Jahres 1874 entnehmen wir folgende interessante Zahlen. Die Majestäts- Beleidigungen stiegen von 1872 bis 1874 von 134 bis 254, Widerstand gegen die Staatsgewalt von 4787 bis 5912, bie durch die Presse begangenen strafbaren Handlungen stiegen von 133 im Jahre 1872 auf 302 im Jahre 1874. An der letzteren Steigerung, die für das Jahr 1875 gewiß nicht ausgeblieben ist, haben die Bismard'schen Strafformulare gewiß nicht den kleinsten Antheil.
Nach einem Bundesrathsbeschlusse soll der DispositionsFonds zur Bestreitung der Kosten für die Welt- Ausstellung zu Philadelphia um 100,000 Mark, also auf 600,000 Mart erhöht werden. Ob diese Summe ohne Weiteres vom Reichstage bewilligt werden wird, ist fraglich, da der Abg. Bamberger bereits zur ersten Vorlage sich verneinend aussprechen wollte, weil nach seiner Meinung die Industriellen, welche durch die Ausstellung die meisten Vortheile durch Erweiterung ihres Absatzgebietes hätten, zur Tragung sämmtlicher Rosten verpflichtet wären.
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Das schweizerische Bulletin" schreibt: Nur der erste Schritt ist schwierig. Die Intervention der schweizerischen Soldaten bei den Streitigkeiten zwischen Arbeitern und Unternehmern scheint bereits unter die gewohnheitsmäßigen Vorkommnisse gezählt und von der öffentlichen Meinung gebilligt zu fein. Es sind jetzt ungefähr 14 Tage, daß nach der Bourgeoispresse in dem Dorfe Wohlen italienische Arbeiter sich zu„ tumultuarischen Scenen" haben hinreißen lassen.( Gleichwohl sagt man nicht, daß sie Jemandem Uebles angethan oder auch nur eine Rarre zerbrochen haben.) Die Ursache diefer Unruhe war die, daß die Eisenbahn- Unternehmer ohne vorhergehende Benachrichtigung den Lohn dieser Arbeiter erniedrigt hatten. Die Wohlener Obrigkeit, ermuthigt durch das Beispiel, welches ihr die weisen Magistrate von Göschenen und Reygoldswyll gegeben hatten, brachte sofort ein Truppen- Detachement auf die Beine. Gleichwohl fam es zu feinem Konflikte, weil sich die Handwerker bei der Ankunft der Soldaten zurückzogen. Die Bourgeois- Beitungen setzen hinzu: Einige Rädelsführer wurden gestern feftgenommen und, mit Handschellen versehen, in das Bremgartener Gefängniß geführt." Diese Neuigkeit hat die Runde durch die ganze schweizerische Presse gemacht, ohne den mindesten Protest hervorzurufen. Ein neuer Beweis also von der bringen den Nothwendigkeit für die Arbeiter, selbst die nöthigen Maßnahmen zu treffen, um ihr Leben und ihre Freiheit zu schützen. Die Vendomesäule in Paris ist wieder aufgestellt. Die Statue Napoleons I., front", wie früher, auch jetzt die Spitze dieses Kunstwertes". Wie lange der Kaiser " aber auf die Entel seiner Unterthanen herabblicken wird, wollen wir hier nicht bestimmen.
