tieren so mächtig gervorden, daß die herrschende Klasse zur Gin ficht fam, wie sie selbst durch das Anwachsen der Volkskrankheiten gefährdet werde. Häuser zur Aufnahme ansteckender Kranken, Besthäuser, find daher die ersten öffentlichen Krankenhäuser gee mesen, die man in größerer Anzahl gegründet hat. Diese Häuser waren im Anfang, getreu der Abficht ihrer Gründer, keine Heil­anstalten, sondern Gefängnisse, worin man die Menschen, welche wegen ihrer Ansteckungsfähigkeit für gefährlicher wie Einbrecher und Mörder gehalten wurden, während der Zeit ihrer Gefähr lichkeit auch bewahrte oder dem noch sicherern Aufbewahrungsort der fühlen Erde überlieferte.

Später als die Heilkunde vom Staate gepflegt wurde, ur­sprünglich freilich galt es hauptsächlich Armeechirurgen heranzu ziehen, da wurden auch allgemeine Krankenhäuser vom Staate gegründet um Material für den praktischen Unterricht der Heil­funde herbeizuschaffen. Humanitäre d. h. auf Menschenliebe ge­gründete, die Herbeiführung eines menschenwürdigen Daseins für Alle bezweckende Bestrebungen lagen auch hier anfangs nicht zu Grunde. Es galt hauptsächlich das damals bei dem Werbesystem theure lebendige Armeematerial zu schonen, allein nach und nach verlangten die Lehrer und Schüler dieser Anstalten immer mehr, daß die Kranken unter die der Wissenschaft bekannten möglichst günstigen Bedingungen zur Heilung gesezt würden. Auf diese Weise dienten jene keineswegs aus humanitären Bestrebungen hervorgegangene Anstalten doch faktisch der Menschenbeglückung, indem sie die Leiden vieler Einzelnen linderten und hoben. Den gleichen Zweck verfolgen viele aus Stiftungsgeldern erbaute Krankenhäuser.

Inzwischen hatte der Staat auch nach einer anderen Rich­tung hin die Fürsorge für das Wohl seiner Angehörigen- näm­lich auch für die nicht herrschenden Klassen übernommen. Als die Fürsten   und freien Städte nämlich es praktisch fanden, das Vermögen der Drdensgemeinschaften und Klöster einzuziehen da geruhten sie doch zugleich die humanitären Einrichtungen, welche jene meist beiläufig gepflegt hatten, mehr oder weniger mit zu übernehmen.

So ging die Gewohnheit der Armenunterstützung und der Armenkrankenpflege, soweit sie in höchst bescheidenem Maße be­stand, von der Kirche auf den Staat über. Der Staat hat später die Armenfürsorge in der Weise ausgebildet und geregelt, daß er für gewöhnlich die Sorge für die Armen den Gemeinden zufchob und die Gemeinden zu Armenverbänden vereinigte, welche, im Unvermögensfalle der einzelnen Gemeinde zur Unterstüßung ihrer Armen, denselben beizustehen hatten. Auch die Armen­Krankenpflege ging damit auf die Gemeinden über, der Staat behielt aber im Prinzip seine Verpflichtung, für die Armen und Armenkranken zu sorgen bei, indem er wenigstens in dritter Linie für die Armen einzutreten nicht gerade von sich abwies und indem er das Aufsichtsrecht darüber, daß die Gemeinden und Armenverbände das Allernothwendigste für Arme und Armen­franke thäten, sich vorbehielt.

Thatsächlich besteht nun freilich die allergrößte Ungleichheit der Armen- und Armenkrankenpflege, besonders aber der Letzteren, innerhalb der einzelnen Gemeinden.

