T,
9
er
ig
ei
at
tt
5
Je
"
Mehrere Tage nach der ersten Versammlung hatte der Vorsitzende ein 31stündiges Verhör bei der Polizei zu bestehen, ferner belegte man das Protokoll zur besseren Einsicht" mit Beschlag. Tags darauf erfolgte der Bescheid, dahin gehend, daß der Arbeiter Bildungsverein, nach stattgehabten Erhebungen, die Grenzen eines Bildungsvereins nicht so inne gehalten hätte, wie nöthig gewesen, deswegen derselbe dem Vereinsgesetz unterstellt, von Weiterem aber diesmal unter be wandten Umständen(!?) abgesehen werden solle. Ei, ei, wie zart, wie gnädig! Oder wußte man auch, warum von Weiterem" abgesehen werden mußte? Rekurs wurde aus verschiedenen Gründen, meistens örtlicher Verhältnisse wegen, nicht erhoben. Der Verein arbeitet unter dem Vereinsgesetz ruhig weiter und wahrlich nicht ohne Erfolg. Die Gegner hatten Fiasko gemacht. Es mußte ein anderes Mittel versucht werden, und diesmal legte man sich auf die Untergrabung und Vernichtung der Gewerksgenossenschaft der Manufaktur, Fabrik- und Handarbeiter. Herr Ludwig Wolf arbeitete am eifrigsten. Am 7. Auguft wurde eine Volksversammlung abgehalten in Hentschel's Lokal, mit der Tagesordnung:„ Die socialistischen und die Hirsch- Duncker'schen Gewerkschaften". Referent war Herr Köhler aus Berlin . Die Versamm
lung war von ca. 150 Personen besucht, der Vortrag wurde sehr beifällig aufgenommen und nach kurzer, aber Klarheit verbreitender Debatte folgende Resolution einstimmig, trok der Anwesenheit des Vorfizenden des Ortsvereins 2c., angenommen:
" Die Versammlung erklärt sich mit den Ausführungen des Vortragenden einverstanden und spricht hierdurch hinsichtlich des durch die Gründung eines Ortsvereins der Stuhlarbeiter am Orte ausgeführten Verraths an der Arbeitersache ihre tiefste Verachtung aus".
11
Im gegenüberliegenden Schüßenhaus, dessen With uns bekanntlich auf höhere Andeutung" sein Lolal verweigert, fand zur selben Zeit eine außerordentliche Mitgliederversammlung des Ortsvereins 2c." statt, Die von circa 20 Personen besucht war, da Gäste zugelassen wurden. Der„ Gewerkverein" lügt nun seinen Lesern vor, beide Versammlun gen wären schwach besucht gewesen, weil eben zwei zur selben Zeit gewesen seien", und noch Anderes mehr. In unsrer Versammlung war Ludwig Wolf anwesend. In der nächsten Nummer des hiesigen ,, Amtsblattes" erschien ein anonymer Artikel unter dem Titel: Etwas für Arbeiter(!!!) und Solche(?) die sich für die Arbeiterfrage intereffiren." Dieser Auffay enthielt eine Verdrehung des Köhler'schen Vortrages, einen, die Thatsachen entstellenden Angriff auf die Gewerksgenossenschaft der Manufaktur-, Fabrik und Handarbeiter, sowie die dreisteste Reklame für die Hirsch'schen Gewerkvereine. Der sich nachträglich entpuppende. Verfasser war Ludwig Wolf. Der Vertrauensmann der Gewerkschaft reichte eine Berichtigung an die Redaktion des Blattes ein, die auf Grund des§ 11 des Preßgefehes nicht verweigert werden fonnte. Dieselbe pirkte durch ihre würdevolle Ausdrucksweise wahrhaft vernichtend für Ludwig Wolf und erweckte daher allgemeine Freude unter den in der Bewegung stehenden Arbeitern. Noch vernichtender war jedoch das Fiasko, daß Herr Ludwig Wolf mit einer mit seinem Namen unterzeichneten Erwiderung auf obige Berichtigung machte. ( Schluß folgt.)
