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Berlin  , Freitag, den 5. Februar 1875.

Neuer

Social- Demokrat

Eigenthum der Lassalleaner.

5. Jahrgang.

Redaktion und Expedition: Berlin  , Oranienstraße Nr. 8, SO

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Inzwischen fannst Du Dig dann am Kulturkampfe"

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Buge. Die Reichstag   majorität hat über die Rothen glorreiche Siege" erfochten; sie hat nicht nur durch Balentin'se Schluß anträge die unliebsamen Redner gründlich widerlegt, sondern sie hat auch tabuen Wathes die verhafteten Reichstagsabgeordneten im Gefängniß figen lassen, ohne Verfassungsänderung zu be­antragen. Most ist schlimmer, als ein Dieb," und Bebel gar ein Hochberräther"; tadele, o deutscher   Michel, daher die Volksvertreter nicht, und meine ja nicht, daß gerade fle gegen die Kultur Jämpfen, daß sie das Eigenthum und die Ded­nung gefährdeten, indem ihre Gefeßgebung den Spekulanten Thür und Thor   geöffnet hätte, daß fie die Familie zerstörten, indem sie Frauen und Kinder in Fabriken arbeiten lassen- denn, wenn Du allzu dentlich sprächest, so tönnte es Dir paffiren, daß Da Most und Bebel Gesellschaft leisten müßtest!

beziehen und mehr arbeiten soll; wunderschöne Aussicht, da allein in Preußen sechs und eine halbe Million steuer­140 Thaler jährlichen Einkommens haben! pflichtiger Staatsbürger nach amtlicher Schätzung weniger als Doch halt wit vergaßen noch einen Troft den Rebläusen, ja, den Reb­länsen, diefen rothen Wühlern", geht man auch an den Kra­gen, natürlich, um den Weinkeller des Proletariers zu bes füßen, aus purer Arbeiterfreundlichkeit- so mußt Du,

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deutscher   Michel, nämlich annehmen, denn, wenn der Kulturkampf gegen die Rebläufe nicht im Arbeiterinteresse wäre, dann hätte der Reichstag   in der letzten Seffion ja tein einziges arbeiterfreund liches Werk vollbracht!

Und

Schreib' also din Bertilgungskrieg gegen die Rebläufe auf das Kerbholz der Arbeiter, braver deutscher Michel! Dann gehe bin, da Du ein Proletarier bift, und arbeite länger als bis­her, nimmt mit weniger Lohn vorlieb und unterschreibe einen kontrakt oder eine Fabrifordnung, die Dich zum treuen Knecht Deines Herrn macht. Alsdann ziehe Deinen Beutel und zahle Steuern, wie es einem guten Bürger geziemt, je mehr Soldaten, je mehr Steuern so spricht die Logit. wenn's dann zum glorreichen Kriege tommt, dann nimm den Schießprügel auf den Rücken, und wenn Du als Landsturmmann heil aus dem Felde zurückkommst und findest, daß Deine Familie inzwischen schmale Bissen gehabt, dann derke: Nan, mir ist wohl; aber wenn Du zum Krüppel geschoffen bist und von der Jnvaliden penfion lebt, auch dann dente: 3ch bin ruhmvoller Sieger, mir ist wohl. Und wenn Du im Kampfe fäüßt, dann ift Dir wahrlich am wohlften!

