ist( Kopenhagen   hat 180,000 Einwohner). Unsere Partei hat| Bestellung des Inquirenten nur eine General- Verfügung, aber seit der Haftentlassung der obengenannten Führer bedeutend an keine richterliche Verfügung gefunden werden könne. Stärke gewonnen, was man am besten sehen kann, wenn man die Abonnentenzahl unseres Organs vergleicht mit der vor dem 1. Juli, dem Tage, wo das Blatt von der neuen Redaktion unter der Leitung Pio's übernommen wurde. Damals hatten wir eine Anzahl von 3200 Abonnenten und den 1. November nahe an 6000. Außerdem haben wir alle Verbindungen mit der demokratischen Partei der sogenannten Linken abgebrochen und gehen rasch vorwärts in der Ausführung unseres eigenen socia­listischen Programms. Doch für heute genug. Mit social- demokratischem Gruß an alle Parteigenossen zeichnet E. W. Klein.

Innere Parteiangelegenheiten.

Parteigenossen! Der deutsche Reichstag   ist wieder zusam­mengetreten und es ist dadurch unseren Abgeordneten zur Pflicht gemacht, sich an den Verhandlungen zu betheiligen. Eine ganze Reihe höchst wichtiger Gesezesvorlagen sollen in dieser Session erledigt werden. Den Arbeitern soll, nach dem Willen der Re­gierung, in dem neuen Hülfskaffengeses ein neuer Zwang auf­erlegt werden; durch neue Steuern auf die nothwendigsten Lebens­mittel will man die Gelder zu neuen Rüstungen auftreiben und daß hinfüro das Volf über seine Leiden durch den Mund der socialistischen Abgeordneten nicht mehr Klage führen könne, daß die Sommerruhe in Varzin nicht mehr durch social- demokratische Wühlereien" gestört werde, verlangt die Regierung drakonische Verschärfungen der auf die politischen Vergehen bezüglichen Para­graphen des Strafgesetzbuches, damit ihr ein Mittel gegeben werde, jede Opposition zum Schweigen zu bringen. Diesen reaktionären Gelüsten gegenüber nun die Stimme des arbeitenden Volkes zur Geltung zu bringen, wird Sache unserer Abgeordneten sein, und deshalb müssen dieselben im Reichstag anwesend sein fönnen. Das Leben in Berlin   ist aber sehr theuer, und da unsere Abgeordneten selbst, ohne Ausnahme, mittellos, deren Wähler, arme Arbeiter, welche unter der Geschäftskrisis furchtbar leiden, aber nicht im Stande sind, dieselben genügend zu ent­schädigen und ferner die Parteisteuern und sonstigen Einnahmen der Partei durch die Agitation aufgebraucht werden, so ergeht der Appell an Euch Alle, Parteigenossen, durch Sammlungen 2c. die Mittel für den Unterhalt unserer Vertreter im Reichstage aufzubringen.

Parteigenossen! Das deutsche Reich, welches jedes Jahr Hunderte von Millionen Mark ausgiebt, um eine ungeheure Militärmacht zu unterhalten, dieses Reich zahlt den aus allge­meinen, gleichen und direkten Wahlen hervorgehenden Abgeordne= ten des Volkes keine Diäten, es hat kein Geld, um die Volks­vertreter zu entschädigen, wohl aber, um Militär, Bureaukraten und Priester zu halten. Der Zweck, warum dies geschieht, ist zu durchsichtig, um nicht für Jeden klar zu sein; man will dem ärmeren Theile der Bevölkerung dadurch, daß man Arbeit ohne Entschädigung fordert, es erschweren, Vertreter aus seiner Mitte in's Parlament zu schicken. Dieses Manöver nun hinfällig zu machen, den Machthabern zu zeigen, daß das Volk durch derartige Machinationen sich nicht um sein Recht bringen läßt, dazu ist es jezt nöthig, daß die Parteigenossen und Freunde aller Orten private und öffentliche Sammlungen veranstalten und den Ertrag derselben an den Parteikassirer August Geib  , Rödingsmarkt 12, Hamburg  , einzusenden.

