Jugend- Vorwärts
Rr. 1
Beilage zum Vorwärts
1. Februar 1930
Fortschritte in der Jugendarbeit.
Schulungswoche für teltende Funktionäre, ein Rurfus für Musi fanten und Jugendchorleiter, ein Rurfus für Rote Falten, und Zeltlagerarbeit und ein Rurfus für Innenspiele und Wolfstänze, Ferner wurden in der Hochschule für Lelbesübungen in Spandau , In der Bundesschule des Arbeiter- Turn- und Sporibundes in Leipzig und zum erstenmal in der Landesturnanstatt in München Lehrgänge für Spiel und Sportleiter veranstaltet, die von insgesamt etwa 150 Jugendfunktionären besucht waren. Zu biefen zentralen Bec anstaltungen tommt noch eine große Zahl von Bezirks- und Unter bestetskursen.
Die Sozialistische Arbeiterjugend rüstet zu ihrer Reichstonferenz,| derartiger Schulungsturse statt, so wurden durchgeführt eine bie Ostern bieses Jahres in Lüneburg stattfinden wird. Der Ron ferenz wird ein Bericht über die Arbeit in den Jahren 1928 und 1929 vorliegen, und so weit jetzt schon bie abschließenden Zahlen zusammengestellt find, fann gesagt werden, daß sie die Aufwärts. entwicklung der sozialistischen Bewegung bestätigen. In der Defieat. lichkeit ist die Lebenbigfelt beutlich geworden durch ble großen Ber. anstaltungen des letzten Jahres. In erster Linie ist hier das Internationale Sozlafistische Jugendtreffen in Wien zu nennen, bas das größte Treffen dieser Art war und an dem die beutiche Sozialistische Arbelterjugend mit rund 13 000 Jugendlichen teilnalyn. Es spricht für ble straffe Organisation und die innere Lebenblgtelt der Bewegung, daß fast ein Biertel der Mitgliedschaft an dieser großen internationalen Rundgebung beteiligt war. Dem Umfang nach fleiner, aber in seiner Wirkung nicht weniger eindrucksvoll war ferner der Mittelbeutsche Jugendtag in Magdeburg , mit bem die sozialistische Jugend den sozialdemokratischen Parteitag begrüßte. Der Aufmarsch der Jugend vor den Delegierten ber Bartsi war ein neuer Beweis dafür, daß die Sozialdemokratie in der jungen Generation eine starte Anhängerschaft aufzuwelsen hat.
Daß es sich bei diesen Kundgebungen der Jugend nicht nur um eine leere Geste handelt, haben die Kommunalwahlen im Herbst vorigen Jahres bewiesen. Aus allen Bezirken, die an den Wahlkämpfen beteiligt waren, liegen Berichte vor, aus benen ble energliche Mithilfe der Jugend im Wahlkampf hervorgeht. Be fonbers umfangreich war die Unterstüigung der Jugend bei der Durchführung der Landagitation
Die Rührigkeit der Bewegung in ihrer öffentlichen Tätigkeit finbet eine wirtfame Ergänzung in der Entwicklung der Mitglieber zahl der Organisation. Seit Anfang des Jahres 1928 befindet sich die Sozialistische Arbeiterjugend wieder im Aufstieg. Das Jahr 1929 wurde mit 53 373 Mitgliedern begonnen. Diele Zahl dürfte fich bis Ende bes Jahres auf etwa 58 000 erhöhen, das ist eine Zunahme von mehr als 4000 Mitgliedern. Mit dieser Zunahme ist zwar das Ziel, das sich die Organisation in ihrer Werbearbeit gesteckt hat, bei weitem noch nicht erreicht, denn es soll versucht werden, Die Mitgliederzahl der Jugendorganisation zur Mitglieberzahl der Barteiorganisation in ein Berhältnis von 1: 10 zu bringen. Das würde im Augenblid eine Mitaliederzahl von rund 100 000 für die Jugendorganisation erfordern. Trotzdem bebeulet bie Zunahme einen großen Erfolg. Die Schwierigkeit liegt borin, daß heute wieder um jeden einzelnen Jugendlichen geworben werden muß und daß sich der Kampf um die Jugend in den letzten Jahren wesentlich verIchärft hat.