Bichosan, 27. Dftober.( Situationsbericht.) Da wir seit langer Zeit nichts von uns haben hören lassen, so tönnte es scheinen, als hätten uns die Liberalen zu Grabe getragen und die Polizei hätte auf unser Grab einen Leichenstein gesetzt und unsere Liberalen hätten Ruhe und Frieden vor den Social- Demokraten. Dem ist aber nicht so, sondern bei uns geht es trotz aller Polizeischwiigkeiten immer vorwärts. Alle Lokalwirthe sind bereit, uns ihre Lokale zu jeder Zeit zur Berfügung zu stellen, nur fehlen uns Agitatoren. Darum beschäftigen wir uns in den Mitglieder- Versammlungen mit Artikeln aus dem Neuen Social- Demokrat", dem Volksstaat", der„ Chemnißer freien Presse" u. s. w. Am 24. Oktober gedachten wir unseres alten Freundes Ludwig Würfert, den Dichter des Arbeiterliedes:„ In Breslau ein Kirchhof, ein Todter, ein Grab". Derselbe ist nämlich wegen Gotteslästerung zu vier Wochen Gefängnißstrafe verurtheilt. Unser Vor sitzender Karl Höppner hielt eine kurze Ansprache an die Parteigenossen und zeigte, daß Würkert schon im Jahre 1848 sich den freiheitlichen Bestrebungen angeschloffen habe und heute noch dafür als 75jähriger Greis hinter Schloß und Riegel stecke.
Uerdingen a. Rh., 24. Oftober.( Situationsbericht.) Auch hier hat die Idee des vierten Standes trotz der vielen Hindernisse, trotz des sogenannten Kulturkampfes, welcher hier in hohen Wogen geht und alle Gemüther beschäftigt, Wurzel geschlagen, Es hat allerdings schon vor mehreren Jahren ein kleiner Socialistenkreis hier am Drte bestanden, ist aber wegen Mangels an agitatorischen Kräften und der zahlreichen Maßregelungen, welchen die Arbeiter ausgesetzt waren, wieder schlafen gegangen. Vor einigen Monaten nun tamen einige Parteigenossen und Unterzeichneter in diesen Drt und die Social- Demokratie erhob wieder kühn ihr Haupt. Die erste Versammlung, welche wir abhielten, war von ungefähr 100 Personen besucht und verlief in der vortrefflichsten Weise. Darob großer Aerger im Lager der Ultramon
tanen.
Dieser Aerger machte sich in einem Eingesandt der„ Niedertheinischen Volkszeitung" Luft, welches einen ihrer Hauptführer zum Berfasser hatte und in der geringschäßendsten Weise über unsere Verjammlung berichtete, namentlich aber unsern Parteifreund Köhler, welcher sich an der Diskussion betheilige hatte, schmähend angriff. Derselbe sollte gesagt haben, es gäbe feinen Gott, woran Köhler garnicht im Entferntesten gedacht hatte. Dies war natürlich nur geschrieben wor den, um die ultramontane Bevölkerung gegen uns zu erbittern. Wir beraumten darauf eine zweite Bersammlung an, in welcher als zweiter Bunkt der Tagesordnung das Eingesandt in der„ Niederrheinischen Bolkszeitung" gesezt wurde. Straßenecen prangten, und die Berichte der liberalen und ultramon: tanen Zeitungen über unsere erste Versammlung hatten das ihrige gethan, denn es waren nicht weniger als gegen 400 Personen bei Eröff 3000 Personen viel sagen will. zung der Versammlung zugegen, was bei einer Einwohnerzahl von Die Ultramontanen, welche die überwiegende Majorität bildeten, bekamen, allerdings nach vorhergegangener Schulung ihrer Seelenhirten, das Bureau in die Hände. Zu unserem Ergögen wußte das ultramontane Bureau gar keinen Rath, schien
überhaupt
Ste
at
te
ie
ſte
ber
ei
en
cen
en
nd
Se
im
gs
od
nit
Be
ter
ng
Sei
foll
Daf
ber
น รั
jen
Cha
Zu
iter
bri
Die
Tern
Ber
ung
ben
fein
aren
ad
ein
Tun
be
A
che
Ber
10
tra
ng
Ve
h
pat
Die rothen Plakate, welche an den
Nachdem dem Referenten, Parteifreund Dreesbach, noch die Redezeit von der Leitung einer Versammlung keine Ahnung haben. auf eine Stunde beschnitten worden, ließ sich der ultramontane Theil der Versammlung die Taktlosigkeit zu Schulgen kommen, beim zweiten Punkte der Tagesordnung, über welchen Parteifreund Köhler referirte, den Redner durch rohes Gebrüll fortwährend zu unterbrechen. Schluß ließ der Kaplan Grüter den heiligen(!) Vater und die Cen: lung feine social- demokratische, sondern eine katholische sei.