Naden zu tragen, deutscher Michel! Die fünf Milliarden flnd Wir ersuchen Diejenigen, die noch auf zwei Mo- berraucht; die Matrikularbeiträge der Einzelstaaten müssen erhöht nate des Quartals abonniren wollen, dies schleunigst Breuße, Sachse oder Bückeburger  , diesen neuen Zuwachs der merden, folglich wirst Du, braver deutscher   Reichsbürger, als zu thun. Steuerlaft zu decken haben. Bedanke Dich bei Dir selbst, denn Du haft ja Deine Stimme den Herren gegeben, die so libe­ral" beim Auftnöpfen Deines Stenerfädels verfahren. ergötzen. Der gegen die Schwarzen" wird mehr und mehr Langweilig, tommt aus der Mode und verläuft im Sande  , denn auf die Dauer backt eine Krähe der andern nicht nach den Angen. Ein Mahuruf an den deutschen   Michel. Aber der Kulturkampf gegen die Rothen, den die Liberalen als Schäßer des Eigenthums, der Dcdnung und der Familie" zu Die Reichstagsfeffion ist ist geschlossen. Welches Et- führen vorgeben, eniflammt auf's Neue; schon ift er im besten gebniß hat sie gehabt? Die Antwort ist sehr einfach: Mehr Kanonen, mehr Bajonette, mehr Militärlast, mehr Steuerlast, fogenannter Kulturfampf, Rebläuse  , eingesperrte Oppofitionemän­ner, ein antgefeß für die Kapitalisten und die fröhliche Aussicht auf ein Rontrattbruchgefeß nebst mehr Arbeit und weniger Lohn für die Arbeiter das ist die ganze Beschecrung!- Es ist hoffentlich für Dich sehr belehrend, wenn Du deutscher Michel kurz und bündig die herrlichen Ergebnisse überstehst, welche Deine liberalen", teichstreuen" und" arbeiterfreundlichen Ver­treter zu Stande gebracht haben; und wenn Du den gegenüber noch immer den deutschen   Michel herauskehren solltest, nun, daun verdienst Du eben die Ruthe und magft durch Schaden tlug werden. Wir Social Demokraten wollen teine Bollsschmeichler und Bolleverdummer fein, wie die übrigen Parteien; Jeder von une soll nach Kräften den Spiegel der Wahrheit vor die Augen Blicke, lieber Michel, statt dessen hin auf die rege Thätig­der Mitwelt halten, und der deutsche   Michel mag sich dann der feit jener von Dir gewählten Abgeordneten, die zwar zu anderen gegenwärtigen, wohin er durch seine Leichtgläubigkeit und Ber- Betten als treue Mitglieder der Fraktion Rubin  " lieber Austern­trauensfeligieit geräth. teller, ober das Orpheum besuchten, aber mit wahrhaftem Feuer­eifer auf dem Poften waren, als es die Magenfrage der Rapitalistentiasse, das Bantgefes, galt. Ja, das war ein Rampf, ein wahres Handgemenge, alle Barteien durch ein­ander gemischt! Da gait es, das heilige Eigenthum!" Und daß die großen Bettel- Bantlers nebst ihren Schwänzen und die einen gettellofen Bantiere mit den ihrigen fich nicht gegenseitig bei fleinem Feuer lebendig geröstet haben, das fommt nur dayer, daß wir gate Deutsde and keine Rothhäute find. Kannst Du, Der Jmpfzwang im deutschen Reiche wird immer rigo­o Miche, Deinen Vertretern einen so, heiligen Eifer für die In- roser. Das mit dem 1. April d. 3. in Kraft tretende Reichs­tereffen der Kapitalmacht verdenken? impfgefes legt mit dem§ 13 den Lehrern und Vorstehern die Pflicht auf, bei der Aufnahme neueintretender Schüler sich davon. zu überzeugen, ob diefelben geimpft find, und dafür zu sorgen, daß die nach dem Gesetz wieder zu impfenden Zöglinge dem Ge­fege genügen. Zur Ausführung des Gesetzes und zur Sicher ftellang der Schullehrer vor der im§ 15 des Gefeßes ange drohten Strafe sollen durch Polizeiverordnungen der Regierungen zur Nachachtung für alle im Gesetz bezeichneten Personen Bor lehrungsmaßregeln getroffen werden. Eltern, Pfleger, Vormünder der zur Impfung verpflichteten Schüler sind aufzufordern, bis zum Anfang des März eines jeden Jahres zu erklären, ob fle für ihre Pflegebefohlenen von der unentgeltlichen Impfung Se­brauch machen wollen. Im Falle der Vernelvung haben die Eltern u. s. w. das ärztliche Zeugniß über die anderweit gefeßmäßig be­wirkte Impfung in der Schule vorzulegen, ober den Beweis bet zubringen, daß der Schüler nicht impfpflichtig fel.

