wurde kurz nach der Eröffnung von der Behörde gesprengt und dessen Mitglieder mit gebundener Marschroute in ihre Zustän- digkeitsgemeinden entsendet. Sämmtliche Schriftstücke wurden von den Delegirten zerrissen. Die theilweise von Erfolg gekrönte Rekonstruirung der Papiertheile konstatirte ein Schriftstück von hoher Wichtigkeit. Es ist dies der Bericht, welchen Dr. Tau- schinski an den zweiten Delegirtentag erstattete. Die Anklage schließt mit der Mittheilung des wesentlichen Inhalts der oben zitirtenbelastenden" Schriftstücke. Die Kommission zur Prüfung des Gesetz-Entwurfes betref send die Presse in Frankreich   hat ihren Bericht, welcher mit dem Antrag auf Verweisung der Vorlage schließt, vor dem 4. Dezember der Assemblee unterbreitet. Wenn die Versamm- lung den Antrag der Kommission annimmt, so wird die Regie- rung die Aufrechterhaltung des Belagerungszustandes während der Wahlperiode fordern. Trotzdem ist Frankreich Republik  . ~ Ein Preßprozeß gegen den bekannten Bonapartisten Paul de Cassagnac wird am 7. Dezember zur Verhandlung kommen. * DerHamburgische Korrespondent" jammert wieder einmal über die Fortschritte, welche die Social-Demokratie, wie überall, so auch in Schleswig-Holstein   macht. So schreibt er in seiner Nummer vom 27. November: Herr Rechtsanwalt Jonas aus Wandsbeck hatte neulich nach Ahrensberg   eine Versammlung ländlicher Ortsvorsteher be- rufen, behufs Einleitung einer Agitation für die nächsten Reichs- tagswahlen. Es fand ein Meinungsaustausch über einen geeig- neten Kandidaten statt, der namentlich auch den ländlichen Be- zirken genehm sei. Diese Rührigkeit ist anerkennenswerth, da angesichts der stark agitirenden soeialistischen Partei alle Kräfte aufgeboten werden müssen, um die Bevölkerung, nament- lich die Arbeiterklassen, rechtzeitig durch Aufklärungen in Wort und Schrift den Versuchungen der Socialisten zu entziehen." Nun,unsere Gegner mögen alle Kräfte aufbieten," sie wer- den es bei den nächsten Wahlen erleben müssen, daß die Arbei- terklassen am längsten das Stimmvieh der Bourgeoisie gewesen sind. * Die kostenlose Freisprechung unseres Parteigenossen Auer, Sekretärs der Soeialistischen Arbeiterpartei, erfolgte vom Altonaer   Kreisgericht am 3. Dezember, indem der Gerichtshof es als thatsächlich nicht festgestellt erachtet, daß die ZZ 141 und 163 anzuwenden seien, zumal der Vortrag Auer's in Elmshorm nicht aufregend gewesen, auch derselbe keine Thatsachen behauptet, die wissentlich noch unwissentlich falsch seien. Er hat wohl gesprochen, daß einzelne Klassen auf Kosten Anderer schwelgten zc., aber auch hier sei der Z 130 nicht anwendbar und deshalb sei auf kosten- lose Freisprechung zu erkennen. * Parteigenosse Rindt, der frühere verantwortliche Redak- teur desVolksstaat", hat am 1. Dezember im Leipziger   Be- zirksgericht eine Haft von vier Monaten angetreten. Verschiedene andere Prozesse gegen Rindt, deren Zahl sich auf 13 gesteigert hat, sind noch in der Schipebe. * Die Bevölkerung Berlins   beläuft sich nach der Volks- Zählung vom 1. dss. auf 965,000 Köpfe, das Militär nicht mit gerechnet. Mit Militär kommt die Kopfzahl auf ca. eine Million zu stehen. Berlin  , 3. Dezember.  (Volksversammlung.)(Schluß.) Ein Centner Kaffee kostet z. B. 170 Silbergroschen Steuer; der Grossist, der gleich Hunderte von Centnern kauft und versteuern muß, will jedoch die durch die indirekte Steuer zu zahlende Summe nicht unverzinst ausgelegt haben und läßt sich beim Ver- kauf der versteuerten Produkte nunmehr auch noch die Zinsen des durch die Steuer ausgelegten Kapitals vom Konsumenten zurück- erstatten. 