Die trockene Guillotine auf Neu- Caledonien muß unseren Reptilen das Herz im Leibe lachen machen, denn ohne einen Tropfen Blutes zu vergießen, ohne Blei und Eisen zu ver schwenden, wandern dort die bösen" Communards schnell und fill aus der Welt. In einer der letzten Sigungen der fran zösischen National- Versammlung brachte der Abgeordnete Raquet einen Brief eines Arztes aus Neu- Caledonien zur Verlefung, der die entseglichen Zustände daselbst in einigen Worten, aber furchtbar wahr, schildert. Der Brief des Arztes an den Direktor des Gefängnisses lautet wörtlich:
Herr Direktor! Ich habe die Ehre, eine Thatsache von sehr bedenklichem Charakter zu Ihrer Kenntniß zu bringen. Der Verurtheilte No. 6042 ist soeben an den Folgen einer Indigeftion unter folgenden Um ständen verschieben: Dieser Mann war in der Abtheilung F., weil er fich geweigert hatte, an der Entschlammung der Wälder( der steno graphische Bericht brudt: debordage; vermuthlich heißt es im Original: debourbage), mitzuarbeiten; er hatte seit 59 Stunden nicht gegeffen. Ich hatte ihn heute früh besucht; er tam mir schwach vor, obschon er
auf seiner Weigerung beharrte. Eine Stunde nach meiner Wisite, wäh rend ich frühstückte, ließ dieser Berurtheilte den Oberaufseher rufen und sprach seinen Wunsch aus, zu gehorchen und an die Arbeit zu gehen. Sofort wurde er aus seiner Belle hervorgezogen und man behändigte ihm ein heißes, noch rauchendes Brod, das foeben aus dem Ofen ges kommen war, die drei Nationen, die man ihm schuldig war. Bemerken Sie, Herr Direktor, daß das heute gebackene Brod erst morgen ausge theilt wird, und daß heute Biscuit und nicht Brod ausgetheilt worden ift. Was darauf erfolgte, war leicht vorher zu sehen. Der Unglückliche stürzte fich gierig auf diese Nahrung, die für ihn mörderischer war als
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Ein Sittenbild aus ,, höchsten Kreisen". Ein junger russischer Prinz hat in letzter Zeit in scanda lösester Weise von fich reden gemacht. Zuerst widerhallte die gesammte Presse Europa's von einem Diamantendiebstahl, dann von einem literarischen Attentate, das eine Dame auf ihn machte, dann von der Nachricht, der junge Prinz sei als wahnsinnig nach dem Kaukasus gebracht worden, wo er einer ärztlichen Behandlung unterzogen wird. In den letzten Tagen. ist nun der Brief einer hochgestellten" russischen Dame in der Dresdener Presse" veröffentlicht, der offenbar dazu dienen soll, das schwarze Schäfchen wieder weiß zu brennen. Ob bies aber gelungen ist, möchten wir billig bezweifeln, vielmehr giebt die enthüllte Rorruption gar viel zu denken. Der Brief ist aber ein wichtiges Sittenbild der Gesellschaft in ihren höchsten Kreisen und als solches führen wir ihn unseren Lesern vor. Er lautet in einer Uebersehung der„ Dr. Pr.":
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Petersburg, 1./13. Dezember. Glauben Sie mir, theure Freundin, der Großfürst ist besser als fein Ruf. Ich möchte allerdings nicht, daß mein einziger Sohn ihm nachgerathe. Aber es haben junge Ravaliere, besonders russische, schon weit Schlimmeres gethan, als er, ohne dafür moralisch und physisch den millionsten Theil von Dem gelitten zu haben, was der arme Prinz bereits leiden mußte. Der Prinz ist jetzt 24 Jahre alt in Rußland , wo man etwas später reif wird, als bei Ihnen, die eigentliche Zeit der Flegeljahre. Er ist ein Opfer der Freiheit, jener raschen, übergangslosen Freiheit, die mit ihrem blendenden Glanze, ihren unwiderstehlichen Verlockungen nicht nur die vernünftigsten Menschen, fondern ganze Völker obenan die gebildetsten Europa's - um Maß und Halt gebracht und zu den kollossalsten Dummheiten verleitet hat.( Dweh!!!)
