Wollen die Feinde des SocialismuS ihre Waffen soscharf schleifen, daß sie schartig werden, so mögen sie esimmerhin thun. Um so gewisser werden sie ihnen baldzerbrschen aus der Hand fallen!Politische Uebersicht.Berlin, 7. Oktober.„Juchhe, nene Steuern!"— so schallt es jetzt in ganzDeutschland. Und wir können �um Ruhm des Reiches der Got-teSfurcht und frommen Sitte jetzt mittheilen, daß der Berichtüber den Gesetz-Entwurf, betreffend die Verdoppelung der Brau-steuersätze von den Bundesraths-Ausschüssen bereits fertig gestelltworden ist.Beispiellos ist die Schamlosigkeit, mit welcher die Bourgeoisiedie Frauen- und Kinderarbeit in Fabriken immerfort vcr-herrlicht. Jetzt hat die Bielefelder Handelskammer inihrem Jahresbericht wieder ein solches Machwerk in Betreff derFrauenaroeit geliefert. ES heißt dort wörtlich:„Die in unserm Bezirke vorzugsweise aus weibliche Arbeiterangewiesenen hauptsächlichsten Betriebszweige sind die fünf Flachs-und Wcrgspinnercien mit 38,096 Spindeln und die fünf mecha-nischen Leinen-, sowie eine Baumwollweberei mit 785 mechani-schen Webstühlen, welche sämmtlich mehr als die Hälfte weiblicheArbeiter beschäftigen, sowie die Wäschefabrikation, die naturgemäßausschließlich auf die weibliche Hand angewiesen ist. Im Ganzenbeträgt die Zahl der in diesen Betrieben fabrikmäßig beschäftigtenweiblichen Arbeiter gegen 2000. In den Spinnereien beginntdie tägliche Arbeitszeit des Morgens 6 Uhr und endet Abends7 Uhr, mit je Morgens und Nachmittags einer halben Stundeund Mittags einer Stunde Pause, jedoch hört Sonnabends dieeigentliche Arbeitszeit schon um 12 Uhr auf und es wird dannNachmittags etwa zwei Stunden nur(!) an der Reinigung derMaschinen und Fabrikräume gearbeitet,� so daß hier die effektiveArbeitszeit demnach wöchentlich 62'/, Stunden beträgt.— Inden mechanischen Webereien dauert dieselbe nur 60 Stunden undist auf diese Zeit schon vor einigen Jahren herabgesetzt, nachdemVersuche eegeben, daß die Arbeiter in 10 Stunden ebenso vielfertig zu stellen vermochten, als sonst in 11 Stunden. Uebri-gens ist von den in den Webereien beschäftigen Arbeitern schonmehrfach der Wunsch um Verlängerung der Arbeitszeitlaut geworden, ihnen aber nicht bewilligt..... Eine gesetzliche Beschränkung oder gar ein Verbot der Frauenarbeit würdenur die Folge haben, die Arbeiterinnen, und namentlich die jün-aeren derselben, der Hausindustrie wieder zuzutreiben, und welcheWirkungen dies im Gefolge haben würde, vermag nur der zubeurtheilen, welcher die früheren Verhältnisse in unserer Gegendgekannt und gesehen hat, wie damals auf dem Lande in unserenWebcreidistrikten von Morgens früh bis Abends spät die ganzeFamilie des Webers in den niedrigen, kleinen und meist dumpfen,nur spärlich erleuchteten Wohnräumen zusammengepfercht saß, dieFrau oder Tochter am Webstuhl oder am Spinnrad, der Mannam Scheerrahmen und die jüngeren Familienglieder nach denSchulstunden bis zum späten Abend am Spulrad."Es ist doch gerade zu toll, welch unlogisches Zeug solcheFabrikanten zu Tage fördern. Sie erheben ein Jammergeschreidarüber, daß vielleicht für die Frauen ein Normal-Arbeitstag ein-geführt würde und gestehen in demselben Athemzuge ein, daßdort, wo die Arbeitszeit gekürzt worden ist, die Arbeiter in derkürzeren Zeit eben so viel wie früher produziren. Dannsollen komischer Weise die Arbeiter selbst wünschen, sich zu Schan-den zu arbeiten und endlich sollen Schutzgesetze für die Arbeiternur deshalb nicht eingeführt werden, damit letztere vor der