Also aufgetedt die Triumphe unserer Reichstagemajorität! Aufgewacht, deutscher   Michel!

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Mehr Kanonen, mehr Bajonette, mehr Militär­last, das ist das alte Lied, welches schon oft genug hat erklingen müssen, und welches doch noch immer nicht ausgesungen ist. Dies. mal ist es das Landsturmgefeß, welches das Boll mit dem eifernen Segen nen überschättet hat. The Familienväter frent Euch der Siegespalmen", die Each winten; bis zum 42. Lebens. jahre seid Ihr landsturmpflichtig; Ihr werdet nöthigenfalls von Haus und Hof hinwegmarschiren, in die Landwehr eingereiht wer­den und in Feindesland einrüden.- Hei, welche Lorbeeren lönnt Ihr da erkämpfen, wie könnt 3hr in Franzosenblut die Bajonette röthen! Oder denkt Ihr etwa an Weib und Kind daheim; was aus jenen wird, wenn Ihr fallt ober 31 Krüppeln gefchoffen werdet? Fort mit solchen Gedanken, die sind ja fecialistisch und tosmopolitisch! Fort, die Trommel ruft Euch doch zum Rampfe, fobald wir im nächsten Kriege auf zwei Fronten gegen zwei Großmächte schlagen müssen; selbst Einäugige und Hintende find noch im Landflurm verwendbar; schlagt Euch also die Ideen von Bölterverbrüderung aus dem Kopfe und dankt Euren Reichsboten, die Ihr ja selbst gewählt habt, daß fte auch dem Einängigen und Hinkenden es möglich gemacht haben, Si­gestorbeeren zu pflücken, Erbswurst zu effen und Rutschkelieder zu fingen.

Und Inzwischen, da gilt es, die Steuerlaft mit fräftigem

Thomas Münzer. ( Fortsetzung.)

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Die Arbeiter freilich, die sind anders besorgt und auf gehaben!" Für sie hatten die konservativen Herren eine von rührender Hamanität überfließende Interpellation, betreffend die Borlage eines Kontraktbruchgesezes, für ihre Betitionen aber wegen eines freien Vereinsgefeges, wegen Ausdehnung der Haftp it auf die Bauarbeiter, wegen Beseitigung der Lebensgefahr bet Berarbeitung giftiger Stoffe, wegen Aufhebung der Zuchthaus arbeit u. f. w., da gab es einen riesengroßen Papierforb, und in ihm sind die durch den bethlehemitischen Kindermord" aus der Welt gefofften Petitionen besorgt und aufgehoben". Michel, staune die Weisheit Deiner Abgeordneten an, Du haft fle ja selbst gewählt!

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Bei alle dem aber denke stets daran: Das haben die Reichsboten gethan, die ich selbst gewählt habe- ich, dem das allgemeine gleiche und direkte Wahlrecht zur Ver­fügung fland, Ja, das denke, deutscher Michel, und wenn Dich der Gebante nicht dazu bringt, die Schlafmüße vom Kopf zu reißen, dann bist und bleibst Du ewig der deutsche  Michel!

Politische Uebersicht.

Berlin  , 4. Februar.

