Einheit tut not!
aber auch eine veränderte Einstellung in bezug auf die politische Erziehung der Jugend gebracht. Jede Partei bemüht sich darum, die Masse der Jugend für die eigenen Ideale zu begeistern. Die Gefahr des politischen Irrweges ist darum für die arbeitende Jugend heute nicht geringer als in der Vorkriegszeit, da Kirche und Staat versuchten, dem jugendlichen Denken enge Grenzen zu ziehen und die Jugend vor allen Dingen vor der Berührung mit dem Sozialismus zu bewahren. Heute bemühen fich politische Kräfte um die Jugend, die nicht minder jene Gefahr bedeuten, die in der Borkriegszeit von der freien Jugendbewegung mit vereinten Kräften bekämpft worden ist. Auch heute gibt es noch die Gefahr der geistigen Militarisierung, die z. B. durch das Wirken nationalistischer und faschistischer Wehrverbände entsteht. Ebenso könnte
Es trifft sich gut, daß gerade zur 25jährigen Jubiläumsfeier der, der arbeitenden Jugend wirbt. Die Verfassung von Weimar hat Arbeiterjugendbewegung die an der sozialistischen Jugendarbeit be teiligten Berbände sich zu einer gemeinsamen Rundgebung zusammen geschlossen haben. Die Bedeutung dieser Tatsache wiegt um so schwerer, als es noch vor nicht allzu langer Zeit sehr fraglich war, eine Verständigung zwischen den verschiedenen Organisationen, selbst in den kleinsten Fragen, herbeizuführen. Durch die gemein fame Rundgebung kommt zum Ausdruck, daß jeder zu seinem Teil beitragen will, die sozialistische Jugendbewegung zu einem immer größeren und stärkeren Faktor in der Arbeiterbewegung werden zu laffen. Ergibt sich doch bei genauer Betrachtung, daß die Tätigkeit der einen Organisation durchaus die der anderen zu ergänzen im stande ist. Und warum sollten nicht auch die Bestandteile der Bewegung, die eigentlich nur einen Ursprung hat, zu gemeinsamen Wohl zusammenarbeiten. Denken wir dabei einmal an den Werdegang unserer heutigen Arbeiterjugendbemegung und vergegenwärtigen wir uns den Zustand vor 25 Jahren.
Die Not der arbeitenden Jugend war der Anlaß zur Gründung von Lehrlingsvereinen mit start gewertschaftlichen Jugendforderungen und beginnendem sozialistisch- kulturellen Inhalt. Es hat lange Jahre gedauert, bis sich diese Anfänge durchfegen fonnten. Partei und Gewerk schaften haben wohl auf manchem Kongreß die Jugendfrage erörtert, ohne eine Regelung zu finden. Troßdem gab es wohl zur damaligen Zeit in der Arbeiterbewegung feine Gruppe, die mehr des Schutzes einer starten Organisation bedurft hätte, als gerade die Jugend. Selbst wenn die proletarische Jugendbewegung die Aufgabe gehabt hätte, Partet und Gewerkschaft auf die Not der arbeitenden Jugend aufmerksam zu machen, wäre ihre Gründung nicht überflüssig gewesen. Nach der Gründung der ersten selbftändigen Organisation in Deutsch land bemühten sich Partei und Ge werkschaft um die Jugendfrage durch die Bildung der Zentralstelle für die arbeitende Jugend, die trotz der mannigfachen Schwierigkeiten, die Gefeßgebung und gegnerische Jugendarbeit bereiteten, eine erfolgreiche Tätigkeit im ganzen Lande entfaftete. Polizei und Kirche wurden
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FÜR JUGENDSCHUTZ RECHT!
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tm Kampf gegen die freie Jugendbewegung eingesetzt folg. Nur dem Krieg blieb es vorbehalten, die erfreuliche Entwidlung jäh zu unterbrechen und das mühsam Aufgebaute binnen furzem zu zerstören. Auch die. Auseinandersetzungen innerhalb der Sozialdemokratischen Partei trugen das ihre dazu bei, den 3usammenbruch der Bewegung zu fördern.