Zum
Daß die
Krieg bewilligt worden, wo sich die Völker zerfleischend
Bei diesem legten Worte wurde er vom überwachenden Bürgermeister unterbrochen mit dem Bemerken, daß er sich diesen Ausdruck notiren müsse. Dreesbach entgegnete ihm, ihn nicht Mitten im Satz zu unterbrechen, sondern erst ausreden zu lassen, worauf der Bürgermeister ihn verhaften ließ. Am Freitag, den 22. Oktober, fand die gerichtliche Verhandlung vor dem Zuchtpolizei- Gericht zu Cleve statt, wozu Parteigenoffe Buchbender aus Crefeld und ich als Schußzeugen erschienen waren. Der Staatsanwalt hatte zwei Monate Gefängniß und Tragung der Kosten beantragt, sich auf§§ 130 und 131 stüßend. Das Zuchtpolizei- Gericht sprach dagegen Dreesbach frei.. Der Staatsanwalt hat gegen dieses Erkenntniß appellirt. Und mag es noch so viel Ver: folgungen und Verurtheilungen geben, auf uns hat es nur die entgegengesezte Wirkung, desto gewisser ist uns der Sieg. Mit focialdemokratischem Gruß Constantin Ullrich.
Hamburg , 21. Oktober. ( Abrechnung des Allg. deutschen Bau- und Erdarbeiter Vereins) vom 1. Juni bis 1. September. Der Kassenbestand betrug bis zum September 247 Rm. 95 Pf. Einnahme im Monat Juni von Hamburg
V
F
152= 80
V.
M
N
D
26 1 50
.
•
167 M 95 49= 25 = 80 25
H
A
7½=
für Juni, Juli und August von Rostock 21 136 im Monat August von Hamburg Ueberschuß von der Fahne durch Herrn F. Becker von Hamburg erhalten
54=
21
V
.
A
Summa 856 Rm. 58% Pf. Berausgabt im Monat Auguft zur AgitationsReise des Herrn Wißmann aus Berlin 8712= Bleibt Kaffenbestand 834 m. 871 Pf. Revidirt und für richtig befunden.
Die Revisoren:
F. Becker. H. Cordes. W. Schmidt. Hiermit mache ich bekannt, daß ich von dem früheren Kassirer, Herrn Schemperle, die Kasse übernommen und für richtig befunden habe, und ersuche die Beitragsammler der Mitgliedschaften, die Beiträge, um eine regelrechte Buchführung führen zu können, allmonatlich an mich einzusenden. Eduard Trube, Vereinskassirer, Neuer Steinweg unter 16, Hamburg .
Der arme Conrad.
Illustrirter Kalender für das arbeitende Volk auf das Jahr 1876.
Die Bedeutung des armen Conrad ist unsern Lesern zur Genüge aus den unlängst in unserem Blatte veröffentlichten Artikeln über diese Bauern und Arbeiter Vereinigungen im 16. Jahrhundert bekannt. Diejenigen, welche mit der Geschichte des armen Conrad nicht genau vertraut sind, finden in diesem Kalender ein kurzes und übersichtliches Bild über die genannte Bewegung.
Den unterhaltenden Theil des Kalenders eröffnet ,, Florian Geyer's Heldentod ", eine spannende Erzählung von Robert Schweichel . Eine passende Unterhaltung für die Weihnachtstage hat uns F. W. Fritsche in dem Weihnachtsmärchen Lockout*) geliefert. Ueber Die Sprache der Zukunft" schickt uns aus dem Kerker heraus Joh. Most einen lehrreichen und interessanten Artikel. Der Veteran der Socialdemokratie, Joh. Ph. Becker in Genf , hat in seinen alten Papieren ,, Etwas über das Hambacher Fest " gefunden, das er uns gern mittheilt.