Parteigenossen, thut Eure Pflicht!

Mit social- demokratischem Gruß Der Vorstand der Socialistischen Arbeiter- Partei. J. A.:

J. Auer. C. Derossi. Hamburg  , den 10. November 1875.

P. S.

Quittung über eingegangene Gelder erfolgt im ,, Volksstaat" und Neuen Social- Demokrat".

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* In einem Prozeß wider den Redakteur der früheren socialistischen Zeitschrift Der Socialist", W. A. Schuster, fällte am 30. v. Wits. die VII. Kriminal- Deputation zu Berlin  eine nicht unwichtige Entscheidung. Parteifreund Schuster soll sich, nach Ansicht der Staatsanwaltschaft, der Aufreizung zu Gewaltthätigkeiten in einer den öffentlichen Frieden gefährdenden Weise" schuldig gemacht haben, machte jedoch vor dem Gerichts­hofe den Einwand der Verjährung geltend, wogegen der Borsitzende des Gerichtshofes konstatirte, daß am 13. Mai d. J. der Unter­suchungsrichter Johl den Inquirenten bestellt und dieser am 2. Juni d. J. die Vorladung des Angeklagten verfügt habe. Staatsanwalt Schütz beantragte demnach in die Verhandlungen einzutreten, da durch die verfügte Bestellung die Verjährung unterbrochen sei. Der Gerichtshof, unter dem Vorsiße des Stadt­gerichtsrathes Reich, erkannte jedoch auf Unzulässigkeit des Ver­fahrens und zwar wegen eingetretener Verjährung, da in der

wöhnlichen Erfahrung, daß bei körperlicher Anstrengung der Ap­petit größer sei. Ich habe jedoch nicht behauptet, daß bei der Arbeit gleich viel zerfetzt werde, wie bei der Ruhe, sondern nur, daß dabei nicht mehr Eiweiß zersetzt werde; dann ist noch zu bedenken, daß bei Leuten, welche längere Zeit sich nicht mehr förperlich angestrengt haben, in Folge der Bewegung eine Zu­nahme der Muskeln eintritt und dadurch auch eine Erhöhung des Eiweiß- Bedarfs.

Wieder Andere haben gemeint: das von mir Gefundene stehe im Widerspruche mit der eben erwähnten Erfahrung Playfairs, nach welcher von verschiedenen Arbeiterklassen, entsprechend der Arbeitsleistung, Eiweiß verzehrt werde. Dieser Widerspruch ist aber nur ein scheinbarer. Die Größe der Eiweiß- Berfeßung bei einem bestimmten Individuum steht nicht in Beziehung zur ge­leisteten Arbeit, wohl aber umgekehrt die mögliche Arbeitsleistung zur Größe der Eiweiß- Bersetzung, insofern als ein kräftigerer und also mehr leistender Arbeiter eine größere Masse eiweißreicher Drgane( namentlich Muskeln) auf ihrem Bestande zu erhalten hat, und deshalb mehr Eiweiß in der Nahrung braucht; er würde aber die gleich große Menge zu dem 3wed nöthig haben an einem Tag, an welchem er ruht, z. B. am Sonntag. Würde er an Feiertagen weniger Eiweiß aufnehmen, so würden seine Organe Eiweiß verlieren und den Tag darauf nicht mehr so viel leisten können, als vorher.

Ist eine sehr starke Arbeit auszuführen, so unterziehen sich derselben nur ihr gewachsene muskelfräftigere Arbeiter, welche dann natürlich zur Erhaltung ihrer größeren Organmasse reich­lich Eiweiß zuführen müssen; es werden sich gewiß nicht muskel­schwächere Arbeiter melden, die für einige Zeit mehr Eiweiß als bei der geringeren Arbeit verzehren wollen; denn sie würden bald erfahren, daß sie die starke Arbeit trotz des reichlichsten Eiweiß­Verbrauches nicht erzwingen.