1 Pfund Kaffee hat der Konsument nunmehr schon mit 2'/, Silbergroschen zu versteuern. Der noch ärmere Konsu- ment, welcher seinen Kaffee nichl pfundweise, sondern lothweise kaufen muß, hat aber eine noch höhere Steuer zu entrichten, denn die Steuersumme wird mir dem geringer werdenden Quan- tum immer nach oben abgerundet, so daß nunmehr auf jedes Loth 1 Pfennig Steuer entrichtet werden muß. Der ganz Arme hat demnach das Pfund Kaffee mit 3 Silbergroschen zu ver- steuern. Ueberhaupt, je ärmer der Mann, je höher die Last. Dies System wird durch die Bourgeoisie begünstigt, denn sollte eine direkte Steuer an Stelle der indirekten treten, so müßte sie je nach Besitz erheblich mehr zahlen; das will sie aber nicht und läßt folglich lieber die große Masse zahlen. Selbst im Militär- system unter der Herrschaft der allgemeinen Wehrpflicht tritt die Bevorzugung des Großkapitals scharf zu Tage.   Beiläufig be­merkt, kann ich mich mit dem gegenwärtigen Militärsystem über- Haupt nicht versöhnen, bin vielmehr der Meinung, daß eine Volkswehr nach dem Muster der Schweiz   viel billiger und besser das Vaterland gegen äußere Feinde vertheidigen könnte, wie dies die französische Republik   nach Sedan bewiesen. Allein diese Frage liegt dem heutigen Thema zu fern. Ich komme nunmehr darauf zurück, die Bevorzugung des Besitzes selbst unter der all- gemeinen Wehrpflicht nachzuweisen. Wir hätten längst keine drei- jährige Dienstzeit mehr, wenn es dem Kapital nicht gelungen wäre, sich selbst im Gegensatz zur besitzlosen Masse unter der Firma des einjährig srenvilligen Dienstes mit einem Jahre loS- zumachen. Das Freiwilligen-Jnstitut sagt einfach, wer Geld hat, sein Kind in bessere Schulen zu schicken und später noch ein Jahr als Soldat zu kleiden und zu erhalten denn Bildung ist nicht > Sache der Fähigkeiten, sondern nur eine Geldftage der braucht nur ein Jahr zu dienen und bekommt noch, falls er nicht ein ausnahmsweiser Schwachkopf ist, ein Patent als Offizier, woge- gen der gewöhnliche Mann drei Jahre dienen muß, um nur ein Gemeiner zu werden. In gleicher Weise wie bei der Steuer und dem Militärsystem tritt die Bevorzugung des Kapitals in der Schulfrage in den Vordergrund. Berlin   hat 6 Gymnasien, 2 Gewerbeschulen, 6 höhere Töchterschulen, für welche'/« der Gcsammtsumme, welche die Commune überhaupt für Schulzwecke verausgabt, berechnet, für 2 3 pCt. der Bevölkerung wohl bemerkt, der besitzenden Klasse, und für jene übrigen 97 pCt. der ärmeren Bevölkerung'/< der Gesammtsumme berechnet werden. Das heißt, anders ausgedrückt: die Commune bezahlt für jeden Schüler der besitzenden Klasse llmal mehr, als für jeden Schüler des arbeitenden Volkes. Das Volk muß demnach die Bildung der Reichen bezahlen. In größerem Maßstabe ist dies im Staate in gleicher Weise der Fall, indem die großen Unterstützungen der Universitäten und ähnlicher höherer Lehranstalten aus dem Steuer- säckel des Gesammtvolkes für die Bildung der Besitzenden ge- nommcn werden. In Sachsen   zahlt z. B. der Staat für die Bildung der Besitzenden das Dreihundertfache wie für die Bil- dung des gewöhnlichen Mannes. Ebenso ist es Thatsache, daß die letzten Münzreformen nur unseren Kapitalisten zu Gute kom- wen, und ein Blick auf die Verwaltung des Jnvalidenfonds ge- nügt, um uns zu belehren, daß einige wenige invalide Offiziere gar viel vom Fonds absorbiren, während die große Masse der armen Krüppel recht karg ausgeht. Außerdem ist der Jnvali- denfonds in solchen Papieren angelegt, die, wie eine der letzten Reichstagsverhandlungen zeigte, für unsere Gründer und Eisen- bahnbarone fette Dividenden schaffen. Also wiederum nur die Interessenvertretung des Groß- kapitals! Nach alledem müssen die Kleingewerbetreibenden begreifen, daß sie vom Großkapital nichts Gutes zu erwarten haben. Die Arbeiter sind auf der untersten Stufe des Elends und der Ab- hängigkeit angekommen. Die