Nach Kriegsende beginnt ein neuer Abschnitt. Die Verfassung von Weimar erfüllt einen erheblichen Teil jener Forderungen, die por etwa 25 Jahren zum ersten Male öffentlich von der Jugend propagiert wurden. Neue Aufgaben und neue Pflichten nehmen die arbeitende Jugend in Anspruch. Eine Fortführung der während des Krieges zertrümmerten Tätigkeit der Zentralstelle war unter den gegebenen Verhältnissen unmöglich. Während auf der einen Seite der. Verband der Sozialistischen Arbeiterjugend sich bemühte, das Wert der Vorkriegszeit fortzusehen und wieder aufzubauen, versuchten die Gewerkschaften ihren Teil an der Jugendarbeit zu leisten. Die Tätigkeit der SAJ. konzentrierte sich hauptsächlich auf die politische Erziehung der arbeitenden Jugend und ihre sozialistisch fulturelle Beeinflussung. Sie erblickt heute im wesentlichen ihre Aufgabe darin, die arbeitende Jugend mit den Gedankengängen des Sozialismus vertraut zu machen, um ihr auf diese Weise den Uebergang in die wirtschaftlichen und politischen Kampforganifationen der sozialistischen Bewegung zu erleichtern. Gilt es doch, die Arbeiterjugend für jene Gesetzgebung besonders zu intereffieren, die sich zu einem erheblichen Teil mit den Fragen des Jugendschutzes beschäftigt, und kommt es doch darauf an, einen Faftor zu schaffen, der in der heutigen Gesellschaft für das Recht
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auf jene anderen Kräfte verwiesen werden, die sich um die Jugend bemühen und die alles andere als dem Sozialismus freundlich gesinnt sind.
Für uns liegt die Bedeutung des neuen politischen Zustandes vor allen Dingen darin, daß wir Frei heit haben, uns um unsere Sache zu bemühen. Wir können, ohne durch Gesetz und sonstige Macht behindert zu sein, für unsere Sache wirken. Das verpflichtet uns vor allen Dingen dazu, alle Kräfte, die zu uns stehen, zur Einheit zu sammenzufassen und für das gemeinsame Ziel einzusehen. Das erleichtert aber der Sozialistischen Arbeiter- Jugend" auch das Bekenntnis zur Zusammenarbeit mit all jenen Verbänden, die mit ihr an der sozialistischen Jugendarbeit teilhaben.
Und das muß die Bedeutung der 25- Jahrfeier sein, daß wir bemüht sein wollen, diesem Willen lebendigsten Ausdruck zu verleihen. Nur dann, wenn die große Masse arbeitender Jugend in den freien Gewerkschaften und in den Turnund Sportorganisationen der Arbeiterschaft mit der SAJ. gemeinsam kämpft, werden wir auch nach außen hin den Erfolg verbuchen können, den wir letzten Endes von unserem Birken erhoffen.
Sozialismus ist Ge meinschaft, erstrebt vor allem durch die Gemeinschaft der Werk. tätigen, die durch die bisherige Be sigverteilung in der kapitalistischen Gesellschaft von dem vollen Anteil an den Gütern der Kultur ausgeschlossen sind. In dieser Ge meinschaft bildet unsere Gemeinschaft der arbeitenden Jugend eine Gruppe, der besondere geschichtliche Aufgaben gestellt sind, vor allem diese: Nie zu ermüden im Wirken, Denken und Streben nach dem leuchtenden Ziel des Sozialismus!
Ludwig Diederich.
Freigewerkschaftliche Jugendarbeit.
„ Die Ursachen, ja die Notwendigkeiten, die das Jugendproletariat zum Zusammenschluß gedrängt haben, waren im Norden und im Süden die gleichen. Es war in erster Linie die wirtschaftliche Not, die den Jungen wie vordem den Alten den Organisationsgedanken einpaukte; die Hoffnung, durch vereinte Kraft, durch gemeinsames Handeln die Unerträglichkeiten ihres Berufsschicksals beseitigen oder doch mildern zu können."*).
„ Die ersten Kämpfe der proletarischen Jugendbewegung wurden, wie nach dem Anlaß zur Entstehung der Bewegung gar nicht anders möglich, um sozialpolitische Forderungen geführt. Die Schaffung eines wirksamen Jugendschutzes stand im Mittelpunkt des Lebens."**)
Die freie Gewerkschaftsjugend sieht die Wurzeln ihrer Organi