Playfair hat durch seine Zusammenstellung nur gezeigt, daß der Muskelschwache sich nicht zu einer starken Arbeit drängt, d. h., daß die Muskelmasse das Maximum der Arbeitsleistung bestimmt,

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Berlin  , 11. Nov.( Prozesse.) Unter Ausschluß der Deffent lichkeit fanden am 7. Nov. zwei Verhandlungen vor der 7. Kriminal Deputation des Berliner   Stadtgerichts statt. Der erste sollte sich auf eine mittelst der Preffe verübte Beleidigung des Kaisers beziehen. An­geklagt war der Kolporteur Arthur Trautmann. Derselbe hatte eine in der Expedition des Felleisens" in der Schweiz   erschienene Broschüre, die den Titel Kleines Wintermärchen" führt, vertrieben. Der Staatsanwalt beantragte gegen Trautmann eine Gefängnißstrafe von einem Jahre. Der Gerichtshof hat indeffen ein freisprechendes Erkenntniß gefällt, weil er annimmt, daß die Behauptung des Ange­flagten, er habe den Inhalt der Schrift nicht gekannt, richtig sei. Außerdem wurde auf Unbrauchbarmachung der Schrift erkannt. Ebenso sprach das Gericht in einer zweiten Verhandlung gegen Traut­mann die Unbrauchbarmachung der Neuen Stunden der Andacht" von Johann Friedrich Becker aus, weil in dieser Schrift das Vergehen der Gottesläfterung gefunden wird.

Frankfurt   a. d. O., 10. Novbr.( Verurtheilung.)

Am 5. Nov. stand Parteigenosse Heiland aus Berlin   vor dem hiesigen Kreisgericht wegen angeblicher Majestätsbeleidigung. Der Staatsanwalt beantragte neun Monat Gefängniß, der Gerichtshof erkannte auf drei Monate. Es ist Appellation eingelegt worden.

Altona  , 11. November.  ( Aufgelöste Versammlung.) Vor einer zahlreich besuchten Arbeiter- Bersammlung im Koppelmann'schen Salon zu Altona   wollte am Sonnabend Reichstagsabgeordneter Vahl­teich über das Thema:" Die Regierungsvorlage in Bezug auf das Strafgeset" referiren. Der die Versammlung überwachende Polizei­beamte, Herr Weisse, aber fand sich, nachdem der Referent 10 Minuten gesprochen hatte, veranlaßt, die Versammlung schleunigst aufzulösen.

Frankfurt   a. M., 6. Novbr.( Volksversammlung.) Am 27. Oftober fand im Pfuhl'schen Lokale eine außerordentlich stark be­suchte Volksversammlung statt mit der Tagesordnung: Die bevor­stehende Reichstagssaison und Herr Sonnemann." 2)" Der Protest gegen neue Steuern." Herr Sonnemann und der Vorstand des demo­kratischen Wahlvereins waren brieflich eingeladen, doch wurde der Ein­ladung nicht Folge gegeben, auch keine Rückantwort erstattet. Herr Sabor referirte über beide Punkte vortrefflich, er kritisirte zuerst ins­besondere das Vorgehen des Herrn Sonnemann. Da der Reichstag  mit einem interessanten Material von Gesezentwürfen eröffnet worden sei, so sollte dem Abgeordneten Gelegenheit gegeben werden, die Wünsche des Voltes entgegen zu nehmen, dessen Interesse er vorgiebt, im Reichstage zu vertreten, Jener sei aber nicht einmal erschienen. Sabor beleuchtete sodann die Wirkungen der projektirten Strafgeset novelle, die sich sehr zweifelhaften Ruhm erwerben könne, uns in die Beiten der Inquisition   versetze, denn es solle Derjenige eingesperrt werden, welcher aufreizt gegen die jetzt bestehende sociale Ordnung, selbst wenn Lettere ungerecht ist; ferner solle ein Paragraph zum Schutz gegen eine Kritik der Che geschaffen werden, aber welche Ehe solle geschützt werden? die mit einer Frau oder mit mehreren, denn die Lettere sei bei höheren Ständen heute sehr an der Tagesordnung! Das Eigenthum Derer solle ferner vor einer Kritik geschützt werden, welche sich dasselbe auf eine schwindelhafte Weise ergaunert haben, wie 3. B. Strousberg und Konsorten. Die Friedensbürgschaft seze Allem noch die Krone auf, ob man glaube, sich so alle Kämpfer für jede frei­Heitliche Idee vom Halfe zu schaffen? Ferner kritisirt Redner ein­gehend den Gefeßentwurf wegen Einrichtung von Hülfskaffen und die projektirten neuen Steuern. Wie verhält sich, fragte er, nun Sonne­mann gegen diese Gesezentwürfe. Vor dem Volke hätte er sich heute hier darüber aussprechen müssen. Sabor fordert sodann auf, dem

