Eisenbahnen durch Strifes als öffentliche, nie aber als politische Angelegenheit aufgefaßt werden.

So lange uns daher der Wortlaut des erwähnten Obertribunalsbeschluffes nicht eines Anderen belehrt, bleiben mir dabei, daß rein gewerkschaftliche Vereine, freilich auch nur solche, in ihrem Bestande durch die§§ 2 und 8 des Vereinsgesetzes nicht getroffen werden.

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Politische Uebersicht.

Berlin  , 28. Dezember.

Wer bisher nicht glauben wollte, daß es noch heute eine internationale, wohlorganisirte, politischen Vorgängen nachspürende Spigelbande gäbe, der kann sich jetzt davon überzeugen. Die Explosion zu, Bremerhaven   bringt nämlich ein Mitglied die­fer würdigen Zunft zum Sprechen, und es sendet dasselbe dieser halb der Times ein Schreiben zu. Der Inhalt des Briefes ist der Hauptfache nach folgender:" Am 3. oder 4. März 1873 wurde mir das heißt dem Spißel zuerst die Mittheilung gemacht, daß gewiffe Personen im Begriffe ständen, irgend einen Dampfer durch eine Höllenmaschine in die Luft zu sprengen, um durch die Entschädigungen für überversicherte Waaren zu profiti­ren. Mein Gewährsmann wollte mir nicht sagen, von welchem Hafen aus die Waaren verschifft werden sollten, und er konnte mir nur die Namen gewisser Personen geben, welche er bearg­wohnte, und welche im Begriffe standen, nach gewissen Punkten des Auslandes abzureifen. Ich glaubte, recht zu handeln, wenn ich die Sache den Vertretern der verschiedenen in Frage kommen­den Länder anzeigte, und da ich keine Belohnung suchte, glaubte ich wenigstens einen Dienst zu leisten, welcher mit Höflichkeit auf­genommen werden würde. Ich machte die Entdeckung, daß man eine Maschine anwenden wollte, ähnlich derjenigen, welche in Bremerhaven   gebraucht worden sein soll, und ich berichtete die Sache ausführlich an den Militärattaché der hiesigen französischen  Botschaft. Derfelbe war entschieden von all den Herren, welche ich in der Sache gesehen habe, der höflichste. Ich hatte damals Grund zu der Annahme, daß die Waaren von Bordeaux   oder Marseille   abgehen sollten; der Baron de Grancey erstattete so­fort Bericht an seine Regierung, und diese gab unverzüglich ein Circular aus, welches Schiffseigenthümer und Versicherungsgesell­Schaften in ganz Frankreich   warnte. Ich glaube, dieses prompte Vorgehen hat die Gesellschaft der Messageries maritimes   vor dem Verluste eines oder mehrerer ihrer Dampfer behütet. Die nächste bestimmte Information, welche ich erhielt, ging dahin, daß unter ähnlichen Umständen Waaren an Bord der Norddeutschen Lloyddampfer von Hamburg   oder Bremen   aus verschifft werden sollten, und ich informirte bie Agenten genannter Gesellschaft hier in London  , sowie den ersten Sekretär und Geschäftsträger der deutschen   Botschaft. Meine Unterredungen mit diesen Herren fanden im April 1873 statt. Ich gab ihnen die Namen zuerst von einer und später von drei Perfonen, welche mit der beab­sichtigten Verschiffung zu thun haben sollten, und ich bin der An­sicht, daß das Unglück in Bremerhaven   verhütet worden wäre, wenn dieselben der Sache ihre Aufmerksamkeit geschenkt hätten. Es ist wohl möglich, daß ein Theil der mir zugekommenen In­formation unrichtig war, aber bei einem so wichtigen Gegenstande wäre es doch wohl am besten gewesen, Alles zu acceptiren und es den Nächstbetheiligten zu überlaffen, ihre Pflicht zu thun und einen scharfen Auslug zu halten. Ich will nur eine That­sache anführen, um zu zeigen, was für eine Art von Anerken­nung mir für meine guten Absichten zu Theil wurde. Einige der von mir gewarnten oiplomatischen Herren suchten das ganze Lob der Entdeckung für sich selbst zu erhalten und ließen mich durch einen Detektive überwachen. Der Lettere miethete Der Lettere miethete sich in dem nämlichen Hause ein, wo ich wohnte, und durch= stöberte in meiner Abwesenheit meine sämmtlichen Papiere. Ich wußte, daß er kommen würde, ich weiß auch, wer ihn schickte. Um zu beweisen, daß ich die Natur der von Thomas gebrauchten Maschine gekannt habe, sei angeführt, daß ich am 17. v. Mts. für den Sekretär einer fremdeu Botschaft in Paris   ein Modell der fraglichen Maschine beschafft und dasselbe diesem Herrn Tags darauf abgeliefert habe." Der Schreiber erwähnt schließlich noch, daß er früher mehr denn einer fremden Regierung als politischer Agent gedient habe, und zwar zu­letzt der spanischen   Regierung. Mag das über die Explosion

