Proletarierjugend.
und Berzweiflung. In den Städten gab es schon begrenzte Arbelts. zelt, brauchbare Volksschulen, Spitäler und Bersorgungsheime, auf
Gedanken eines siebzehnjährigen Erwerbslosen.d bem Lande ein Arbeitstag ohne Grenzen, überfüllte, einklassige
Nacht liegt über der Stadt. Sturm heult burch herbstlich entblätterte Bäume, rüttelt an wadelnben Breiterzäunen, Strömender Regen flatscht gegen die Fensterscheiben. Verlassen liegen die holprigen Straßen, von fladeruden Gaslaternen mystischen Glanz erhaltend. Alles Leben scheint erstorben. Nur das Element wütet, vor bem sich Mensch und Tier scheu in alle Winkel verkriechen.
In der niedrigen Slube eines baufälligen Hauses fißt ein junger Mensch. Vor ihm liegen Bücher. Philosophische, sozialistisch marristische. Hefte und Beitel, halbbeschrieben, liegen herum. Der Junge hat die Hände in den Haaren vergraben. Das Lesen fällt ihm schwer. Aber es brennt in thm. Er muß wissen, viel wiljen. Er fucht und ringt nach klarheit über die Rätfel der Welt. Was ist es,., was ble Welt im Innersten zusammenhält?..."
Jetzt fchwelfen feine Augen über die Aermlichkeit der elterlichen Jetzt schwelfen feine Augen über die Aermlichkeit der elterlichen Wohnung. Proletarierwohnung- Proletarierleben- Es liegt ein unfäglich gequälter und doch gleichmütiger Zug in diesem Blid. Doch ist es nicht schwachwillige Resignation. Atttfuge Selbstironie, Hohn und Verachtung liegen barin. So leer ist es in thm. D, alles um ihn ist eine unendliche Leere.
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Bolksschulen, teine ärztliche Hilfe, ein langfames, quafvolles Sterben der Alten. Nun lam ble technische Entwicklung. Heute spannen sich bie elektrischen Leltungsdrähte filometerwelt über das Land, und Fabriken entstehen nicht nur dort, wo Kohle vorkommt, sondern auch an allen möglichen Orten inmitten des flachen Landes. Und der gefnechtete Bandproletarier hört die Girnen, die den Arbeitsschluß in der Fabrik ankündigen, und er denkt sich: Sezt ist's auch für mich gemug! Der Organisationswille und der Kampfesmut der Industrie arbeiter überträgt sich langsam und sicher auch auf den Profetarier des Landes. Dazu kommen die zahlreichen landwirtschaftlichen Maschinen, zu deren Bedienung in immer höherem Ausmaß wohl. geschulle Arbeiter notwendig sind. Aber bleje technische Entwicklung allein bringt uns noch nicht die Befreiung des Landvolles aus Jahr. hunderte after Stlaverel, sie schafft nur die Borausjegungen zu diesem Befreiungskampf. Der Kampf felber muß von den Menschen gewollt und geführt werden. Eure Aufgabe, ihr jungen Genossen und Ge noisinnen, wird es fein, biefen Kampfeswillen in ber ländlichen Jugend zu wecken, zu schulen und zu stühlen. Eure Generation wird es sein, die die geschichtliche Aufgabe hat, das Bandproletariat einzus gliedern in die große, tampfesfrohe Armee ter arbeitenden Menschen. Darum wünscht euch die Partel, daß ihr in dieser Schule all bas lernen möget, was ihr für die große Aufgabe braucht, die euch bevorsteht."