Reichstage einen Protest gegen neue Steuern zu übermitteln, und die

Resolution der Berliner   Tivoliversammlung wurde nun einstimmig an genommen. Die Versammlung beschließt ferner, dem Reichstage diese Beschlüsse mitzutheilen. An der Debatte betheiligten sich noch Schwarze, Ellner, Krätschmer, Sachs, Prinz und Friedl.

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J. Riel, Schriftführer.

Eutin  , 6. Nov.( Versammlung.) Am 28. Oktober war Herr Wißmann aus Berlin   auf Agitation bei uns. Seine Reise hatte eigent­lich den Zweck, die hiesigen Landarbeiter gewerkschaftlich zu organisiren. Da sich aber hierorts die vormaligen Mitglieder des Unterstüßungs­Verbandes und späteren Abonnenten des Pioniers" von der gewerk­schaftlichen Bewegung zurückgezogen und einen Socialistischen Wahl­Verein" gegründet haben, so wählten wir als Tagesordnung: Die Lage des arbeitenden Voltes". Herr Wißmann referirte gediegen. Redner wies nach, daß die heutigen Staats- Einrichtungen zu Ungunsten des arbeitenden Volkes Lohnarbeiter, Kleinbauern und Kleinbürger ausfallen, daß der Kleinbesitz sich immermehr zum Großbesig und die Hausindustrie immermehr zur Großindustrie gestaltet, so daß der jetzige Mittelstand bald gänzlich zur Lohnarbeiterklasse heruntergedrückt sein wird, zumal die Gesetzgebung noch in den Händen der sogenannten höheren Klasse ruhe und das arbeitende Volk durch eigene Unkenntniß seiner Lage und Mangel an politischer Bildung zu wenig sich um die Wahlen zur Gesetzgebung kümmert. Redner wies dann auf das Au­gemeine gleiche und direkte Wahlrecht", als das praktische Mittel hin, durch welches die gedrückten Klassen die Gesetze und somit auch die Staats- Einrichtungen zu ihrem Gunsten umgestalten können, sie müß­ten Arbeiter- Abgeordnete in den Reichstag  , sowie in jede Gemeinde­Vertretung, sofern ihnen dort dies Wahlrecht zu Gebote steht, wählen. Dann zur Gewerkschaftsbewegung übergehend, wies Redner auf die grenzenlose Ausbeutung des Arbeiterstandes hin und hob hervor, daß, so lange wir nicht in der Lage sind, uns Gesetze zum Schuße der Ar­beit zu verschaffen, die Arbeiter aller Branchen sich organisiren müßten,

und daß Menschen mit einer größeren Muskelmasse mehr Eiweiß nöthig haben; er hat aber nicht gezeigt, wie die Meisten meinen, daß bei der Arbeit des gleichen Individuums unter sonst gleichen Umständen mehr Eiweiß zerstört wird, als bei der Ruhe.

