in vorderster Reihe siehen, wenn es gift, der Abrüstung und dem Weltfrieden zu dienen.
Die Sozialistische Jugend- Internationale perfolgt mit Aufmert famkeit die Friedensbestrebungen der bürgerlichen Jugend, die im Sommer 1928 auf dem Weitjugendtongreß in Holland ihren Ausdruck gefunden haben. Obwohl die Bestrebungen dieser Jugend von einem ehrlichen Idealismus getragen sind, hat der Verlauf des Kongresses erneut bewiesen, daß die internationale lozialistische Arbeiter bewegung die einzige ernsthafte Macht im Kampf für den Frieden ift. Die Sozialistische Jugend- Internationale fieht daher nach wie vor in der engsten Berbindung der Sozialistischen Jugend- Internationale mit der Sozialistischen Arbeiter- Internationale und dem Internationalen Gewerkschaftsbund die einzige Grundlage für eine erfolgreiche Friedensarbeit.
Die Sozialistische Jugend- Internationale ift gegen Krieg und Militarismus in jeder Form. Sie verurteilt daher auch die Haltung ber Kommunistischen Jugend- Internationale, die in ihrem neuen Programm in Anlehnung an die von der Kommunistischen Inter . nationale auf ihrem letzten Weltkongres festgelegten Theorie auf friegerische Abenteuer revolutionäre Hoffmangen jetzt und infolge Geffen einer militariftischen Berfeuchung der proletarischen Jugend Borschub leistet.
Die Betämpfung der Kriegsgefahr und des Militarismus durch die sozialistische Jugend muß ausgehen von den Parolen, die der Brüsseler Kongreß der gesamten internationalen sozialistischen Arbeiterbewegung als Richtlinien für ihren Kampf um den Frieden gegeben hat: limfassende Organiaftion des Friedens, völlige brüstung, rücksichtsloser Kampf gegen alle Formen des Kapitalismus ."
Solidarität und Organisation.
Am Anfang war die Solidarität. Ob sich Menschen in grauer Borzeit gegen die sie umgebende feindliche Tierwelt verbanden, oder ob die Bewohner etnes Dorfes zu einem brennenden Hause llefen, um zu löschen und zu retten, ob sie sich zu Schutzarbeiten gegen die Frühlingsgefahren des Wildbaches vereinigten es war das Gefühl der Solidarität, die Erkenntnis gemeinsamer Interessen, das alle einte, wenn es galt, ein linheil, das zunächst nur den einzelnen traf, aber jederzeit auch den anderen treffen konnte, gemeinsam zu besiegen. In diesen einfachen und natürlichen Borgängen erkennen wir am besten das Wesen der Solidarität. Wir sehen, doß überall dort, wo die Menschen von feindlichen Mächten bedroht find, fie instinktiv aufammenstehen, um sich zu verteidigen. Dieses Zusammenhalten, diefes sich gegenseitig schüßen, das feinen Ausdruck in dem Sprichwort: Einer für Alle, Alle für Einen" findet, nennen wir Solidarität:
Allerwärts, erkennt man, daß durch die vereinte Kraft viel eher die gemeinsamen Sorgen gebrochen und die gemeinsamen Hoff mungen erfüllt werden können, als wenn der einzelne allein sich gegen die feindlichen Mächte wehrt. Und wo man das einsieht, ba erwacht das Solidaritätsgefühl. So ist es auch uns Arbeiter jugend ergangen. Wir fahen, daß wir dieselben wirtschaftlichen Sorgen hatten; wir fahen, daß die Hinderniffe, die dem einen beim Aufstieg auf der sozialen Leiter im Wege standen, dieselben waren, die auch den anderen hinderten; wir fahen auch, daß wir einzeln gegen die llebermacht der Hindernisse nichts ausrichten fonnten. Indem wir das erkannten, war die Borbedingung zur Befferung der Lebensverhältniffe gegeben. Das Solidaritätsgefühl war er wacht, der Wille, es praktisch zu betätigen, vorhanden. Doch wie? Sehen wir uns einmal das Beispiel eines Brandes an. Da ftehen zunächst die hilfsbereiten Menschen herum, schreien und laufen durcheinander, ohne richtig den Angriff auf das entfesselte Element wagen zu können. Erst in dem Augenblick ist Aussicht vorhanden, Herr des Feuers zu werden, wo sich Ordnung in dem Haufen hilfsbereiter Menschen bemerkbar macht, wo die einen sich zum Waffertragen stellen, die anderen die Flemmen unmittelbar bekämpfen, andere wleder das Bieh aus den Ställen treiben usw. Erst wenn die Masse sich einem einheitlichen Willen unterordnet und sich eine Führung wählt, die von einer höheren Warte bie Sache überblicken und Anordnungen treffen kann, alfo erst wenn die Solidarität organisiert wird, entsteht die Aussicht auf Erfolg. Das Solidaritätsgefühl ist demnach etwas, mit dem allein noch nichts Bofitives erzeugt werden kann. Erst wenn es sich der Organisation bedient, fann auf den Sieg gerechnet werden. Solidarität ohne Organisation ist ein Jubalt, der zerfließen muß, weil ihm die Form jehlt, aber umgekehrt ist die Organisation ohne Solidarität eine feere Form, die feinen Inhalt hat.