Kleingewerbetreibenden kommen erst, aber sicher eben dahin, die Presse ist das Hauptmachtmittel des Großkapitals. Sie macht die öffentliche Meinung.. Die Kleingewerbetreibenden, die derselben blindlings glauben, werden in frecher- und schamloser Weise durch dieses Institut des Groß- kapitals belogen und schließlich ruinirt. Es ist dies lediglich die Folge des Vertrauensdusels und der Unwissenheit derselben. Wenn auch der Kleingewerbetreibende mit dem Arbeiter hin und wieder in Konflikt geräth, so ist dies nur die Folge der Eingangs erwähnten modernen gesellschaftlichen Einrichtungen. Das natürliche richtig verstandene Interesse dieser Klasse müßte sie zu gemeinschaftlichem Streben, resp. Hand in Hand gehen mit dem Arbeiter veranlassen. Sie müßten mit uns vereint mit allen Mitteln dahin streben, aus dem heutigen Klassenstaate den freien Volksstaat zu sormen. Dann, aber auch nur dann, wird die Nation sich auf eine bis dahin ungeahnte Höhe aufschwingen. Denn eine große An- zahl arbeitsfähiger Männer, welche heute, weil sie Soldat, nicht m die Produktion eingreisen können, vielmehr ernährt werden müssen, werden alsdann mitarbeiten, und nicht nur an ihrer eigenen Existenz, sondern auch an der Vergrößerung des National- reichthums mitschaffen. Ferner die große Zahl der Beamten werden in zweckmäßigerer Weise als heute im Dienste des Ge- meinwohls zur erhöhten Wohlfahrt der Nation beitragen. Die Reclame für fertige Produkte wird nach beseitigtem Schwindel aufhören dürfen, wodurch wiederum eine große Zahl arbeits- fähiger Personen, welche sich heute lediglich mit dem Vertrieb bereits fertiger Werthe beschäftigen, der neue Werthe schaffenden Produktion zugeführt werden. Die Umwandlung des modernen Klassenstaats in den freien Volksstaat ist nur auf politischein Wege und die Umwandlung der modernen auf Ausbeutung be- ruhenden Produktionsweise in die genossenschaftliche, keinem Äisico unterworfene Arbeit nur mit Staatshülfe möglich. Die moderne Presse hat es aber fertig gebracht, unter den Kleingewerbtreibenden eine bestimmte Furcht gegen Staatshülfe zu verbreiten, hat sich aber wohl gehütet, ihrem Publikum be- greiflich zu machen, daß wir Socialisten eine derartige Jnter- vention keineswegs von dem heutigen Klassenstaate beanspruchen, sondern nur von einem, auf vollständig demokratischen Grund- lagen beruhenden Staatswesen. Wo aber keine Klassen, sondern die Gleichberechtigung Aller herrscht, ist auch kein Gegensatz zwischen Staat und Gesellschaft vorhanden, beide gehen Hand in Hand. Es ist eine Verrücktheit, diese großartigen Umwandlungen von heut zu morgen mit Gewalt durchführen zu wollen; aber wir wollen dies auch nicht, wir wollen dies vielmehr nur durch die Verbreitung wahrer Bildung und Erkenntniß und durch Massen-Agitation jener 90 pCt. In den dreißiger und vierziger Jahren galt der Liberalismus als Verbrechen, der Feudalismus   hatte seine geschichtliche Periode hinter sich und mußte mit geschichtlicher Nothwendigkeit dem Liberalismus weichen. Heute herrscht der Liberalismus, reaktionär und volksfeindlich, aber auch er wird der höheren Gesellschafts- Entwickelung des Socialismus weichen müssen. Die Kleinbürger aber und Arbeiter, die, wie ich gezeigt, an dem heutigen Staate keine Freude haben können, werden immer klarer das hohe Ziel erkennen und mit der ihnen angeborenen Liebe zum Rechte und zur Freiheit das Prinzip der Menschenliebe trotz reaktionärer Strafgesetzuovellen, trotz Liberalismus und Großkapital zum Austrage bringen. Parteigenosse Baumann fordert zum Schluß die Anwesenden auf, der Soeialistischen Arbeiterpartei oder dem Berliner   Arbeiter- Wahlverein beizutreten und zahlreich auf die Arbeiterblätter zu abonniren. Nach Annahme folgender Resolution