11
Robert Owen aus seinen Reden und Schriften" ist ein lehrreicher illustrirter Artikel aus W. Liebknecht's gewandter Feder. Ueber Georg Herwegh und Moris Heß finden wir zwei kleine, treffliche Biographien aus der Feder von A. Geib und Carl Hirsch in Paris , zugleich mit den Bildnissen der beiden, in ein und demselben Jahre verstorbenen Vorkämpfer des Proletariats.„ Das Loos des Fabrikarbeiters" behandelt in einem scharfen Artikel über Kapital und Arbeit W. Hasselmann. Eine Epistel über Kindererziehung an meinen Better Hans" hat Emil Roßbach zum Verfasser.
Eine Auswahl trefflicher Sprüchwörter, sowie eine Vergleichung deutscher Reichs- Marken mit anderen Währungen, Verzeichniß deutscher Reichsmünzen, eine statistische Tafel über die Größe, die Einwohnerzahl und die Hauptstädte der verschiedenen Länder der Erde, nebst dem Verzeichnisse der Messen und Märkte nehmen die letzten Seiten des Kalenders ein. Das Kalendarium, dem noch Sinnsprüche, Anekdoten, sowie einige Räthsel von Geib darunter ein spaßiges von Tessendorf beigegeben find, hat C. Derossi verfaßt.
Und so geben wir dem Kalender, der nur Tüchtiges und Treffliches enthält, unsere besten Wünsche zu seinen Wanderungen durch Deutschlands Proletarier- Hütten mit auf den Weg.
Der Preis des Kalenders, der in jeder Beziehung elegant und sauber ausgestattet ist, beträgt nur 40 Pf.
Yorck- Fonds.
Seit dem 15. Septbr. d. J. sind für den Yord- Fonds noch folgende Gelder eingegangen: Eßlingen d. Mangold M. 2,43. Gera d. H. Brendel v. Holzarbeiter- Gem. M. 3,08. Hainichen d. M. Martin M. 2,27. Hamburg , Lifte 21 d. Bez M. 1,35. Hamsurg, 28. Oftober 1875.
August Geib, Rödingsmarkt 12.
Sprechsaal.
11
In Nr. 22 des Neuen Social- Demokrat" war in einem Artikel über die industriellen und Kunstschöpfungen der Kaiserzeit gerügt, daß bei einem so gewaltigen Gebäude, wie der Kaiserhof ist, dasselbe nicht durch Brandmauern in verschiedene Abtheilungen getheilt worden sei. Etliche Baugewerksmeister bezweifeln nun in einer Veröffentlichung, ob durch Brandmauern das Feuer beschränkt worden wäre. Solche Kühnheit des Zweifels( ent
meine Leser dieſen milden Ausdruck mit den Strafman nicht Baugewerksmeistern ist höchst überraschend; aber das ist recht glaublich, daß es den Aktionären des Kaiserhofs nicht passen fann, neuerdings Brandmauern innerhalb des Gebäudes aufzu= führen; das würde jetzt sehr viel Geld und viel Zeit kosten.
sagen, denn als sich der Kaplan Grüter in eine Disputation mit Dreesbach eingelassen,
wo er selbst merken mochte, daß er reinfallen würde,
schloß der Vorsitzende, durch einen Wink von Grüter benachrichtigt, die Versammlung, ohne den das Wort verlangen Herrn Dreesbach dasselbe Unseren nicht bauverständigen Lesern theilen wir nur mit, daß zu geben. Diese Versammlung hat viel zur Verbreitung unserer Idee beigetragen und gewannen wir einige Anhänger. In der letzten Ver sammlung hatten wir das Christenthum und den Socialismus" auf der brechung vom Grunde bis über das Dach in die Höhe steigt,
Tagesordnung und Freund Dreesbach war wieder Referent. Bureau bekamen wir in die Hände.
Das
In der Mitte der Versammlung
löfte der Wirth, von anwesenden Ultramontanen dazu aufgeftachelt, die
felbe
Bis jetzt war es uns leider unmöglich, die Fortsetzung der
eine Brandmauer eine Mauer ist, welche entweder ohne Unter
gewerksmeister zu sein, beurtheilen.
