Ruhe durch nächtlichen Lärm im September und Oktober des vorigen Jahres gestört zu haben. Diesen Unfug sollen sie durch Gesang verübt haben! Die Untersuchung ergiebt aber, daß sie Alle nicht auf der Straße, sondern in ihrer Wohnung, wo sie bei der Arbeit waren, verhaftet wurden, und daß die ganze An­flage ein Vorwand war. Unter den Belastungszeugen waren zwei Todtengräber, zwei Frauen, deren Aussagen in beständige Widersprüche geriethen, ein Geheimpolizist, ein Brigadiere und andere höchst unglaubwürdige Personen. Außer dem Marschall der Brigadieri kannte Niemand die Angeklagten und dieser kannte nur zwei oder drei von ihnen; keiner der Ankläger wußte Zeit und Ort zu bestimmen, wo der nächtliche Lärm sich zugetragen haben sollte. Aber es muß nun einmal gestaatsrettert" werden, selbst wenn man sich dabei so benimmt, wie der Esel, der auf die Eisbahn tanzen ging.

In Ungarn wird die Noth des arbeitenden Volfes mit jedem Tage gräßlicher. Nach der Budapester Wochen- Chronik" zählt man bereits Tausende, welche aus der fruchtbaren Ebene der früher wohlfituirten Bacska , schaarenweise Neusalz und andere Städte durchziehen, um in den syrmischen Weinbergen Verwen­dung zu finden. Während die Bedientenpresse immer über Man­gel an Arbeitskraft winselt, sieht man den Arbeitsmarkt überfüllt mit Menschenwaare. Was wird aber gezahlt? Eine Leserin er­hält als Tagelohn- von Tagesanbruch bis Sonnenuntergang 20 Kreuzer. Ein Mann bekommt 50 bis 70 Kreuzer. Wie ist solches wird Mancher fragen nur möglich? Und doch ist es nicht nur möglich, sondern leider traurige Thatsache, daß die Kornkammer Ungarns , troßdem erst die Ernte gewesen, brod arm ist. Die mehrjährig aufeinander gefolgten Mißernten, die alljährlich erhöhten unerschwinglichen Steuern, haben diesen Zu­stand herbeigeführt. Der Klarste Beweis dafür ist, daß dem Land­manne das letzte Fruchtkorn, sein Winterbrod, sammt seinem Haus­geräth für fällige Steuern gepfändet wird!

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* Der Dachraum und die oberste, theilweise auch tiefere Etagen des Kaiserhofes in Berlin , jenes großen Hotels, das vor wenig Wochen erst unter Beihülfe unseres hochgewaltigen Polizeipräsidenten durch Essen, Trinken und Reden am 1. Of­tober eingeweiht wurde, ist am Sonntag abgebrannt.

Wir wissen nicht, ob Fehler der Bauleitung oder der Ver­waltung die Schuld am Auskommen des Brandes tragen, aber so viel ist sicher, daß der Brand die Ausdehnung nicht erhalten hätte, wenn Brandmauern das ganze gewaltige Gebäude in mehrere Abtheilungen getrennt hätten. Auf dem in dieser Weise begrenzten Terrain würde die Feuerwehr wohl bald des Brandes Herr geworden sein.

Mit den industriellen und künstlerischen Schöpfungen der Kaiserzeit" hapert es wenigstens vorläufig noch recht. Die Siegessäule auf dem Königsplat hat in ihrer plumpen Pracht sich schon längst den minder wohlklingenden Namen des Sieges­spargels im Volksmunde erworben, die Kaiserglocke schweigt noch a Bisserl, und die gewaltigen Milliarden Geldes, welche durch die Hände deutscher Bankiers und Großindustrieller, sowie man­ches spekulativen Fürsten gingen, sind in Gründungen verpufft, nicht, ohne einige solide Hunderttausende in den Kassen der Gründer zurückzulassen.

Nun ist auch eine der, soviel bisher bekannt, solideren Schöpfungen der Kaiserzeit, das großartige Hotel auf dem Wil­helms- und Ziethenplatz, das sich den stolzen Namen Kaiserhof" beigelegt, in den ersten Tagen seines Bestehens zu Schaden ge­kommen.