Die Sozialistische Arbeiterjugend hat es stets abgelehnt, thre Anziehungskraft auf die indifferente Jugend dadurch zu steigern, daß sie den primitioften Bedürfnissen diefer Jugendlichen Rechnung trägt, sie hat vielmehr versucht, durch eine Bertiefung ihrer Arbeit ble verschiedenen Zweige der Jugenderziehungsarbeit so auszubauen, daß sie durch ihre Qualität die Jugend feffein. Auch hier konnte im Jahre 1929 gule Arbeit gefelstet werden. Einige Zahlen mögen das illustrieren. Die Auflage der Verbandszeitschrift Arbeiter Jugend" betrug am Jahresende über 50000. Sie ist noch heute die umfangreichste und bedeutsamfte Sugendzeitschrift der sozialistischen Arbeiterbewegung. Das Friedrich- Ebert- Heim des Verbandes, bas als Reichsferienheim der Organisation der Mittelpunkt vieler Starfe und anderer bisbender Beranstaltungen ist und ben Jugenblichen eine billige und gute Möglichkelt zum Ferienaufenthalt bietet, fonnte feine lebernachtungsziffer in Jahre 1929 auf 23 000 steigern.
Besonderer Wert wurde auf die Schulung der Funt. tionäre und Jugendleiter gelegt. Es fand eine größere 3ahl
Bon großer Bedeutung für die Bewegung war bie Umstellung ber Jüngerenarbeit auf die Rote Faiten Arbeit. Es wurde ein enger Kontakt zwischen den Roten Faltengruppen der Kinder freunde hergestellt, und im Laufe des letzten Jahres haben sich überall Rote Faltengruppen der Sozialistischen Arbeiterjugend ent wickelt. Die Folge dieser Umstellung war eine Steigerung bee Werbekraft unter den jüngsten Jahrgängen der schufentlassenen Jugend und eine Berjüngung der Mitgliedschaft überhaupt. In nächsten Jahr wird es die Aufgabe der Verbandsleitung sein, auch die Aelterenarbeit planmäßig zu gestalten. Hier wird es vor allem barauf antommen, die Bildungsarbeit so weit als möglich zu vers einheitlichen und im übrigen den Uebergang der älteren Mitglieder in die Partel zu fördern. Die Zahl der jungen Bartelmitglteber ist in den letzten Jahren erfreulich gestiegen, und es wird auch Aufgabe der Partel sein, der Arbeit an den jüngeren Bartelgenoffen ihre erhöhte Aufmertfamfelt zuzuwenden.
Bemerkenswert ist ferner der Versuch, die Werbung der
Bewegung unter den Schülern der höheren Lehranstalten gi fördern. In Bertin und in einigen anderen Orten bes Reides alleder ber S2, die höhere Lehranstalten besuchen, zu besonderea wurden sozialistische Schülergemeinschaften gebildet, die die Mit Beranstaltungen zusammenfassen. Der erste Erfolg dieser Arbeit
ist gut.
Die Ausgestaltung der Arbeit hat auch eine spezielle Durch beratung ber einzelnen Gebiete ber Jugenderziehung erforderlich gemacht. Es wurden deshalb im Laufe des Jahres sogenannte Fachausschüsse ins Leben gerufen, die die Aufgabe haben, auf ihrem Fachgebiet Borschläge für bie praktische Arbeit zu machen. Es besteht zur Beit je ein Fachausschuß für Jugenderziehung, für Jugendbildung, für Wandern, Sport und Spiel und für Feste und Feiern, Musit und Gesang.
Unter den größeren Veranstaltungen ist ferner zu nennen eine gemeinsame Tagung der brel sozialistischen Jugend organisationen, der Sozialistischen Arbeiterjugend, des Allgemeinen Deutschen Gewertschaftsbundes und der Zentraltommission für Arbeitersport und Körperpflege. Die Tagung. Die Ende September in Dresben stattfand, brachte einen weiteren Fortschritt in der Bujammenarbeit der drei Organisationen. Es wurden Fragen der Jugenderziehung und die Stellung der sozialistischen Jugendverbände gegenüber den staatlichen Einrichtungen für Jugendpflege behandelt. In der legten Zeit sind in verschiebenen Orten des Reiches fozia listische Jugendkartelle gebildet worden. ble ebenfalls as Ziel einer planmäßigen Zusammenarbeit verfolgen, und es ist zu hoffen, daß das neue Jahr diese Entwidiung noch weller vorantreiben wird.
Im ganzen taun gefagt werden, daß die sozialistische Jugendbewegung gefestigt basteht, daß es ihr gelungen lit, ihren zahlen mäßigen Einfluß zu steigern und daß auch die Boraussetzungen für einen weiteren Aufstieg der Bewegung in der nächsten Zukunft durchaus gegeben sind.