In vielen ländlichen Gegenden wissen die Armenkranken der Gemeinde gar nicht, daß sie ein Recht auf ärztliche Behandlung haben, und verzichten in schweren Fällen von vorn herein auf ärztlichen Beistand, nicht etwa weil sie kein Vertrauen dazu haben, denn in geringern Fällen, wo sie selbst in die Wohnung des Arztes kommen können, benußen und bezahlen sie ärztlichen Rath, sondern sie verzichten auf den ärztlichen Besuch oder ver­zögern ihn bis auf das Aeußerste, weil sie selbst das Geld für die ärztliche Fuhre nicht befizen und die Pflicht der Gemeinde, in solchen Rothfällen für sie einzutreten, nicht kennen.- In anderen Gemeinden wieder, wo der Gutsbesitzer für den Kranken seines Gutes ärztliche Hilfe herbeischafft, wird dieser Umstand von den Kranken nicht als eine Pflicht des Gutsherrn, sondern als ein Ausfluß der Mildthätigkeit angesehen, weshalb man schon auf dem Gute etwas billiger arbeiten könne als beim Bauern, der in Krankheitsfällen für seine Tagelöhner doch gar nichts thue.

In den Städten ist für die Armenkranken zwar freie ärzt­liche Behandlung und Arznei vorhanden, allein die Geldunter­stüßung der Armenkranken fällt doch ganz ungenügend aus( vier Thaler monatlich gilt in einer Stabt, welche ich genau fenne, schon als hohe Unterstützung) so daß eine ordentliche sachgemäße Verpflegung der Kranken mit diesem Gelde zu den Unmöglich­feiten gehört, und selbst Verwendung des Armenarztes für ein­zelne besonders dringend einer höhern Unterstützung bedürftige Bersonen wurde nur spät und spärlich berücksichtigt. Ein Kranken­haus eristirte in diesem Orte wohl, aber keine sachverständige oder nur irgend ausreichende Krankenpflege. Derartige Zustände find wahrscheinlich keine Ausnahme, sondern die Regel.

Dagegen giebt es wieder andere Orte, sie sind selten genug, wo die Kommunalbehörden weit über die ihnen vom Staate auf erlegten Verpflichtungen hinaus für die Krankenpflege Sorge tragen. Berlin   gehört in erster Linie zu diesen Kommunen. Berlin   hat es nicht an Geld und Sorgfalt fehlen lassen um ein Musterfrankenhaus zu gründen. Unter den Steuerzahlern Ber­ lins   raifonirt noch heute ein großer Theil über das Heidengeld,

für auffinden zu können.' s ist doch zum Haarausreißen, was solche Patienten für Thunichtgute sein können! Leberecht machte hierbei Miene seinen Worten die That folgen zu lassen, schien sich aber noch rechtzeitig zu befinnen, daß er nicht allzuviel Korn auf dem Boden habe, also auch mit dem beregten Artikel keine Verschwendung treiben dürfe.

Rudolph bot ihm die Hand dar und sagte in freundlich herzlichem Tone: Es ist ja schon ein Vierteljahrhundert ver gangen, feit ich Deine Gebote übertreten. Diese Verjährungs­frist wirst Du doch nicht anfechtert wollen, mein alter Junge.

Freilich, freilich, aber ärgerlich ist's doch, erwiderte Leberecht besänftigt und legte seine zitternde Rechte in die dargebotene Hand des Freundes.

Du wirst begreifen, mein lieber Freund, daß ich unmöglich den feierlichen Bestattungszug, welcher die die für die Freiheit gefallenen Opfer im Friedrichshain   zur ewigen Ruhe betten wollte, an meiner Wohnung vorüberziehen lassen konnte, ohne den Helden der Freiheit einen dankbaren Abschiedsblick zu widmen. Die Trauerweisen der Musikchöre, welche den Abtheilungen des unab­fehbaren Zuges voraufgingen, flangen ernst und feierlich durch die lautlose Stille, die über den gewaltigen Menschenwogen aus gebreitet lag, die durch die Straßen wie endlos dahin flutheten. Durch dieselben Straßen, die den Erschlagenen Wahlstatt waren, auf denen sie die Todeswunden für die Freiheit empfangen. Das war einer jener Akte eines Völkerdramas, die überwältigend und doch erhebend und veredelnd auf die Mit- und Rachwelt wirken.