Ein schweres Zugpferd, Pinzgauer Race, nimmt in dem Futter mehr Eiweiß auf, als ein kleiner Bony. Aber Nieman= dem wird es einfallen, zu behaupten: es geschehe dies, weil es stärker arbeitet und es würde in der Ruhe nur so wenig als das kleine Thier brauchen; sondern Jedermann weiß, daß das schwere Pferd der Versorgung der weitaus mächtigeren Muskelmasse halber mehr Eiweiß verzehren muß und mehr zu leisten vermag.

Ebenso muß man den Arbeitern nicht nach Maßgabe ihrer momentanen Arbeit Eiweiß zuführen, sondern vielmehr nach Maß­gabe ihrer Muskelmasse und der dadurch bedingten Marimal leistung. Die von einem Menschen im Marimum zu leistende Arbeit entspricht daher der Eiweißzersetzung und dem Eiweißbe= darf. Es ist darum auch eine Verschwendung an Eiweiß, einem muskelfräftigen Arbeiter eine geringere Arbeit zu übertragen als seiner Muskulatur entspricht, da er bei gleichem Eiweißverbrauch ungleich mehr zu leisten befähigt wäre.

Die Eiweißzersetzung und die nöthige Eiweißzufuhr hängen also von der zu ernährenden Muskelmasse ab und nicht direkt von der Arbeit, welche vielmehr ihrerseits von der Muskelmasse bestimmt wird; es ist für den von anderen Bedingungen beein­flußten Eiweißzerfall ganz gleichgültig, ob diese Muskelmasse arbeitet oder nicht. Dagegen ist bei dem gleichen Individuum die Zerstörung der stickstofffreien Substanzen abhängig von der momen­tanen Arbeitsleistung. Der von Pettenkofer   und mir untersuchte Mann zerstörte bei der gleichen Kost bei Arbeit um 101 Gramm Fett mehr als bei Ruhe.

Die oben angegebenen Zahlen beziehen sich nur auf einen Arbeiter mit mittlerer Leistungsfähigkeit und nicht auf einen intensiv Arbeitenden, welchem etwas mehr Eiweiß( bis zu 150 Gramm), namentlich aber mehr stickstofffreie Substanz, zu geben ist.

Ich habe früher schon gesagt, daß so bedeutende Eiweiß­

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um solche Uebel, als da sind: die Kinderarbeit, Lohnherabsehungen, zu lange Arbeitszeit u. s. w., so viel als möglich abzuschaffen. Er forderte schließlich zum Beitritt in den Allgemeinen deutschen   Bau-, Erd-, Land- und Fabrik- Arbeiter- Verein" auf, worauf sich neun Personen einzeichnen ließen. Ich hoffe, daß dieser Verein bald gute Früchte tragen wird. Die Landarbeiter bilden in unserer Gegend die größte Zahl und befinden sich in der gedrücktesten Lage. Es wäre nur zu wünschen, wenn diese Massen sich dem Vereine anschließen würden. So lange hierorts noch kein Bevollmächtigter von den Mitgliedern ge­nannter Gewerkschaft dem Vorstande vorgeschlagen ist, wird Unterzeich neter die Geschäfte in die Hand nehmen. Sonntag, den 14. November, feiern wir hierorts ein Arbeiterfest, verbunden mit Concert, Festrede und Ball, und ist jeder Arbeiter hierzu freundlichst eingeladen. Fest findet bei dem Gastwirth Struck statt. Mit social demokratischem Gruß H. F. Schröder, Sackstraße. Oldendorf bei Melle  , 25. Nov.( Bolksversammlung.) Am 24. Dctober fand in unserem Drte, im Lokale des Herrn Gastwirth Rittmeister, eine ziemlich zahlreich besuchte Bolksversammlung statt. In derselben wurde als Borsigender A. Allewelt und als Schriftführer Unterzeichneter gewählt. Fr. Klute aus Dsnabrück referirte über fol­gende Tagesordnung: Die in Aussicht stehende Erhöhung der Bier­und Petroleumssteuer". Die Zufriedenheit über des Redners ausführ lichen Vortrag zeigte sich darin, daß ein mehrmaliges Bravo von sämmtlichen Anwesenden erschallte. Er beleuchtete in seiner Rede, daß überhaupt die sämmtlichen indirekten Steuern verwerflich wären, weil dieselben am meisten auf dem arbeitenden Volke lasteten. Deshalb protestiren wir gegen solche und verlangen vom Reichstage, daß er ge= gen solche Steuererhöhung stimme. Wenn durchaus eine Steuererhö­hung im Staate nothwendig wäre, so sollte man eine progressive Gin­kommensteuer einführen, wenn es ihm beliebt, den Luxus der Reichen, 3. B. Austern, Wein 2c. in Betracht ziehen, aber nicht die unentbehr­lichsten Bedürfnißmittel des arbeitenden Volkes durch Steuererhöhung vertheuern. Redner zeigte ferner, zu welchem Zwecke die vielen Steuern gebraucht würden, z. B. für das hohe Militärbudget. Es wurde dann die Resolution der Berliner   Tivoli- Versammlung einstimmig angenom men. Darauf wurde nach Schluß der Versammlung von dem Gesang­verein Eintracht" die Marseillaise   gesungen.