Aus-beutung der Hausindustrie bewahrt bleiben. An dem ganzenGeschreibsel bleibt nur das Eine wahr, daß die Hausindustrieeben so wohl wie die Fabrikindustrie der Schutzgesetze bedarf.Unter den Arbeitern, welche bisher der ultramontanenCentrumÄPnrtei blindlings folgten, beginnt es zu tagen; sieerkennen, daß jene Partei gleich allen übrigen nur ein Aus-fluß der herrschenden Bourgeoisgcsellschaft ist und daßtrotz Kulturkampf die Liberalen mit den Centrumsmännern jedes-mal den Bruderkuß austauschen und an einem Strangeziehen, sobald die Ausbeutung der Arbeit durch das Ka-pital in Frage kommt. Diese Ueberzeugung der Arbeiter wirdbereits so mächtig, daß die Vorstände der rheinischen„christlich-socialen Vereine" von den Mitgliedern gedrängt werden, sich alsEntwicklung der modernen materiellen Kultur.(Aus der Kulturgesälichte von Friedrich v. Hellwald.)(Schluß.)Unter den geschilderten Umständen erhält der Welthandeleine stets wachsende Bedeutung. Die Angriffe gegen die Boll-werke, die noch bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts dieStaaten von einander isolirtcn, werden von zwei Seiten zugleichgeführt: von der Technik und von der Verwaltung. Jene schiebtdie Pioniere des Welthandels immer weiter vorwärts in früherverschlossene Gebiete, diese sichert deren Existenz und internatio-nale Anerkennung. Die Telcgraphenlinien der ganzen Erde habenin den Jahren 1867— 1872 von circa 49,000 auf mehr als66,000 geographische Meilen Länge zugenommen, was einer fort-schreitenden" Ausbreitung derselben um mehr als ein Drittel gleich-kömmt.In dieser einzigen Thatsache liegt schon ein genügender Hin-weis auf den Sieg des kosmopolitischen Geistes; besonders dader Telegraph den Gedankenaustausch über Gebiete vermittelt,welche nach jeder anderen Art des regelmäßigen Verkehrs unzu-länglich sind. Telegramme eilen über den Erdball, von SanFranziska durch den amerikanischen Continent und den atlanti-schen Ozean nach Europa, von hier nach Klein-Asien und denpersischen Meerbusen nach Indien oder durch die sibirische Steppebis an den Amur und nach Ostasien. Seitenlinien schließenJapan so gut als Australien in diesen magischen Gedankenkreisein. Das Eisenbahnnetz, welches 1867 in allen Welttheilen über21,000 geographische Meilen betrug, ist in dem letzten Quin-quennium auf 32,000 Meilen, d. i� um die Hälfte, angewachsen.Der die Menschheit verbindende Schienenstrang durchbricht dieKette der Alpenriesen in Europa, so gut wie jene der Nevadaund der Cordilleren in Amerika und reicht bald von einem End-punkte dieser Continente bis zum anderen. Nach einer begrün-dcten Durchschnitts-Rechnung dürften täglich 4 bis 4'/, MillionenPersonen und gegen 40 Millionen Centner Güter auf den Bah-neu befördert werden.In ähnlicher Weise bringt die„Weltpost" einem Jeden„täglich Nahrungsmittel des sittlichen, intellektuellen und politi-schen Lebens und kommt von allen Theilen der Erde mit der-selben Regelmäßigkeit, wie die Sonne". Für die Jahre 1865bis 1867 schätzte man die Höhe der gesammten Korrespondenzauf 2300 Millionen Briefe; nach den neuesten Daten werdenArbeiterpartei von der bisherigen Führerschaft offen. loszu-sagen. Den Beleg für diese bemcrkenswerthe Thatsache bietetein Artikel des zu Aachen erscheinenden„Paulus", worin eswörtlich heißt:„Als drittes Hinderniß müssen wir die Einrede bezeichnen,welche jedesmal der Aufforderung, eine christlich-sociale Partei zubilden, entgegengestellt wird, die Einrede nämlich, daß wir ja inder Centrumspartei unsere