Hinter einem der reich geschmückten Särge ging in tiefer Trauer ein Mädchen, das in seinem Schmerze auf Jebermann

welches jene Anstalt gekostet hat und hat es verschworen je wieder einen Arzt zum Stadtverordneten zu wählen. Indessen, mögen immerhin einzelne Ersparnisse möglich gewesen sein, so ist jeden­falls das Streben, Alles, was für die Heilung der Krankheiten bienlich ist, in einem Krankenhause zu vereinen, gewiß anerkennens­werth, und die vielen Hunderte von Mark, welches jedes Bett jährlich an Zins des Baukapitals in Anspruch nimmt, fommen immer einer Anzahl Kranken zu Gute, welche im Laufe des Jahres nach einander jenen Raum benußen, und es ist nur eine Pflicht der Menschlichkeit und Gerechtigkeit, wenn auch dem Armen und wenig Bemittelten mindestens im Krankenhause das zur Heilung Nübliche geboten wird, was der Reiche sich mit Leichtig= feit in seiner Wohnung beschaffen kann.

Wäre jede Person, welche der Krankenpflege in einer An­salt bedarf nun auch im Stande, sich Aufnahme ins Kranken­haus zu schaffen und wären die, welche solche Aufnahme nicht nöthig haben im Stande, zu Haus eine annähernd gleich fachge­mäße Pflege zu erhalten, dann möchte betreffs Krankenpflege in der That für Berlin   wenig zu wünschen übrig bleiben. Aber die Medaille hat eine Kehrseite und zwar eine sehr trübe; dar­über mehr im nächsten Artikel. ( Forts. folgt.)

* Ein eigenthümlicher Krankheitsfall, der vielfach an den Zustand des in den Zeitungen oft erwähnten schlafenden Ulanen" erinnert, aber in verschiedenen Beziehungen merkwürdiger ist, macht augenblicklich in und um Burglehn bei Haynau   viel von sich reden. Der 18jährige Sohn des Handelsmannes R. zu Burglehn befindet sich seit dem 20. September v. 3., also volle drei Monate, in einem todes= ähnlichen Schlafe. Während dieser ganzen Zeit hat der junge Mensch noch nicht den geringsten eigenen Wilen   geäußert. Er hat weder die Augen geöffnet, noch einen Laut von sich gegeben; der Körper ist voll­ständig außer aller Selbstthätigkeit; wie man die Glieder legt, so bleiben sie liegen. Dabei ist Puls- und Herzschlag nur wenig von dem eines vollständig gesunden Menschen abweichend und das Athemholen an dem regelmäßigen Auf- und Abgehen der Brust bemerkbar. Auch die Gesichtsfarbe ist gesund und frisch und der Kranke macht ganz den Eindruck eines Schlafenden. Täglich wird ihm etwas Nahrung, bestehend aus Milch sder Fleischbrühe, durch den Mund eingeflößt, wobei man ihn durch Zuhaltung der Nasenlöcher zum Schlucken nöthigt. Die Ent­Krante, trotz der geringen Nahrung während der drei Monate, nur leerungen finden ganz von selbst statt. Das Merkwürdigste ist, daß der wenig abgemagert ist. Alle bisher angewandten Mittel und Erperi­mente waren nicht im Stande, ihn zur Aeußerung irgend eines Lebens­zeichens zu veranlassen; nur für elektrische Reizungen der Haut und der Muskeln ist er empfindlich, was sich, je nach der Anwendung, in Zuckungen, Bewegungen der Glieder oder schmerzhaftem Ausdruck der Gesichtszüge, selbst durch schluchzende Laute, bemerkbar macht. Noch vor wenigen Wochen befand sich der Kranke in einem Zustande voll­liebige Lage, hoch oder seitwärts, bringen konnte, ohne daß fie, in Folge ständiger Starrsucht, so daß man z. B. Arme oder Füße in jede be­ihrer natürlichen Schwere, in ihre ursprüngliche Stellung zurückgekehrt wären. Gegenwärtig sind die Glieder wieder vollständig schlaff, allein. der Kranke giebt, wie schon gesagt, nicht das geringste Lebenszeichen von sich, man mag ihn rufen oder schütteln, stechen oder brennen, wie und wo man will. Wie lange dieser Betäubungsschlaf noch dauern und wie er enden wird, läßt sich schwer vorher sagen. Der junge Mensch befand sich vorher in Goldberg in der Lehre, um sich dem Kauf­mannsstande zu widmen.