Gefagte wahr oder erlogen sein, so viel steht fest, daß die inter­nationale Spigelei, die jedenfalls die Socialisten in erster Linie ausspionirt, eine Thatsache ist. Eine hübsche Enthüllung!

Die Arbeiter aus der Strousberg  'schen Waggon­fabrik zu Lubna und aus den 3birower Werken haben bis heute noch nicht nach dem Krache des aufgehenden Sternes" ihre rückständigen Löhne erhalten. Wir lassen das Empörende diefer Thatsache hier auf sich beruhen und bringen über die Art und Weise, wie diese armen Menschen auf die Erfüllung ihrer berechtigten Forderungen dringen, den Bericht eines Bourgeois­blattes, der Deutschen Zeitung" vom 19. bss.:

" Prag  . Heute Morgen bot der Roßmarkt ein bewegtes Bild. Vor dem neugebauten Hause zum Charaus" auf der linken Seite dieses breitesten Platzes der Stadt hatte sich eine große Volksmenge, aus Arbeitern, Weibern und Kindern bestehend, angesammelt, die, heftig gestikulirend und plaudernd, nach dem zweiten Stod werk des Hauses, in welchem der Strousberg  'sche Masseverwelter, Dr. Tragy, wohnt, hinauffahen. Es waren an 4-500 Arbeiter mit ihren Weibern und Kindern, die für heute Morgen hier ein Stelldichein gegeben hatten, um von dem Masseverwalter den rückständigen Lohn zu fordern, da sie erfah­ren hatten, daß die Licitation des Marstalles 50,000 Fl. einge­bracht habe. Schweigend zogen sie in großen Schaaren vor das Haus, wo sie Halt machten. Nach einer kurzen Berathung, während welcher ein Sicherheitswachmann herantrat und den Hauseingang besetzte, ging eine aus zehn Arbeitern bestehende Deputation in die Wohnung des Dr. Tragy und forderte ener­gisch die Lohnrückstände. Dr. Tragy trat ihnen entgegen und wies ihr Verlangen zurück, da die Licitation eines Pfand­gläubigers vorgenommen wurde, für den das Geld Seponirt werden müsse.( Natürlich; denn die Arbeiter kom­men doch erst in legter Linie! D. R.  ) Die Delegirten kehrten zurück und theilten den erhaltenen Bescheid den harrenden Ar­beitern mit. Dieselben erklärten sich mit der Antwort nicht zu­frieden, und Drohungen und Verwünschungen gegen den Masse­verwalter wurden laut. Die Polizei- Direktion, die von der Zu­fammenrottung indeß verständigt wurde, entsandte sofort eine größere Abtheilung Sicherheitswachmänner und mehrere Kom­miffäre, die den Arbeitern in Güte zuredeten, auseinander zu gehen. Es wurde ihnen jedoch nicht Folge geleistet, und einzelne Rufe wurden laut: Gebt uns Brod oder Arbeit für uns und unsere darbenden Familien, dann gehen wir gerne wieder fort!" Da rief Einer aus der Menge: Auf, Brü­der! nach der Kleinseite zum Statthalter!" Der Ruf wird hun­dertstimmig erwidert und einige Minuten später hat sich die

