Nr. 139.

Diese Zeitung erscheint

breimal wöchentlich,

und zwar: Dienstags, Donnerstags und Sonnabends Abends.

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werden bei allen Bostämtern, in Berlin bei der Expedition, sowie bei jedem Spediteur entgegengenommen.

Mittwoch, den 24. November 1875.

Neuer

Social- Demokrat.

Organ der Socialistischen Arbeiter- Partei Deutschlands .

5. Jahrgang.

Redaction n. Expedition: or

Berlin , SO., Kaiser Franz- Grenadier- Pl. 8a.

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Inserate# 7

( nur in der Expedition aufzus geben) werden pro fünfgespaltene Petit­zeile mit 50 Bf. berechnet. Ver­sammlungs- Annoncen die fünf gespaltene Petitzeile oder deren Raum 20 Pf. Sogenannte Re­bflame- Anzeigen werden nicht sid shut aufgenommen.

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Abonnements- Einladung.

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Wir machen darauf aufmerksam, daß man auf unser Blatt für den Monat Dezember bei allen anstalten für 0,54 Mark, so wie in Berlin bei unseren Spediteuren für 0,65 Mark frei in's Haus abonniren kann.

Im Post- Zeitungs- Katalog ist unser Blatt unter Nr. 2554

eingetragen, worauf wir hiermit besonders aufmerk­sam machen.

Wir hoffen, daß unsere Freunde und Partei­genossen diese Gelegenheit zu einem zahlreichen Abonnement benuten werden.

Die Expedition des Neuen Social- Demokrat".

Inhalt.

Die ,, reaktionäre " Masse.

Politische Uebersicht: Liberales Zeitungsgeschwät.

schrittliches.

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Militärisches. Pro nihilo.

anabiat moled ut sin sid 50 000,0 aus dem Ganzen hervorgehen, die die Natur selbst wie bereits statistische Nachweisungen zeigen nach den Bedürfnissen des Ganzen regelt und erzeugt, sichern Jedem Post- Gesellschaft; aber freilich nur unter der Bedingung, daß seinen nugbringenden Play, ſeine lohnende Arbeit in der seinen nußbringenden Plat, seine lohnende Arbeit in der ihm die Arbeitsmittel, um seine Kraft geltend zu machen, nicht entzogen werden. Denn anderer Arbeitsmittel bedarf der Arbeiter im Kulturstaat als im Naturstaat, ganz so, natürlichen von Haut und Haaren. Das größte Arbeits­wie er in jenem einer anderen Bekleidung bedarf, als der mittel im Kulturstaate ist die Bildung, und daß mit ihr ieder Geborene ausgestattet werde, daß all seine Fähigkeiten entwickelt werden, ist das erste Menschenrecht im sociali­stischen Staate! Die Verkrüppelung des. Geistes, wie sie der Klassenstaat systematisch betreibt, ist die unverzeihlichste allen Sünden, die wider den Geist! Aber das zweite Menschenrecht jedes Geborenen ist, daß er auch mit den nothwendigen Organen oder Instrumenten der Arbeit, mit den im Kulturstaate unentbehrlichen materiellen Arbeits­mitteln ausgestattet werde, mit dem Boden und mit dem Instrument oder der Maschine. Im Naturstaate über­nimmt auch diese Ausstattung die Mutter Natur, Den Boden bietet sie im Ueberflusse dar, Allen gemeinsam und Jedem zur Wahl; seine reichlichen Produkte nährten alle Zeit die Menschen im Ueberflusse( bis die Dichtigkeit des Volks, die Höhe des Kulturstaats, den Ueberfluß verschlang) und boten Jedem ein Bild seiner Thätigkeit dar. Das natürliche Werkzeug der Arbeit aber bot sie Jedem in seinen Gliedern und Sinnen dar, sowie in den Instrumen­ten, welche die Naturprodukte, Stein, Holz, Thierfell, Früchte, Jedem erreichbar, liefern. Aber diese Ausstattung auch für den Kulturmenschen genügend erachten, ist eben so mensch lich und flug, wie das Verlangen, daß er in der Natur­ausstattung seiner Nacktheit die gesellschaftlichen Pflichten des guten Tons erfülle! Das zusammengesette Kunst­Instrument, die Maschine, ist unentbehrliches Arbeits­material für den Kulturmenschen geworden. Mit ihm aber kann, wie die Natur, auch der Einzelne nicht sich ausstatten, da er so wenig wie die Natur es zu erzeugen vermag. schen, dessen Glied nur der Einzelne iſt. Dies thut nur das geistige oder Gesammtleben der Men­und ohne Ausnahme schuldig ist die Gesellschaft jedem ihrer Schuldig also Glieder diese Ausstattung mit Bildung, Boden und Ma­

Belgien.