Ausgrabungen in Olympia. Die auf Kosten des deutschen Reichs auf der Stätte von Olympia in Griechenland   veranstalteten Aus­grabungen haben schon einen Erfolg aufzuweisen. Der erste wichtige Fund ist gelungen. Man entdeckte das marmorne Standbild der Nike ( Siegesgöttin), das Weihgeschenk der Messenier von Naupaktos  , das Werk des Paionios. Die Inschrift ist erhalten. Sowohl an der östlichen als an der westlichen Seite des Zeus  - Tempels find ferner Theile von den durch Pausanias   bekannten Giebelfeldern aufgefunden, namentlich die Abbildung des Flußgottes Kladeos. Diese Figuren und die zuerst gefundene Nike find also unzweifelhaft Statuen von berühmten Meistern aus der Zeit des Phidias  . Mit Spannung fieht man brieflichen näheren Nachrichten über den Grad der Erhaltung der Kunstwerke entgegen.

Vermischtes.

Die Volkszählung hat uns überall dunkle Stellen in unse­rem Staats- und Gesellschaftswesen aufgedeckt. So vernahm in Frank­ furt   a. M., der ,, reichen Stadt," ein Zähler in einem Hause das Wim­mern eines kleinen Kindes. Nachdem die Wohnung geöffnet worden war, fand er ein ca. 1 Jahre altes Knäblein ganz allein in einem talten Zimmer. Die Eltern, eine Arbeiterfamilie, müssen von Mor­gens 5 Uhr an bis Abends auf Arbeit gehen. Ist es da ein Wunder, wenn ein sich selbst überlassenes Kindlein in seiner Erziehung zurüd­bleibt? Ein Kuriosum, das sich bei der Volkszählung zugetragen, wird aus der Provinz Preußen   gemeldet. In dem nicht weit von Lautenburg   gelegenen Dörfchen K. befand sich am 1. Dezbr. nur eine einzige Person, welche im Stande war, ihre Zähltarte selbstständig aus­zufüllen, nämlich der Schwager des Schulzen. Da er unbeweibt ist, unterstrich er, wie vorgeschrieben, die Worte ,, ledig" und ,, männlich." Die Bauern, welche sich am Zählungstage beim Schulzen versammelten, besahen sich die ausgefüllte Karte und dachten, was des Schulzen Schwager fann, das können wir auch. Sofort wurde zum Gänsefiel gegriffen, Wohnort, Amtsbezirk, Kreis, Vor- und Familiennamen von Mann, Weib, Kind, Knecht und Magd genau nach dem auf dem Tische liegenden Formular des Schulzenschwagers eingetragen und überall die Wörter ledig" und ,, männlich" mit einem dicken Strich versehen. Die Volkszählung hat denn nun ergeben, daß in K. verheirathete und weibliche Personen gar nicht existiren. Auf der anderen Seite giebt aber dieser sonst so lächerliche Vorfall uns wieder viel zu denken. Unter

einen mächtigen Eindruck machte. Sie glich einer Niobe. Mir aber schnürte ihr Anblick die Brust zusammen. Ich kannte sie und kannte sie doch auch nicht. Ihr Schmerz schien mir der meinige. Als sie meinen Augen entschwunden, schleppte ich mich, mit einem Chaos von Gefühlen im Herzen, zu meinem mich, mit einem Chaos von Gefühlen im Herzen, zu meinem Siegbett hin. Meine Pulse flogen als ob mein Blut siede, meine Nerven waren bis zum Springen gespannt, und meine Gedanken gingen wirr durcheinander, ich fiel in ein Fieber.