Als das Solidaritätsgefühl in einem vorerst noch einen Kreise der Arbeiterjugend erwachte, gab man sich, um Erfolge zu erzielen, Regeln, nach denen man handeln wollte, und eine Führung, der man folgen wollte, um eben das, was zur Solidarität über haupt führte, nämlich die gemeinsamen Interessen erfolgreich vertreten zu fönnen. Diese Regeln, die man sich gab, die Führung, die man sich wählte, find aber der Ausdruck der Organisation. Die Organisation ift der Apparat, den die solidarisch verbundenen Menschen sich schaffen, um ihre Ziele erreichen zu fönnen. Die Organisation ist ein Mechanismus, den die Solidarität bewegt. Ohne Solidarität ist dieser Mechanismus nichts wie tote Materie. Das Leben, die Kraft, kann immer nur von den solidarisch verbundenen Menschen ausgehen.
Das ist das Geheimnis der Lebensfähigkeit einer Organisation: fie foll Menschen umfaffen, die durch gleiches Streben, gleiches
Wünschen, gleiches Hoffen verbunden pnd, Rie gemeinjam ante Rechte verteidigen und neue Machtbereiche erobern wollen. Eine Organisation, der diese Borausfegung fehlt, trägt von vornherein den Keim des Todes in fich. Es gibt eine zabt folcher unglücklichen Organisationen, die auf falschen Boreussehungen aufgebaut sind, oder bei denen die Gründe, die früher einmal die Solidarität erzeugten, durch wirtschaftliche oder politische Veränderungen verloren gegangen find. Sie leben als Maste längst erstorbenen Solidaritätsgefühl noch eine Zeit scheinbar weiter, um doch einmal ganz zu zerfallen. Hingegen tragen folche Organisationen, bei denen eine tiefgehende Solidarität der Organisierten vorhanden oder zum mindesten durch Aufklärung und Erziehung zu erzeugen ist, einen unverwüstlichen Lebensfeim in fich.
Solidarität ist das erste, das wichtigste und höchste im politischen und gewerkschaftlichen Kampf. Ueberall, wo es gilt, dem Aufstieg der gesamten Arbeiterbewegung förderlich zu fein, den einzelnen zu befreien aus den unerträglichen Zuständen des kapitalistischen Systems, da muß es heißen: Zuerst die Gelidarität!
Hugo Kielga ft, Berlin- Lichtenberg.
Industrielle Jugendpflege.
Nachdem man mohl eingefehen hat, daß die Propaganda der Werksgemeinschaft unter der erwachsenen Arbeiterschaft weniger Er. foig bat, versucht die Industrie ihr heit bei der Jugend. Ele foll nach der Meinung der Arbeitgeber noch von sozialistischer Berhehung" unberührt sein und deshalb größere Bereitschaft zur Teilnahme an werfsgemeinschaftlichen Einrichtungen aller Art zeigen. Nun liegt ja aweifellos die Gewinnung der Jugend für diese arbeiterfeindlichen Pläne im Bereiche größerer Möglichkeit, da ber er. zieherische Einfluß der Unternehmer auf ihre jugendliche Arbeiten fchaft viel unmittelbarer ft. Der Hort industrieller Jugendpflege ist hier die Wertschule.