Wir sind weder Anbeter des augenblicklichen Erfolgs, noch Verächter zeitigen Mißlingens, aber wo die Mißerfolge sich häu­fen, dann fragt doch jeder denkende Mensch: woran liegt's?

Etwas Gewaltiges sollte die Siegessäule darstellen. Wohl! die verwendeten Massen sind gewaltig, und oben auf der hohen Säule steht das Riesenweib mit gewaltigen Fittigen beladen und auf dem Kopfe und in den Händen tragend, was irgend anzu­bringen technisch möglich und ästhetisch unmöglich ist, und Gold blendet die Augen dessen, der thöricht genug ist, an jener Sieges­göttin das Erhabene zu suchen.

Gewaltig sollte die Kaiserglocke sein, und als eine gewaltige Schweigerin hängt sie auf dem Dome zu Köln ; man vergaß nur eine Kleinigkeit, man vergaß, die Gefeße der Mechanik vor der Aufhängung der Glocke zu studiren; man wird es nachträglich thun und wird die Glocke schließlich noch zum Läuten bringen, aber es paßt nicht zum neugebackenen deutschen Hochmuth man­cher Kreise, daß es so spät geschieht.

Ueber die gewaltigen Gründungen der Bauernfänger ver­schiedenen Standes will ich nichts hinzufügen, denn da es jetzt Mode ist, daß Jeder, dessen Betheiligung bei Gründunden nicht flar erwiesen ist, auf dieselben schimpft, giebt es der Schimpfer mehr als genug.

Die Volksversammlung auf Tivoli.

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Auch der Kaiserhof ist theilweise ausgebrannt, man wendete| nicht alles zu bieten! Halten sie dich denn schon für gänzlich eben auf dieses gewaltige, gold- und farbenglänzende Hotel nicht verrückt und unzurechnungsfähig, daß sie dir solche Kost für baare die Regeln vorsichtiger Baukunst an. Münze auftischen? Trozdem die Aufgabe, die Glocke zu läuten, glänzend gelungen ist," schlägt doch der Klöppel an der einen Seite ohne Klang.an. Wenn das Groß- Posemuckler Käseblättchen so etwas schriebe, man würde sich darüber amüsiren, wenn aber die ersten Zeitungen Berlins eine solche Weisheit an den Tag legen, so weiß man in der That nicht, ob man Diejenigen mehr bedauern soll, die so etwas schreiben, oder die, welche einer folchen Geistesspeise" noch Geschmack abgewinnen können.

Das sind so einige künstlerische und industrielle Schöpfungen der neuen Kaiserzeit, sie sollten gewaltig sein, und was gewalti­ges Material und gewaltige Sucht nach Ruhm und Geld leisten konnte, das wurde geleistet, aber ein ruhiges, solides Schaffen oder gar ein Aufschwung zum Gleichmaß der Schönheit liegt nicht in ihrer Natur.

* In der Borsig'schen Maschinenfabrik in Berlin sind in letzter Woche wieder bedeutende Arbeiter- Entlassungen erfolgt, da man von dem früher eingeschlagenen Wege, die Arbeiter bei mangelnder Beschäftigung nur halbe Tage arbeiten zu lassen, wieder abgekommen ist. Die Wöhlert'sche Maschinenfabrik ver­mag nur noch wenige Arbeiter zu beschäftigen.

Als ich mich am Sonnabend Abend auf dem Wege nach der Tivoli­Brauerei befand, um der großen Volksversammlung beizuwohnen, bemerkte ich unter den Arbeitermassen, welche nach dem Kreuzberg hinausströmten, außer einigen goldbebrillten, rothnasigen Bourgeois zwei eigenthümliche Gestalten, die, trosdem ich sie sicher als Nichtarbeiter erkannt, doch einen ziemlich staubigen" Rittel und mit einer tief in's Genic ge­zogenen Müße einherwandelten. Auf Tivoli angelangt, fand ich vor Eröffnung der Versammlung noch hinlänglich Muße, um einige Be­trachtungen über Dies und Jenes, was mir auffällig schien, anzustellen. Sieh' da, sieh' da, Thimotheus", so hätte ich beinahe ausgerufen, als ich die eine der beiden Gestalten erblickte, die mit offenem Munde und etwas scheuem Blick sich zwischen den Tischen bewegte. Das Männ chen, deffen Korpus auf äußerst dünnen Beinchen ruhte, erregte mein Interesse und ich beschloß, es zu beobachten.

