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Verbreitung der oben genannten Flugschrift, die ihn beschäftigten.| Republik , wie in den meisten nordamerikanischen Staaten, müsse 3u gleicher Zeit bemühte sich Weidig, indem er Verbindungen Jeder ohne Rücksicht auf Vermögensverhältnisse eine zwischen den damals noch vereinzelten Bestrebungen herstellte, der Stimme haben und behauptete, daß Weidig, welcher glaubte, Bewegung mehr Einheit und Kraft zu geben. Büchner's Schrift daß dann eine Pöbelherrschaft, wie in Frankreich , entstehen werde, wurde ihm im Manuscript durch Becker gebracht; er billigte sie die Verhältnisse des deutschen Volks und unserer Zeit verkenne. in ihren Haupttheilen, änderte Einiges daran, setzte Anderes Büchner äußerte sich einst in Gegenwart eines Freundes sehr hinzu, gab ihr den Namen( Hessischer Landbote ") und beschloß heftig über diesen Aristokratismus des Weidig, wie er es den Druck derselben; worauf im Anfange des Monats Juni nannte." 1834 Büchner mit Schütz nach Offenbach reifte, um sie dort der geheimen Bresse zu übergeben. Büchner war über die Verände­rungen, die Weidig vorgenommen hatte, sehr aufgebracht, wollte die Schrift nicht mehr als die feinige anerkennen und sagte, daß Weidig ihm gerade das, worauf er das meiste Gewicht ge= legt, durchgestrichen habe. Ueberhaupt

vertrug er sich mit Weidig schlecht; einer seiner Freunde und Mitangeklagten sagte vor dem Untersu­chungsrichter über dieses Verhältniß aus( S. Nöllner 2c.): ,, Weidig war in Allem der Gegensatz zu Büchner ; er( W.) hatte den Grundsatz, daß man auch den Kleinsten revolutio­nären Funken fam­

meln müsse, wenn es

dereinst brennen solle; er war unter den Ne­publikanern republi­kanisch und unter den Constitutionellen constitutionell. Büchner war sehr un­zufrieden mit dieser Marime Weidig's und sagte, es sei feine Kunst, ein ehrlicher Mannzu sein, wenn man täglich Suppe, Gemüse und Fleisch zu essen habe. Indessen konnte Weidig der Flugschrift seinen Beifall nicht versa­gen und meinte, sie müsse vortreffliche Dienste thun, wenn sie verändert werde. Dies zu thun, be­

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Am 3. Juli veranstaltete Weidig auf der Badenburg bei Gießen zum Zwecke einer näheren Vereinigung und Besprechung eine Zusammenkunft Gleichgesinnter aus weiteren Kreisen, an der übrigens fast nur Gießener und Marburger sich betheiligten.

Marat.( Das nach der Todtenmaste angefertigte Medaillon Bonvallet's.)

hielt er sie zurück und gab ihr die Gestalt, in der sie im Druck erschienen ist. Sie unterscheidet sich von dem Original namentlich dadurch, daß an die Stelle der Reichen die Vor­nehmen gesetzt sind, und daß das, was gegen die sogenannte liberale Partei gesagt war, weggelassen worden ist. Das ursprüngliche Manuscript hätte man eher als eine Predigt gegen den Mammon betrachten können, nicht so das letzte. Die biblischen Stellen, sowie überhaupt der Schluß sind von Weidig." Und an einer andern Stelle:

Ich erinnere mich, daß Büchner einst Streit mit Weidig über Wahlcensus hatte. Büchner meinte, in einer gerechten

Vor dieser Bespre­chung meinte Büch­ ner "( so sagt der Nämliche bei ,, Nöll­ner" aus) ,,, daß man Gesellschaften errich­ten müsse; Weidig glaubte, daß es schon genüge. wenn man die verschiedenen Pa­trioten der verschie­denen Gegenden mit einander bekannt

mache und durch sie Flugschristen verbrei­ten lasse. Büchner hoffte auf der Ba­denburg seine An­sichten bei den Mar­burgern durchzusetzen. Ich weiß nicht, wie weit ihm dies gelun­gen ist. Als ich ihn später über die Sache sprach, sagte er mir,

daß auch die Mar­ burger Leute seien, welche sich durch die französische Revolu­tion, wie Kinder durch ein Ammen­märchen, hätten er­schrecken lassen, daß sie in jedem Dorf ein Paris mit einer Guillotine zu sehen fürchteten u. f. w. Es muß demnach auf dieser Versammlung die Rede davon ge­wesen sein, in wel­chem Geiste die Flugschriften abge= faßt werden müßten, und Büchner , welcher glaubte, daß man

sich an die niederen Volksklassen wenden müsse, und der auf die öffentliche Tugend der sogenannten ehrbaren Bürger nicht viel hielt, muß auf der Badenburg seine Absichten nicht ge­billigt gesehen haben, weil er über die Marburger sich so unge= halten äußerte."

In demselben Monat Juli ging der Landbote" aus der Presse hervor und wurde im Auftrage Weidig's durch die Mit­glieder der geheimen Gesellschaften verbreitet. Die Hauptstellen aus diesem merkwürdigen Aftenstücke, bem eigentlich mehr eine soziale als politische Tendenz zu Grunde liegt, werden wir später mittheilen.