wurde die Ver- sammlung mit einem Hoch auf die Arbeiterpartei und deren Ab- geordnete geschlossen. Paul Grottkau  . A Kopenhagen, 1. Dez. In meinem früheren Schreiben hatte ich versprochen, das Resultat betreffs des von unserem höchsten Gerichte gefällten Ur- theils in der bekannten Anklage des Polizeidirektors Krone gegen die Centralverwaltung der dänischen Arbeiterpartei wegen Abhal- tung einer Volksversammlung auf Norderfeld an einem Sonntag Nachmittag 18. Juli mitzutheilen. Obschon der von der Regierung bestellte Vertheidiger sein Bestes that, um Freispre- chung für uns zu erlangen, bestätigte der Gerichtshof das in erster Instanz gefällte Urtheil, welches für 5 Mitglieder auf 90 Kronen Geldbuße lautet, und für 12 andere auf 20 Kronen gcr Mann, dazu die Unkosten in soliäum, ca. 120 Kronen, also im Ganzen über 500 Kronen(ca. 565 Reichsmark). Dies ist das erste Urtheil des höchsten Gerichtshofes in der bedeutenden Frage, ob der Z 88 unseres Staatsgrundgesetzes, wonach sich die Bürger unbewaffnet frei versammeln können, noch gültig ist oder ob die aus der vormärzlichen 1848-Periode stammende sogenannte Feiertagsordnung, die den Polizeibehörden erlaubt, öffentliche Versammlungen an Sonn- und Feiertagen zu verbieten, das ein- zig gültige ist. Das Land muß der Socialdemokratie dankbar dafür sein, daß diese Frage jetzt zu einer brennenden geworden ist durch diesen Ausspruch des höchsten Gerichtshofes. Für uns Socialisten war das Urtheil nicht überraschend, denn die Gerichts- Höfe sind nur ein Ausdruck der herrschenden Klasse, und in sehr seltenen Fällen werden die Gerichte ein unparteiisches Urtheil fällen, also sich über kleinliche Parteiinteressen hinwegzusetzen wissen, weil sie eben den jetzigen Klassenstaat gegen die Gegner desselben vertheidigen sollen, selbst wenn dadurch alle moralischen und juristischen Gesetze zu Grunde gerichtet werden. Doch je toller, je besser den gleichgültigen Arbeitern und der kleinen Bourgeoisieklasse werden vielleicht desto eher die Augen aufgehen bei solch' hartnäckigem Verfahren der Behörden imRechtsstaate" Dänemark  . Daß die Regierung durch dieses Urtheil in Verlegen- heit gerathen ist, beweist das dem am letzten Montag zusammen- getretenen Reichstage vorgelegte Gesetz, betreffend die Abschaffung der alten und Einführung einer neuen Feiertagsordnung, um den jetzigen Uebelständen abzuhelfen. Die Regierung hatte wahrschein- lich durch die Presse erfahren, daß die Linke im Reichstage, welche ebenfalls in ihren politischen Operationen durch benannte Verordnung gestört wurde, einen Gesetzentwurf einreichen würde, und sie hat sich beeilt, dieser Kalamität zuvorzukommen. Allein, wie man sich denken kann, ist der neue Vorschlag ebenso altfrän- lisch, wie das jetzige Gesetz, nur würde durch Annahme dieser Regierungsvorlage unser Versammlungsrecht an Sonn und Feier- tagen gänzlich vernichtet werden. So weit wird's aber die so- cial-demokratische Partei im Reichstage nicht kommen lassen, und wir erwarten interessante Debatten in dieser Sache. Da wir nun einmal beim Reichstage sind, will ich mitthei- len, welche Anforderungen unsere ordnungsstaatliche Regierung sich erdreistet, an den Geldbeutel des Volles zu stellen. Für außerordentliche Rüstungen zu Wasser und zu Land verlangt sie in dem Decennium 1876 1886 die Kleinigkeit von 72 Millionen Kronen(1 Krone= 1 Rm. 13 Pf.), für die gewöhnlichen jähr- lichen Ausgaben zur Armee und Flotte ca. 16 Millionen Kronen, für das sogenannte National- oder ökonomische Theater 60,000 Kronen, für höhere Beamte, Neubauten und Reparaturen an königlichen Schlössern, Kasernen u. s. w. eine enorme Summe, desgleichen für die höheren Lehranstalten, und für die Volks- schulenNichts. Sie sehen also, hüben wie drüben, die Ordnungsmänner bleiben sich gleich überall. Zum Schluß will ich noch mittheilen, daß von der Central- Verwaltung eine Adresse an den Reichstag eingesendet wird, die unsere Ilebelstände in's rechte Licht stellen werden. Mit socialistischem Gruß an die deutschen   Parteigenossen E. W. Klein. Altona  , 29. Nov.