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Sie müssen nämlich wissen, theure Freundin, daß bis vor zehn Jahren in unserer Herrscherfamilie Sittenstrenge mit wahrem Puritanismus bewahrt wurde. Unsere Prinzen wurden im Punkte der Sittlichkeit wie Mädchen erzogen und überwacht. Es wurde ihnen nach dieser Richtung hin nicht die geringste Frei heit gegönnt und wehe dem Adjutanten oder Obersthofmeister, der in dieser Beziehung den jungen Leuten die geringste Konzes fion gemacht hätte. Selbst der Schein einer Ronnivens hätte ge nügt, um für den Mann den Weg nach Sibirien zu beleuchten. Makellos traten unsere Großfürsten an den Traualter womit ich allerdings nicht beschworen haben möchte, daß sie nicht nachträglich manche Entschädigung für die langent behrte Freiheit gesucht. Ein schweres Mißgeschick sollte die Bande dieser schönen Tradition der kaiserlichen Familie zerreißen. Einer unserer Großfürsten gerieth in Folge dieser Erziehungsmethode auf Abwege, die sein förperliches und geistiges Ver
ein Revolver . Ich habe das Betragen des Oberausschers und die Instruktionen, die er in Bezug auf die politischen Verurtheilten etwa erhalten hat Nr. 6042 gehörte zu dieser Rategorie nicht zu be urtheilen. Nur bitte ich Sie, Herr Souverneur, da ich nicht länger
meinen Namen unter berartige Ronstatationen segen will, mich im Dienste der Insel Nou ersehen zu lassen; jeder andere Posten, welcher es sei, wird mir lieber sein. Jaubert, Hülfsarzt der Marine. Insel Nou , 4. Januar.
Die Antwort darauf lautet folgendermaßen: Der Direktor der Transportation übermittelt diese Reklamation bem Herrn Gouverneur und Höchftkommandirenden und seht achtungsvoll auseinander, daß der in Nebe stehende Verurtheilte shon früher erklärt hatte, er werbe sich eines Tages umbringen, und daß anzuneh men ist, er werbe die Gelegenheit, die sich ihm darbot, benutt haben.(!!!) Uebrigens mußte er, als unterrichteter und inteligenter Mensch, die Folgen seiner Gefräßigkeit kennen.(!) Wir haben nun einen gefährlichen Berurtheilten weniger zu überwachen.
Wenn der Herr Gouverneur das obige Gesuch gewähren wollte, so würde der Direktor der Transportation wünschen, daß Herr Santini, der jetzt in Diahote ist, wieder den Dienst auf der Insel Nou übernehme. Als after und guter Diener wird dieser Sanitätsbeamte nicht durch übel angebrachte Strupel den Dienst erschweren. Mit tieffter Hochachtung Numea , 5. Januar 1875.
Randbemerkung:
Der Direktor der Transportation. ( Unleserliche Unterschrift.)
Genehmigt. Den Stellentausch ausfertigen.
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Aleyrou. Meine Herren! Ich höre auf mit den Citaten ich hätte deren noch viele und die anderen sind mindestens eben so start, ich brauche teinen anderen Ausbruck, um in den parlamentarischen Formen zu bleiben.
Diesen Thatsachen etwas hinzuzufügen, halten wir nicht für nöthig.
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Wie in Frankreich gegen ehemalige Communekämpfer noch lange die Verfolgungen fortdauern werden, so hat auch die ruffische Regierung die Jagd auf ehemalige am polnischen Aufstande von 1863 Betheiligte noch nicht aufgegeben. Erst dieser Tage noch hat der Riemljanin", ein halbamtliches Journal in Riem, folch ein Urtheil des Riewer Militärgerichts publizirt gegen Anton Giljarom Jurjewitsch, welcher während des Auf standes gefangen genommen war, aus der Haft entfloh und außerdem nach einem Bericht des Dber- Polizeimeisters des König reichs Polen beschuldigt wird, im Auslande im Verein mit anderen Emigranten die Absicht gehegt zu haben, ein Attentat auf die drei zu der Zeit in Kissingen befindlichen Monarchen( 8) auszuführen, wovon er und seine Genossen nur durch Mangel an Geldmitteln abgehalten wurden." Der Beklagte, welcher sich natürlich längst außerhalb Rußlands in Sicherheit gebracht hat, wird deshalb zu 12jähriger Zwangsarbeit in den Bergwerfen verurtheilt. Außerdem ist noch gegen brei frühere Studenten, einen Gutsbesitzer und den Fähndrich eines Reserve- SapeurHalbbataillons Anklage wegen Betheiligung am vorigen polnischen Aufstande und Flucht in's Ausland erhoben.