Die Wertschule, die bereits in einer Reihe von größeren in. dustriellen Werken besteht, begründet ihre Existenz mit der Notmendigkeit der Heranbildung eines Bacharbeiternachwuchses, der seine berufsmäßige Ausbildung allein in Schulen erhalten fönne, die eng mit den Werken verbunden felen. Würde sich der Aufgabenkreis einer Werkschule nur hierauf beferanten, fo wäre dagegen faum etwas einzuwenden. Jedoch das Ziel der Werfschule ist recht weit gesteckt. Es wurde von dem Werkschuldirektor Inge nteur Hans Jenzen Breslau einmal wie folgt umschrieben: Die Wertschule muß den in der Reisezeit befindlichen Jugendlichen mit ethischen Lebenszielen erfüllen. Sie mih in ihm die Erkenntnis zu erwecken und zu vertiefen fuchen, daß das Maß der religiös. fittlichen Kräfte eines Menschen feine Entwicklung bestimmt, daß nur blefe Kräfte allein die Borbedingung für rechte Befriedi gung seiner Lebensarbeit sein tönnen und deß die Ausübung eines Berufes als eine wesensnotwendige Bestimmung des Menschen au gelten hat." Hierdurch ist die Werffchute gleichermaßen als Beltanschauungsschule gefennzeichnet, die, nach dem Mufter firchlicher Schulen, die heranwachsende Jugend weltanschauungsmäßig in ihrem Sinne beeinflussen will.
Bekanntlich find folche Werfschulen obligatorisch für alle Lehr finge des Wertes, so daß fich weder der Jugendliche selbst dem Schulfuch entziehen fann, nocy find auch die erziehungsberechtigten Eltern in der Lage, ihre Kinder Jolchen umerwünschten meltanschau lichen Einflüssen zu entziehen. Die Indaftrle, welche scheinbar über reichliche Mittel für solche Erziehungsaufgaben verfügt, hat um die Werfichule ein wohlorganiflertes Enftem industrieller Jugendpflege gebildet. Ist der Schelbefuch Zwang, fo verfucht fie außerdem Freiwillige zu gewinnen für Werkjugendvereine, deren Programm den evangelischen oder katholischen Jinglingsvereinen ähnlich ift. linter anderem ist Turnen, Sples, Wandern, Gesang, Mufit, Elternabende und Weihnachtsfeiern vorgesehen.
Das Deutsche Institut fir technische Arbeitsfdlung( Dinta) stellt der Industrie eine Reihe von Hilfsmitteln zur Lehrlings. erziehung zur Verfügung. Unter anderem auch eine Lafel, mit der sich wohl der Lehrling seinen Arbeitsplatz schmücken soll. Es steht darauf: Für morgen merfe§ 24, 261 6 der Arbeitsordnung." Die Sahlen find auswechselbar. Ob man dem Arbeitgeber eine ähnliche Tafel angefertigt hat, die an die Innehaltung der Lehrfingsschutzbestimmungen erinnert?
Bemerkenswert ist noch, daß man Me Einrichtung derartiger Bertschulen und Werkjugendvereine nicht nur auf die großen industriellen Werte beschränkt: Durch Zirfammenfaffung mittlerer industrieller Betriebe hat man bereits gemeinsame Wertschulen errichtet, oder zur Vorbereitung Bertschulvereinigungen gegründet. 60 besteht 3. B. in Breslau die Werkschulvereinigung Breslauer Metallindustrieller".
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Diese industrielle Jugendpflege, welche affo die arbeitende Jugend durch ihre verlockenden Einrichtungen den proletarischen Ju gendoereinen fernhalten will, wird hoffentlich das gleiche Fiasko erleben, wie die Werksgemeinschaftsidee, Freilich müssen die prole tarischen Eltern, deren Kinder die Werkschulen besuchen müffen, dafür sorgen, daß diese Werkschüler gleichzeitig Mitglieder der sozia listischen Arbeiterjugend oder er Freien Gewerkschaftsjugend werden. Denn nur hier fann die heranwadfende Jugend zum Naffenbewußten und damit an zuverläffigen Sampfern des um feine Freiheit ringenden Profetariats herengebildet werden. Georg Raible.