Later Nr. 15.
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Diefe Beitung erscheint brei Mal ind dentlich, nub zwar: Dienkage, agsfe Donnerstags n. Sonnabends Abends.
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bonnements: Preis Uhr, as Berlin incl. Bringerlohn viertelcing beli prauumerando 17, Sgr., mo seli% Sgr., einzelne Nummeru 1.; bei ben Bostämtern in Breußen 10 gr, bei ben außerpreuß. Bosam teen in Deutschland gleichfalls 16 Sgr. ( 56 Kreuzer bb. Währ.)
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itlich* Das Urtheil der Presse über die fociale Bewegung
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ist meißtentheils so haarsträubend dumm, daß es ge= radezu unmöglich ist, ernsthaft dasselbe zu behandeln. Nur äußerst felten findet sich eine logisch gedachte Besprechung der Arbeiterbewegung; und wir wollen Arb deshalb eine in der letzten Zeit erschienene Reihenfolge von Leitartikeln der Post" erwähnen, welche, wenn auch von gegnerischem Standpunkt aus ge= schrieben und von dem vulgären Gespensterglauben an die gewiffenlofen Agitatoren" beeinflußt, doh einen Uhr richtigen Grundgedanken über den Zusammenhang der focialen Zustände mit der Arbeiterbewegung erkennen Frage laffen.
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Die in Rede stehenden Artikel beginnen wie
folgt:
Die Erfolge, welche die Social Demokraten bei den Reichs der tagswahlen, und jetzt auch bei der engeren Wahl in Elberfeld davon getragen haben, zwingen die bürgerliche Gesellschaft n wol endlich wider ihren Willen, mit dieser socialen Bewegung fich 1, B zu beschäftigen. Vor einigen Jahren gehörte es noch zum en, if guten Ton, die Existenz einer socialen Frage furzweg in Abrebe zu stellen; und wenn Jemand fich erlaubte, von Gefah ern zu reden, die ans den socialen Berhältnissen erwachsen fönnten, fo pflegte man zu erwidern, es sei ein durchaus vergeblicher Bersuch, vernitnstigen Menschen durch Beschwörung des rothen Gefpenftes" Besorguiß einzuflößen. Diese schö Inten, nen Tage von Aranjuez " find vorüber; das Gespenst" hat Deld, feine Wefenheit in den Tagen der Commene und neues usjut dings zu Carthagena sehr fühlbar zu machen gewußt, und in tenen Deuts& land ist diejenige Bewegung, an deren Spize die So helter cial- demokratie steht, so mäktig geworden wie es das Urth Wahlresultat eben ergiebt.
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Die„ Post" wirft alsdann die Frage auf:„ ob in den allgemeinen Verhältnissen der Arbeiter, wie diefelben wahrscheinlich in der vor uns liegenden Beriode fich gestalten werden, Gründe für eine Ber wiftärkung der social demokratischen Partei enthalten und find, oder ob ein Stillstand, oder Rückgang im noff Wachethum der Partei zu erwarten ist." Und bei Fefte Beantwortung dieser Frage ist insbesondere der letzte
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Artikel der Reihe zu erwähnen, welchen wir hier folgen lassen; er lautet:
Nachdem wir festgestellt, wie es gekommen ist, daß trot änge des durch Erhöhung der Produktion bewirkten Steigens der and Arbeitslöhne die Social- Demokratie an Ausbreitung gewonnen Dies hat, glauben wir als feftfehend betrachten zu dürfen, daß
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die Periode der Ueberproduktion abgeschlossen ist ard und wie bereits in die Periode der Ebbe eingetreten find. Ueber die Ursachen dieses Wechsels brauchen wir an und dieser Stelle uns nicht näher auszulaffen; es genügt, im Allgemeinen darauf aufmerksam zu machen, daß die Entwicke u de lung der fecialen Berhältnisse unter demselben Gesetze des Wechsels von Fluth und Ebbe, des Auf und Niedergange, igsha des Altion und Reaktion, steht, welche das politische Leben beherrschen.