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Ueber das Wesen der geheimen Polizei in Rußland giebt das Londoner Blatt period" folgende Schilderung, die ihm von einem Korrespondenten in Irkutsk zugeht: Der ,, Baron ", ein Gensd'armerie Oberst, ist verreift, man sagt in das Amurgebiet. Seine Abwesenheit benugt der Polizeimeister Tschebikin, um bei einer Reihe angesehener Bürger politische Haussuchungen vorzunehmen, so beim Vazin, Stadtrath und Herausgeber der Sabir", Bagostin, Direktors des Militär- Gymnasiums, Furosow, dem Adjutanten des Garnison - Stabes u. m. A. Er drang fogar in die versperrte Wohnung des von Petersburg abwesenden Direktors des Rontrolamtes. Selbstverständlich wurde nichts vorgefunden. Troßdem giebt der Mann in seinem Eifer nicht nach, wodurch die ganze Stadt in Aufregung gerathen ist und sehn füchtig die Rüdkehr des Barons" erwartet."
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* Unsere Parteigenoffin, Frau Radenhausen aus Altona , hat auch in diesem Jahre die Petition an den Reichstag eingereicht, daß dem weiblichen Geschlecht das Stimmrecht in politischen, kommunalen und allen sonstigen Wahl- Angelegenheiten verliehen werde. Die Petitions - Kommission wird dieselbe natür
fiechen verursachten. Er starb in Italien um die Mitte der sechs ziger Jahre.
Seitdem war an unserem Hofe gegen die alte strenge Gitte eine enschiedene Reaktion eingetreten. Man verlangte für die Prinzen Freiheit, wenigstens eine gemäßigte Freiheit(!), wie sie in den besten Familien Brauch ist.( Necht erbaulich!) Die Frauen wurden die beredtesten Vorkämpferrinnen der Freiheit, indem sie betheuerten, daß junger Wein gähren müsse.(!) Und wir Frauen siegen immer.
Unser Prinz nun, der neuestens Europa in fo peinlicher Beise beschäftigte, war der Erste, der die neue Freiheit genoß. Leider machte er nur zu bald Entdeckungen, die nicht eben geeignet waren, ihm den richtigen Begriff dieser Freiheit beizubringen. In unserer Hauptstadt spielen die Damen der fran zösischen und englischen Demimonde, die in der Regel die beste Erziehung genossen haben und auch eine gute Dosis Geist besigen, eine hervorragende Rolle. Staatsmänner und Generale, wie Notabilitäten des Hofes aher Art, besuchen sans gêne die Soireen dieser Damen. In eine solche Soiree gerieth auch der junge Prinz und lernte hier die Blackwood kennen. Sie ist, man muß es gestehen, eine sinnverwirrende Erscheinung; nicht groß, aber von vollendetem Ebenmaß, französische Grazie in jeder Bewegung. Trotz ihres freien, ja provozirenden Auftretens, weiß fie, wo es noth thut, zu imponiren und Budringlichkeit oder unberufene Vertraulichkeit mit einem geistigen Uebergewichte zurückzuweisen,( Au!!!) das seine Wirkung nie verfehlt. Das feingeschnittene, blendend weiße Gesicht wird durch pechschwarzes Haar eingerahmt und durch ein paar brennend schwarze Augen belebt.
Eine weit weniger geschulte, mit lange nicht so reichen Mitteln ausgestattete Rofette hätte es wohl auch zu Wege gebracht, den jungen Prinzen zu umgarnen. Die Bladwood machte ihn förmlich zu ihrem Sclaven. Er liebte sie wirklich mit glühender Seele und keine andere Frau fonnte sich seiner Gunst rühmen. Die Sache fing an, bedenklich zu werden. Der junge Mamm erhielt demzufolge den Auftrag, den Feldzug in Khiwa mitzumachen. Hier zeigte es sich nun, daß der Prinz nicht nur ein tüchtiger Soldat, sondern auch ein Mann von Geist sei, der etwas gelernt hatte. Er zeichnete sich wiederholt durch Tapferkeit und jene militärische Geistesgegenwart aus, welche im Felde von so immenfer Wichtigkeit ist. Berichte und Briefe, welche er schrieb, erregten Aufsehen.