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Fort­Frankreich.

-England.- Pfaffenspiegel. Berliner Feuersbrünste. Deutscher Reichstag . Broteft gegen die Entwürfe eines Gesetzes, betreffend die Abänderung des Titels VIII. der Gewerbe- Ordnung. Korrespondenzen: Rehme. Dsnabrück. Hamburg .

Gießen.

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Die ,, reaktionäre Masse".

III.

Der Volksstaat, den wir wollen, ist der eigentliche Menschenstaat, in dem Geist und Herz, Wissen und Sitt lichkeit und Glück erst zu ihrem Rechte gelangen. Darauf hin prüfet unser Programm, ihr Gesellschaftsretter aus der Bourgeoisie, und ihr werdet finden, daß die Arbeiterpartei, die wie ein Kukuksei in eurem Spaßennest aufgegangen ist, der Staat der Zukunft ist, in dem ihr bloße Reaktion" seid. Keine. Forderung unseres Programms, die der Selbst­sucht fröhnte; sondern für Alles, was Menschenantlig trägt, wollen wir unsere" Rechte und Pflichten. Wie die Glie­der in einem Leibe nach dem oft wiederholten Bilde eures christlichen Erbauungsbuches-wollen wir die Glie­der der Gesellschaft genährt wissen vom Ganzen, und schaf­fend, arbeitend, zu einem Zwecke, dem Willen, der Be­stimmung des Ganzen entsprechend.

Und da hilft kein Sperren, Mäkeln und Splitterrichten, wie es der Egoismus unseres Klassenstaats unserer Forde­hung der Solidarität, der Befreiung des Unterthans wie des Lohnsclaven zu vollen Menschenrechten, entgegensetzt. Die herrschenden Rechts- und Sittenbegriffe sind nur die Splitter der Eischaale, die dem verbesserten Thierstaate noch anhaften, aus welchem ihr zum Menschenstaat übergehen und frei werden sollt. Freie Konkurrenz! ruft ihr, freie Individualität! Manchesterthum! und doch ist das der Kampf nur zwischen den Gliedern, der den ganzen Körper Aussaugen nur, das Vergiften und zu Falle bringen der Glieder untereinander und des beseelten Leibes selbst. Dem entgegen behaupten wir, daß der Mensch nur durch die Gesellschaft lebt, und daß jedes Glied das Gesetz des Gan­zen tragen muß, soll es gesund leben. Darum wollen wir alle Arbeit zum Zweck der Gesellschaft, nach ihrem Wohl und nach ihrer Ordnung geregelt haben, und nicht nach Lust und Nußen des Individuums, dem die Schwin­del- Spekulation, Trug und Gewaltthat oft das Nächste und Liebste find! Darum wollen wir auch keine Schmaroger dulden in der Gesellschaft, sondern nur Arbeiter". Wuchernde Auswüchse im Organismus ziehen die Säfte der arbeitenden Glieder an sich, und schwächen nicht blos diese,

sondern verwandeln auch gesunde Säfte in Gift und Eiter, womit sie das Naheliegende versetzen, den Organismus selbst bedrohen. Ihr Wuchern ist Lebensgefahr für das Ganze. Darum wollen wir nicht das Eigenthum durch ein maßloses Erbrecht, nicht das Kapital durch Schwindel­kredit, Staatshülfe und die infame Ausbeutung des an der Grenze des Verschmachtens gehaltenen Lohnarbeiters in einer Hand wuchern, nicht es monopolistisch zur gemeinschäd­lichen Saftbeule anschwellen lassen!

Die schöpferische Lebenskraft des Kapitals, die nur be­stimmt ist, eine Kulturausstattung, wie die natürliche Lebenskraft eine Naturausstattung, des Einzelnen zu sein, soll Allen zu Gute kommen so wird sie, wie nicht stockendes Blut, das Ganze in allen Gliedern beleben. Die natürlichen Fähigkeiten, die in der That für den Einzelnen

schine; und wenn sie irgend Einem das unentbehrliche Ar­tigkeit des Ganzen nicht zugänglich zu machen vermöchte, beitsinstrument in der organischen, geistig gewordenen Thä­so müßte sie den also Enterbten selber ernähren und pfle­gen, wie sie ihrer Sinne oder Glieder Beraubte liebevoll ernährt und pflegt, so gewiß und so lange sie nicht auf verzichtet. Würde und Gewissen, auf Menschengeist und Menschenliebe