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Schon machen sich die Folgen der auf socialem Gebiete eingetretenen Reaktion bemerklic; der Geschäftsstille, d. h. der Erschlaffung der Nachfrage nach Produktionsgegenständen rau folgt mit Nothwendigkeit die Einschränkung der Prorem buttion selbst; die Nachfrage rach Arbeit erlischt; in den
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Fabriken wird die Zahl der Arbeite stunden verkürzt, so weit in der Lohn nach der geleisteten Arbeitszeit si regelt; es treten Entlassungen von Arbeiten ein, die, erwerblos geworden, das Arbeitsangebot fteigern, und als ganz naturgemäße Folge wird der Arbeitslohn, der in der hinter uns liegenden Beriode von Stufe zu Stufe gefliegen, allmälig zu finten beginnen.
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Sat man bisher schon häufig Beranlaffung gefunden, über die Gestaltung unserer socialen Verhältnisse zu tlagen, so werden die wirklichen Nachtheile derselben sich doch erst in der jetzt beginnenden Periode der iheit Ebbe fühlbar machen. Fra eine Maffe von Arbeitskräften in die großen Städte gefodt, Die hohen Arbeitslöhne haben e he und die der Gegenwart eigenthümliche Beweglichkeit, durch die Vervollkommnung der Berkehrsmittel und die sociole Ge fetzgebung gefördert, hat es auch der unbemittelten Maffe ann leicht gemacht, die große Auswanderung vom Lande und aus 3.& den Landstädten in das Eldorado der Großstädte zu vollziehen. So lange auf allen Gebieten des wirthschaftlichen Lebens der Drang nach Steigerung der Produktion herrschte, so lange war jeder rene Antömmling willkommen und fand mit Leiatigkeit eine lohnende Thätigkeit. Wenn nun aber in den Großflädten Geschäftslosigkeit zu herrschen anfängt und Arbeitslosigkeit eintritt, so wäre es natürlich, daß nun eine, der Stärke der bisherigen Einwanderung entsprechende tigun Rückwanderung aus den Großstädten in die verlassenen Dör fee und Landfädte eintrete, welche dem Zustande der Zusam mendrängung arbeitsloser Massen in den Großstädten ein Ende machen, oder doch die Nachtheile und Gefahren dieses Buflandes wesentlich vermindern würde. Jedoch willig läßt die Menge von der aufwärts steigenden Fluth fich in emportragen; aber nur widerwillig und im alleräußersten
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Falle, wenn es vielleicht zu spät, will die Menge mit der Ebfe zurüd tehren, hisabfieigen. Dazu kommt, daß die gegenwärtige Jahreszeit nicht geeignet ist, um die verlassene Feldarbeit wieder aufzunehmen.
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Such muß man nicht vergessen, daß der sog. ,, Standard of life"( ie gewohnheitsgemäße Lebenenothdurft) unserer arbeltensen Klaffen fich wesentlich erhöht hat, befizenden Klaffen fast regelmäßig als verfehrt betrachtet wird, während doch in dieser Beziehung der Tadel nur dann berechtigt ist, wenn die Lebensgewohnheiten zu wirklich unpaffenden oder gar unfittlichen geworden sind. Die arbei tenden Klassen werden indessen alle Kraft auf bieten, um den errungenen Standard of life zu behaupten; und wer hier ohne Weiteres herben Tadel aus. sprechen möchte, der erinnere fich an die zahlreichen Beispiele aus der gebildeteren Klaffe, die zeigen, daß erhöhter Lurne, denen eine überaus günftige Gestaltung der Geschäftslage während einer kurzen Zeit rechtfertigte, vielfach bis zum Tage vor dem Bankerotte, während einer langen Zeit ungerechtfertigt, fortgefeßt worden ist. Gewiß wird ein solches Ver halten getadelt, mit Recht getadelt; aber der minder gebildeten Klaffe gegenüber müssen wir milder urtheilen, wenn wir als sehr fchwer es anerkennen, erhöhtem Lebensgennsfe wieder zu entsagen.