rechtmäßige Vertretung hättenund daß durch die Gründung einer christlich-socialen Partei eineSpaltung herbeigeführt würde, durch welche die katholischenInteressen außerordentlich Schaden nehmen müßten. Hieraufmuß ich nun Folgendes erwidern, selbst auf die Gefahr hin, daßalte, kaum vernarbte Wunden wieder aufgerissen werden. ZurCentrumspartei mögen gewiß Männer gehören, welche ein In-teresse an der Arbeiterfrage und auch ein Verständniß für die-selbe haben; aber deren Zahl ist so gering, daß sie den Anders-gesinnten in derselben Partei auf dem Gebiete unserer Fragenicht Stand halten können. So ist denn auch in der Thatnoch nicht bekannt geworden, daß in dieser Fraktion Stimmenlaut geworden sind, auf ihre Fahne die gerechten Forde-rungen der Arbeiter zu schreiben. Wir wollen nicht dar-über streiten, ob wir in der CentrumSpartei eine Vertretung fürunsere politischen und religiösen Interessen haben; aber wir dür-fen auch nicht verkennen, daß für unsere Ideen zur Umgestaltungder socialen Ordnung in dieser Partei eine Vertretungbis jetzt nicht gefunden worden ist. Wer die Interessendes Volkes vertreten will, der muß eben die Interessen auch desStandes wahrnehmen, der 90 Prozent der Bevölkerung aus-macht. AuS der Art und Weise aber, mit welcher der christlicheSocialismus von der zur Centrumspartei gehörenden Bour-geoisie zurückgewiesen wird, muß man schließen, daß diese Herrenvon dem„Recht" einen andern Begriff haben, als die christlichenSocialisten."Das ist deutlich— um so deutlicher, als der Stimmungder Arbeiterkreise hier von einem ihrer Führer Ausdruck gegebenwird, welcher jedenfalls nicht mit der Schärfe des betrogenenArbeiters, sondern mit diplomatischer Geschicklichkeit sich über dieihn anführenden Bourgeois ausspricht. Wir sehen hier also die-selbe Thatsache, welche sich uns bei der Fortschrittspartei gezeigthat. Wie dort die fortschrittlichen Gewerkvereinc zunächst sichgesondert von der Bourgeoisie als politische Partei zu organisirensuchen, um später zum SocialiSmus bekehrt zu werden, so trennensich auch die sogenannten christlich-socialen Arbeiter von denBourgeois, und es werden bald dieselben zur vollen Erkenntnißkommen, daß es für Katholiken, Protestanten, Juden und Heidenkeine besonderen socialen Fragen giebt, sondern daß die Arbeiteraller Länder, Völker und Religionen gleichermaßen vom Kapitalausgebeutet werden und daher gemeinsame Sache als Socia-listen machen müssen, wenn sie sich befteien wollen.*„Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach"— sosagen jetzt die Slltonacr Franzoscnfresser. Sie wollten rechtgroßartig für die im letzten Kriege gefallenen Altonaer ein Denk-mal errichten,„den Verstorbenen zum ehrenden Zeugniß, denUeberlebenden zum trostreichen Andenken, den Nachkommendenzur ermuthigenden Ermahnung"; vor Allem aber zur Vertilgungder Social- Demokraten. Leider kostet nun aber ein DenkmalGeld, nochmals Geld und zum dritten Mal Geld; undes ist leichter, mordspatriotische Reden führen, als den Beutelziehen. Das betreffende Comite hielt am Dienstag Abend von-ger Woche daher im Bürger- Vereinslokal eine Sitzung ab, inwelcher die trübselige Mittheilung gemacht wurde, daß die Summeder für den angegebenen Zweck bis jetzt zur Verfügung stehendenGelder nur 3550 M. 40 Pf. beträgt. Diese Summe reiche nichtaus zur Errichtung eines, wenn auch noch so bescheidenen Denk-mals. Man dürfe aber nicht, um sich vor den Socialisten nichtzu blamiren, bei der in zweiter Reihe in Aussicht genommenenErrichtung einer