Raub und Diebstahl predigen nennt das freilich noch jetzt das verkümmerte egoistische Klassenbewußtsein der Pri­vilegirten! Die Forderungen allgemeiner Gesundheit, organischer Geisteskraft und Blüthe der Gesellschaft er­füllen die einseitig Bevorzugten noch mit Zorn und Schau­der und gerne schreien sie Zeter über wüste Gleichmacherei. Aber auch sie werden merken, daß ihr Glück, jetzt einem gesünder wird in der Gesundheit Aller, und in dem Maaße Pilze auf faulem Auswurf vergleichbar, menschlicher, reicher, überhaupt, als Intelligenz und Moral aus den Fesseln einer faulen und heuchlerischen Kirchenzucht sich losmachen und allseitig zu harmonischer Menschenvernunft sich entwickeln, werden auch diese beschränkten Vorurtheile des Verstandes und diese egoistischen Gelüste einer Sonderzucht zerrinnen wie Nebel vor der aufgehenden Sonne. Fassen wird auch der speciellst Gebildete" und der exclusivste Monopolist den Kollektivbegriff der Societät, der Gesellschaft, den er jetzt vor Individuen, wie den Wald vor Bäumen, nicht sieht. Daß das ächt menschliche Leben nun und nimmer ein anderes, als ein solidarischen sein kann, daß wir aus der Gesellschaft Geist und Leib, nur als ihren Ausdruck, als ihre Organe, haben, und daß unsere Schäße wie un­sere Ziele, unser Glück und Leid im Schooße der Gesell­

schaft liegen, wie auch sie nur unsere Vermittlerin mit dem All ist diese Dinge werden allmählig Binsenwahrheiten

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werden, und die Forderungen der Social- Demokratie damit aufhören, für etwas Anderes zu gelten, als für Eintreibung unveräußerlicher Menschenrechte!

Denn wenn Wohlstand und Elend für den Einzelnen aus der Gesellschaft kommen, so muß man das Elend in der Gesellschaft ausrotten, den Wohlstand in der Ge­sellschaft gründen oder vermehren; dann sind Beschnei dung des Eigenthumswuchers und Abthun des Kapital­monopols so wenig Raub" und" Diebstahl" mehr, wie das Werk der richtenden Gärtnershand oder des rettenden Arztes, dann sind sie Vermehrung der Kraft, und Ge­ſundheit, Hebung und Wohlthat am rechten Play, d. i. für

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das Ganze. Zu solidarischem Glück, Kampf und Leben sind die Menschen gemacht, und alle Forderungen der So cial- Demokratie, feien es die socialen der Zerbrechung des tivgenossenschaften mit Staatshülfe, des Eigenthumserwerbs ehernen Lohnsystems, der Schöpfung socialistischer Produk­durch Arbeit allein, seien es die politischen der gleichen Rechte und vollkommenen Ausbildung für Alle, oder der Regierung des Volkes durch das Volk fie alle, wie fie in unserem Programm stehen, heißen nichts anderes, als das Glück des Einzelnen auf seinen wahren Boden stela len, auf das Glück und die Kraft der Gesellschaft, und wei­terhin des internationalen Verkehrs der Gesellschaften, der Menschheit! So lange aber diese Prinzipien des solida= rischen Menschenwesens nur von den Armen und Gebrück­ten verkündet, nur von der Arbeiterklasse, als den Pa rias des Klassenstaates, gefordert und in politischer Gliede­rung verfochten werden, haben wir Recht und Pflicht, die anderen Klassen der Reaktion zu überweisen und der Ar­beiterklasse das Werk der Befreiung zu vindiziren, welches das Recht des Stärkeren beseitigen und die Menschen s rechte zur Wahrheit machen wird. A. D. din

Politische Uebersicht.