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Masse zu einem impofanten Zuge gestaltet, der sich durch die belebten Straßen über den Graben, den Quai, die steinerne Brücke zum Statthalterei- Gebäude bewegte, wo er um 11 Uhr anlangte. Hier waren bereits polizeiliche Maßregeln getroffen. 3wanzig Sicherheitswachmänner mit dem Oberkommissär Preßler umstanden das Gebäude und versuchten die Ankommenden zum Auseinandergehen zu bewegen. Man einigte sich dahin, brei Arbeiter als Deputation zum Statthalter Baron Weber zu schicken, um demselben die Nothlage der Arbeiter zu schildern und um Unterstützung ihrer gerechten Beschwerden bei dem Maffever walter zu bitten. Die Deputation begab sich, begleitet vom Oberkommissär Preßler, zum Statthalter, der sie jedoch nicht empfangen wollte. Sie fehrten sofort zurück, und Oberkommissär Breßler erklärte in gereiztem Tone, daß Se. Exzellenz die Deputation nicht empfangen wolle, so lange die Maſſenanfamm­lung fortdauere. Die Delegirten sprachen ihren Genossen zu, sich vorläufig zu entfernen. Diese kamen der Aufforde­rung nach und begaben sich in die benachbarten Gasthäuser; ein großer Theil stellte sich auf dem Radetzkyplay auf, um die Depu­tation zu erwarten. Die Menge verhielt sich ruhig. Ms um 12 Uhr die Deputation noch nicht zurück war, gingen wieder einige Arbeiter zur Statthalterei. Der Oberkommissär kam ihnen entgegen und theilte ihnen mit, daß die Audienz schon lange vor­über sei. Die Arbeiter feien jedoch durch eine in eine Seiten­Die Menge gasse mündende Ausgangsthüre entlassen worden. zerstreute sich nun anstandslos, um sich nach Holleschowitz zu begeben, wo heute Abends eine Versammlung stattfindet, in wel­cher die Deputation Bericht erstatten wird."

warten.

Herr Harkort! Wollen Sie dieses geradezu musterhafte Verhalten schwer geschädigter Arbeiter nicht ad notam nehmen? - Doch Sie scheinen nur Sinn und Aufmerksamkeit für der Arbeiter ,, Rohheiten" zu haben! Arbeiter ,, Rohheiten" zu haben! Da läßt sich's füglich nicht er­Wir aber zollen diesem Betragen der Arbeiter unsere völlig gerechtfertigte Anerkennung und erwarten, daß eine schleu­nigste Befriedigung ihrer Forderungen, die wir an sich von unse­rem Standpunkte erwartet hätten, der gebührende Lohn für die­fes Verhalten sein werde. Täuscht uns unsere Erwartung,- und wir fürchten es im Stillen dann fällt die Verantwortung für alle ferneren Vorkommnisse nicht auf die Arbeiter, sondern auf Diejenigen, welche über das Strousberg sche Vermögen die Verwaltung führen, selbst dann, wenn sie sich im Uebrigen auf Verwaltung führen, selbst dann, wenn sie sich im Uebrigen auf gesetzlichem" Boden befinden sollten. Die Arbeiter müssen in diesem Falle unter allen Umständen in erster Linie berücksichtigt werden. Wir werden selbstverständlich die weitere Entwickelung dieser Angelegenheit aufmerksam im Auge behalten.

