Beilage zu Nr. 154 des ,, Neuen Social Demofrat".
Freitag, den 31. December 1875.
Im Vertrauen auf Ihre Güte, meine Bitte nicht ver geblich gethan zu haben, zeichne mit aller Hochachtung und ergebenft Ad. Garau, Schloffermeister, Monbijou- Play 10. Der Herr Kommerzienrath" schickte diesen Brief, mit einer Brevimanu- Notiz auf demselben, zurück, und zwar würdigte er, der Beschützer der Industrie und des Handels", den armen Arbeiter nicht einmal einer Anrede, nicht einmal eines Stückchens reinen Papiers:
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Bm. Zurück mit der gef. Mittheilung, daß ich keine Zeit dazu bedauere, Ihren Wunsch nicht erfüllen zu können.
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Achtungsvoll Borsig. Voll Schmerz in den Zügen kam der Mann mit obigem dantur des Garde- Korps zu Berlin , und diese bewilligte dem BedrängResultat zu uns. Endlich wandte sich derselbe an die k. Kommanten den Grühmacher"( Ererzierplatz der Garde- Füsilier- Kaserne, Kesselstraße). Daselbst wird derselbe nun in furzer Zeit, unter Beistand des Branddirektors, Hauptmann Witte, seinen Schrank in Gesellschaft der Fabrikate von Arnheim, Fabian, Neumaun, Elsner u. A., der Feuertaufe unterwerfen. Aufforde= rungen in öffentlichen Blättern, wie die folgende, sind bereits
Bor ca. 5 Jahren begann ein armer Schlosser. Namens A. Garau, sich hierselbst selbstständig zu machen und eröffnete seine Fabrit" in einem kleinen Relleraum" in der Weinmeisterstraße. Fabrik" war ja der Modename geworden für habe, mich mit den oben gewünschten Versuchen zu befassen, und daher alle industriellen Unternehmungen. Wir lernten einen lahmen alten Greis f. 8. fennen, er machte in einem Dachkämmerlein Dreierschäfchen" für Weihnachten, stolz nannte er sich ,, Spielzeugwaaren- Fabritant"; warum sollte sich der arme Schlosser, der fich auf die Fabrikation von eisernen Geldschränken legte, nicht Fabrikant" nennen? Armuth, Elend und Fabrikant eiserner Geldschränke, giebt es eine größere Jronie! Doch zur Sache, Garau, unermüdlich wie immer, wollte seine und der Seinen Lage verbessern und begann nachzudenken, wie die Sicherheit für die Habe der Neichen gegen Diebstahl und Feuersgefahr erhöht werden kann; wie ein Einbruch zur Unmöglichkeit bei einem eifernen Geldspinde werden dürfte und ein selbst tagelanger Brand spurlos an dem Schatz des Reichen vorübergehen muß. Tagelanges Sinnen, monatelange Nachtwachen brachten den fleißigen, emfigen Familienvater feinem Ziele nahe. Garau stellte einen Schrank her, dessen Füllung jedwede Feuersgefahr, selbst den höchsten Grab von Glühhize, spurlos an sich vorübergehen ließ, und ein Geheimschloß, das ohne Schlüffel geöffnet wird und dessen Deffnung durch einen Fremden, auch durch den Verfertiger selbst, überhaupt unmöglich ist, das gesprengt werden muß, falls der Befißer sein Geheimniß mit sich in das Grab nehmen sollte. Er hatte das Glück diese seine Erfindung von der k. preußischen Staatsregierung, wie von der amerikanischen patentirt zu sehen.