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* Tante ,, Concordia" spielt der übrigen Presse gegenüber bezüglich des Rückgang"-Geblöfes wieder einmal die Altkluge. Sie verkündet nämlich, nachdem sie sich gehörig in die Brust ge­worfen, ihren Lesern und Allen, die da hören und aufmerken wollen, folgende Weisheit aus ihrem Handkörblein. Die Con­cordia" schreibt in ihrer letzten Nummer:

Die peinliche Ueberraschung, welche das, namentlich bei Gelegenheit der neulichen Stuttgarter Wahl zu Tage getretene Wachsthum der Social- Demokratie bei einer großen An­zahl von Blättern ,, hervorgerufen hat, erinnert uns an die Er­zahl von Blättern ,, hervorgerufen hat, erinnert uns an die Er­örterungen, die zu Anfang dieses Jahres, nach dem Bekanntwer­den der socialistischen Wahlsiege, über die Sache gepflogen wur­den. Es fanden damals namentlich zwei Troftgründe weitver­breiteten Anklang: einmal, daß das Vertrauen der Arbeiter zu den Agitatoren, so weit es unbegründet ist, zugleich mit der Steigerung der Arbeitspreise unter Einwirkung der großen Re­aktion, welche sich auf industriellem Gebiete vorbereitet, aufhören", und sodann, daß mit der Zeit und unter dem Einfluß des par­lamentarischen Lebens und seiner Disziplin auch die Social­Demokratie einen milderen und maßvolleren Charakter annehmen und so die Vertretung der Arbeiter- Interessen als ein berechtig ter und erwünschter Faktor in dem großen Rath der Nation sich geltend machen" werde. Wir unserntheils erklärten beide, Hoff­nungen für illusorisch, und leider scheint es, wir sollen nur allzu sehr Recht behalten. Es ist ja richtig,(!!!) daß eine gewisse Zeit lang, unter dem frischen Eindruck der schlechteren Konjunk­tur, theilweise auch in Folge der polizeilichen Maßregelungen, der social- demokratische Heerbann sich lichtete;(!!!!!) aber es war dies nur ein temporärer Nachlaß, noch kein Anfang wirklicher Genesung, dies beweisen eben die jüngsten Wahlergebnisse. Der Genesung, dies beweisen eben die jüngsten Wahlergebnisse. Der zahlenden Mitglieder der Partei und der Abonnenten ihrer Blät­ter sind es gewiß auch jetzt noch weniger als in der flotten Pe­riode, das ist die Wirkung des Geschäftsrückganges;(!!!!) aber die weitere, so zu sagen passive Anhängerschaft hat sich eher ver­mehrt als vermindert. Eben so wenig ist die Gesammthaltung der Partei innerlich auch nur um ein Atom minder bösartig ge= worden. In der kurzen Zeit konnte freilich der sänftigende Ein­fluß der parlamentarischen Sitten(???) nicht viel ausrichten, aber ein Bischen davon, ein Anhauch seiner Wirkung müßte doch schon spürbar sein, wenn überhaupt ein solcher Humanisirungsprozeß stattfände. Die social- demokratischen Blätter treten in der Form vorsichtiger auf, das ist jedoch nur der schärferen Handhabe der Gefeße zu danken; im Wesen sind sie ganz die alten geblieben: derselbe giftige Hohn und Haß gegen die Ordnung der Gesell schaft, dieselbe Nuchlosigkeit der Verhegung und Verläumdung, und dieselbe ekelhafte Begeiferung(??) unserer vaterländischen Erinnerungen und Institutionen und der Männer und Maßregeln der deutschen Politik."