Daß Dich der Satan reite! plagte hier Leberecht heraus, sprang auf und lief vor Zorn mit großen Schritten, so weit focht mit den Armen in der Luft, daß er, wie eine jener Windmühlen, feine Greifzirkelbeine dies zulaffen konnten, im Zimmer umher, ben sehr sinnreichen Junker von la Mancha zum Kampfe würde gereizt haben, und dabei schlenkerte sein großblumiger Schlafrock, der ihm als Feigenblatt diente, um die Beine wie nasse Wäsche, die vom Winde gepeitscht wird. Nichts als Nerger hat man mit solchen Menschen! Nun wird der seine drei bis vier Tage nicht zur Besinnung kommen und mir schiebt er dann die Schuld in bie Pariser.

Aber bester Freund, unterbrach ihn Rudolph, Du brauchst doch nicht zu phantasiren, das habe ich seiner Zeit schon selber gethan und bin, Dank meiner robuften Körperkonstitution und Deinen heilbaren Mixturen, nach einigen Tagen

Nüchtern geworden wie ein ausgenommener Hering wirft ihn Leberecht, pustend wie eine Lokomotive, entgegen und läßt sich auf den nichts ahnenden, wankelmüthigen Stuhl mit einer Behes menz fallen, daß diesem die Beine, dem Leberecht aber die Rip­pen knacken.

Freilich, freilich. Aber ich kann Dir, lieber Leberecht, ver­sichern, daß ich damals gern noch einige Tage im Parorismus

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der Bevölkerung eines ganzen Dorfes nur eine Person, die leien und schreiben tanu fürwahr, man glaubt sich nach China   versetzt. * Aus einem Armenhause. Im Sommer auf der Weibe, im Winter im Stall, so ergeht es nicht nur dem lieben Bieh, sondern so erging es auch den dreizehnjährigen Knaben Bincenz Hasenberger, der im Gemeinde- Armenhause zu Goß   bei Leoben  ( Provinz Preußen  ) feitner, zur Pflege anvertraut war. Nachdem dieselbe ihn bei einge­untergebracht und der Aufseherin dieses Hauses, namens Maria Schatt­tretenem Winter nicht mehr im Freien lassen konnte, sperrte fie ihn in einen dumpfen, finsteren Stall bei zwei Biegen ein, aus dem er ſeit Monaten, bis zu der am 21. d. M. entdeckten Unthat, nicht mehr herauskam. Ein bischen Stroh auf dem sumpfigen Erdboden und ein alter Feßen bildeten das Lager und die Bekleidung des unglücklicher Knaben in dem entseglichen Gemache, an deffen Mauern fich zouhoch Salpeter- Kryftalle angesetzt hatten und dessen obere Decke mit Spinnen­geweben bedeckt war. Der arme Knabe bot das entseglichste Bild des Jammers; abgemagert bis zum Stelett, tann er nicht sprechen, nicht einmal gehen, und ist keines Wortes verständig. Es ist furchtbar, daß in einem der öffentlichen Wohlthätigkeit gewidmeten Institute, in dem Armenhause einer nicht unbedeutenden Marktgemeinde, in der nächsten Nähe einer größeren Stadt, somit geradezu unter den Augen der Be­hörde, eine solche unmenschliche Handlungsweise so lange Zeit fortgefent werden konnte. Die gerichtliche Untersuchung ist eingeleitet worden.