oder welche da, wo ausnahmsweise Unterbrechungen gestattet sind, also z. B. bei durchlaufenden Korridoren, mit allen Mitteln der lich gemacht worden ist. Ob solche Mauern das Feuer im KaiTechnik( eiserne Thüren 2c.) zur Beschränkung des Feuers taug bahn Kegel schieben ließ. Hier zeigte es sich recht flar, welche Erfolge ferhof beschränkt hätten, kann nun wohl jeder Leser, ohne Bauwir bisher erzielt hatten, indem die Hälfte der Versammlung dem Redner Beifall zollend, sich entrüstet über das Vorgehen des Wirths ausBersammlung stattfinden zu lassen, weil uns die Lokale verweigert werden. In den nächsten Wochen steht uns ein Lokal jedoch wieder zur Verfügung. Sonntag, den 4. dss., war in Kempen eine Volksverjammlung, in welcher Dreesbach über die Bestrebungen der deutschen geben, daß jene Holzkonstruktionen noch schlimmer gewesen sind, Arbeiterpartei sprach. Zum Vorsitzenden wurde Schröder aus Süchteln und Unterzeichneter zum Schriftführer gewählt. mochte ungefähr von 750 Personen besucht sein und ist insofern von Merkwürdigkeit, als Dreesbach verhaftet wurde.
bung
von
Die Versammlung
Dreesbach kam im
Laufe des Vortrages auf den Lassalle'schen Vorschlag zu sprechen: Gründie so häufig aufgeworfene Frage: woher das Geld dazu nehmen? da hin, daß ja so große Summen für Kriege verwendet würden, so wären beispielsweise 220 Millionen Thaler für den legten sogenannten heiligen
Produktiv- Associationen mit Staatshülfe, und beantwortete
Daß die Holzwände im Dachraum und die Holzwände der Ventilationsschachten es handelt sich aber um Ventilation erhißter Luft, und ist die Möglichkeit des Aufsteigens brennender Gase( furzweg der Flammen) von den Baugewerksmeistern zuge
als das Fehlen der Brandmauern, ist ja klar und brauchte, wie die Herren anzunehmen scheinen, keineswegs erst durch die Erfahrung bei jenem Brande erwiesen zu werden.
Von jener kolossalen Sparsamkeit beim Baue des Kaiserhofes war aber am Tage nach dem Brande, als ich meinen Auffat an die Redaktion des Neuen Social- Demokrat" abgab, noch
*) Ausschluß, Aussperrung der Arbeiter durch die Arbeitsherren.
nichts öffentlich bekannt, sonst möchte ich mich wohl nicht darauf beschränkt haben, von einer ungenügenden Beachtung der Regeln vorsichtiger Baufunst zu sprechen, sondern würde die Bauart des Kaiserhofes mit weit stärkeren Ausdrücken getadelt haben.
K 3.
,, Auch sollt ihr nicht viel, wie die Heiden, plappern.
Sie meinen, daß die Götter sie erhören, Wenn Sie mit vielen leeren Worten Klappern, Der Geist läßt sich durch Worte nicht bethören.
24
Er weiß zuvor, was frommt, uns zu gewähren.
Drum betet: Unser Vater in dem Himmel,
In des Gedankens ungetrübten Sphären,
Bom Scheine fern und von des Staub's Gewimmel!
Geheiligt sei dein Name! Keiner wage Sinnlos zu nennen ihn und zungenfertig, Auf daß, wo immer eine Lipp' ihn sage, Du auch im Geist sei'st wahrhaft gegenwärtig! ,, und dein Reich komme! Nicht ein leeres Drüben Bleib' es, mit uns'rer Welt in ew'ger Zweiheit! Nein! wirklich komm es zu uns her, im Leben Göttlicher Liebe und im Sieg der Freiheit!
Und deinen Willen laß gescheh'n auf Erden, So wie im Himmel! Wie du uns ersonnen Bei dir, laß uns hienieden göttlich werden, Daß wir vollenden hier, was du begonnen! ,, Gieb unser täglich Brot uns heut! Nicht rastet Behaglich unser Geist beim Freßgelage; Nur daß, der dunklen Erdennoth entlastet, Jn's Lichtreich ihn die freie Schwinge trage! Vergieb uns uns're Schuld, wie wir vergeben Den Schuldigern! In deines Geistes Lohen Laß unsrer Schlacken Wust als Rauch verschweben, Wie uns'rem Geist des Nächsten Schuld entflohen! „ Führ' uns nicht in Versuchung! Halte ferne Die Nebel, so die Seel' uns trüben wollen, Auf daß wir, leuchtende, durchsicht'ge Sterne, Bewußt und fest in deinen Sphären rollen! Erlös' vom Uebel außen uns und innen, Daß nicht der Dorn erstickt den guten Samen! Denn dein ist Neich und Kraft von Anbeginnen Und Herrlichkeit in Ewigkeiten. Amen!"