Der freundliche Leser kennt gewiß die mit alten abgetragenen Kleidungsstücken ausgepuyten Strohpuppen, welche in Weinbergen und Obstgärten diebische und naschhafte Vögel verjagen sollen, und als ich den großen" Unbekannten länger betrachtete, fiel mir unwillkürlich seine Aehnlichkeit mit einer Strohpuppe, welche in meinem väterlichen Obstgarten einmal stand, ein. Die Versammlung begann; ich wurde mit in das Bureau gewählt und verlor so auf einige Zeit das Männ­lein aus den Augen. Plötzlich hatte ich es wieder. An einem der vorderen Tische hatte es Platz genommen und notirte sich hin und wieder Einiges. Sobald ein Kellner kam und auf den Tisch einige Seidel niederfette, blickte er immer mit einem gewissen Neide auf den Trank des Gambrinus. Gern hätte er auch ein Gläschen getrunken, sein Portemonnaie mußte aber gegen diese Absicht ein entschiedenes Veto einlegen. Die Versammlung war in der glänzendsten Weise ver­laufen und ich trat mit meinen Freunden den Heimweg an. Plötzlich huschte Jemand eiligst an mir vorbei. Es war das kleine Männchen, das freudestrahlend, als wenn es eine Goldgrube entdeckt hätte, die Belle- Alliancestraße entlang trabte.

Dienstag Morgen fand ich in der Magdeburgischen Zeitung" einen Artikel mit der Ueberschrift: In einer Berliner Volksversamm­lung". Ich las denselben und auf einmal wurde mir das große Räthsel vom Sonnabend klar. Das Männlein war Niemand Anderes, als der Korrespondent der Magdeburgischen Zeitung" gewesen. Absichtlich hatte sich das Reptil in ein ,, dürftiges" Gewand gehüllt, er mochte wohl ge= glaubt haben, man werde ihm sonst das Fell gebörig vergerben. Ja, ja, er und Niemand Anderes hatte den Artikel verfaßt, darum auch das freudestrahlende Gesicht, als er nach Schluß der Versammlung sich

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* Warum haben wir im letzten Jahre allein 80,000 Mann Militärflüchtige im Reiche gehabt? Die Anwort giebt uns viel­leicht folgende Geschichte, die wiederum auf den Militarismus ein eigenthümliches Licht wirft:

Der Unter­

Bei einem am Rhein garnisonirenden Regimente wurde kürz­lich einem Soldaten von einem Unteroffizier eine derartige Dhr­feige applicirt, daß der Mann das Gehör verlor. offizier ist deshalb zur Untersuchung gezogen und mit 8 Wochen Arrest bestraft worden. Außerdem sollte auch noch ein Prozeß wegen lebenslänglicher Erhaltung des Beschädigten gegen ihn angestrengt werden, derselbe ist jedoch sistirt worden, da der Damnificat mittellos ist und Vermögen niemals zu erwarten hat. Nachdem alle Heilversuche erfolglos gewesen sind, sogar eine Ueberführung nach einer Berliner Heilanstalt stattge­funden hat, und die Unheilbarkeit des Mannes konstatirt worden, ist derselbe jetzt endlich als Invalide anerkannt und ihm die gesetzliche Pension aus dem Invalidenfonds zugebilligt

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* In Dresden hat in den ersten Tagen des Monats Oktober ein Kongres für innere Mission stattgefunden. Daß hätte, dabei seitens unserer protestantischen Pfäfflein auch der bösen" Social Demokraten gedacht worden, ist selbstverständlich. So stand unter Anderem. ,, Die Mitverantwortlichkeit der Ge­bildeten und Besißenden für das Wohl der arbeiten­Aus dem Referate, den Klassen" auf der Tagesordnung. welches ein Dr. Mühlhäuser zu diesem Punkte übernommen hatte, theilen wir folgende interessante Stellen mit:

,, Ohne das Evangelium giebt es keine Heilung der socialen Krisis, in der wir uns unläugbar befinden. Dieselbe hat ihre Quelle in der religiösen Entwicklung der Neuzeit. Die unheil­drohenden Erscheinungen sind: die unbedingte Herrschaft des Kapitals, die Herabwürdigung der Arbeit zur Waare, ein unbrüderlicher, egoistischer Geist. Schon ist dadurch in den arbeitenden Klassen viel Unzufriedenheit entstanden. Die vierhunderttausend socialdemokratischer Stimmen bei der letzten Reichstagstagswahl sind ein sehr ernstes Warnungszeichen. Wir erkennen mit Freuden die Fortschritte an, welche in neuerer Zeit in der Behandlung der socialen Frage besonders dadurch eingetreten sind, daß man die Arbeiterfrage nicht mehr blos als eine wirthschaftliche, sondern als eine wesentlich sittliche behan delt. Der Schwindel der letzten Zeit hat ein moralisches Deficit an's Licht gebracht, woran die ganze Nation Schuld trägt. Eine Wendung zum Bessern knüpft sich an die 4483 Genossenschaften nach Schulze- Delitzsch's System, an die Concordia" und die 100 Herbergen zur Heimath".