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Mit social- demokratischem Gruß

Heinr. Hemsath.

Magdeburg  , 7. Novbr.( Volksversammlung.) Donnerstag, den 4. Novbr., fand hierselbst im Geßner'schen Gesellschaftshause eine von circa 800 Personen besuchte Volksversammlung statt, in welcher der Parteifreund und Reichstagsabgeordnete Otto Reimer über die Vorlagen des Reichstages in seiner gegenwärtigen Session unter vie­lem Beifall referirte. In seinem Vortrage geißelte Redner besonders die Vorlagen des neuen Hülfskaffen- Gesetzes. Daß derselbe den Nagel auf den Kopf getroffen hatte, beweist wohl am besten, daß selbst die Arbei­ter der Gewerkvereine im Privatgespräche versicherten, daß der Vor­tragende ihnen aus der Seele gesprochen habe. Schließlich nahm die Versammlung eine Resolution an und gewannen wir in der Versamm­lung 20 neue Parteigenossen.

Mit Gruß

Ernst Ruppert, Kleine Junkerstr. 8, Hof I. Friedrichsberg, 10. Nov.( An die Parteigenossen.) Vor etwa 2 Monaten hatten wir in Friedrichsberg eine sehr gut besuchte Volksversammlung, in welcher beschlossen wurde, dem in der dortigen Versammlung gewählten Comité die weiteren Schritte zur Gründung eines Wahlvereins und in Betreff unserer Partei zu überlassen. Es ist uns jedoch bis heute, trotz aller Bemühungen, nicht gelungen, ein Lokal zu bekommen, da wir dies immer durch Beeinflussungen ver­eitelt sehen. Deshalb fordere ich die Parteigenossen von Friedrichsberg auf, recht zahlreich bis auf Weiteres unsere Versammlungen in Rum­ melsburg   zu besuchen.

Für das Comité: Sparfeld.