bloßen Gedenktafel stehen bleiben. Die Mitglic-der des Comitö's beschlossen also, die Sammlungen für das Denk-mal fortzusetzen, und erst, wenn ein einigermaßen nennenswcrtherErtrag derselben bekannt geworden, die weiter in Betracht kom-wenden Fragen, betreffend den für das Denkmal auszuwählendenPlatz, die Bedingungen, welche der Ausführung desselben zu Grundezu legen, die Entscheidung, ob eine allgemeine oder eine be-schränkte Konkurrenz vorzuziehen sei, u. A. m. eingehender zuprüfen und darüber Beschluß zu fassen. Bis die Altonaer Bour-geois den festzugeknöpften Beutel gezogen haben, schweigt daherdie patriotische Pauke.— Wenn sie nur kein Loch hat!jetzt alljährlich 3300 Millionen Briefe durch die Post expedirt,das macht pro Tag 9'/< Millionen, oder in jeder Sekunde 100Stück. Erinnern wir uns schließlich noch des Anwachsens derDampferflotte in der Handelsmarine, so vervollständigt sich dasBild der technischen Hülfsmittel des Welthandels.Angesichts eines so gigantischen Apparates von Bewegungs-Werkzeugen steigen die Gütermassen, welche die Bewohner diesesPlaneten unter einander tauschen, in unaufhaltsamer Progression.Die Summe aller durch die Ein- und Ausfuhr umgesetzter Werthewurde für das Jahr 1860 auf circa 15,000 Millionen Guldenveranschlagt, für zehn Jahre nachher(1870— 1871) aus denoffiziellen Handelsausweisen auf 23,170 Millionen Gulden be-rechnet. Daraus ergiebt sich eine Steigerung des Außenhandelsum 54 Prozent; mit anderen Worten: rn einem Decennium istdie Weltwirthschaft um die Hälfte intensiver zum Ausdrucke ge-langt, als vorher. Um diesen Aufschwung auf alle mitwirkendenUrsachen zurückzuführen, muß auch der Unterstützung gedacht wer-den, welche die Verkehrpolitik der Staaten im administrativenSinne leistete.Zu Beginn der sechziger Jahre war eigentlich nur Groß-britannien dem Freihandel faktisch zugethan; die kontinentalenStaaten Europa's und jene Amerika's waren durch Prohibitionenund Schutzzölle für die Weltherrschaft versperrt. Seither habenzahlreiche Verträge fast alle Länder mit einander in innige Be-ziehungen gebracht, Europa ist zur Handelsfreiheit bekehrt. Inzener Periode hat jedes Land seine nationalen Maaße und Ge-wichte, sein eigenes Geld und Münzsuitem. Heute ist umgekehrtdie internationale, weltwirthschaftliche Organisation dieser Verkehrs-Einrichtungen zur Regel, das isolirte Festhalten an volksthümlichenEigenheiten zur Ausnahme geworden. Die in Fluß gebrachteUnifikation, die Annahme des metrischen Systems, die Münz-konventionen und alle darauf bezüglichen Abmachungen behebeneines der früheren Hindernisse des Welthandels nach dem andern.Endlich gelingt es immer vollständiger, den kosmopolitischenCharakter der Eisenbahnen, Telegraphen und Posten durch Ver-träge, Kongresse und Konferenzen auch staatlich zur Geltung zubringen.Unschwer erkennt Jeder in dem stizzirten Entwickelungsgangeder materiellen Kultur das Walten ehener, unverrückbarer Gesetze,gegen welche der menschliche Geist sich fruchtlos auflehnt. ImAllgemeinen hat die Kultur daS mächtige Eindringen der Ma-schine nicht zu beklagen, denn es bedeutet ein Aufsteigen von derDem Mord- und Brandjubcl vom zweiten Septemberist das ganze Dorf Babienten in der Provinz Preußen zumOpfer gefallen. E-ne unbekannte„patriotische" Seele hatte näm-lich am �oedantage, um die„Feier" zu„erhöhen", einen Stroh-Haufen in Brand gesteckt. Da gerade heftiger Wind war, soverbreitete sich daS Feuer mit rasender Geschwindigkeit über dasganze Dorf und äscherte es binnen wenig Stunden total ein.Nichts konnte gerettet werden; ebenso ist die Ernte mit verbrannt.Nun ist allerdings großes Jammern, und einige nationalliberaleBourgeois werden eS nicht unterlassen, ihre„mildthätige Hand"zu öffnen, uni als große„VolkSfreunde" dazustehen; aber wir müssenhier wieder ftagen: hätte dies Unglück nicht einfach verhütet wer-den können, wenn man überhaupt keinen Sedan-Veitstanz ausgeführt? Nun, vielleicht ist dieser Vorfall für die Betreffendeneine bittere, aber heilsame Lehre.