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Abgesehen davon, daß wir dem Herrn Mühlhäuser in Bezug auf das Evangelium" als echte Materialisten mit Heinrich Heine zurufen: Den Himmel überlassen wir den Engeln und den Spaßen", freut es uns, daß man auf dem Kongresse für innere Mission einmal so ehrlich war, die Herabwürdigung der Arbeit zur Waare durch die Herrschaft des Kapitals" offen einzugestehen. indem Daß aber die 4483 Genossenschaften des Potsdamer Hauswirthes Major - ob gelrachte oder ungekrachte, darüber bleiben wir hier unbe- stügun Lung ,, Der sänftigende Einfluß parlamentarischer Sitten"! lehrt sowie die Concordia" und die 100 Herbergen zur Tante ,, Concordia" waren wohl noch nicht im deutschen Reichs- Heimath" die Lösung der socialen Frage anbahnen sollen, ist eine tage? Daß die social- demokratische Presse wie keine andere sich kühne" Idee, der wohl blos die Phantasie der in Dresden ver­auf hi verbreitet, zeigt wohl unsere letzte Nummer, in der wir unseren sammelten Pastoren, aber kein vernünftig denkender Mensch, fol- es noc Parteigenossen nicht weniger als 42 social- demokratische gen kann. Zeitungen empfohlen haben.

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Zeitungslaffenlogik. Die Berliner Zeitungen bringen fast ohne Ausnahme folgende gleichlautende Notiz:

" Die Aufgabe, die Kaiserglocke zu läuten, ist, wie aus Köln geschrieben wird, glänzend gelöst. Der Versuch, welcher am 9. Oktober in Anwesenheit des ganzen Dombauvorstandes vor sich ging, gelang vollständig. Der Klöppel schlug regelmäßig hinter einander an beiden Seiten des Glockenringes an. Cin Uebelstand war nur noch der, daß dieser Anschlag an einer Seite stets viel schwächer als an der andern war und trotz des An­schlages bisweilen auch unvernehmbar blieb."

D Publikum von Berlin , was wagen deine Preßkosaken dir

nach Hause trollte. Ja wohl, das war ein fetter Bissen gewesen und unser Reptilchen konnte schnalzen.

Doch lassen wir unsere Leser nun einmal selbst sehen, was das Männlein Sonntag Morgen geschrieben und fein zusammengefalzt der großen ,, Klapperschlange von der Elbe " zugesandt hat. Der Artikel

lautet:

In einer Berliner Volksversammlung. Berlin , 10. Dft.

Feuerrothe Zettel an den Litfaßsäulen verkündeten einige Tage vorher, daß am Sonnabend, den 9. d. M., eine große Volksversammlung im Tivoli- Saale auf dem Kreuzberge statt­finden solle, um wider die Erhöhung der Biersteuer zu prote­stiren und das Berliner Zeitungswesen zu besprechen. Die öf= fentliche Aufforderung zur Theilnahme des Berliner Publikums schloß mit der Notiz:" Alle Berliner Abgeordneten sind aufge­fordert, zu erscheinen;" darunter stand geheimnißvoll: Das Comité". Da feuerrothe Zettel hier nur bei Ankündigung von Diebstählen, von Ausverkäufen und Versammlungen der Social­demokraten gebräuchlich sind, ließen sich auch ohne Namen die Veranstalter errathen.

Dichte Gruppen von Arbeitern zogen 8 Uhr Abends hin­aus, denen eine gewisse, wenn auch wenig erregt sich äußernde Erbitterung in der Unterhaltung anzumerken war. Fern der mehr hausbacken die Meinung, daß energisch protestirt werden mächtigen Aufregnng füddeutscher Bierrevolutionen, äußerte sich müsse. Schon um 8 Uhr war der Tausende fassende Saal dicht gefüllt und immer neue Schaaren strömten herbei. Das Publi­kum verrieth in der Mehrzahl den Arbeiterstand, dem in seiner Kleidung und in seinen Lebensgewohnheiten trotz der sogenannten schlechten Zeit eine gewisse Wohlhabenheit hier in Berlin nicht abgesprochen werden kann. Die Nothleidenden" sind in der That eher unter den kleinen Arbeitgebern zu suchen. Ganz auf fallend war die Zahl halbwüchsiger Burschen, die indessen recht sicher, um nicht zu sagen fast zu dreift, unter ihren alten Kolle­gen auftreten. Diese Pioniere der Socialdemokratie, Schufter­jungen, Laufburschen, allerlei Gehülfen, sind die lautesten Schreier, die ihr Pfui" und ihr hört, hört" mit parlamentarischem Taft bei einem fräftigen Schlagworte anbringen. Schon 1848 spielten