Er fiest nicht mehr, lann nicht lesen. Die Trostlosigkeit, die Dede felner Umgebung friecht ihn ins Gehirn, lähmt sein Denken. Es fröstelt ihn Er schraubt die Lampe etwas ein. Im Halbbunkel erscheint sein blaffes Geficht noch welßer und schmaler. Er stützt beide Hände auf. Denkt. Die Gedanken überschlagen sich. Was foll Gosialistische Jugendarbeit in der Tschechoslowakei . dieses Leben? Hat es einen Sinn, fich so zu quälen, fich fo quälen zu fassen? Wie ungeheuer geistlos, wie banal ist doch das Leben. Der Sozialistische Jugendverband für die deutschen Gebiete ber Jeben Tag früh 6 Uhr musstehen, arbeiten in ewiger Gleich Tschechoslomatischen Republit hielt am 11. und 12. Jamar in Brag mäßigkeit mit steigendem Wiberwillen und so Jahr für Jahr, eine Tagung seiner Berbandsvertretung ab. An den Berhandlungen vielleicht ein Leben lang!? Nein, das fann ich nicht! Wie grau- nahmen neben den Delegierten des Berbandes als Vertreter ber sam ist das Leben! Alles bäumt sich in ihm euf gegen diesen Seele tschechoslowakischen Oganisation die Genossen Doorat und Kajal, als und Geist tötenden Zwang. Ich will es nicht! Ich will etwas ganz Vertreter des Parteivorstandes ber Genoffe Dr. Heller teil. Die anderes, Wertvolleres tun. Ich will ganz aus mir alles heraus. Tagung war eine ausgesprochene Arbeitstagung, in ber die nächsten holen, alles für die anderen, für bie Gesellschaft, aber ich milf babei Aufgaben der Bewegung festgelegt wurden. Am Vormittag ers Mensch fein! Gerabe babel Mensch sein. Für die Menschen.... statteten Genosse Geißter als Berbandssekretär und Genosse Materna als Kasslerer über ble organisatorische Lage des Ber bandes Bericht. Die Entwicklung der Organisation Im Jahre 1929 war zufriedenstellend.
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Was bin ich jest? Ein Spielball willkürlicher Zufälle, benen ich nicht entrinnen tann. Ein Unverstandener, Berspotteter, in geist fofe Umgebung hineingezwungen. Ueberall nur Enttäuschung, Niebrigkeit, Stumpffinn, Egoismus findend. Nirgends Geist, nirgends In der Nachmittagsfigung behandelte Genoffe Dr. Heller in umpersönlicher fämpferischer beaftsmus. Alles eine erschredenbe, einem ausgezeichneten Referat die politische und wirtschaftliche Lage, quälende Leere. Familiengfüd? Liebe?... Was ist Liebe?!... in dem er auch ausführlich auf die Frage der Regierungsteilnahme Eine einzige verzehrende Sehnsucht ist dieses Leben. Die Zu der deutschen Sozialdemokratie einging. Der Berbandsvorsigende, funft ist ber einzige rettende Strohhalm. Ober doch nicht Stroh. Genosse Kern, behandelle bie politischen und wirtschaftlichen Aufhalm?! Soll denn die Erfüllung ewig Illusion sein? Ist das gaben des Verbandes. In einer einfümmig angenommenen Ent Leben nichts als Trug und Schein? Warum sebe ich dann noch? schließung sicherte ble fozialistische Jugend der Partei alle Unter Ist es nicht besser, alles auszufäßchen?... Aber nein, tausendmal stügung in ihrem schweren Kampf zu und sprach fich für die gemeins nein! Das wäre Feigheit, verantwortungslos. Wir dürfen nicht ver- fame Arbelt mit den foglaldemokratischen Jugendorganisationen der zwelfeln! Wir mliffen bas Leben bezwingen! So jung und Tschechoslowakei aus. Die Entschließung faßt dann die Forderungen schen Bessimist, schon refignieren! Mit 17 Jahren liegt noch viel zusammen, bie bie fozialistische Jugend zu stellen hat, u. a. wire vor birt D, er weiß ja, er ist noch Bessimist. Dieser Besimismus gefordert die Schaffung eines Jugendwohlfahrtsgesetzes, der Ausbau ist nur ein Durchgangsstabium feiner geistig- feelisch- förperlichen Ent- der Fürsorge für die erwerbslose Jugend, der Ausbau des Fort wicklung. Endlich wird auch ihm Erfenninis feines Lebenszieles bildungsschulwesens, Umgestaltung der Gewerbeordnung, Gesund werden. In der notwendigen persönlichen und gesellschaftlichen Be- heitsfürsorge für die arbeitende Jugend, Schaffung von Jugend. grenztheit feines Strebens, in der Wirklichkeit selbst wird er teine erholungshelmen und Sicherung und Erwetterung des Urlaubs. Im Enttäuschung und Berzweiflung mehr empfinden, nein, damit wird Kampfe gegen den Mifltarlamus wird die Forderung auf Herab. er sich abfinden, ja vielleicht auch glücklich sein können. Und bann sehung der Dienstzeit auf zwölf Monate, die Demokratifierung bes wird er ein erfolgreicher Kämpfer feiner Klasse sein. Heerwesens und ble Wieberherstellung der politischen Rechte der Soldaten verlangi.