* Aus Bourgeois vom reinsten(?) Wasser besteht äugen-scheinlich die Deutsche transatlantische Dampfschifffahrts-gesellschaft zu Hamburg. Zu den Passagieren des„Schiller",die in den Wellen ihren Tod gefunden, gehört nämlich OscarEdmund Knoch auS Chemnitz, einer von denen, deren Leichenaufgefischt worden. In seinen Taschen fand man ein Taschen-buch mit einem allerdings nicht auf seinen Namen indossirtenWechsel von 100 Lstr. auf eine englische Bank, zahlbar aus Ordreeines gleichfalls mitertrunkenen Passagiers, Namens Henry Jerome.Abseiten der Deutschen transatlantischen Dampfschifffahrtsgesell-schuft wurde dieser Wechsel mit Beschlag belegt und von des Er-trunkenen Vater vergeblich reclamirt. Letzterer mußte erstgegen die genannte Gesellschaft Klage auf Herausgabe des Wech-fels anstellen lassen. Das dieser Tage publicirte Erkenntnißverurtheilt denn auch dieselbe zur Herausgabe dcS in Rede stehen-den Wechsels an den Kläger. Jedenfalls ist es recht erbaulich,daß von jener Gesellschaft Geld oder Werthpapiere beschlagnahmtwerden, welche in den Taschen ertrunkener Passagiere gesundensind, welche Letztere doch nur durch unerhörte Fahrlässigkeit ihrLeben verloren haben.Gegen den Redakteur unseres Blattes, A. Küster, so wiegegen den Verleger desselben, H. Rackow, findet am 26. Oktbr.vor dem Berliner Stadtgericht ein Termin statt.Berlin, 1. Okt.(Vcpurtheilungen.) Am 3c>. Sept. standenvor dem Kammerzericht der Bevollmächtigte hiesiger Mitgliedschaft derGewerkschaft der Hoftarbeiter, G. Lemke, und der Kassirer derselben,Gintzel, angeklagt, gegen§§■ e und 16 des ZZercinsgesetzes verstoßenzu haben. Die HauptbelastungS-Momcnte sind folgende: Die Gründerder Gewerkschaft sind Social-Demokraten gewesen. Leiter derselben warder Sodalist-Jork in Hamburg. Organ ver Gewerkschaft ist der„Volksstaat" in Leipzig. Die hiesige Mitgliedschaft hat 3 Vorträge halten lassen von den Sodal-Demokratcn Bernstein, Heiland und Adam.Auf der Gencralversammsung zu Nürnberg 1373 soll-Jork Politik ge-trieben haben, indem er einen Vortrag über Normal-ArbeitStag gehalten hat und noch mehr solche Ungeheuerlichkeiten, und dafür muß einErempel statuirt werden, damit die Gewerkschaften mit Furcht undSchrecken erfüllt werden. Das Strafmaß war folgendes: Die sofortigeSchließung der Gewerkschaft, 66 Mari, event. 6 Tage Gefängniß sürden Bevollmächtigten, 20 Mark, eventuell 2 Tage Gefängniß für denKassirer, und die Gesammtkosten. G. Lemke.Frankfurt a. M., 30. Sept.(Haftantritt.) Heute hat Par-teifreund Fleischmann eine 14tägige Haft angetreten.Lübeck, 26. Sept.