Nach Petersburg zurückgekehrt, erneuerte er indessen das Verhältniß zur Blackwood, und da ergab sich der Scandal, welcher dem Fasse den Boden ausschlug. Es ist bei uns Brauch, die Portraits mit Edelsteinen zu schmeiden. In einem der Salons des großfürstlichen Palais hingen die Portraits des ElternPaares unseres Helden. Jedes dieser Bilder war mit einem Stern von Brillanten geschmückt. Eines Tages verschwand einer
lich nicht befürworten; doch ist es nicht unwahrscheinlich, daß die erforderlichen 15 Unterschriften zusammenkommen, um die Petition in's Plenum zu bringen und würden in diesem Falle wohl die Parteigenossen Bebel und Reimer das Wort dazu ergreifen.
* Ueber den Parteigenossen Moft berichtet die Frankf. 3tg.":" Der in Plögensee inhaftirte social- demokratische Abgeordnete Most befindet sich nach Berichten verschiedener Augenzeugen in einem körperlich leidenden Zustande. Most, der sich mit geistigen Arbeiten beschäftigt, muß die schmale Mittel fost genießen, wodurch seine Kräfte sehr abgenommen haben. Noch während der vorigen Session hatte die Petitions- Commission in Folge einer Petition des Abg. Most nach warmer Befürwortung durch die Abgg. Laster und Windthorst beschlossen, die preußische Regierung aufzufordern, die Hausordnung in Plögensee entsprechend den Bestimmungen des§ 16 der Strafprozeßordnung zu ändern. Der Reichstag trat diesem Votum seiner Rommission mit großer Majorität bei, während Herr Leonhard sich um die Sache nicht weiter gekümmert zu haben scheint. In einem civilifirten Staat und Preußen hält sich doch für einen solchen - ist es in der That unerhört, daß einem Manne, der wegen politischer und Preßvergehen in Strafhaft sich befindet, nicht einmal die Selbstverköstigung verstattet wird. Auf diesen wichtigen Punkt muß die Justizkommission bei der zweiten Lesung der Strafprozeßordnung im Interesse der Humanität zurückommen, noch eher dürfte sich indessen schon der Reichstag mit dieser Sache beschäftigen."
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Innere Parteiangelegenheiten.
Da nicht vorauszusehen ist, daß viele unserer Parteigenoffen das Drgan der sogenannten Bräuer'schen Opposition, welches in Hamburg unter dem Titel: Sozialdemokrat", Organ des Allgemeinen deutschen Arbeitervereins , erscheint, lesen, es aber doch im Interesse unserer Partei zu liegen scheint, über die Stärke und Ausbreitung dieser Oppositionspartei Klarheit unter unseren Parteigenossen zu verbreiten, so theilen wir nachstehenden, dem genannten Drgan entnommenen Bericht mit. schreibt:
Daffelbe
Den Mitgliedern des zu Hamburg domizilirten Allgemeinen deutschen Arbeitervereins wird hiermit das Resultat der Präsi dentenwahl zur Renntniß gebracht. Es stimmten folgende Orte: Hamburg für J. Röthing in Leipzig 82 Stimmen für S. A. Bräuer 46 Stimmen, zusammen 128 Stimmen; Harburg für J. Röthing 13; Offenbach C. A. Bräuer 28; Bremen J. Röthing 11; Connewitz bei Leipzig J. Röthing 6, für C. A. Bräuer 2, zusammen 8; Leipzig für J. Röthing 2, für C. A. Bräuer 4, zusammen 6; Hamm und Horn für C. N. Bräuer 5; zuſammen für J. Röthing 114 Stimmen, für C. A. Bräuer 85 Stimmen; im Ganzen 199 Stimmen.
des Allgemeinen deutschen Arbeitervereins.
Somit proflamire ich Herrn J. Röthing zum Präsidenten
Der Präsident: C. A. Bräuer. Der Sekretär: J. Wilke."