Berlin , 23. November. Durch die liberale und gegnerische Presse macht folgende Notiz die Runde:

Die von dem Abgeordneten Bebel bei Gelegenheit der ersten Berathung über das Hülfskaffengesetz mitgetheilte hat sache, die Verwaltung der braunschweigischen Eisenbahn hätte vor anderthalb Jahren beim Eintritt der Krisis ihre Beamten angewiesen, bei der Arbeiter- Entlassung vorzugsweise ältere Leute, die nicht mehr so leistungsfähig seien, zu entlassen, wodurch diesen auch der Vortheil der Unterstügungs- Anstalt, für die sie lang­jährige Beiträge gezahlt, verluftig gegangen, wird von Seiten der genannten Bahn als unwahr bezeichnet. Es sei zu jener Zeit nur eine Verfügung dahin erlassen, über 75 Jahre alte Arbeiter Arbeiter entlassen, weil außer pensionsberechtigten Mitgliedern nicht zu beschäftigen. In Folge dieser Verfügung sei indeß kein der Unterstütungsanstalt so alte Arbeiter überhaupt nicht vor­handen gewesen. Uebrigens sei bei den nothwendigen Arbeiter­stüßungsanstalt verfahren." entlassungen mit möglichster Schonung der Mitglieder der Unter­

Obgleich jeder Denkfähige das Geschraubte und Gewundene dieser Notiz einsehen muß, hielt es der Angegriffene, Abg. Bebel, doch für seine Pflicht, vor dem Beginn der Sigung des Reichs­tags vom 20. d. den Präsidenten zu ersuchen, ihm vor Eintritt können, daß er vollkommen berechtigt war, jene Aeußerung zu in die Tagesordnung, das Wort zu ertheilen, um nachweisen zu thun, und daß er, sie in vollem Umfange aufrecht erhalte. Der Präsident lehnte das Gesuch mit Hinweis darauf ab, daß die betreffende Erklärung nicht officiell von der Verwaltung der braunschweigischen Bahnen ausgehe, wozu Lettere natürlich gute Gründe hat. Bebel wird nunmehr bei der zweiten Lesung des Hülfskaffengesetzes an passender Stelle das Wort nehmen und die Richtigkeit seiner Aeußerung nachweisen.

Ueber eine stattgefundene Vorstandswahl der sogenannten Berliner Blätter Folgendes:

Fortschrittsfraktion des Reichstages brachten fortschrittliche

mittelst Akklamation wiedergewählt. Demselben gehören die Ab­Die Fortschrittsfraktion im Reichstage hat ihren Vorstand Minkwitz und Duncker an. An Stelle des verstorbenen Freiherrn geordneten Dr. Hänel, Moritz Wiggers, Schulte- Delitzsch, Dr.

von Hoverbeck ist der Abg. Dr. Klotz( Berlin ) gewählt worden."

Wird diesen Herren denn nicht endlich das Komödienspielen leid? Oder haben die Fortschrittler sich je durch ihre Abstim­mungen im Reichstage sowohl, wie im Abgeordnetenhause, von den äußersten Reaktionären unterschieden? Wir glauben nicht. Leute wie Löwe, Berger, Kreutz 2c. sahen auch das Kindische einer besonderen Fraktionsbildung ein und gingen daher konse= quenterweise offen in's national- oder richtiger kapital- liberale Lager über; um so lächerlicher bleibt es aber, wenn die Herren Duncker, Schulze, Richter, in deren Köpfen noch die seligen Er­innerungen an die Phrasenherrschaft des Konfliktsdufels fortvegetiren, noch immer die Löwenhaut weiter tragen wollen.

Die Zahl der deutschen Truppen beläuft sich auf 17,012 Offiziere, 48,280 Unteroffiziere, 745 Militär- Aspiranten, an Spiel­leuten 5123 Unteroffiziere und 7370 Gemeine, dann 327,508

Gefreite und Gemeine, 3187 Lazarethgehülfen, 9446 Handworker, zusammen 401,659 Mann; ferner 1691 Militärärzte, 748 3ahl­

meiſter, 621 Roßärzte, 626 Büchsenmacher und 93 Sattler. Fer­

ner kommen dazu an Dienstpferden bei der Kavallerie 62,591, bei der Feldartillerie 14,845, beim Train 2457, überhaupt 79,893. Der europäische Frieden steht, wie man sieht, auf den stärksten Füßen..

Die Hannoversche Rathskammer hat die auch in Han-­nover erfolgte Beschlagnahme der Broschüre Pro nihilo wieder aufgehoben. In Berlin dagegen ist die Beschlagnahme bestätigt.

fur- Meuse in Belgien hat sich am 7. November, Abends gegen In dem Kohlenbergwerke Vieille Marihaye bei Seraing­9 Uhr, ein schreckliches Unglück ereignet. 275 Arbeiter waren in diesem Bergwerke beschäftigt, als eine Grubengas- Explosion mit solcher Heftigkeit stattfand, daß der Boden zitterte und man