Kaum war dies geschehen, so sette er alle Hebel in Bewegung, um die Vorzüge seines Schrankes öffentlich in das beste Licht zu stellen, doch hierbei hatte der arme Arbeiter" die Nechnung ohne den Wirth gemacht. Hier lernte er die tiefe Kluft fennen, die zwischen Arbeit und Kapital liegt. Himmel und Erde fetten die Kapitalisten, die in ,, Eisernen Geldschränken" machen, in Bewegung, daß Garau öffentlich die Vorzüge seines Schrankes nicht zeigen konnte, und es gelang ihnen zu gut, nicht allein dies zu erreichen, sondern auch den armen, Fabrikanten" in die bedrängteste Lage zu bringen. Wucherer unter gleißnerischer Maske umgarnten und umschwärmten den Armen wie die Spinnen und er fiel fast ganz in ihre Nege. Eine Deffnung zur Flucht aus diesem Nete nur hatte er sich gelaffen, sein Geheimniß hatten sie hm nicht entrissen, nicht entreißen fönnen, sein Geheimniß trug er stolz auf seiner Brust, das war ihm trotz aller Versuchungen unantastbar geblieben. Seine Arbeiten an Geldschränken waren schon beim Beginn überschuldet, zur Weiterbeförderung seines Werkes verpfändete er sein Hab und Gut, willig gab man ihm das Geld, man lauerte auf die Hauptbeute, auf das„ Geheimniß", doch das erhielt man nicht. Da eines Tages, gebeugt von Kummer und Elend, begegnete uns der Brave; wir trösteten ihn, flößten ihm Muth ein und gaben ihm den Rath, fich an den Kommerzienrath Borsig, den Förderer der Industrie", den Helfer und Retter der Armen" zu wenden, der würde ihm wohl gern ein Plätzchen einräumen, um öffentlich vor aller Welt seine Erfindung in das rechte Licht zu setzen. Garau folgte diesem Nathe und schrieb Herrn Kommerzienrath Borsig folgenden Brief:
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Ew. Hochwohlgeboren erlaube ich mir, im Vertrauen auf Ihre Güte, durch eine Bitte zu beläftigen. Durch Versuche, Altes und Fehlerhaftes zu verbessern, ist mein Geschäft zurückgekommen, wenn auch mein Vorwärtsstreben von der Regierung patentirt worden ist.
Etwas Neues im Publikum einzuführen, von dessen Vorzügen noch feine öffentlichen Beweise vorliegen, hält zu schwer, sich Eingang zu verschaffen, denn es wird dabei viel Zeit und Geld verloren. Vergebens habe ich in öffentlichen Blättern meine Konkurrenten zu einer Brobe zu bewegen versucht, wie Ew. Hochwohlgeboren aus den beiliegenden Zeitungsausschnitten zu ersehen gebeten werden, meine reichen Konkurrenten schweigen, wenn dieselben auch noch so ernst abgefaßt. So bin ich, wenn auch im allgemeinen Intereffe, um den Schwindel, der in diesem Artikel getrieben wird, und die größere Sicherheit, die in meinem Fabrikat liegt, aber noch nicht öffentlich probirt ist, dennoch zurückgekommen. Bergebens habe ich mich an Behörden und reiche Privatleute gewandt, ich bin troß meiner Bitten überall abgewiesen ivorden mit den Worten: erst Beweise! Wie soll ich beweisen, wenn Gelegenheit und Mittel fehlen?
Darum wende ich mich mit der Bitte an Sie, als Denjenigen, von dem ich weiß, daß Ew. Hochwohlgeboren jedes Bessere, wie überhaupt dem Fortschritt huldigen, mir zu dieser Ausführung einen Ihrer Glühöfen auf furze Zeit zur Verfügung zu stellen, resp. meinen Schrank mit dem eines Konkurrenten zu proben. Ich will mich zu Allem verpflichten, bin gern bereit, zu jeder Stunde Ew. Hochwohlgeboren gegenüber Rede zu stehen.
