arbeit zu manchen Unzuträglichkeiten geführt, und da teilweise tatsäch­lich in der Schaffung von eigenen Jugendgruppen burch viele Kleine Arbeiterorganisationen zu viel des Guten getan wurde, wollen die Klagen über die 3ersplitterung der Jugend­arbeit fein Ende nehmen. Es ist zweifellos richtig, daß es nicht im Interesse der Sache liegt, wenn zum Beispiel jetzt auch der Arbeiteranglerbund zur Gründung von eigenen Jugendgruppen auffordert, denn das bedingt eine Zersplitte­rung der Kräfte, die die Arbeiterbewegung sich nicht leisten

tann.

Auf der anderen Seite wäre es aber falsch, die Aus­weitung der Jugendarbeit überhaupt nur als ein Uebel zu betrachten. Die Zahl der arbeitenden Jugendlichen, die heute noch außerhalb unseres Einflußbereichs stehen, ist so groß, baß wir jede Möglichkeit und jede Gelegenheit benutzen müssen, um hier voranzukommen. Nur der kleinste Teil der Jugendlichen ist von vornherein politisch und fulturell so start interessiert, daß er sich Partei und Gewerkschaft sofort anschließt. Wesentlich leichter ist es dagegen, Jugendliche zu interessieren in beruflichen Angelegenheiten oder sie gar zu packen bei ihrer Freude an Sport und Spiel. Aus diesen Gründen ist bie Jugendarbeit der Gewerkschaften und ber Arbeitersportbewegung eine Notwendigkeit. Dazu kommt aber noch, daß die Jugendarbeit dieser Organisationen auch einen hohen Eigenwert besigt. Wir brauchen für den Kampf der Arbeiterbewegung eine förperlich gesunde Ar­beiterschaft, und wir brauchen auch Männer und Frauen, bie in ihrer Berufsarbeit leistungsfähig sind. Außerdem ist es burch die starte Gliederung der sozialistischen   Jugend­organisationen möglich gewesen, die Zahl der erfaßten Jugendlichen wesentlich zu steigern. Heute umfassen der Verband der Sozialistischen Arbeiterjugend, die Jugend­gruppen des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes  und die Jugendgruppen der in der Zentralkommission für Arbeitersport und Körperpflege vereinigten Verbände im ganzen Reich weit über 800 000 Mitglieder. Mit diesen

In der letzten Zeit sind wir einer derartigen Zusammen­arbeit ein Stück näher gelommen. Zwischen der Sozialisti schen Arbeiterjugend, bem Allgemeinen Deutschen Gewerk­schaftsbund und dem Arbeiter- Turn- und Sportbund   besteht feit geraumer Zeit eine enge, freundschaftliche Fühlung nahme, und wenn es auch zurzeit nicht möglich ist, diese Zu­sammenarbeit in die Form einer Arbeitsgemeinschaft zu bringen, so wird diese gemeinsame Arbeit dennoch jetzt öffent­lich sichtbar werden. Am 14. Oftober findet in Berlin   eine Rundgebung für sozialistische Jugender­ziehung und Jugendschuh statt, die von den drei großen Organisationen der sozialistischen   Jugendarbeit ein­berufen ist. Die Veranstaltung soll die Bedeutung der Jugenderziehung für die sozialistische Arbeiterbewegung auf­zeigen, sie wird den Kampf um den Jugendschutz behandeln und sie wird sich schließlich beschäftigen mit der Freizeit gestaltung der erwerbstätigen Jugend. Die Konferenz ist feine öffentliche Tagung, die jedem Interessierten zugänglich ist, sondern sie dient in erster Linie der Verständigung der leitenden Funktionäre der beteiligten Organisationen über die Notwendigkeit und die Möglichkeit einer engeren gemein famen Arbeit. Der Konferens kommt bei der Größe der Aufgaben, die wir sowohl auf dem Gebiet der Jugend­erziehung als auch im Kampf um bessere Lebensbedingungen der Jugend zu erfüllen haben, eine große Bedeutung zu, und es ist zu hoffen, daß sie einer einheitlichen sozialistischen  Jugenderziehungsarbeit den Weg bereiten helfen wird.

Das Programm der Tagung.

10 Uhr vormittags, im Berliner   Gewerkschaftshaus mit fol Die Tagung findet am Sonntag, dem 14. Oktober, 10 Uhr vormittags, im Berliner   Gewerkschaftshaus mit fol gender Tagesordnung statt:

1. Die Bedeutung der Jugenderziehung für die sozia­listische Arbeiterbewegung." Referent Erich Ollen. hauer.

2. Der Kampf um den Jugendschuh." Referent: Walter Maschke  .

3. ,, Die Gestaltung der Freizeit der erwerbstätigen Jugend." Referent: Friz Wildung.

Die Einladungen zu dieser Kundgebung ergehen von den veranstaltenden Organisationen.