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Zur Beseitigung des Unteroffiziermangels erhält die Bossische Zeitung" eine Zuschrift, welche ausführt, daß das zur Beseitigung desselben vom Kriegsministerium in Aussicht genom­mene Mittel dem Uebel nicht abhelfen und daher als Palliativ­mittel und unnüße Ausgabe einfach abzuweisen sein würde. Die stellun Frage sei überhaupt nicht vom Kriegsministerium, sondern viel- lokale mehr mit der Zeit nur vom Kultusministerium an lösen. Sobald fich un tüchtige, in den Seminarien wohl ausgebildete Elementar- Schul- Partei lehrer die meisten ihrer Schüler erst dahin gebracht haben werden, sich mi daß fie kalligraphisch schön, orthographisch richtig schreiben, im man Rechnen der Regel- de- tri und der Decimal- Rechnungen völlig Meister sind, auch einen fleinen aber verständlichen deutschen Auf- so wie

sie ihre Rolle und Raoul Rigault stieg auf solchen Schultern zum Führer der Pariser Commune empor.

Bernh

Eduar Reden

In den im Saale vertheilten Gruppen herrschte in der Pri- Beit", vatunterhaltung ein gemüthlicher Ton im Allgemeinen vor, in eigene welchen jedoch von Zeit zu Zeit ein socialistisches Fünkchen springt.

Wie geht's, lahme Hanne? Was macht der Claus?" hörte ich neben mir.

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fehlte

und

Der arme Teufel ist krank; heute mußte er nach dem geistig Krankenhause; er hat den Typhus mathematicus"! Es fann gewiſſ nächst lange dauern und dabei sizt die Frau mit vier Kindern ohne einen Groschen da."

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Ms 2

" Ist bei euch wenig Arbeit?"

,, Na da müssen wir helfen, das versteht sich; der Alte" wird auch etwas thun."

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" Gott bewahre, es geht wie früher. Der Alte" wollte der al uns etwas am Lohne knapsen, hat's aber nicht gethan."

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Und so ist es wirklich, wie ich von vielen Gewerbtreibenden en zi hörte, mit Ausnahme der Metall- und Maschinen- Industrie, fast überall der Fall, daß die Löhne nicht gekürzt werden und die Arbeiter sehr wohl bestehen, ja wenn fie etwas von ihrem Wohl­leben aufgeben würden, auch etwas ersparen könnten.

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tische

Schlüff

Luft

allen

des A

bis herab Plähd tarisch

Man soll Niemanden die Bissen in den Mund zählen, aber interessant zu beobachten war es doch, daß Jeder der Anwesen den selbst Hasselmann während seiner Reden- bis herab zum Schusterbuben, der auf dem Fenster hockt, seine 2 bis 3 Seidel Bairisches Bier trant, seine Cigarre rauchte, und daß viele für 5 bis 10 Sgr. geistige Nahrung an den großen Bücher­tischen einheimſten.

grüßt, welche

zu tre

Abgeo

Dieses fliegende Geschäft der Verlagsbuchhandlung Bracke in Braunschweig , deren Vertreter übrigens gleichzeitig in Cigarren Redne machte", ist nicht uninteressant. Ein dichter, äußerer Kranz von meint Photographien zeigt uns die Bilder von Bebel, Liebknecht, Hasen sei es clever, Hasselmann und viele kleinen Götter; an sie reihen sich Marx, Rochefort, zahlreiche Communards, Garibaldi und last sagen, der alte gute Johann Jacoby . Von Büchern und grüne Broschüren sah ich unter Hunderten unbekannteren Flugschriften fast alle Werke Ferdinand Lassalle's , dessen Arbeiterprogramm",

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