Geit diese hier angedeutete absteigende Entwickelung weiter, so tommt der Augenblic, in welchem die Noth ein gebieterisches Wort spricht. Wir hoffen, daß wir vor solchen traurigen Zuständen, die durch jenes Wort caratterisiet find, bewahrt bleiber, fie find die äußersten Konsequenzen der Hypertrophie, an welcher unsere Großstädte leiden; die brodlos auf das Straßenpflaster geworfene Arbeitermaffe ift ein willenloses Werkzeug in den Händen gewiffenloser Agitatoren;(!) doch haben wir keinen Grund, am an einen ge waltfamen Zusammenstoß zu glauben, weil derselbe unter unseren Verba taiffen für die Agitatoren durchaus aussichtslos fein witede.
Wenn aber Entbehrungen für die arbeitende Klaffe nothwendig werden, so wird die Erbliterung gegen die besitzende Klaffe, die schon jetzt, meif ohne Grund,(?) vorbanden, fich weiter verbreiten und anwachsen und die Social Demos fratie wird in diesen Zuständen wirkungsvolle Bundesgeroffen finden; denn die Zeit der Ebbe ist es, in welder naturgemäß die Saat der destruktiven Zendenzen aufgeht.
Wir glauben also eine noch stärkere Entwidelung der Social Demokratie als wahrscheinlich voraussetzen zu dürfen, dafern alle, zum Widerstande fähigen Elemente fortfahren, die Hände in den Schooß zu legen.
So weit die" Post".-
Es ist anerkennenswerth, daß der vorstehende Artikel nichts von der albernen Manier enthält, wodurch sich die Manchestermänner über die Arbeiter bewegung und den Börsenkrach nebst Arbeitsstockung hinwegseßen; denn jene verwechseln einfach die Strikes mit der tiefgehenden socialen Bewegung und meinen naiv, weil durch die Arbeitsstockung weitere Lohnerhöhung unerreichbar wird, müßten jezt die Arbei ter demüthig zu Kreuze friechen und die Allgewalt des Kapitals anerkennen.
Das wäre nun freilich ganz schön, wenn nur nicht die bösen Socialisten existirten, durch deren Bemühungen ein gut Theil der Arbeiter von der politischen Dekonomie genug Verständniß bekommen hat, um zu wissen, daß die Krisis tein Naturereigniß, sondern die Folge ter planlosen Produktionsweise ist, und daß die Arbeiter zur Abhülfe des Nothstandes weder in den Kirchen, noch in den Comtoirs zu Inieen brauchen, sondern eine neue Produktionsweise erringen müssen.
Die" Post" hat daher ganz Recht, wenn sie meint, daß die Social Demokratie in der bevorstehenden Periode erst recht zunehmen wird. Nur darin irrt dieselbe, daß fie meint, es hänge die allgemeine Bewegung irgendwie von künftlicher Agitation ab.
Um dergleichen zu behaupten, sind wir Agitatoren selbst viel zu bescheiden. Eine historische Nothwendigkeit ist es vielmehr, welche jetzt die Arbei terklaffe in dieselben Bahnen drängt, welche vor ihr der dritte Stand siegreich beschritten hat, und der einzelne Mensch kann sich zwar seinen Bosten, seine Partei wählen, aber er ist nur ein an sich unbedeutender Theil des großen Stromes.
Politische Uebersicht.
Der Kampf der preußischen Regierung mit den katholischen Bischöfen ist jetzt bis auf den Gipfelpunkt gefteigert worden. Das erste Mitglied des höheren Klerrs ist jetzt verhaftet, nachdem sein
4. Jahrgang.
Bestellungen werben auswärts bei allen Bostämtern, in Berlin in der Erpebt tion, sowie bei jebem Spebiteur ento gegengenommen. 3nferate( in ber rpebition anfangeben) werben pro breigespaltene Petit- Belle ober beren Raum mit 4 Sgr. berechnet: Arbeiter Annoncen bie breifpaltige Beile oder deren Raum 1 Sgr
pfändbares Vermögen durch die wegen Uebertretung der Kirchengesete verhängten Geldbußen erschöpft worden ist. Es ist der Erzbischof von Posen, Le= dochowski, welcher in der Nacht zum 3. Februar verhaftet und mittelst Extrazuges nach Ostrowo abge= führt wurde.