Mein kurzes Deuten selbst war schon ein Schwächen. Ihr aber solltet wohl vor Scham erglühen, Die ihr so festen Kern glaubt auszustechen Mit euren faden Brei'n und schalen Brühen. Nichts Schlecht'res, als des Geistes höchste Biele Darf hier sich eisern aneinanderketten. Nicht daß sich lüderlich das Herzchen stele Auf weicher Phrasen heißen Lotterbetten. Nicht daß ein jeber Schwächling flag' und wins'le, Und Gott mit Lumperei'n dürf' überrennen, Daß, heuchelnd, man sich selbst schwarz überpins'le, Um sich bei Gott, durch Demuth weiß zu brennen. Pfui über eure Blümlein und Guirlanden! Sie wuchern in gemeiner Seelen Sumpfe. Der Geist ward, faulend, drin zu Spott und Schanden, Die Kraft hinweggeschwemmt mit Stiel und Stumpfe.
Seht hier in Fels mit Schwerthieb eingehauen Kraftworte, so des Meisters Geist bekunden! Wie nur ein Gott beseelt erhabnes Schauen Sie faßt, dem längst des Staubes Kram entschwunden.
Ich möcht' euch rathen, laßt's dabei bewenden! Wie lange wollt ihr noch Gebete schmieren? Will denn der Scharivari nimmer enden, Das Greinen, Wimmern, Faseln, Deklamiren? Schon längst find reif an Geist und Herz die Starken, Aus sich zu beten, nicht durch fremde Mäuler. Wollt ihr die Schwachen uns noch ganz entmarken, Ihr heuchlerischen, weinerlichen Heuler?
Fort in die Glut mit all' den süßen Bändlein, D'raus ihr sollt beten lernen fein manierlich! Maroquindeckelchen mit goldnen Rändlein, Und drinnen?
-
Roth, bespickt mit Blümlein zierlich. Wähnt nicht zu streng mich! Nur die Lüge tödt' ich. Könnt ihr des Betens Wahrheit euch nicht schaffen Schlagt auf das Evangelium! Erbötig
Ist Christus immer, euch emporzuraffen.
Rechtes Fasten.
Und fastet ihr, so seht nicht sauer brein, Den Heuchlern gleich, die das Geficht verziehn, Sie suchen vor den Leuten nur den Schein. Wahrlich! sie haben ihren Sohn dahin.
Du, so du fastest, salbe dir das Haupt, Und wasch' dein Angesicht, daß du nicht scheinst! Dein Vater sieht, was auch der Haufe glaubt, Berborg'aes, und vergilt dir's offen einst."
Das Fasten ward zu todter Form schon längst, Doch blieb zurück für dich das ächte Muß: Entbehrend zu verschmähn, woran du hängst, Daß nicht den Geist ersticke der Genuß. Preisgeben sollst du süßer Träume Rausch Für des Gedankens herbe Nüchternheit: Gesell'gen Wortes müh'los heit'ren Tausch Für arbeitstrenge Geisteseinsamkeit. Das ist das wahre, inn're Fasten jetzt, Das frei der Geist sich selber auferlegt, Der sich verflüchtigt, wenn er sich ergeht, Sich stärkt, wenn er des Denkens Lasten trägt. Doch wer mit solchem Thun sich wichtig macht, Sich angewöhnt ein mürrisches Gesicht, Das er, das Lächeln meidend, streng bewacht, Als wär' er, wie die andern Menschen, nicht, Ein seltsam feierlicher Sauertopf
11
Der hat den Lohn dahin. Wohl gafft ihn an Und zischelt nach ihm ein getäuschter Tropf, Geheimnißvoll: Seht den! das ist ein Mann...!" Und dabei bleibt's. Du aber, fastest du, So thu's mit heller, faltenloser Stirn! Des Geistes Werktag seiner Sabbathruh, In ros'ger Gluth steh' des Gedankens Firn! Die Erde, wenn sie neue Früchte finnt, Und sich zu harter That zusammenrafft Schau! wie sie sich mit Blüthen rings umspinnt, Als spielte träumend sie mit ihrer Kraft.