* Geistesgegenwart. In der Nähe des Hafens von San Francisco   entging fürzlich ein Zaucher, der den Spignamen, Old Deck" hat, mit genauer Noth dem unangenehmen Schicksale, von einem Hai­fische verspeist zu werden. Der Taucher war mit seiner bekannten Aus­rüstung auf den Boden des Meeres gesenkt worden, um einen verlore­nen Anker aufzusuchen. Er fand diesen auch; aber fast gleichzeitig bemerkte er einige Fuß über sich einen Hai, der augenscheinlich seine Bewegungen beobachtete. Der Fisch war mindestens 18 Fuß lang und von einer sehr gefräßigen Art, welche man bort bottle nose" nennt. Diese Entdeckung beunruhigte natürlich den Taucher. Er hatte ein Kabel an dem gefundenen Anker befestigt und wollte sich nun empor­ziehen lassen. Aber es war augenscheinlich, daß der Hai darauf wartete. Der Taucher hatte gehört, daß Haifische Männer in der Taucherrüftung nicht beläftigen. Er bezweifelte das und wollte nicht gern das Erperi­ment machen. Er bewegte sich einige Schritte vom Anker fort Hai bewegte sich ebenfalls in derselben Nichtung. Der Taucher ging an feinen früheren Platz der Hai folgte. Endlich erinnerte fich der Taucher, daß der Tintenfisch der Gefahr dadurch entgehe, daß er das Wasser durch eine ausgefpritte Flüssigkeit schwärzt. Demgemäß regte er den Schlamm des Meeresbodens so auf, daß er das ganze Waffer um ihn verdunkelte, warf dann seine Gewichte ab, und signalisirte dem Manne oben im Bote, ihn emporzuziehen. Dies geschah, aber der Hai schnappte dennoch nach ihm, als er aufstieg und Old Deck" verlor an einem Fuße drei seiner Zehen. Etwas mehr, und der Fuß wäre weg gewesen; aber der Gedanke, das Wasser zu trüben, hatte dem Taucher offenbar das Leben gerettet.

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der

Die Schneeschlange. Auf dem Harze hat die Schnee chlange" nach dem starken und so zeitig eingetretenen Schneefalle, namentlich in der Nähe der Roßtrappe, wiederum Fremde in großen Schrecken versett. Zwei Fußreisende passirten die Straße von Thale  nach Treseburg  . Als sie auf dem Plateau, wo der Weg nach der Roß­trappe abgeht, angekommen waren, sahen sie vor sich in einer Entfer nung von 100 Schritten eine 60-70 Fuß lange Schlange sich über die noch völlig ungebahnte Straße hinwegbewegen. Höchst erschreckt schlugen sie sogleich den Weg nach dem naheliegenden Roßtrappenhotel ein, hatten aber nur eine kurze Strecke zurückgelegt, als sie ihren Weg von einer 2 Fuß tiefen und 12 Fuß breiten Furche in dem Schnee durchkreuzt fanden. Ohne Zweifel hatte hier das Schneeungeheuer feinen Weg genommen. Sie überschritten die Fährte und gelangten endlich schreckenbleich und in Schweiß gebadet unter dem gaftlichen Dache des Hotels an, wo sie den dort Anwesenden ihr Erlebniß er zählten. Da die Schneeschlange den Harzbewohnern längst bekannt ist, so wurde den der drohenden Gefahr glücklich Entronnenen mitgetheilt, daß diese Schlange aus einem starken Rudel von Wildschweinen besteht, welche die Gewohnheit haben, sich bei tiefem Schnee eines hinter dem anderen fortzubewegen. Je nach ihrer Größe und der Tiefe des Schnees ragen sie dann mehr oder weniger mit Kopf und Rücken über dem Schnee hervor und bilden einen langen dunklen Streifen, der allerdings einer fich fortbewegenden Schlange ähnlich sieht.

