Die welken müssen, ehe sie vergehn;

Dort in den Nachen wirft mit kalter Hand Sein letztes Gold das herbstlich gelbe Land, Und meine Seele sieht in süßer Ruh

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Der Perlen Träufeln von den Rudern zu, Wie sie von Ringen hin zu Ringen tönen, Ein fließendes Symbol der Ewigkeit, Und endlich sich, von jeder Form befreit, Gestaltlos mit dem Element versöhnen. O Geist, der über diesen Wassern lebt, Der hier aus diesen kühlen Gründen thaut, Der aus der Tiefe Himmel wiederblaut, Du Geist des Friedens, der mich jest umschwebt,

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Der sich den Aether maßlos läßt entfalten, Der Erde stillen Drang zum Lenz gestalten- So liebend beut die Luft des Vogels Schwingen, Der Harfe Ton, um drin sich auszuklingen- Was hast Du uns um diesen Stern betrogen, Und, eh' es tagen wollte, uns entzogen Den Genius, der Dir so rein verwandt, Sich in Dein All, wie Hauch in Hauch empfand, D'rein wie in einer Blume Kelch sich senkte, Und d'raus ein Herz, so gottesdurstig, tränkte? Du hast ein Auge der Natur genommen, Das ihr in ihre tiefste Seele sah, Um einen Beter bist Du selbst gekommen

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Um einen Beter? Ei, so staunet, ja! Um keinen Beter, ruhig, sicher, still,- Die Flamme bebt, wenn sie nach oben will! Um feinen Beter nein, um keinen Wurm Es tobt das Meer und lobt den Herrn im Sturm! Der Blumen schönste brauchet einen Dorn, Ein edles Herz zu Schuß und Truz den Zorn; Manch heiß Gebet hüllt sich in einen Fluch, Wie unsre Hoffnung in das Leichentuch.

III.

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Was er geschaffen, ist ein Edelstein, D'rin blißen Strahlen für die Ewigkeit;

Georg Büchner. ( Original- Zeichnung nach dem einzigen im Besiz der Familie befindlichen Portrait.)

Doch hätt' er uns ein Leitstern sollen sein In dieser halben irrgeword'nen Zeit, In dieser Zeit, so wetterschwül und bang, Die noch im Ohr der Kindheit Glockenklang, Und mit der Hand schon nach dem Schwerte zittert, Zur Hälfte todt, zur Hälfte neugeboren, Gleich einer Pflanze, die den Frühling wittert Und ihre alten Blätter nicht verloren. Er hätte aber gönnt ihm seine Ruh! Die Augen fielen einem Müden zu; Doch hat er, funkelnd in Begeisterung, Bom Himmelslichte trunken, sie geschlossen,

Der Dichtung Quelle hat sich voll und jung Noch in den stillen Ocean ergossen. Und eine Braut nahm ihn der andern ab; Vor der verhaucht er friedlich sanft sein Leben, Die Freiheit trug den Jünger in das Grab, Und legt sich bis zum jüngsten Tag daneben. Auch nicht allein ist er dahingegangen, Zwei Pfeiler unsrer Kirche stürzten ein; Erst als den freisten Mann die Gruft empfangen, Senft man auch Büchner in den Todtenschrein. Büchner und Börne, Deutsche Dioskuren, Weh', daß der Lorber nicht auf deutschen Fluren

Für solch geweihte Häupter wachsen darf! Der Wind im Norden weht noch rauh und scharf, Der Lorber will im Treibhaus nur gedeihen, Ein freier Mann holt sich ihn aus dem Freien!

O bleibe, Freund, bei Deinem Danton liegen! ' s ist besser, als mit unsern Adlern fliegen. Der Frühling kommt, da will ich Blumen brechen Auf Deinem Grab und zu den Deutschen sprechen: ,, Kein Held noch, noch kein Ziska oder Tell?

Und Eure Trommel noch das alte Fell?" Georg Herwegh .