Ueber die seiner Zeit aus New- York   nach der telegraphi­schen Nachricht, gemeldeten Flucht William Tweed's  , des be= rüchtigten Chefs des Tammanyrings", jener Vereinigung, die so überaus geschickt die New- Yorker Stadt- Verwaltung auszuplündern und um Millionen zu bestehlen verstand, günstigungen, welche William M. Tweed während seines Aufent­wird jest Räheres geschrieben: In Folge der scandalösen Be­haltes im Schuldgefängniß in Ludlow Str. zu Theil geworden, hat die Nachricht, daß er am Sonnabend seinen Wächtern ent­flohen, kein allzu großes Aufsehen erregt; man mußte sich viel­mehr wundern, daß der Millionendieb nicht schon früher der undankbaren Stadt New- York   den Rücken zugewandt hat; daß er es nicht gethan, ist nicht die Schuld seiner Wächter; an Ge­legenheit zum Ausreißen hat es ihm nicht gefehlt; zurückgehalten wurde er nur durch die ihn noch bis vor wenigen Tagen beseli­gende Hoffnung, sich durch Advokatenkniffe schließlich doch noch den Gesezen entziehen und als freier Mann seinen Raub in Ruhe genießen zu können. Seitdem Tweed aus dem Zuchthause ent­lassen werden mußte, befand er sich im Ludlow Street Schuld­gefängniß, da er die Kaution von 3,000,000 Doll., welche das Gericht bis zur Entscheidung der gegen ihn anhängig gemachten Street war er aber nur nominell ein Gefangener; seine Familie Civilprozesse von ihm verlangte, nicht stellen konnte. In Ludlow hatte dort täglichen Zutritt, auch konnte er, so oft es ihm be­liebte, unter Begleitung zweier Gefangenwärter, Ausflüge machen(!), die sich oft vom frühen Morgen bis zum späten Abend erstreckten. Einen derartigen Ausflug machte er am vergangenen Sonnabend. Nachdem er Stunden lang im Central- Park   und im oberen Theile der Stadt umhergefahren, begab er sich nach seinem Hause in der Madison Avenue  , zwischen der 59. und 60. Straße, wo ihm seine Begleiter( Dunham, Inspektor des Ludlow Street Gefängnisses, und Gefängnißwärter Hagen heißen die unbestechlichen Ehren­männer) gestatteten, nach dem oberen Stockwerk zu gehen, um feiner Gattin eine Mittheiluug zu machen. Die schlauen Wächter blieben in dem zu ebener Erde gelegenen Empfangszimmer. Nach ihren Aussagen, deren Wahrheit bezweifelt wird, gingen sie, nach­dem fie 15 Minuten vergeblich auf Tweed's   Rückkunft gewartet, in den Flur des Hauses, wo ihnen Tweed's Sohn mit der Nach richt entgegenstürzte, daß sein Vater im ganzen Hause nicht zu finden sei. Eine genaue Durchsuchung des Hauses fiel erfolglos aus und den Gefängnißwärtern, deren Vertrauen in die Mensch­heit auf so schmähliche Weise gemißbraucht worden war, blieb nichts anderes übrig, als die Polizei von der räthselhaften Flucht Tweed's   in Kenntniß zu setzen. Alle Anstrengungen, den Flücht ling wieder einzufangen, find resultatlos geblieben. verschwunden und Niemand glaubt, daß man seiner wieder hab­haft werden wird. Ueber die Art und Weise der Flucht sind die verschiedensten Ansichten in Umlauf; die Polizei ist der Ansicht, daß er sich mit Wissen der Wächter heimlich aus seinem Hause geschlichen, sich auf einen im East River   seiner harrenden kleinen Dampfer begeben und sich jetzt auf dem Wege nach Europa   oder Süd- Amerika   befindet. Die Flucht ist wahrscheinlich schon seit Wochen geplant gewesen, ist aber, so lange noch Hoffnung auf Abweisung des Prozesses vorhanden war, verschoben worden. Die Entweichung geschah am 4. dss. und am Montag, den 6. dss., sollten die Verhandlungen vor der Jury unwiderruflich ihren Anfang nehmen. Niemand bezweifelt, daß die vorerwähnten zwei Wärter bestochen worden sind. Wohin sich Tweed begeben hat, ist vorläufig noch ein Räthsel. Die Länder, mit welchen die Ver­ einigten Staaten   feinen Auslieferungs- Vertrag haben, der die einigten Staaten keinen Auslieferungs- Vertrag haben, der die Verbrechen deckt, deren Tweed angeklagt ist, Fälschung und Unterschlagung durch einen öffentlichen Beamten find: Por­ tugal  , Holland  , Dänemark  , Rußland  , Spanien  , Griechenland   und die Türkei  , Brasilien  , Chili und verschiedene Süd- Amerikanische Republiken, sowie China   und Japan  . Wenn Tweed überhaupt die Stadt verlassen hat, so fehlt es nicht an Ländern, die er mit feiner Gegenwart beglücken kann, ohne befürchten zu müssen, von menschlicher Gerechtigkeit ereilt zu werden. Auf seine Wieder­ergreifung ist eine Belohnung von 10,000 Dollar gesetzt. Sheriff Conner ist der Stadt für allen Schaden, der ihr aus der Flucht Tweed's   erwächst, verantwortlich; b. h. falls Tweed in den Pro­zessen, welche durch seine Nichtanwesenheit feinen Aufschub erlei­ben, zu Restitution der gestohlenen Millionen verurtheilt werden wird, das Erkenntniß aber nicht befriedigt werden kann, so hält sich die Stadt an den Sheriff; ein für die Millionen freilich höchst kläglicher Rückhalt, denn des Sheriffs Vermögen beträgt in keinem Falle den zwanzigsten Theil der Summe. In Sachen