So ist denn dem Arbeiter aus allen Reichstagsdebatten nur bas eine tröstende Wort geblieben, daß er selbst, um die Folgen der Gründerei und der Handelskrise auszuwezen, weniger Lohn beugten breimal vor den Fürsten   ihre Anice und überlieferten ausgezogen und ein Welb genommen." Und der junge Landgraf thuen gegen die schriftliche Zusage der Gnade die Schlüffel der fiel ein:" Münzer, laß dir das nicht leid selv, sondern laß dir Stadt. Sobald aber das fürstliche Kriegsheer in dem Erzleger das leid sein, daß du die aufrührerischen Leute gemacht hast, und neft" war, legten sie den Bürgern anf, alle Waffen auszuliefern; traue dennon Gott, er ist gnädig und barmherzig, er hat seinen der ewige Rath wurde abgefest, der alte wieder hergestellt; Bir- Sohn für dich in den Tos gegeben." germeister Sebaftian Kühnemund am Leben gestraft, mit ihm eine Da erhob sich der Angeschmiedete; weder die gräulichen Reihe Bürger, wie der Zufall oder Privathaß sie aufgriff, ohne Marter der Folter und der Haft, noch der Aublic des Todes Urtheil und Recht. Die Außenwerke der Stadt wurden der Erde hatten die Kraft dieses Geiftes zu lähmen oder zu brechen ver­gleich, die alte Reichsstadt zu einer Fürstenschußstadt gemacht; ihr mocht. Laut und zusammenhängend sprach ex im Ring. 300 Goldgulden als jährlicher Tribut an jeden der Fürsten   aufgeftand, daß er, allzu Großes, daß er über feine Kräfte Gehen erlegt, dazu die Entschädigung aller Edelleute im Eichsfeld   und Schwarzburgischen; alle Waffen, Pferde, Schäße aus der Schaß kammer wurden genommen und die völlige Ausplünderung und Zerstörung nur durch 40,000 Gulden Brandschatzung abgelauft. Bier, im fürstlichen Lager von Mühlhausen  , war es, wo ein Ritter vor Münzer's unglücklicher, schwangerer, janger Frau öffentlich hiuknieete und an fle begehrte, daß sie sich seinem Belüfte ergebe.

Zu Shlotheim vereinigten sich Churfürst Johann und fein Sohn und bald darauf auch Philipp und Dito von Braun­schweig mit den verbündeten Fürften, und Mühlhausen  , das seit dem Abend des 19. Mai berannt war, wurde nun auf drei Seiten belagert. Die Dörfer warden niedergebrannt. In der Stadt, in der Pfeiffer befehligte, und 1200 Bürger in Waffen und mit Borräthen auf lange versehen waren, zeigte sich auf bas erste Schreiben der Fürsten  , worin sie, unter Zusage der Scho sung aller Unschuldiger, unbedingte Unterwerfung und die Aus­lieferung der Rädelsführer verlangten, bei einem Theil der Bür­ger Neigung zu Unterhandlungen. Diese wuchs, als Bresche ge­schossen und der Sturm vorbereitet wurde. Pfeiffer widerfeste ft, so sehr er fonnte, and von den gut gezielten Schüssen der Bertheiofrer fiel Mancher im fürftligen Lager. Als aber kein Entfaz tam, als die Partei, die eber fich mit Gnaden strafen laffen, ale mit Ungnaden Leib und Gat fammt der Stadt der fleren wollte", die Oberhand erhielt und mit dem Churfürften von Sachsen Unterhandlungen anknüpfte, und er Alles verloren fah, cuiwich er in der Nacht des 24. Mai mit 400 feines An­hangs aus der Stadt, um zu den Oberfranken   sich durchzufchla­gen. Auch Andere entwichen. Die Bürger, welchen eben damit eine Hauptbedingung ihrer Begnadigung aus der Hand war, faber fich Morgens befiürzt an. Sie fandten an diesem Tage, es war Himmelfahrt, der 25. Mai, 600 ihrer Frauen mit zer­riffenen Kleidern, nedten Füßen und fliegenden Haaren, und 500 Jungfrauen mit Wermuthkränzen auf dem Haupt, hinaus in's Fürstenlager, um Gnade zu erflehen und den Fürften ihren eige- Auch Münzer wurde aus dem tiefen Thurm zu Heldrungen  aen Brief zu überreichen, worin fle der reulgen Stadt zugefagt, hervor und in's Lager vor Mühlhaufen geholt, um hier, an den eller Unschuldigen zu schonen. Frau Biebich machte die Spreche. Wagen festgeschmiedet, enthauptet zu werden. Als er im Ring rin. Die Fürften speisten fie mit Brot und Käse, erneuerten war, da traten vor ihn hin die Fürsten  , und Herzog Georg Ihnen diese Zusage und erklärten ihnen nur, daß die Bürger machte sich zuerst daran, dem Reformator beichtväterlich zusprechen felbft tommen müssen. Und die Bürger tamen heraus baarhaupt und ihn bekehren zu wollen., daß dir leid fein, Thomas," hub und baarfuß, mit weißen Stäben in der Hand, in langem Bug, er an, daß du deinen Orden verlassen haft und die Kappen