Die besiegte Revolution von F. W. F. Fortegung aus der Beilage; a Nr. 152. Am Abend jenes denkwürdigen Tages, den die Weltgeschichte mit blutigem Griffel in ihren Tafeln zur Warnung für die Völker verewigt, hatte auch ich mich an dem Kampfe betheiligt, in dem das Proletariat der Stadt Berlin dem deutschen Bürgerthum die Mitherrschaft im Staate erkämpfen half, dabei hatte mir, wie Du Dich auszudrücken beliebtest, eine hundsvöttische Büchsenfugel eine Fleischwunde in den rechten Oberarm gerissen und ermüdet von Ueberanstrengung und Blutverlust wollte ich mich auf furze Zeit in meine Wohnung zurückziehen, um mich wenigstens nothdürftig verbinden zu lassen. Auf dem Wege zu meiner Wohnung mußte ich die Königstraße paffiren. Hier war von der langen Brücke her das Füfilier- Bataillon des 1. Garderegiments vorgedrungen und hatte die noch nicht vollständig beendigte Barrikade an der Poststraße genommen. Die Artillerie fuhr auf und blitzte in einem Kartätschenhagel Tod und Verderben die Königstraße entlang in die Reihen des empörten Volfes. Dicht neben mir sant, ohne auch nur einen Schmerzenslaut von sich zu geben, ein Jüngling, zum Tode getroffen, darnieder. Ein Knabe, der kaum der Schule entwachsen schien, warf fich laut aufschreiend über ihn, versuchte mit seinen Händen das Blut, das dem Gefallenen aus dem Herzen quoll, zurückzudämmen, rief ihn mit den zärtlichsten Namen, aber stumm und regungslos blieb der bleiche Jüngling und starrte mit seinen gebrochenen glanzlosen Augen empor sunt Firmament, als fuche er da droben einen Rächer.
Todt! todt! murmelte tonlos der Knabe, dann sprang er auf, griff nach der Büchse des Todten und rief gellend: Ich werde Dich rächen, mein Bruder!" Die wild wehenden Locken mit der blutbesprißten Linken aus der trozigen Stirn fich strei chend, stürmte er fort, den vordringenden Truppen entgegen. Und
ergangen, z. B.:
Erklärung.
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In meiner Annonce v. 10. Rovbr. habe ich mich erboten, den am 28. v. M. zur Konkurrenz aufgestellten Arnheimschen Schrank zu öffnen; Herr Arnheim hat aber vorgezogen, fich in tiefes Schweigen zu hüllen, ebenso wenig haben auch die Herren Elsner und Neumann bis jetzt gewagt, meinen von mir Jedem zur Verfügung gestellten Patentschrank anzugreifen; Schränke von Arnheim , Neumann, sowie der berühmte" Bandeisengitter- Schrank von Elsner find in ungemein kurzer Zeit durchbrochen worden; wenn nun die genannten Herren nicht einmal einen Versuch gegen meinen Geldschrank wagen, so muß doch das unparteiische Publikum sehr bald überzeugt sein, meine Konkurrenten geben ohne Weiteres die Ueberlegenheit meines Fabrikats dem ihrigen gegen über zu.
Mit der Feuerfestigkeit ist es, wie bereits früher erwähnt, noch trauriger bestellt, dieselbe möchte für einen Gardinenbrand genügen, nimmermehr aber für ein großes Feuer, wie das der Meininger Brand, ausreichend bewiesen hat.
Ju kürzester Zeit werde ich einen meiner älteren, nicht eigens dazu gefertigten Schränke zusammen mit dem Schrank eines meiner Konkurrenten in einem Glühofen die Feuerprobe bestehen lassen, behalte mir jedoch Weiteres hierüber noch vor.
A. Garau, Schlossermeister, Führer der Schlosserei und Geldschrankfabri von E. Garau, Monbijouplag 10. Dieselben blieben aber bisher ohne jedwede Berücksichtigung. zwingen, mit ihm sich in der Güte ihrer Fabrikate zu messen. W. Auch hier also wird Garau nun seine Gegner vom Rapital
Eine Petition des Friedrichstädtischen Bezirksvereins in Sachen der Leihämter, welche an den Magistrat und die Stadt: verordneten Versammlung abgesandt worden war, widerlegte an der Hand der Statistik die oft gehörte Behauptung, daß die königlichen Leihämtir nur noch mit Unterbilanz arbeiten und lautete folgendermaßen:
" In weiten Kreisen der Berliner Einwohnerschaft sieht man mit banger Besorgniß dem nächsten 1. Januar entgegen, an welchem die fönigl. Staatsregierung die drei Leihämter schließen will, welche seit dem Jahre 1834 in Folge eines Befehls des Hochseeligen Königs Friedrich Wilhelms des Dritten eingerichtet worden sind und der ärmeren Bevölkerung zu vielfachem Nutzen gereicht haben. Es hat den Hohen Städtischen Behörden nicht gefallen, auf den Antrag der Staatsbehörden wegen Uebernahme der Leihämter Seitens der Stadt einzugehen. Wir ehren die Bedenken, welche von dieser Uebernahme abgehalten haben, aber wir würden es tief beklagen, wenn dieselben zum gänzlichen Eingehen der Leihämter führen sollten. Wir wollen oft Gesagtes nicht wiederholen, sondern nur einige Momente anführen, die uns wohl geeignet scheinen, eine nochmalige Erwägung der Angelegenheit dringend zu empfehlen. Durch die Allerhöchste Kabinets- Ordre von 1826 ist den Städten die Errichtung von Leihämtern anempfohlen. Wenn für die Stadt Berlin seit 1834 der Staat eingetreten ist, so ist es, wenn dieser die Angelegenheit nicht mehr weiter führen will oder kann, sicherlich nicht wohlgethan, wenn die Stadt die Sache ohne weiteres fallen läßt. Wenn gesagt worden ist, die Leihämter seien im Laufe der Zeit zurückgegangen, so widerlegen diese Behauptung die folgenden Zahlen, deren Richtigkeit wir verbürgen können: Der Netto- Ueberschuß der Berliner Leihämter betrug im Jahre 1864: 18,000 Thlr., 1865: 16,000 Thlr., 1866: 20,000 Thlr., 1867: 16,200 Thlr., 1868: 20,000 Thlr., 1869: 13,000 Thlr., 1870: 13,000. Thlr., 1871: 11,500 Thlr., 1872: 1061 Thlr. Im Jahre 1873 war ein Defizit von 3871 Thalern in Folge der Aufbesserung der Gehälter der Beamten. Jm Jahre 1874 betrug der Ueberschuß wieder: 2643 Thlr. Im Jahre 1875 dürfte er mindeftens betragen: 8500 Thlr. Es ist ferner ein Irrthum, wenn behauptet wird, das dritte Leihamt in der Linienstraße habe die wenigsten Geschäfte gemacht. Wenn auch das Betriebskapital geringer war, so war doch die Zahl der Versaßgeschäfte größer. In den beiden letzten Jahren find gemacht an Darlehnsgeschäften:
wäre ich zum Sterben erschöpft gewesen, dieser Anblick hätte meinen Sehnen ihre Spannkraft wiedergeben müssen. Ich eilte denn auch dem Knaben schleunigst nach. Kaum hatte ich ihn erreicht, gelang es mir auch schon, einen Säbelhieb von ihm abzulenken. Mit einer eigenthümlichen Rührung füllte der dankende Blick seines dunkelen Auges mein Herz und wahrlich, hätte sich in seines dunkelen Auges mein Herz und wahrlich, hätte sich in diesem Moment nicht eine Anzahl Freiheitskämpfer vor uns gedrängt, wir wären Beide ohne Gegenwehr den Streichen der Soldaten erlegen, denn er, wie auch ich, ließen unwillkührlich einen Augenblick unsere Waffen sinken.
Das Gefecht war zum Stehen gekommen, aber nur auf kurze Zeit, dann mußte sich das nur mangelhaft bewaffnete Volt wiederum zurückziehen. Dem Knaben und mir gelang es nicht sogleich aus dem dichten Knäuel der Zurückdrängenden heraus, und den Soldaten wieder Aug in Auge zu kommen. Wiederum praffelte eine Kartätschenladung durch das Knattern des Kleingewehrfeuers hindurch. Der Haufe, in dem wir eingeteilt waren, lüftete sich etwas und ich benutzte die sich mir darbietende Lücke, den Gegnern eine Kugel zuzusenden. Als ich eben die Büchse zum zweiten Male erheben will, trifft mich abermals eine Kugel; fie verlegte mir das Hüftgelenk, ich fonnte mich nicht mehr aufrecht erhalten und brach zusammen. Der Knabe, welcher nicht von meiner Seite gewichen war beugte fich zu mir herab und fragte: Wo find Sie verwundet? Ich deutete auf die Stelle und bat, er möchte mir die Hände reichen, um mit seiner Hilfe mich wieder aufzurichten. Gleich! gleich!" rief er, und mit einem Sprunge war er bei einem von Pulverdampf geschwärzten Arbeitsmann, faßte ihn am Arme und fah ihn bittend an, indem er auf mich deutete. Wunderbar, auch dieser Mann, der einem riesigen Eyflopen glich, dessen Leidenschaften, von wildem Kampfe angefacht, ihm aus den Augen wetterleuchteten, ward von dem
1. Abth. 1873: 49,000
1874: 57,000 Ausgeliehen sind:
2. Abth.
55,000
65,000
78
3. A6th.
61,000
67,000
1873: 1,131,000 Thlr. nicht 759,000 Thlr. 1874: 1,374,000 900,000 Wenn die fürzere Dauer der Geschäftsstunden bisher einer noch größeren Wirksamkeit der Leihämter entzean gestanden hat, so dürfte eine Verlängerung derselben wenigstens den Sommermonaten ohne Schwierigkeit und ohne Gefahr zu bewirten sein. Auf Grund der Grfahrungen, die wir in vielfachem Verkehr mit unseren ärmeren Bezirksgentoffen gesammelt haben, müssen wir bezeugen, daß die Leihämter vielen derselben zu großem Segen gereicht haben, daß ihr Fortbestehen bringend zu wünschen ist und ihr Eingehen tief zu beklagen wäre, da dieselben durch nichts zu ersehen sind. Die ärmere Bevölkerung, namentlich die verschämten Armen, leiden schwer unter der gegenwärtigen Noth und Erwerbslosigkeit. Darlehnskaffen und Vorschußvereine sind für solche Leute unzugänglich. Wenn die Leihämter eingehen, so steht zu befürchten, daß die bisherige Kundschaft derselben den Rückkaufsge schäften, welche durch eine Koalition leicht den schon jetzt so hohen Bins fuß auf eine kaum geahnte Höhe steigern können, zu schonungsloser Ausbeutung überantwortet wird. Aus allen diesen Gründen hat eine sehr zahlreiche und von angesehenen Männern besuchte Versammlung des Friedrichsstädtischen Bezirksvereins einstimmig beschlossen, den Vorstand zu beauftragen die hohen städtischen Behörden dringend zu er= suchen, die Frage wegen des Fortbestandes der Leihämter schleunigst ehe es zu spät ist in nochmalige Erwägung zu ziehen."
Wir müssen gestehen, daß eine treffendere Kritik der Gründe, welche angeblich zur Nichtübernahme der Leihämter durch die Stadt Berlin führten, wie durch diese nackten Thatsachen, kaum möglich war. Troyallebem ist die Petitionskommission der Stadtverordneten- Versammlung über diese und andere Petitionen in Erwägung des Umstandes, daß von dem Magiftrat, wie von der Stadtverordneten- Versammlung eine prinzipielle Entscheidung in dieser Frage bereits erfolgt sei, einfach zur Tagesordnung übergegangen.
a- Neue Postagentur in Brin. Mit dem 1. Januar t. J. tritt in Brig bei Rirdorf eine Postagentur in Wirksamkeit, welche fich mit der Annahme von Postsendungen aller Art befassen wird. n Die Millionaire Berlins . In Berlin giebt es gegenwärtig 68 Millionaire, während die Zahl derselben in ganz Deutsch land 169 beträgt. Der reichste der Berliner Reichen hat ein Vermögen von 12,000,000 Mark.
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n. Ein Proletarier. Am Weihnachtsabend wurde ein schwer erkrankter Mann nach dem Barackenlazareth in Moabit gebracht. Dieser Mann, bereits 60 Jahre alt, hat nach seinen, durch amtliche Recherchen unterstützten Angaben sich seit dem Jahre 1849 ununterbrochen in Berlin aufgehalten und in dieser langen Zeit weder eine Wohnung noch eine Schlafftel.: inne gehabt. Im Frühjahr, Sommer und Herbst nächtigte er im reien oder in angefangenen Bauten und lebte vom Betteln; im Winter dagegen suchte und fand er Aufnahme im Arbeitshause, in Kr tenhäusern, im Männerasyl u. s. w. Ueber die früheren Verhältniss dieses Unglücklichen konnten wir leider Nichts in Erfahrung bringen.
a Verhaft. Der Direktor einer hiesigen Commissions und Lombardbat ist diese Woche plöglich verhaftet worden. Ebenso hat man die Bür der Bank mit Beschlag belegt. Die nächste Beranlassung zu dies Maßnahmen soll die Beschwindelung eines schlesischen Lieferanten sein, welcher der Bank Tausende von Weihnachtsbäumen geliefert hat.