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Tweed ist

der Anklage gegen den ersten Privatsekretär des Präsidenten, gegen General Babcock, wegen Betheiligung an den großen Steuerbetrügereien des Branntweinringes" ist vom Präsidenten eine Militär- Untersuchungs- Kommission, bestehend aus den Ge­Die neralen Sheridan, Hancock und Terry, ernannt worden. selbe hält ihre Sigungen in Chicago   und ist General Babcoc angeblich dorthin abgereift. Der ganze Vorfall beleuchtet wie­der trefflich die Korruption in der Bourgeois- Gesellschaft. Nachwirkungen auch im vorigen Jahre noch gefordert hat, erweist Wie groß die Opfer sind, welche der ,, Krach" in seinen ein Blick auf den Bestand der Berliner   Aktiengesellschaften.

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während am Schluſse des vorigen Jahres noch 310 Aftiengesell­schaften hier in Funktion waren, leben augenblicklich nur noch vermindert; davon befinden sich 42 noch in Liquidation, die übri­gen sind bereits begraben. Was die einzelnen Geschäftszweige betrifft, in denen derartige Kompagnien vorzugsweise zu wirken pflegen, so sind die Aktien- Bank- Institute von 51 auf 40 herab­gefunten, die Baugesellschaften von 39 auf 35, die Aktienbraue­reien von 19 auf 18, die chemischen Fabriken von 9 auf 7, die Färbereien, Spinnereien 2c. von 16 auf 10, die Fabriken für Gas- und Wasseranlagen von 6 auf 5, die Maschinen- Bauanstal ten von 20 auf 16, die Papierfabriken von 6 auf 5 und die Gesellschaften für verschiedene Zwecke von 126 auf 101. Dage= gen haben sich die Aktiengesellschaften auf dem Gebiete des Fuhr­wefens, für Gummiwaaren und für Nähmaschinen- Fabrikation un­verändert auf der Höhe von 10,5 und 4 gehalten.

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Unsere Gegner haben es schon längst aufgegeben, den Socialismus wissenschaftlich zu bekämpfen und ergehen sich nur So noch in persönlichen Schmähungen und faden Wißeleien. bringt gegen die Arbeiterbewegung die Lübecker Eisenbahn­Zeitung" in einer ihrer letzten Nummern folgenden von A bis 8 erlogenen Artikel, der am besten Zeugniß davon ablegt, nach welcher geistigen Speise es unseren sogenannten Gebildeten am meisten gelüftet. Der Artikel lautet:

Die schwüle Faust."

Die sogenannten Social- Demokraten, vor welchen einige andere Parteien im vorigen Jahre noch so sehr in Angst waren, fagen jest feinen Schrecken mehr ein, als etwa durch die Art ihrer Poesie. Diese aber ist in Wirklichkeit schrecklich. In Berlin   ist fürzlich eine Probe­Nummer eines neuen focial- demokratischen Blattes: Die schwille Fauft", ausgegeben, in Brosa gemein, in der Boefie noch gemeiner gehalten. Folgende beiden ,, Gedichte" mögen Zeugniß geben:

1) Jm Sturm.

Der Regen rinnt, der Sturmwind brüllt, Drei Uhr schon dröhnt's vom Thurm. In ein zerschliffen Wamms gehüüt, Bon tiefem Weh das Herz erfüllt, Bom Froste hart geschüttelt, Schwank  ' ich daher im Sturm. Zwölf Seidel trank ich durftig leer, Dem Kellner nannt' ich vier;

Da gab's ein Streiten hin und her, Das Glas, das Stuhlbein ward zur Behr, Doch mußt ich unterliegen Und flog hinaus zur Thür.