Da die Fürsten   nicht anders denten konnten, a's daß Pfeiffer zu den fränkischen Bau rn über den Thüringer Wald   wolle, hatten sie ihm sogleich, um ihm vorzubeugen, den Ritter Wolf vom Ende mit dem halben Theil der Reiterei nachgefchickt. Der ereilte ihn im Amt Eisenach  . Es tam zum verzweifelten Kampfe. Ein Theil fiel tapfer fechtend, ein Theil entfam fm Bald; Pfeiffer, verwundet, wurde lebendig gefangen mit 92 der Seinen und ge­bunden in's Lager vor Mühlhausen   zurück gebracht, Lier sogleich mit ihnen zur Enthauptung verurtheilt und mit ihnen hingerichtet. Er verschmähte Beichte und Sakrament und starb lautlos, ohne Furcht, mit der Todesverachtung eines Kriegsmannes; sein legter Blick Trotz gegen die Feinde.

Er

des gewagt habe,*) und redete den Fürsten   ernst in's Gewissen, mit Vermahnung, Bitte und Verwarnung, daß sie den armen Leuten, ihren Unterthanen, nicht mehr so gar hart sein sollen, fo dürfen sie solcher Gefahr nicht mehr gewärtig fein. Sie sollen fleißig in den heiligen Schriften lefen, zumal in den Büchern Samuelis und der Könige, dort werden fle Beispiele genug finden, was Tyrannen für ein Ende nehmen, und darin mögen fie fich wohl spiegeln."

-Nach dieser Wede schwieg Münzer und erwartete den töbt­lichen Streich. Herzog Heinrich von Braunschweig, der wähnte, ein Geißt wie Münzer, mit folchen Ueberzeugungen und Grund­fägen, werde, wie es Brauch war, wie ein anderer armer Sünder, das Credo vorher noch herbeten, und meinte, die Todesfurcht lasse ihn die Worte nicht finden, betete ihm den apoftolischen Glauben vor. Dann fiel der Streich, fein Rumpf wurde ge­Spießt, der Kopf am Schadeberg auf einen Pfahl gestedt, Peiffer's

*) ,, Majora justo" schreibt Melanchthon an Cammerar; au deutsch  : allzu Großes, übermäßig Großes. Das übersetzte man später flags weg in die Worte: Münzer habe sein Unrecht" bekannt. Daß Minzer Klein­richten teine Spur; nur Melanchthon redet dieses thr nach, fest aber selbst mithig beim Ende gewesen sei, davon findet sich in allen ältesten Nach­hinzu, er habe die oben angegebene Hebe gehalten. Solche Widersprüche fonnten nur neben einander Platz finden in einem Kopfe, in welchem die Leidenschaft des Augenblicke das Urtheil verwirrte. Jedermann weiß, daß man im Wundfieb.r brennenden Durst hat. Wenn Minzer viel Waffer trant, so trant er es aus Durst des Bundfiebers, der Folge seiner Berfol ternng, nicht aus Eodesfurcht, wie die Wittenberger   fafelten.