1. Geht sicht auf den Leim! In hiesigen Bierlokalen werden vielfach als Kinderspielzeug Eidechsen und Frösche, scheinbar aus Gummi oder Kautschuk verfertigt, ausgeboten, das Stück à 50 Pf. Scherzhajter Weise wollte kürzlich Jemand eines dieser ,, Reptile" in Bier ersäufen, und siehe da: die feste elastische Masse, ähnlich der beim Buchdruck verwendeten Walzenmasse, löfte sich in gemeinen Leim auf. Lasse sich also Niemand von diesen wie von anderen Reptilien ,, leimen."
Wissenschaftlicher Theil.
Die öffentliche Krankenpflege.
Kz. Auf dem Gebiete der Gesundheitspflege und speziell der Krankenheilung hat der Staat und die Kommune den Grundsatz, daß Angebot und Nachfrage die Befriedigung aller Bedürfnisse gewissem Grade hin praktisch aufgegeben. Wollte der Staat und genügend regeln, schon lange als unsinnig erkannt und bis zu die Gemeinde jedem Einzelnen die Sorge für seine Heilung ftets überlassen, es nach der beliebten Manchestertheorie damit begründend, daß Jeder an seiner eigenen Genesung das meiste Intereffe habe, und also für dieselbe schon sorgen werde, und daß es auch an Materialien und Rath zur Heilung nicht mangeln werde, weil überall wo die Nachfrage sei, sich auch das Angebot einstellen werde, dann würde heute jener schauderhafte Zustand, den wir früher thatsächlich gehabt haben, daß massenhaft die Armen und gering Bemittelten aus Mangel an sachverständigem. Rath mindertem ja sogar in vermehrtem Maße fortbestehen. und an geeigneter Pflege dahin gestorben sind, in völlig unver
Zu Zeiten großer Volkskrankheiten( Epidemien) war dieses Hinsterben so kolossal und die Ansteckungsfähigkeit der Krankheit durch die Anhäufung der Kranken in engen schmutzigen Quar
Blicke des Knaben überwunden und folgte ihm willig wie ein Kind. Von diesem Manne und einem anderen, der selber aber nur leicht verwundet war, wurde ich in Begleitung des Knaben nach Deiner Barbierstube mehr getragen, als geführt. Deiner Kunst, Deiner Sorgfalt, Deiner liebevollen Pflege, Du alter, lieber Freund, habe ich es zu danken, daß ich heute noch lebe. Hab' Dank, hab' herzlich Dank!
Hm! Weder der Knabe, noch seine Wunderaugen find mir zu Gesicht gekommen, polterte Leberecht los, wahrscheinlich um feine Rührung zu verbergen;' s war gewiß irgend ein nichtsnußiger Schusterjunge. Diese Bengel sind, ohne dieser edlen Sippe sonst zu nahe treten zu wollen, des Teufels Vorlauf. Deine vom Kampf erhitte Phantasie hat Dir einen Streich gespielt; fie ließ Dir irgend einen dieser Leichtfüße als Cherub erscheinen.
Dnein, ein Schusterjunge war es nicht, Du wirst Dich schon noch davon überzeugen, erwiderte Rudolph, und ein leises Lächeln umspielte seinen Mund.
Nun, nun! Ein Schusterjunge kann ja doch auch einmal eine gute Stunde gehabt haben, brummte Leberecht in seinen melirten Hausknechtsbart hinein, der aussah, wie Kümmel und Salz. Nur weiter, weiter! drängte er alsdann.
Daß ich troß Deiner aufopfernden Pflege ziemlich langer Zeit bedurfte bevor ich von der ,, prachtvollen Hüftgelenkwunde", wie Du sie nanntest, soweit genesen war, daß ich ohne Hilfe von meiner Wohnung bis zu Dir gehen konnte, das weißt Du, daß ich aber einige Male gegen Deine Gebote gesündigt und an das Fenster gehumpelt bin, will ich Dir heute reuevollst mittheilen.
So, so? Na, nun wundere ich mich nicht mehr darüber, daß ich die Wunde öfters verschlimmert fand, ohne eine Ursache da