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Offenbach  , 10. November.  ( Aufruf an sämmtliche Social Demokraten des Wahlkreises Offenbach- Dieburg.) Parteige­nossen! Es ist ein unbedingtes Muß, daß wir an allen Orten Volks­versammlungen abhalten. Auf die Tagesordnung ist zu setzen: 1) Er­höhung der Brau- und Petroleumsteuer, 2) die Neue Offenbacher Tages- Zeitung". Es wird Euch Allen bekannt sein, daß genannte Zei­tung Gemeineigenthum der Arbeiter des Wahlkreises Offenbach- Dieburg ist. Da die Reichstagswahl nicht mehr sehr ferne ist, so ist es Pflicht eines jeden Arbeiters, für die Verbreitung dieses Blattes mit aller Energie zu wirken. Die Zeitung erscheint täglich und hat 1500 Abon= nenten, Bei einem kräftigen Arbeiten können wir bis Neujahr auf 2000 Abonnenten kommen. Thue ein Jeder seine Schuldigkeit. Alle Briefe sind zu senden an

W. Kölsch, Geleitstr. 12, Offenbach   a. M.

Kiel, 9. Nov.( Zur Beachtung für die reisenden Tischler Deutschlands  !) Die Mitgliedschaft des Tischler-( Schreiner-) Vereins zu Kiel   macht die zureisenden Kollegen hiermit darauf aufmerksam, daß hierorts zwischen verschiedenen Meistern und Gesellen Lohndifferenzen obwalten. Unter Anderem ist von der ersten Möbelwerkstelle den Ar­beitern der ortsübliche Lohn bis jetzt verweigert worden, weshalb meh­rere Kollegen die Arbeit dort verließen. In mehreren Affordwerkstätten ist der Preis heruntergeschraubt und zwar dermaßen, daß nicht die nöthigen Lebensbedürfnisse hierorts bestritten werden können; daher fühlt sich die Mitgliedschaft darauf hinzuweisen genöthigt, Sureisenden, welchen die Möglichkeit zur Hand steht, ihren Reiseplan zu ändern, dazu anzurathen, die aber dennoch Zureisenden möchten wir bitten, sich über diese Verhältnisse Erkundigungen bei Marten, Kehdenstr. 10, einzuholen. Mehrere Kollegen.

mengen sich nicht oder wenigstens nur schwer und unter großer Belastung des Körpers durch Vegetabilien zuführen lassen; es ist hier ein Zusatz von dem leicht verwerthbaren Fleisch geboten, so zwar, daß bis zu 30 und 50 Prozent des nöthigen Eiweißes in dieser Form dargereicht werden muß.

Die Quantität des Stärkemehls soll bei rationeller Ernäh­rung aus den schon angegebenen Gründen auch bei der inten= sivsten Arbeit 500 Gramm nicht überschreiten, und man giebt dann dazu, je nach der Größe der Arbeit, 56 bis 200 Gramm Fett. Das gleiche Individuum, das durch eine gewisse Eiweiß­zufuhr seine Muskeln und übrigen Organe erhält und dadurch zu einer bestimmten Leistung befähigt ist, braucht bei der Arbeit mehr stickstofffreie Stoffe als bei der Ruhe und nicht mehr Ei­weiß als man nach den früheren Vorstellungen allgemein annahm. Es ist bekannt, welche Menge von Speck   der norddeutsche Arbeiter zu sich nimmt, oder welche Menge von Butter er auf sein Brod legt, und wie viel Schmalz die süddeutschen Bauernknechte wäh­rend der Ernte zu den Nudeln oder dem Schmarrn beigebacken erhalten.

Nach unseren jeßigen Erfahrungen legen wir bei dem Ar­beiter mehr Werth auf die beständige und reichliche Zufuhr der stickstofffreien Stoffe als der stickstoffhaltigen. Die Gemsenjäger nehmen zu ihren beschwerlichen Wanderungen, zu welchen sie möglichst wenig Ballast brauchen, nicht ein eiweißreiches Nah­rungsmittel mit sich, sondern Fett, da dieses während der enor men Anstrengung in großer Menge vom Körper abgegeben und bei den ohnehin an Fett nicht reichen Leuten nicht schwerer ver­mißt wird, als der viel geringere Verlust des in viel reichlicherem Maße am Körper vorhandenen Eiweißes, welches nachträglich sich durch einige reichliche Mahlzeiten bald wieder ersehen läßt. ( Fortsegung folgt.)