(Sedanstag und Arbeiler-Verbrüde-rungssest.) Der heilige St. Sedanstag ist über alles Erwartentrübe ausgefallen, obgleich schon sechs Wochen vorher in allen hiesigen.Zeitungen aufgefordert wurde, daß alle Korporationen und Vereinesich an den Fest- und Fackelzügen betheiligen möchten. Aber auch hierzeigte es sich wieder, daß das Volk im Allgemeinen von den Spielender Mordspatrioten nichts wissen will. Denn als ich mit noch einigenParteigenossen hinging, um den Fackelzug anzusehen, fanden wir, daßvon den Korporationen gar kein Mann erschienen war: nur ungefähr30 Mann aus dem Kriegerverein, 16 bis 20 Mann aus dem Turner-verein und ungefähr 100 Schüler der höheren Schulen und 25 Be-trunkene. Zum Schluß schlugen sich die würdigen Fackelträger dieFackeln gegenseitig um die Ohren. Uebcrhaupt will ich noch bemerken,daß allein 67 Fälle bekannt geworden, wo Prügeleien u. s. w. stattge-funden haben. Gewiß, eine würdige Feier!— Doch nun zum Ver-brüderungsfeste der Arbeiter. Wie auch schon mitgetheilt, wollten wiram 12. September das Fest, verbunden mit einem Festzuge durch dieStadt, abhalten. Doch hier zeigte es sich wieder, daß der Menschdenkt und die Polizei lenkt. Denn als Herr Schuhmacher Stessen sichdie Crlaubniß dazu von der Polizei einholen wollte, wurde ihm derBescheid zu Theil, daß wir durchaus keinen Grund hätten, ein solchesFest zu feiern und die Polizei mit der höchsten Strafe die Leiter einesmechanischen zur geistigen Thätigkeit, insofern die Maschine selbstein Werk ver letzteren ist. Verschweigen darf jedoch der Kultur-forscher nicht die socialen Wirkungen der Maschine, welche denklaren Beweis liefern, daß der allgemeine Kulturgewinn sich stetsnur auf Kosten eines Bruchtheiles der Menschheit vollzieht. DieNothwendigkeit des menschlichen Elends wird vielleicht durch diean die Maschine anknüpfende sociale Bewegung am schneidendstenillustrirt.,Die erste Wirkung war das Zusainmenströmen der Arbeits-kräfte an den Standort der Maschine, zunächst in die großenStädte, welche auf Kosten des flachen Landes unverhältnißmäßiganschwollen. Die durch solche Verdichtung rapid gestiegene Nach-frage rief naturnothwendig eine allgemeine Vertheuerung derLebensmittel, das heißt eine Verschärfung der Noth hervor,welche die wohlthäiigen, auf Verbilligung der Kunstprodukte ab-zielenden Wirkungen der Maschine wieder aufhebt. Das Lebenin den Großstädten ist zudem mit einer Reihe sanitärer Nach-theile verbunden, welche das Entstehen wüthender Epidemien be-günstigen und auch ohne dies die Lebensdauer der Bewohner inden ärmeren Stadttheilen verkürzen.Was einst Aberglaube, Inquisition, Hexenprozesse, Kirche,Fürstenlaunen und Kabinetskricge an Opfern von Menschenlebenerheischten, verlangt heute ebenso gebieterisch, nur in stärkeremMaße, in größerer Zahl die moderne, liberale Civilisation, wennauch aus anderen Gründen. Die Thatsache bleibt indeß dienämliche. Mangel an Luft und Raum, an gesundem Trink-wasser, an genügender und zweckentsprechender Kleidung raffen,von den Epidemien ganz abgesehen, lautlos Tausende dahin.Endlich untergraben sehr viele Industriezweige an sich die Ge-sundheit deS Arbeiters und gönnen ihm nur ein kurzes Leben.Die Fabrikation der Zündhölzchen führt zahlreiche Phosphorver-giftungen herbei; die furchtbare Krankheit der Phosphornecroseist ein direktes Resultat der Kultur; sie konnte vor Entdeckungund Anwendung des Phosphor nicht existiren. In den Queck-silbcrbergwerken leiden die Arbeiter unter den Merkurialvergif-tungen. Die Glasindustrie ist nicht minder verderblich; in Koh-lengruben fallen Hunderte alljährlich den schlagenden Wetternzum Opfer. Auf den Guano-Jnseln sterben die mit der Aus-beutung dieses in Europa durch die mit der Kultur verbundenenBodenerschöpfung unentbehrlich gewordenen Düngmittels bcschäf-tigten Kulis'wie Fliegen. Dennoch will und kann die wachsendeGesittung alle diese Produkte nimmer entbehren; erbarmungslos