r. Avis für Thierschutzvereine. Es ist schon oftmals lebhaft bedauert worden, daß unsere kleinen befiederten Sänger und nüßlichen Insektenvertilger so sehr vermindert werden durch Wegfangen zu oft unnatürlichen Zwecken, wie beispielsweise die bekannten Leipziger   Ler­chen nur den Gaumen der verwöhnten Feinschmecker ligeln sollen, von fatt effen kann wohl keine Rede sein. Jezt sind diese nütlichen Bögel durch die neueste Mode der Damen, nach welcher die Vögelbälge, wie bei den Indianern als Kopfpus verwendet werden, einer noch größeren Lebensgefahr ausgesetzt worden. In Dover   wurde kürzlich ein Mann verhaftet, welcher eine Menge todte Lerchen, Hänffinge und andere Vögel mit sich führte. Vor Gericht stellte es sich dann heraus, daß regelmäßig große Sendungen von Bogelleichen aus der Normandie  , wie auch aus Deuschland, nach England an Geschäftshäuser, welche in die sem neuesten Damenmodeartikel machen, abgesendet worden. Es ist beshalb gewiß erforderlich, daß alle Diejenigen, welche bislang unsern Kleinen Waldfängern ihren Schuh angedeihen ließen, jest doppelt wach­sam sein müssen, um sie vor dem Untergang zu bewahren.

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Raubbau im Großen. Wie der Dresdn. Anz." vernimmt, ist die an der sächsischen Grenze gelegene große böhmische Waldherrschaft Schluckenau  , welche sich seit dem Jahre 1875 im Besiße der Familie des Grafen Harrach befindet, von einem Dresdner   Holzhändler für den Preis ven 4 Millionen Gulden angekauft worden. Bewahrheitet sich Siese Nachricht, so wird wohl bald die Art des Holzhauers in den schönsten Forsten des genannten Befigers wüthen. Die Gefahren diesec in so großartigem Maßstabe überhandnehmenden Entwaldungen für die Landwirthschaft sind wissenschaftlich erwiesen. Trotzdem scheuen fich Großkapitalisten nicht, ganze Landstriche zu ruiniren, und der Staat greift nach den heutigen Grundsägen nicht ein.

gelegen hätte, denn meine Phantasie schuf mir nur liebliche Bil der, die mir oft noch lange in der Seele nachzitterten, zumal die Erscheinung jener seelenvollen Frauengestalt.

Als endlich meine Genesung so weit vorgeschritten war, dah ich einen Spaziergang in's Freie machen durfte, fühlte ich: ip unwiderstehlichen Drang nach jenem Knaben zu forschen, dem to es zu verdanken hatte, daß ich damals zu Dir, mein lieber Le­berecht, geleitet wurde. Ohne ihn hätten mich vielleicht die Hufe der Pferde zerstampft oder ein Stückrad zeralmt. Zunächst kaufte ich diejenigen Zeitungen, welche die Listen der Gefallenen während meiner Krankheit trengstens untersagt. veröffentlicht hatten. Du hattest mir ja das Lesen der Zeitungen

Mit Verlaub. Heute würde ich Dir das Lesen unserer Tagespresse fast ohne Ausnahme verordnen, benn unsere heutigen Beitungen sind das reine Morphium. In fleinen Dosen genoffen, schläfern sie ein; nur wenn man sie wie Hausmannskost genießt, um sich daran zu erftarken, wirken fie tödtlich auf's Gemüth.

In allen Wohnungen der in der Königstraße Gefallenen forschte ich nach einem derselben, der einen ohngefähr vierzehn­oder fünfzehnjährigen Bruder von schlanker Gestalt und mußbrau nem Haar hinterlassen habe. Niemand wollte einen solchen fen nen. Es ist möglich, dachte ich, daß man dich für einen Geheim­polizisten hält, du mußt also recht vorsichtig auf Rundschaft aus spähen. Alles Bemühen aber war vergeblich und so gab ich denn endlich alle Hoffnung auf, den Knaben je aufzufinden und ihm meinen Dant abstatten zu können.

( Fortsetzung folgt.)