Das alles geht ihm durch den Kopf. Mit solchen Speku. fationen über sein fünftiges Leben aber ist ihm für sein jetziges reales Gein nicht viel geholfen. Draußen tobt es. Er schreckt zufaminen, erwacht zur augenblicklichen Wirklichkeit. Der Schädel brummt. Er fühlt sich ganz elenb. Zweifelnb, finnverwirrend wird Ihm das Chaos feiner gequälten Seele bewußt. Draußen aber rast das Element..
Ernst Keßler.
Aus der Jugend- Internationale
Ene Landarbeiterfugendschule in Desterreich. Der Berband der Soziefifilschen Arbeiterjugend Deutschöster. reichs hat am 12. Januar bie erste Landarbeiterjugendschule in Wien eröffnet. 36 Funktionäre und Funktionärinnen aus dem Lande nahmen an einem vierzehniägige Kurjus tell, in bem bie Brobleme nahmen an einem vieczehntägigen Kursus teil, in dem die Probleme ieht dazu überpehen will, die Bandgebiete planmäßig zu bearbeiten. Die Begrüßungsansprache hielt der Genoffe Dr. Dito Bauer,
er führte aus:
„ Das neunzehnte Jahrhundert hat eine gewaltige Stuft zwischen ben industriereichen Städten unb bem flachen Lande aufgeriffen, wo Roble war, pob es Fabriken, gab es trotziges und fämpfendes Brofetariat. Auf dem Lande braußen aber lebte das Lanbprole. tariat, lebten die Kleinbauern in furchtbarster Not, in Troftlofigfelt
Ueber die Notwendigkelt einer regelmäßigen und systematischen Bildungsarbeit fprach Ernst Paul . Seinem Vortrag folgte eine. anregende Debatte über diese Frage. Ein weiterer Tagesordnungs punt war die Frage ber Zusammenarbeit der sozialistischen Jugend und Erziehungsorganisationen. Es wurde ein welterer Ausbau des Reichserziehungsbeirats gefordert.
Die Tagung war von großer Bedeutung für ble Organisation. Der gute Verlauf berechtigt zu der Hoffnung, daß die Bewegung im neuen Jahr weitere Fortschritte erzielen wird.
Gemeinsame Beratung in der Tschechoslowakei . Der ständige Ausschuß der deutschen und tichechischen sozlaf. demokratischen Jugend trai am 10. Sanurar zu einer Sigung zu sammen. Gegenstand einer eingehenden Aussprache bildeten ver schiedene aktuelle Fragen wirtschaftlicher und sozialpolitischer Natur, für deren Berwirklichung der Ausschuß geeignete Maßnahmen be Schloß. Die Sigung beschäftigte sich auch mit der von den sozla. fistischen Bartelen angestrebten Herablehung der militärischen Diensis zeit und erklärte, daß die arbeitende Jugend reftios hinter dieser Forderung stehe. Ferner wurde der Beschluß gefaßt, zu ben Sizungen der Verbandsvertretungen fidy gegenseitig zu belegieren und auch die gegenseitige Befchichung der Stretskonferenzen zu veranlassen, Außerdem wurde die Beranstaltung eines gemeinsamen Jugendtages Im Jahre 1932 in Aussicht genommen. Die Gigung verlief in voller Einmütigkeit.