Ein Opfer des Börsenkrachs ist der bekannte österreichische General Gablenz geworden. Durch Spekulationen vermögenslos geworden und vielleicht in zweideutige Verhältnisse verwickelt, hat er sich erschossen. Im Alterthum tödteten sich Feldherren, wenn sie ihren Ruhm in einer Schlacht verloren hatten, oder ihr Vaterland rettungslos verloren war, jezt nehmen fie fich das Leben als bankerotte Börsens jobber. Welche Jämmerlichkeit unseres tintenfferenzen Säculum! Und doch war Gablenz der Sie ger von Deversee und Trautenau - jedenfalls noch einer der Besten seines Standes. Er ist eben ein Opfer der Korruption, welche der heutigen sellschaft als Todeskeim inne wohnt.
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In der französischen Nationalversammlung fam es am Sonnabend zu einer interessanten, äußerst erbitterten Debatte, indem das Projekt der Regierang, um 78 Millionen Francs jährlich die indiretten Steuern zu erhöhen, Seitens des Abgeordneten Lockroy energisch angegriffen wurde. Der selbe sprach sich in folgender Weise aus: Der Minifter Magne habe früher die von ihm verlangten neuen Steuern im Betrage von 78 Millionen als vorübergehend bezeichnet, während er sie jest dauernd einführen wolle; er hatte also feinen wahren Plan verheimlicht, um die anderweitigen ihm vorgeschlagenen Auskunftsmittel nicht prüfen zu brauchen. Die Unmöglichkeit der vom Ausschuß verlangten Erhöhung der Alkoholsteuer sei vom Finanzminister schla= gend nachgewiesen worden. Die Vereinigten Staaten mußten ihren Zuschlag auf die Alkoholfteuer wieder abschaffen, da er eine absolute Verminderung der Steuereinnahme zur Folge hatte. Die gleiche Erfahrung machte die Stadt Paris , die statt der veranschlagten sechs Millionen, nur drei einnahm. Die Glassteuer würde sofort eine Verminderung der Produktion und die Brodlosigkeit eines Drittels der in dieser Industrie beschäftigten 27,000 Arbeiter nach fich ziehen, wie es in Paris mit der Spiegelindustrie der Fall war, als fte mit einer Tore belegt wurde. Die Steuererhöhung auf den Frachtverkehr sei ver derblich für die Industrie. Auch die Besteuerung der Wechsel hemme den Verkehr. Beide, Kommission und Minister, hätten nicht die unumgängliche Nothwen digkeit ihrer neuen Steuern bewiesen. Der Minister wiederhole gern den Satz:„ Wir nehmen das Geld, wo wir es finden." Diesen Saß habe man im Mittelalter angerufen, um die Juden zu plündern. In Wahrheit wolle man das Geld da nehmen, wo es nicht zu finden sei, indem man beharrlich mittels der indirekten Steuern auf die ärmeren Klassen drüde. Den 1300 Millionen indirekter ftänden nur 350 Millionen direkter Steuern gegenüber. Weshalb man statt Auflage neuer Steuern nicht die 40 Millionen jährlicher Zinsgaran tieen, die man den Eisenbahnen auf Grund der unter dem Kaiserreich abgeschlossenen Verträge schulde, lieber stunde? Durch jene leider nicht revidirten Verträge habe man eine Finanzaristokratie geschaffen, die fich zum Vermittler des Handels and der Industrie gemacht habe und ihnen ihre Bedin gungen aufzwinge. Diese Aristokratie, bemerkt Redner, ist noch eben so mächtig, als unter dem Kaiserreich; für sie verurtheilt man die Arbeiter der Städte zur Arbeitslosigkeit und die Bauern zur Entbehrung."( Heftige Protefte rechts.) Präs. Buffet bemerkt dem Redner, man fönne nicht sagen, daß die Nationalversammlung die Arbeiter zur Arbeitslosigkeit verurtheile. Hr. Lockroy ruft: Ich hebe gefagt und hatte das Recht, zu sagen, daß die Finanzaristokratie, so wie sie unter der Juli monarchie und unter dem Kaiserreich cristirte und heute wieder vorhanden ist, die Arbeiter zum Feiern verurtheilt. Ich habe nichts zurückzunehmen.( Präs.
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