Nun steh' ich hier im Morgengraun

In Wetter's   Ungemach;

Kein rothes Flämmlein mehr zu schaun Wo bleibt? Ich muß den Wächter hau'n. Er bringt mich sonder Kosten Wohl unter Dach und Fach.

2) Das Opfer des Prinzips. Bor  'm Opernhause war's; ich stand Ganz philosophisch da,

Mit einem Male vor mir fand, Jch einen Bourgeois.

Mißtrauisch eilte sich der Gauch, Daß er vorüber kam;

Schwer hing die Kett' ihm auf den Bauch, Bis ich sie an mich nahm.

Ein gülden Uehrlein saß daran

D weh, daß man mich fing,

Eh Ueberzeugung ich gewann,

Ob es auch richtig ging.

Der feile Richter gab mir schnöd'

Den Titel eines Dieb's

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Geduld! Ein Rächer einst ersteht Dem Opfer des Prinzips.

Nur noch ein wenig mehr in den Sumpf, damit auch die bis jetzt noch unbekehrten Mitglieder erkennen, in welcher Gesellschaft sie sich be= finden und voll Scham sich lossagen.

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Daß ein großes socialistisches Tageblatt für Berlin   unsere Gegner stark verschnupfen muß, ist selbstverständlich, daß sie aber in ihrem Aerger und in ihrer Bosheit über diesen neuen Sieg des Socialismus zu solchen Versen" greifen, hat uns, die wir seitens der Bourgeoispreffe schon viel gewohnt sind, doch noch befremdet. Wenn der deutsche Nationalismus mit solchen Boten um sich wirft und darin Force sieht, so ist es allerdings kein Wunder, daß die Franzosen   in der Mehrheit der Deutschen   nur Barbaren sehen. Die Social- Demokraten mit Räubern und Spizbuben in eine nie zu stellen, ist, wie es die Lübecker Eisenbahn- Zeitung" hier versucht, gänzlich verfehlt, da eben die Hauptfeinde des Eigenthums fich nicht aus dem Arbeiterstande, sondern aus der Bourgeoisie refrutiren. Auf die Sudelei selbst näher einzugehen, fann uns nicht verlangen. Die gebührende Strafe erhält jedenfalls dieses Schmußblait, wenn die Lübecker  Arbeiter einfach nicht mehr darauf abonniren und nur Arbeiter­blätter in ihren Familien lesen.

* Vor dem Duartalsschlusse werden die liberalen und sonst farblosen Zeitungen gegen die Social- Demokratie wieder etwas liebenswürdiger. Šie benutzen diefelbe als den lodenden Köder, der ihnen ihre Leser erhalten soll. Es wür­den diese nämlich sonst, troß ihrer philisterhaft schwankenden Mei­rungen, sch ießlich doch hinter die Leerheit und Inhaltslosigkeit des liberalen Zeitungsgewäfches kommen, sie würden sich nach kräftigerer Rost für ihren politischen Magen umsehen, es würde sie das beschämende Gefühl ihrer politischen Unselbstständigkeit und Unmännlichkeit überkommen, und, um all' dieses zu vermeiden, hängt man schlauer Weise über die sonstige Farblosigkeit ein rothes" Läppchen, um zu reizen; die Torero's machen es mit den Stieren ebenso. Der biedere Spießer läßt sich durch das Wir Läppchen täuschen und der Abonnent ist gewonnen. wissen, was hinter diesen Liebkosungen und Aufmerksamkeiten der liberalen Blätter verborgen ist und es macht uns Vergnügen, die­selben vor dem Publicum als das hinzustellen, was sie wirtlich sind, nämlich mehr oder minder schlaue Manöver, das unklare und urtheilslose Philisterthum zu neuem Abonnement zu bewegen. uns ist diese träge Masse, so lange sie eben träge bleibt, gleich­gültig, wir gönnen sie unsern Gegnern; vielleicht sind diese Zeilen

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