(Gerichtsverhandlung.) Am heutigen Tage saßen sechs unserer Parteigenossen auf der Auklagebank des hie- sigcn Kreisgerichts wegen der wider sie erhobenen Anklage des Wider- standes gegen die Staatsgewalt. Das Verbrechen sollte began- gen sein gelegentlich der am 3. November in Koppelmann's Salon auf- gelösten Versammlung außerhalb des Lokals. Vier der Angeklagten, die Herren Dittmer, Dunke, Andersen und Sievers, waren sofort an demselben Abend verhaftet: Forschner und Meier hingegen erst am nächsten Tage. Die Angeklagten hatten somit, außer Forschner, welcher etwa acht Tage früher entlassen worden, über drei Wochen in Unter- suchungshaft zubringen müssen. Jedermann glaubte, hiernach zu urthei- len, daß die Angeklagten eines unendlich schweren Verbrechens über- führt werden würden, was eine derartige, die Betreffenden schwer treffende Maßnahme von Seiten der Behörde als nothwendig er- scheinen lasse. Das Ergebniß der Gerichtsverhandlung zeigt aber wie- derum, daß Berge gekreist und ein Mäuslein zur Welt gekommen ist. Der Angeklagte Forschner wurde wegen ungenügenden Beweises auf Antrag der Staatsanwaltschaft freigesprochen-, die vier Angeklagten wur- den zu sieben und Dithmer, weil er bei seiner Verhaftung sich mit den Füßen gesetzwidrig gegen das Fortschaffen seines Körpers auf den Erdboden gestemmt, zu zehn Tagen Gefängniß und Tragung der Kosten verurtheilt, die erlittene Haft wurde angerechnet und kamen daher sämmtliche Angeklagte auf fteien Fuß. Die Gerichtsverhandlung selbst war insofern von Jntereffe, da der Hauptbelastungszeuge, Oberpolizei- sergeant Weiße behauptete, daß der Angeklagte Forschner seiner wieder- holten Aufforderung fort zu gehen, nicht nachgekommen, sondern stehen geblieben sei; wohingegen mehrere Zeugen bestätigten, daß Forschncr vor dem:c. Weiße das Lokal verlassen und auf der Straße nicht mit den Benannten zusammen getroffen sei. Drei der Verhafteten hatten der Versammlung gar nicht beigewohnt und waren nur der versam- melten Menge auf dem Gählersplatz wegen verhindert gewesen, ihres Weges zu gehen. Brandenburg  , 2. Dez.(Wegen Majestätsbeleidigung) ist gegen Parteifreund O. Schumacher Untersuchung eingeleitet worden. Bielefeld  , 26. Nov.(Volksversammlung.) Heute fand hier- selbst im Saale des Herrn Brodhage, Gadderbaum, eine Volksversamm- lung statt, welche trotz des fürchterlichen Schneegestöbers gut besucht war. Auf der Tagesordnung stand ein Vortrag des Reichstagsabge- ordneten Hasenclever über die Sünden des Arbeiterstandes und die projektirte Erhöhung der Biersteuer. Nach Konstituirung des Bureau's ertheilte der Vorsitzende Zwiener dem Referenten das Wort. Derselbe entledigte sich seiner Aufgabe unter großem Beifall der Anwesenden in recht verständlicher Weise. Zum Schluß wurde ein Antrag,eine Tellersammlung durch freiwillige Beiträge zur Deckung der Versamm- lungskosten zu veranstalten", einstimmig angenommen. Dieser freiwil- lige Beitrag ergab 17 M. Mit Gruß W. Mahne. Reichcnbach i. V., 1. Dezember.  (An die Parteigenossen des Vogtlandes!) Unliebsame Hindernisse vereitelten die projektirte Agitation; dieselbe wird jedoch später stattfinden. Zur Besprechung hierüber, sowie des weiter Nothwendigen findet am 2. Feiertage, Stach- mittags 2 Uhr, in Plauen  Zur Rehjagd", Johannesgasse, eine Konfe- renz statt, wozu der Unterzeichnete alle Orte hiermit einladet mit der Bitte, für mindestens je einen Vertreter Sorge zu tragen. Denjeni- gen, welche nicht auf eigene Kosten kommen können, wird Reisegeld zu­gesichert. Mit dem Bemerken, daß weitere Einladung nicht erfolgt, erwartet rege Betheiligung- Rod. Müller. Partei-Kalender können von mir für den Einkaufspreis bezogen werden. D. O. Flensburg  , 17. November.  (Volksversammlung.) Am 30. Oktober hielten wir hier eine von circa 300 Personen besuchte Volks- Versammlung ab, in der untenstehende Resolution mit allen gegen eine Stimme angenommen wurde. Die Resolution lautet folgendermaßen: Die heutige Volksversammlung ersucht den hohen Reichstag, da es als feststehend zu erachten ist, daß die indirekten Steuern dem allge­meinen Volkswohl nachtheilig sind, nicht neue Steuern hinzuzufügen, sondern Mittel und Wege aufzusuchen, die indirekten Steuern zu ver- mindern." Mit social-demokratischem Gruß H. Tüchsen. Geesteudorf bei Bremerhaven  , 30. November.  (Anstößige" Schweine.) Ei» böses Ereigniß hat die Mehrheit der Bevölkerung hiesigen Orts in eine gewisse berechtigte Erregung versetzt. Die Sache verhält sich folgendermaßen: Sonntag, den 14. Nov., sollte hier eine lutherische Kirche eingeweiht werden. Alles war auf das Beste geord- net; auch waren von den fünf hier und in der Umgegend stationirten Gensd'armen, damit die Ruhe aufrecht erhalten würde, zwei Mann dem feierlichen Zuge zum Golteshause zugestellt. Zudem waren jene beiden Wächter des Gesetzes, wie sich das gehört, lutherisch, die übrigen drei Gensd'armen sind, wie wir hören, katholisch. Es ist selbstver- ständlich, daß diese schöne Harmonie des Glaubens dem feierlichen Akt ein um so größeres Gewicht geben mußte. Folgendermaßen war der Zug geordnet und anzusehen: Erstens die Schullehrer mit der Mäd- chenschule, zweitens die Lehrer mit der Knabenschule, drittens die Kory- phäen des Kirchenvorstandes und hohe und höchste Personen der We> fenpartei, dann sieben Mann streng lutherische Geistliche, mit den Attri- buten des Glaubens versehen, und noch folgend viel Volks des HERRN. Nun, man wird fragen, warum erregt, warum überhaupt Erregung hierorts? Aber man höre nur diese Frechheit, die erstaunlich ist. Allen voran, vor dem ersten Lehrer, sogar so, daß derselbe ganz gut den begehrenswerthesten Theil sehen konnte, bewegte sich eine Heerde Ferkel, auch Schweine genannt, und war es trotz aller Anstren- gungen erst dann möglich, dieselbe zu beseitigen, als schon Zeit genug verlaufen, um die Herze» der Gläubigen zu beleidigen und auch schon Gelegenheit genug gewesen war, die Fleischeslust in einigen beim Zuge sich befindenden Personen zu erregen. F. Hayna«. 14. November.(Zur Lage.) Wir haben lange nichts mehr von uns hören lassen. Trotzdem agitiren wir fort; leider man- gel» uns hier Referenten: Lokale sind schon zu bekommen. Neulich hielt der Reichstagsabgeordnete Jakobi von Liegnitz im hiesigen Volks- bildungsverein einen Vortrag. Der Volksbildungsverein geht glückli- cherweise seinem Ende entgegen. Am II. November waren trotz des fteien Zutritts nur 32 Personen anwesend. Die Roth unter den Ar­beitern ist hier hauptsächlich Schuld, daß ein großartiges politisches Leben nicht gedeihen will. Klein-Krotzenburg, 21. Novbr.(Versammlung.) Gestern Abend fand imGasthaus zum deutschen   Hause" eine allgmeine Ar- beiter-Vcrsammlung, welche von verschiedenen Mitgliedern der drei hie- sigen Hülfs-Krankenkassen gut' besucht war, statt. Scheil aus Hanau  besprach in eingehender Weise den Gesetzentwurf über die Hülsskassen, wie solcher dem Reichstage vorlag. Die Anwesenden folgten mit In- tereffe den Ausführungen und nahmen nach kurzer Diskussion folgenden Protest an:Die am heutigen Tage in Klein-Krotzenburg   bei Hanau  versammelten Vertreter der Hülfs», Kranken- und Sterbe-Kassen der