Wir geben die Bekanntmachung wörtlich wieder und glauben derselben in Bezug auf die Zahlen nichts weiter hinzufügen zu brauchen; interessant ist für uns nur, daß der neue Verein gar zwei Präsidenten hat, denn obwohl G. A. Bräuer J. Röthing als Präsidenten proklamirt, zeichnet er selbst seinen Erlaß noch als Präsident. Zwei Präsidenten und 199, fage hundert und neun und neunzig Mitglieder unter Röthing's Leitung! Bittert, Ihr Gothaer Fortschrittsmänner!
Parteigenosse Carl Derossi ist am 26. Dezember in Hamburg behufs Abbüßung einer vierwöchentlichen Gefängnißstrafe verurtheilt wegen Üebertretung des Vereinsgesetzes plöglich verhaftet worden.
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* Gegen den Parteigenossen A. Rüster in Berlin ist wiederum eine neue Anklage erhoben worden. Derselbe soll durch einen Vortrag, welchen er am 27. November in den Gratweilschen Bierhallen über die Verfolgungen der Social- Demokratie" gehalten, gegen den§ 130 verstoßen haben. Küster hat in jenem
dieser Brillantensterne. Die Polizei wurde aufgeboten. Mehrere Diener des großfürstlichen Palais wurden verhaftet. Man ließ die Zeitungen von der Sache sprechen, um etwa durch Mitthei lungen aus dem Publikum auf die Spur des Thaters geleitet zu werden. Aber Wochen vergingen, ohne daß dies gelungen wäre. Da äußerte sich eines Tages der Czar dem Polizeimeister gegenüber höchst ungnädig.
Wenn Sie nicht wissen, was im Palaste des Großfürsten vorgeht, welches Vertrauen kann ich in Ihre Berichte aus meinem weiten Reiche feßen? Wenn Sie nicht im Stande sind, den Thäter eines solchen unerhört frechen Diebstahls zu erwischen, was muß ich von Ihrer Staatspolizei denken und wo soll das Publikum überhaupt Respekt vor der Polizei hernehmen!"
Also sprach der Monarch und der Polizeiminister stand bleich und verwirrt vor dem zürnenden Herrscher. Er öffnete den Mund und wollte sprechen, schloß ihn aber wieder. Der Adlerblick des Czaren erkannte bald, daß der Mann mit sich selber kämpfe und keinen Entschluß zu fassen vermöge.
,, Sie haben etwas auf dem Herzen redete ihn der Czaar an heraus mit der Sprache!"
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Majestät!" antwortete der Minister, ,, Sie haben befohlen und ich rede. befohlen und ich rede. Wenn ich auch meine Person opfere, so möchte ich doch, daß Cure Majestät Ihrer treu ergebenen und mit voller Hingebung arbeitenden Polizei das wohlverdiente Vertrauen nicht entziehen.( Au, au!!) Ich bin über den Fall im großfürstlichen Palaste längst im Klaren."
,, Sie kennen also den Thäter? Wer ist es?"- frug der Czar.
Der Polizeiminister kniff die Lippen zusammen, als befürchte er, daß ihm das verhängnißvolle Wort entschlüpfe.
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Wer ist der Thäter? ich befehle!" herrschte der Monarch dem Minister zu.
,, Der junge Großfürst!" stotterte der Gefragte. Der Raiser war so erschüttert, daß er sich setzen mußte. Eine schwere Pause trat ein.
,, Erzählen Sie mir das Nähere," befahl endlich der Monarch nach einem tiefen Seufzer.
,, Der Prinz ist seit seiner Heimkehr in seinen Geldmitteln möglichst beschränkt worden. Er fonnte den finanziellen Ansprü chen der Person, die ihn ausbeutet, nicht genügen. Er gerieth in Verlegenheiten. In einer solchen Verlegenheit griff er nad) nach bem Sterne am Bilde seiner Mutter. Er gab denselben dann einem Wucherer zum Pfande gegen sechstausend Rubel."
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,, Warum hat man den Stern nicht wieder abgeholt?" Weil der Prinz so unvorsichtig war, fich persönlich zu den Manne zu begeben, um das Geschäft zu machen! Der Bring war zwar civil gekleidet, aber der Wucherer kannte ihn. Ich wollte die Sache nach dieser Richtung nicht weiter verfolgen, ba